Snapes letzter Kampf

 

 

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Autorin: Potionmaster

 

"FIAT NOX OCULIS !" ("Es werde Nacht in Deinen Augen!")

Voldemort hatte seinen Zauberstab direkt auf Severus Snapes vor Entsetzen geweitete Augen gerichtet. "S n a p e !", zischte er, "Wie habe ich auf diesen Augenblick gewartet! Du hast mich lange genug getäuscht. Du hast Dumbledore von meinem Plan mit den Dementoren berichtet! Du hast Lucius Malfoy zum sabbernden Greis gemacht! Du warst es, der Fudge daran gehindert hat, mir den Schlüsselzauber des Ministeriumskerkers zu verraten. Du hast Potter zur Flucht verholfen! Du hast es gewagt, mich zu hintergehen, Snape, und dafür wirst Du jetzt büßen!" 

Severus Snape hörte Voldemorts Stimme wie durch einen Schleier. Sein langes Haar hing ihm in wirren Strähnen über das bleiche schmale Gesicht. Aus seinen schwarzen Augen tropfte Blut. In seinem Kopf hämmerte es unerträglich vor Schmerz. Mc Gonagall lag neben ihm auf dem kalten Steinboden, jämmerlich verkrümmt. Nichts konnte sie auf diese Welt zurückholen. Zwischen Voldemort und der großen schweren Eisentruhe, die das letzte Geheimnis der Unbesiegbarkeit von Hogwarts bewahrte, befand sich nur noch ein einziges Hindernis - Professor Severus Snape, der ehemalige Lehrer für Zaubertränke, der mit Beginn des neuen Schuljahres in drei Tagen das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen sollte.

Severus versuchte verzweifelt, sich aufzurichten. Sein rechtes Bein war vollkommen gefühllos und stand in unnatürlicher Weise vom Körper ab. Krämpfe schüttelten seinen Körper. In seinem Hirn arbeitete es fieberhaft:
Dumbledore - in Askaban, das von Voldemort beherrscht wurde. Flitwick - in einen Zwergdackel verwandelt. Moody - hatte sich selbst gerichtet. Hagrid - unerreichbar im Land der Riesen. Lupin - tot. Black - tot.
Ach Black... Snape hatte ihn gehasst, seit er ihn das erste Mal als Erstklässler im Hogwarts-Express sah. Unzählige Male waren sie seitdem aneinandergeraten und oft, viel zu oft, musste Snape eine Niederlage hinnehmen. Es war auch Sirius Black, der ihn vor dem einzigen Menschen, der Severus je etwas bedeutet hatte - die Mitschülerin und spätere Journalistin Mary Anne O`Hara - übel verleumdete. Mary Anne... Er würde sie nie wiedersehen, konnte ihr erklären... 

Es war vorbei. Alles war vorbei. Severus Snape war allein, allein in seinem Sterben wie er es auch in seinem Leben gewesen war. 

Dumbledore zum Gefallen bemühte er sich, Sirius als Gefährten zu betrachten, gemeinsam gegen Lord Voldemort - na ja. Albus Dumbledore ließ sich vielleicht täuschen, Black nicht. Dass jedesmal, wenn sein Blick den des Erzfeindes streifte, ein gefährlicher Glanz Snapes unergründliche dunkle Augen in Feuerbälle verwandelte, war Black sicher nicht verborgen geblieben. Black bedankte sich bei Snape auf seine Weise. Kurz bevor ihn der Kuss des Dementors traf, schrie er Snapes Namen als den des Spions heraus. Wie durch ein Wunder konnte Severus bisher Voldemorts Rache entkommen. Jetzt war er hier, in Hogwarts, seiner letzten Zuflucht, dem einzigen Ort, wo er jemals so etwas wie Glück empfunden hatte. 


Aber nun hatte ihn Voldemort doch gefunden. 

Voldemorts lippenloser schmutziggrauer Mund verformte sich zu einem triumphierenden Grinsen. Langsam, ganz langsam kam er näher. Sein Zauberstab berührte jetzt fast Snapes zerfetztes schwarzes Hemd. 'Nein', schrie es in Severus Snape, 'Nein..., einmal ... wenigstens einmal..., ich....... muss...... will....... nicht.......' Er riss sich hoch und prallte frontal gegen Voldemort. Der stolperte fluchend rückwärts. Im Fallen fauchte er "CRUCIO !" und - Severus, der wieder auf dem Boden zusammengesunken war, schlug es die Arme nach hinten. Mit einem harten Aufprall flog er gegen die Eisentruhe. Sein Körper wand sich in wahnsinnigem Schmerz. Er konnte dem nichts mehr entgegensetzen. Nach einer Unendlichkeit blieb der Zaubertrankmeister leise stöhnend liegen. 

Voldemort war jetzt ganz nah. Snape spürte den stinkenden Atem. Seine Hände schnellten instinktiv nach vorn, dorthin, wo er den grausamsten aller Magier vermutete. Er bekam Voldemorts linkes Bein zu packen. Voldemort fiel kopfüber auf den Lehrer. Plötzlich glitt etwas in Snapes Hand: Voldemorts Zauberstab! Severus umklammerte den Holzstock fest und rammte ihn dem anderen mit seiner ganzen noch verbliebenen Kraft in die Seite. Seine Lippen wollten gerade den todbringenden Fluch formen, als Voldemort zur Besinnung kam und den Zauberstab ebenfalls umfasste. Snape stieß einen schwachen Zornesschrei aus. Beide rangen um den Stab, dessen Spitze mal auf Severus, mal auf Voldemort zeigte, bis...
Zwei Stimmen waren gleichzeitig zu vernehmen, die rauhe, gurgelnde von Voldemort und die dunkle, ersterbende von Severus Snape : "AVADA KEDAVRA !". 






Arthur Weasley, der seinen Sohn Ron und seine Tochter Ginny einen Tag vor Schulbeginn nach Hogwarts gebracht hatte, fand das Schloss zaubererleer. Auf der Treppe zum Verlies lag ein schwarzer zerrissener Umhang, übersät mit den Splittern eines Lehrer-Zauberstabes. Die Tür zur geheimen Kammer stand sperrangelweit offen. 

Weasley trat vorsichtig ein. In seinen Augen spiegelte sich plötzlich Entsetzen. Auf den kalten Steinen erblickte er ein Häufchen grau-grüne Asche, das einmal Voldemort, der Lord des Bösen, gewesen war. Daneben, mit einem kaum merkbaren Lächeln ohne jeden Hass auf dem blutigen leblosen Gesicht, lag Severus Snape. 

Langsam füllten sich die Gänge von Hogwarts mit Schülern. Auch einige wenige Lehrer, die die finstere Zeit überlebt hatten, trafen ein. 

Die Zauberwelt war gerettet. 



potionmaster, 28.01.2002

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