Der Wasserfall

 

 

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Autorin: Potionmaster

 


Einfach nur vor sich hin laufen, nachdenken, grübeln ohne Ende ... 



Severus Snape bewegte sich wie eine Marionette voran, immer weiter, ohne zu wissen, wohin ihn dieser Waldweg führen würde.



Voldemort hatte ihn heute kaum beachtet, ihn nur mit einem wider Erwarten kurzen Cruciatus beehrt. Immerhin, es hatte gereicht, dass ihm bis jetzt noch dicke Tropfen Blut aus der Nase quollen. 



Snape war dieses Mal nicht sofort nach Hogwarts zurückgekehrt. Er fühlte sich außerstande, einem Menschen zu begegnen, ihm in die Augen zu blicken. Nach jeder Zusammenkunft mit dem mörderischen Lord wurde es schlimmer, das Gefühl des Ekels, der abgrundtiefen Verachtung, des Hasses, das er für sich empfand. Selbst Dumbledore's Vertrauen vermochte ihn nicht mehr aufzurichten. Die gutgemeinten Motivationsversuche des Direktors fielen bei Severus in eine bodenlose dunkle Leere. Dorthin, wo einst eine menschliche Seele gelitten hatte.





Es war keine Kraft mehr in ihm, sich von Voldemort zu lösen. Es war auch keine Kraft mehr in ihm, so weiterzuleben. 



Allem ein Ende bereiten. Das Nützlichste, was er je vollbracht hätte. Endlich den Mut dazu aufbringen. Unbemerkt verschwinden, als ob es nie einen Severus Snape auf der Welt gegeben hätte ... was zweifellos besser für die Welt gewesen wäre. Warum hing er nur so an seinem erbärmlichen Leben ...





Es gab niemanden, der ihn vermissen würde, im Gegenteil. Severus war anscheinend keine liebenswerte Person. Er war es noch nie in seinem Leben gewesen. Warum sollten sich seine Eltern, früheren Klassenkameraden, Kollegen und Schüler irren ... 



Er hatte sich während der letzten Jahre immer mehr in sich zurückgezogen, verbittert, sarkastisch, zynisch, abweisend und unglücklich, ohne Glück gekannt zu haben. Keiner wagte je den Versuch, diesen Panzer aus Kälte und Eis aufzuschmelzen. Er war einsam, hoffnungslos einsam. Auch jetzt. 

Er musste seine Entscheidung allein treffen, ganz allein. 



Langsam schlich die Dämmerung über den Horizont. Das Gestrüpp um ihn herum lichtete sich und gab den Blick auf ein kleines Tal frei, in dessen Mitte sich ein paar Häuschen anmutig in die untergehende Sonne schmiegten. 



Severus betrachtete still diese Idylle. Nein, es war kein angenehmer Anblick. Ihm wurde nur um so schmerzhafter bewusst, wie sinnlos sein Leben geworden war. Er konnte es nicht mehr ertragen. Er konnte sich nicht mehr ertragen. Severus wandte sich ab und flüchtete in das schützende Dämmerlicht des Waldes zurück. 





********************* 









Die Sonne war fast untergegangen. Severus lief und lief wie ein Wahnsinniger, um seinen Schmerz zu betäuben. Schließlich blieb er keuchend stehen, sich an einen großen Baum klammernd. 

Etwa 50 Meter abwärts hörte er einen Fluss rauschen. Severus raffte sich auf und taumelte rasch hinunter. Tatsächlich, ein wild sprudelnder Fluss, der sich ein Stück weiter aus einem tosenden Wasserfall ergoss. 



Im letzten Tageslicht zeichnete sich eine schmale Gestalt am felsigen Ufer ab. Er bremste hastig seine Schritte. Eine Frau. Sie stieg gerade aus dem Wasser, dass in der winzigen Bucht etwas ruhiger zu sein schien. Ihre Kleidung lag auf einem Felsvorsprung. Severus stand wie angewurzelt und starrte fasziniert auf ihren entblößten, zarten Körper, auf dem hunderte Tropfen perlten. 



Zum Glück hatte sie ihn nicht bemerkt. Er schloss und öffnete die Augen, um diese unwirkliche Szene zu vertreiben. Schon wollte sich Severus leise entfernen, als sein Blick auf der gegenüberliegenden Uferseite weitere Gestalten ausmachte. Er fuhr zusammen. Todesser. Die schwarzen Kapuzen-Roben waren unverkennbar. Sie zerrten einen dunkel gekleideten, älteren Mann zwischen sich her. 



Im selben Augenblick traten auch am diesseitigen Ufer Todesser aus dem dichten Gehölz. Zwischen ihnen und der jungen Frau befanden sich nur wenige Meter und ein paar größere Felsbrocken. 



Die Frau begann nichtsahnend ihre Bluse und ihren Slip überzustreifen. 



Sie würden sie unweigerlich entdecken. Sie würden sie grausam foltern. Sie würden sie erniedrigen. Sie würden sie töten, ganz am Ende. Severus hatte viel zu oft solche Szenen mitansehen müssen und nur selten etwas dagegen tun können. Und jetzt ... sollte es ihm nicht gleichgültig sein, was geschehen würde ... schließlich war ihm die Frau gänzlich unbekannt ... er hatte wichtigere Dinge zu erledigen ... 



Im selben Moment sprang Severus auf und eilte geschmeidig und leise wie eine Raubkatze auf die kleine Frau zu. Um sie schnellstmöglich in die Deckung der Felsen zu bringen, blieb ihm nichts weiter übrig, als sich auf sie zu werfen, in der wahnwitzigen Hoffnung, dass die Geräusche nicht von den Todessern wahrgenommen wurden. 



Vor Entsetzen stumm, lag die Frau halb unter ihm an den Felsen gepresst und starrte ihn in Todesangst an. 



Severus versuchte krampfhaft, ein beruhigendes Lächeln auf sein Gesicht zu zwingen. 



"Still, ganz still, bitte, sie dürfen uns nicht bemerken.", flüsterte er noch außer Atem. "Dort drüben. Und hier, gleich neben uns." 



Die Frau folgte zögernd seinem Blick und zuckte erschrocken zurück. Ihre freie linke Hand krallte sich in seinen Arm. 



"Wer ... Warum ...", stammelte sie fast unhörbar. 



Ohne darauf einzugehen, murmelte Severus: "Sobald es ganz dunkel ist, müssen Sie hier weg, sonst sind Sie verloren." 



Der traurige Ernst in seiner dunklen Stimme ließ sie schweigen. 





Die Todesser hatten sich genau gegenüber zu beiden Seiten des Flusses aufgestellt. Der alte Mann stand allein an der Uferböschung. Es gab kein Entrinnen für ihn. Das abscheuliche Schauspiel wurde durch Fackeln erhellt, die jeder der Unmenschen in der Hand trug. 



Die Frau stöhnte auf. "Walter Beddingfield, unser Vikar aus dem Dorf." Ihre Augen füllten sich mit Tränen.



"Was hat er getan ..." 



"Wahrscheinlich nichts, es braucht keinen Grund ..." erwiderte Severus bitter.



"Sie kennen diese Leute." Sie stellte es mehr fest, als sie fragte. Severus nickte stumm. Seine Gesichtszüge wurden hart. 



Es war eines der üblichen Rituale, das nun folgte. Der Vikar wurde mit dem Cruciatus-Fluch belegt und anschließend gezwungen, sich durch den reißenden Fluss zu kämpfen. Am anderen Ufer angekommen, wiederholten die hier versammelten Todesser die grausame Prozedur. Noch zweimal schaffte der Bestrafte, das Wasser zu durchqueren. Beim dritten Mal brach er mitten im Fluss zusammen und versank in den Fluten, die seine Leiche mit rasender Geschwindigkeit davon trugen. Die Todesser entzündeten ein Feuer und feierten die gelungene Zeremonie. 



Severus verfolgte gebannt die Todesqual des alten Mannes. Es war das erste Mal, dass er sich in der Rolle des Unbeteiligten befand. Auf der Seite der Unschuldigen stand. Dort, wo er seit langem hätte stehen müssen. Eine tiefe Verzweiflung griff nach seinem Herzen. 



Die Frau lag zusammengekauert neben ihm, die Augen in den Handflächen vergraben, und schluchzte leise vor sich hin. Unsicher strich er über ihr feuchtes langes Haar. 



Er war ganz gewiss nicht der Geeignete, um einer Frau Trost zu spenden. Er, der selbst niemals Trost empfangen hatte. Der es verlernt hatte, Gefühle zu offenbaren. Der sich jegliches Recht absprach, etwas anderes als Abneigung und Hass von den Menschen entgegenzunehmen.



Und jetzt drängte sich ein zitternder Körper an ihn, Schutz und Geborgenheit suchend. Severus drehte sich ganz zu der unbekannten Frau herum und legte vorsichtig einen Arm um ihre Schultern. Ehe er noch darüber nachdenken konnte, berührten seine Lippen ihre Stirn zu einem sanften Kuss. Begann sein Hand, ihren Rücken zu streicheln. 



Immer wieder wurde sie von lautlosen Weinkrämpfen geschüttelt. Severus zog seine Todesser-Robe aus und wickelte die Frau so gut es ging darin ein. Er grinste höhnisch. Ein Mal wenigstens diente der schwarze Kapuzenmantel einem guten Zweck ... 



Seinen Vorsätzen zum Trotz, hatte er sie wieder in die Arme genommen. Für einen unwiederbringlichen Augenblick lang nahm er die Nähe eines anderen menschlichen Wesens in sich auf. Gab sich diesem wundervollen Gefühl hin. Kam sich nicht wie der letzte Abschaum vor. Konnte vergessen. 



Eng aneinander gedrückt, harrten sie aus. Schließlich war die junge Frau, den Kopf an seine Brust geschmiegt, eingeschlafen. 



Plötzlich raschelten Schritte, weinselige Stimmen kamen näher. Severus fuhr aus seinen Gedanken hoch. Auch die junge Frau war erwacht. Sie mussten verschwinden, sofort. 



Bemüht, kein Geräusch zu verursachen, schlichen sie in den Abhang hinauf. Verdammt. Der ganze Wald schien von Todessern zu wimmeln. Zurück zum Ufer. Sie kletterten über die unförmigen, scharfkantigen Felssteine, stolperten voran, rissen sich die Kleidung, Hände und Knie auf, jeden Moment ihre Entdeckung erwartend. Bis ihnen ein weiterer Lagerplatz mit gröhlenden Todessern das Weiterkommen unmöglich machte. 



Erschöpft ließen sie sich gerade noch rechtzeitig auf den steinigen Boden gleiten. Die Situation war ausweglos. Severus sah gehetzt auf. Der einzige Fluchtweg führte in den Fluss. Er fasste die Frau fest bei der Hand und zog sie ins Wasser. 



In der reißenden Strömung flogen sie wie Bälle hin und her. Immer wieder wurden sie gegen spitze Steine geworfen und versanken in unberechenbaren Wasserstrudeln. Das andere Ufer war zu steil, um an Land zu gehen. Außerdem trieben sich auch dort die schwarzen Magier herum. Zu allem Unglück bewegten sich gerade jetzt die Lichtkegel von drei Fackeln direkt auf sie zu. Und vor ihnen lag der Wasserfall. 



Die Todesser kamen immer näher. Gleich würden sie die beiden hilflosen Gestalten im Wasser erblicken ... 



Über das blasse, zerkratzte Gesicht der Frau hatten sich wirre, nasse Haarsträhnen gelegt. Ihre weiße Bluse war an der rechten Schulter zerfetzt, die Haut darunter blutig. Sie schien am Ende ihrer Kräfte zu sein, konnte sich kaum noch aufrecht halten. 



Seine Augen nahmen in Sekundenbruchteilen ihre Angst, ihre stumm flehende Bitte um Hilfe, ihr Vertrauen in seine Kraft auf. 



Es gab kein Überlegen. Mochte sie sein, wer sie wollte, er konnte sie nicht zurücklassen. Oder seinen verhassten Mitstreitern als "Beute" übergeben. Er wusste nur zu gut, was mit ihr geschehen würde. 



Sie waren soweit gemeinsam gekommen, er würde auch gemeinsam mit ihr sterben. Es war doch das, was er sowieso vorhatte. Wenn schon im Leben einsam, dann wenigstens im Tod nicht allein. Was für ein glückliches Ende ... 



Für einen Bruchteil von Sekunden schien es Severus, als ob hinter dem dichten Schleier, den das herabstürzende Wasser über den Felsen legte, eine dunkle Öffnung schimmerte. 



Es war ihre letzte Chance. Severus packte die fast ohnmächtige Frau mit beiden Armen und presste sie an sich. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfte er sich durch den aufgewühlten Fluss, genau auf die mit einer Urgewalt herabbrechenden Wassermassen zu. 



Eine Mauer aus Millionen Tropfen. Die tosenden Wogen schlugen auf ihre Körper ein. Der Gegendruck des Wassers wurde unerträglich. Nur noch wenige Meter. Die Frau in seinen Armen fest umklammernd, warf sich Severus auf die Mauer. 



Tonnenschwere Lasten drückten ihm den Atem ab, schienen alle Knochen zu zermalmen. Betäubender Lärm prügelte auf seine Ohren ein. 'Weiter ... noch ein Stück ... weiter ...', hämmerte es in seinem Kopf. Dann legte sich Dunkelheit über seine Sinne. 





********************* 













Es mochten mehrere Stunden, vielleicht auch nur einige Minuten vergangen sein. Benommen versuchte Severus, sich aufzurichten. Er fühlte sich elend, seine Knochen rebellierten gegen jede Bewegung. 



Eine Höhle. Ein kleines, fast vollständig finsteres Gewölbe aus glitschigem Gestein, dass sich weiter hinten zu einem Gang verengte. In der stickigen Luft schwebte ein feiner Nebel aus Wassertropfen. 



Die Frau lag zusammengekrümmt an die Wand gedrückt. 



Sie war tot. Er lebte immer noch. Alles war umsonst. Er hatte versagt. Vertrauen enttäuscht. 



Trauer. Es war tatsächlich Trauer, ein Gefühl von übermächtiger Trauer, das ihm die Kehle zuschnürte. 



Er kannte sie nicht, sie kannte ihn nicht. Sie hatten kaum miteinander geredet. Sie wussten nicht mal ihre Namen. Was sie verband, war nur ein gemeinsames furchtbares Erlebnis, eine gemeinsam gemeisterte Gefahr. Ihm schien in diesem Moment, als ob das sehr viel wäre ... 







Severus sank neben ihr nieder und zog sie behutsam auf seine Knie. Hielt sie fest. Nahm ihre eiskalte Hand und führte sie an seine Lippen. 



Wie lange er so da saß ... er wusste es nicht. Es interessierte ihn nicht. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. War unfähig, zu denken. Die unbekannte Frau aus seinen Armen zu lassen. Aufzustehen. Einen Weg aus der Höhle zu suchen. 



Ein schwacher Laut drang in sein Bewusstsein. Ungläubig registrierte er, wie die Frau ihren Kopf bewegte. Langsam, ganz langsam kam sie zurück ins Leben. 



"Was ... ist ... Wo ...", flüsterte sie heiser. 



Severus war zu fassungslos, um zu antworten. Er umklammerte sie nur noch fester. Sie blieb in seiner Umarmung. Drehte vorsichtig ihren Kopf und verbarg ihr Gesicht zwischen den Fetzen seines zerrissenen Hemdes. Ihre Hand tastete nach seinem Arm. 



Er spürte ihre aufgeplatzen Lippen auf seiner bloßen zerschundenen Haut. Ein sinneraubendes Gefühl von Schmerz und Lust durchflutete ihn heiß und ließ ihn leise aufstöhnen. Sanft, wie ein Hauch einer Berührung, strich er ihr mit der rechten Hand das immer noch feuchte Haar aus dem Gesicht. 



Sie hob ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen, die in der Finsternis wie zwei schwarze Edelsteine glitzerten. Als ob sie seinen Gedanken folgen würde, schob sie ihre Hand hinter seinen Nacken und zog ihn behutsam zu sich herunter. 



Severus schloss die Augen. Seine Lippen fanden die ihren und er schmeckte das getrocknete Blut. 



Er wollte sich schon von ihr lösen, wollte ihr nicht weh tun, aber sie hielt seinen Kopf noch fester und presste ihren Mund verlangend auf seinen. Ihre Lippen verschmolzen ineinander, ihre Zungen zärtlich und begierig einander liebkosend. Ihre Hand wanderte seinen Hals hinab und streichelte ihm mit langsamen Bewegungen die Reste seinen Hemdes von Schultern und Brust. 



Severus fühlte seine Gedanken entgleiten. Ein Sog aus Erregung und brennendem Verlangen hatte ihn erfasst und füllte jeden Millimeter seines Körpers aus. Seine Finger fuhren über ihre Schulter, ihren Arm, ihren Bauch und lösten die wenigen noch verschlossen gebliebenen Knöpfe ihrer Bluse. Suchten ihre nackte Haut, sich behutsam vortastend. Ab und zu zuckte sie zusammen und biss ihm vor Schmerz in die Lippen, wenn er eine verletzte wunde Stelle an ihrem Oberkörper berührt hatte. 



Er hob sie schließlich von seinem Schoß und bettete sie auf den felsigen Boden. Beugte sich über sie. Küsste hingebungsvoll ihre Stirn, ihre Nase, ihre Wangen, ihren Mund, ihren Hals, ihre Schultern. Ließ seine Zunge gierig mit ihren Brüsten spielen. Ihre vor Lust keuchenden Atemzüge, die unbeschreiblich nahe Nähe ihres vor Erregung bebenden Körpers machten ihn fast wahnsinnig. 



Sie hatte die Arme um seinen Hüften geschlungen und zog ihn an sich. Spürte sein drängendes Begehren. Fühlte, wie seine Hand über ihren Bauch immer tiefer glitt. Ihren Slip herabstreifte. Sie streichelte, bis sie laut aufstöhnte und ihre Zähne in seiner Brust vergrub. Mit fahrigen Händen half sie ihm, seine Hose zu öffnen und den letzten störenden Stoff zwischen ihnen zu beseitigen. Sie umfasste seine Männlichkeit und führte ihn zu ihr.









********************* 









Endlich gelang es Severus, seinen Verstand wieder einzuschalten. Die Frau unter ihm seufzte entspannt. 



'Verrückt' , schoß es ihm durch den Kopf, 'in dieser Situation, wie die Tiere.' Aber die Frau hatte ihn auch gewollt, hatte nach seiner Liebe verlangt ... 



Mit einiger Mühe richtete Severus sich auf. Er zitterte am ganzen Körper. Eine lähmende Erschöpfung hatte sich über ihn gelegt. Zudem schien es keine Stelle an ihm zu geben, die nicht weh tat. 



Er reichte ihr ihre Bluse. Sein Hemd war völlig unbrauchbar geworden, also ließ er es liegen. 



Mit rauher, belegter Stimme sagte er: 



"Wir müssen hier raus. Dort am anderen Ende scheint ein Gang zu sein. Vielleicht führt er ins Freie." 



Sich an ihm festhaltend, gelang es auch der Frau aufzustehen und schwankend ein paar Schritte auf dem rutschig-nassen Untergrund zu gehen. Mühsam erkämpften sie jeden Schritt durch den engen, dunklen Gang, sich an den Wänden stoßend und immer wieder über im Weg liegende Gesteinsbrocken stürzend. Aber nach einer qualvollen Unendlichkeit zeigte sich tatsächlich ein heller Schimmer am Ende des Ganges. 



Grelles Morgenlicht blendete sie. Vor ihnen lag ein spärlich bewachsener Abhang. Niemand schien in der Nähe zu sein. Mit einer stummen Frage in seinen Augen sah Severus die Frau an. 



Sie hatten auf dem ganzen Weg kein Wort miteinander gewechselt. Die Frau wich seinem Blick aus. Wie sie da neben ihm stand ... so fremd. Der vergangene Abend, die vergangene Nacht ... unwirklich, ein Traum. Severus schluckte trocken und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. 



"Meine Hose, meine anderen restlichen Sachen, sie liegen noch auf dem Felsen am Wasserfall." , sagte die Frau leise. 



Und seine Todesser-Robe, fiel ihm schlagartig ein. Was, wenn die Todesser den Umhang, auf dessen Innenseite zwei verschlungene "S" eingestickt waren, und die Kleidung der Frau gefunden hatten ... 

Im besten Falle würden sie an ein geheimes Schäferstündchen denken. Aber ausgerechnet an dieser Stelle und warum hatte er sich nicht zu erkennen gegeben ... Sein Magen begann sich zu drehen. 



"Gut. Gehen wir. Es kann ja nicht so weit sein." Severus riss sich zusammen und lief den Abhang hinunter. 



Schweigend irrten sie durch den Wald, dorthin, wo sie den Fluss vermuteten. In der Ferne war mit einem Mal das Rauschen des Wasserfalls zu hören. 



Ihre Sachen waren fort. Erschrocken starrten sie die leeren Steine an. 



Severus konnte sich in dem Moment genau Voldemorts hässliches Gesicht vorstellen, wie es ihn voller Genugtuung höhnisch angrinste. Wie unmißverständliche Fragen aus diesem Gesicht hervorzischten, auf die er keine zufriedenstellenden Antworten wusste. Wie dieses Gesicht genüsslich seine Bestrafung verkündete ... 



"Weg hier. Ich bringe Sie nach Hause." hörte sich Severus mit einer unnatürlich heiseren, fremden Stimme sagen. 



Nach kurzer Zeit erreichten sie das Tal mit dem kleinen Dorf, das Severus gestern bereits entdeckt hatte. Vor einem der Häuschen stand ein Mann und blickte suchend in Richtung des Waldes. Zwei kleine Kinder spielten mit einem weißen, zotteligen Hund auf der Wiese. 



Die Frau blieb am Waldrand stehen und sah Severus mit einer leichten Schamröte auf den Wangen bittend an. 



Er ließ seine unergründlichen, dunklen Augen, in denen der für kurze Zeit aufgeflammte Glanz zu erlöschen begann, auf ihr ruhen. Nickte dann. Drehte sich um und verschwand mit schweren Schritten wieder im Wald.







********************* 







Ein wenig später in Hogwarts angekommen, eilte Severus sofort in seine Wohnräume. Niemand bemerkte ihn in seinem desolaten, halbentblößten Zustand. 



Zog mechanisch die Überreste seiner Kleidung aus und ging in das Badezimmer, um zu heiß zu duschen. Ein zufälliger Blick in den Spiegel zeigte ihm einen bleiches, verbittertes Gesicht, zwei hart und finster blickende Augen, einen überall zerkratzten und mit blutunterlaufenen Schwellungen übersäten Körper. Aber er wusste, das war nichts gegen das, was ihn erwartete ... 



Er griff wahllos nach frischen Sachen und seinem schwarzen Professoren-Umhang. Ging hinüber in sein Büro. Nahm aus einem geheimen, durch mehrere Zauber geschützen Fach ein Glasfläschchen mit dunkelgrün glitzerndem Inhalt. Versenkte es tief in einer Innentasche seine Umhangs. Setzte sich dann an seinen Arbeitstisch. Schrieb mit unbewegtem Gesicht ein paar Worte in seiner akkuraten, schnörkellosen Handschrift. Schob das Papier in einen Umschlag und setzte den Namen des Direktors Albus Dumbledore darauf. Ließ den Brief auf dem Tisch liegen und verließ ohne sich umzusehen seine Räume. 



Der Unterricht musste bereits begonnen haben. Es war ihm gleichgültig. Ungesehen schritt er zum Tor des Schulgeländes. Draußen apparierte er zurück an den Fluss, zu dem tosenden Wasserfall.



Er setze sich ans Ufer, auf den Felsvorsprung, wo die Sachen der Frau gelegen hatten, und sah auf das rasch vorübertreibende Wasser. 



Stille. 



Leere. 



Alle Gedanken ausgelöscht.





Severus nahm die kleine Phiole aus seinem Umhang und öffnete sie. 



"Du bekommst mich nicht. Niemand wird mich je bekommen.", murmelte er vor sich hin. 



Ruhig ließ er die dunkelgrüne Flüssigkeit Tropfen für Tropfen über seine Lippen rinnen. 



Eine überwältigende, glückverheißende Wärme raste durch seinen Körper. Ein gleißendes Licht erfüllte seine Seele. Severus richtete seine schwarzen, brechenden Augen auf den Wasserfall. Dann breitete sich Dunkelheit in ihm aus. Der Tod nahm ihn zärtlich in die Arme. 









Sehnsucht 



sehnsüchtig warte ich auf dich 

ich bin dir schon oft begegnet 

immer hast du mich abgewiesen 

sagtest ich sei nicht bereit 

deine liebe zu empfangen 





sehnsüchtig warte ich auf dich 

möchte deine sanfte berührung spüren 

deinen liebevollen kuss auf meinen lippen fühlen

deine kalten hände in den meinen halten 





deine gedanken in mich überfließen lassen 





sehnsüchtig warte ich auf dich 

ich bereue es nicht 

jetzt mit dir fortzugehen 

lass uns einen letzten platz suchen 

oben in den bergen an einem wasserfall 





sehnsüchtig warte ich auf dich 

wir werden uns lieben und einander hingeben

du weißt ich bin bereit 

du nimmst mich zärtlich in deine arme 

endlich 

endgültig 



du 

der tod 



pm 

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