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Vom Schenken von Elena


Weihnachts-Challenge auf www.severussnape.de.vu

Altersempfehlung: keine
Disclaimer: Alle bekannten Figuren in dieser Story gehören J.K. Rowling.



6. Dezember, früher Abend

Das eine wusste Severus Snape genau: In Wahrheit galt die ganze Aktion einzig und allein der Unterhaltung des Dunklen Lords.
Mit trauter Weihnachtszeit hatte dessen Idee von einer Weihnachtsfeier mit Todessern so wenig zu tun wie die drei unverzeihlichen Flüche mit Weißer Magie.
Snape stützte den Kopf auf die Hände und massierte seine Schläfen. Seit Stunden saß er bereits in seinem Büro und dachte über das Problem nach. Vor ihm stapelten sich die Hausarbeiten seiner Schüler, die er aber nicht beachtete.
Wachs tropfte von den Kerzen des Leuchters auf dem Tisch und hinterließ auf einem seiner Bücher unschöne Flecken. Der Zaubertrankmeister hob den Blick und betrachtete die Schererei. Die Wachsflecken sehen wie Rentiere auf einer Weide aus, sinnierte er beiläufig. Im selben Moment verdrehte er die Augen. Verflucht, er sah wegen dieser Aktion bereits überall weihnachtliches Beiwerk. Fehlte nur noch, dass Dumbledore zuließ, dass sich ganz Hogwarts in einen einzigen Weihnachtsmarkt verwandelte.
Ein freudloses Lachen entfuhr Snapes Kehle. Wahrscheinlich würde man ihn dann als Sensation vorführen: 'Sehen Sie den Spion, der noch immer lebt!'. Und gleich daneben würde dann Potter stehen, als 'Der Junge, der überlebt hat!'.
"Zurück zum Thema!", ermahnte sich Snape.
Diese dämliche Idee würde ihm noch das Genick brechen. Das schlimmste daran war das Geschenk.
Er brauchte ein Geschenk für einen Todesser!!!!


10. Dezember, weit nach Mitternacht

Erleichtert ließ sich Snape in seinen Sessel sinken. Die halbe Nacht hatte er bei einem Treffen der Todesser verbracht. Der Lord war äußerst guter Laune gewesen, was sich darin äußerte, dass er immer wieder auf die große Geschenkaktion hinwies. Er lächelte, was seine Gesichtszüge noch mehr als sonst entstellte. Aus dem lippenlosen Mund drang ein tiefes, dröhnendes Lachen.
"Hast du schon ein Geschenk?", wollte Voldemort von ihm wissen.
Wieder dieses grässliche Lachen.
"Ich arbeite daran, mein Lord!", beeilte sich Snape zu versichern und unterdrückte mit aller Macht ein Zähneknirschen.
In seiner grenzenlosen Weisheit und Güte hatte Voldemort verfügt, dass sich nur die Todesser des Inneren Kreises gegenseitig kleine Weihnachtsgaben schenken sollten. Dabei bestimmte er natürlich, wer wen mit einer Aufmerksamkeit beglücken durfte. Seine Augen funkelten, als er langsam durch die Reihen seiner Anhänger schritt und mit der Spitze des Zauberstabes auf die jeweilige Person deutete.
Crabbe sackte in sich zusammen, als er erfuhr, dass er für Bellatrix Lestrange etwas finden musste. Bellas hysterisches Lachen blieb ihr allerdings im Hals stecken, denn ihr wurde Snape zugewiesen. Bellas Verstimmung hielt den Rest des Treffens an, wie der Zaubertrankmeister belustigt feststellen konnte.
Aber auch Snape hatte keinen Grund zum Jubeln, denn er musste sich etwas für Lucius Malfoy einfallen lassen. Ausgerechnet Lucius! - Jede Wette, dass Lucius in Gedanken hämisch grinste.
Für Malfoy fiel die Wahl wohl noch am Besten aus. Seine Aufgabe war es, Goyle zu beschenken. Wahrscheinlich wäre dieser mit allem zufrieden, soweit es etwas mit Essen zu tun hatte. Einen Gänsebraten vielleicht?
Fraglich, ob Voldemort damit auch zufrieden wäre. Dem Dunklen Lord stand der Sinn wahrscheinlich nach völlig anderer Zerstreuung.
Snape stand auf und wanderte unruhig durch das Zimmer. Was schenkte man einem Lucius Malfoy?
Er sah hinauf zum Regal, auf dem sein Rabe damit beschäftigt war einige Nüsse zu knacken, die er aus der Schale vom Tisch gestohlen hatte.
"Du hast auch keinen Vorschlag, oder?"
Der Rabe hielt inne, schüttelte Kopf und Federkleid und widmete sich wieder den Objekten seiner Begierde.
"Nein, natürlich nicht."


16. Dezember, nach Mitternacht

Wieder hatte Voldemort die Mitglieder des Inneren Kreises zu sich gerufen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Ihm schien nichts auf der Welt mehr zu interessieren, als diese Weihnachtsfeier.
Hatte jeder bereits Geschenke für seinen Partner?
Immer dieselbe Frage.
Originell und unterhaltsam sollte es sein, betonte der Lord dabei erneut.
Schade, überlegte Snape in einem Anflug von Sarkasmus, dann fällt Haarspray für Lucius wohl aus. Er konnte sich natürlich denken, was der Lord unter einer originellen Unterhaltung verstand. Wahrscheinlich stand 'Muggel quälen' ganz oben auf der Bestsellerliste, gefolgt von 'Gefolgsleute bestrafen'.
Langsam kamen Snape Zweifel über das, was schlimmer war: die verrückten Weihnachtsambitionen des Lords oder dessen Größenwahn. Wahrscheinlich ließ sich das eine nicht mehr von dem anderen trennen.
Für Snape gab es viele gute Gründe, Weihnachten nicht zu mögen. In diesem Jahr kam ein neuer hinzu.


19. Dezember, später Nachmittag

Nach Tagen weiterer Ratlosigkeit begab sich Snape in die Schulbibliothek. Es war unwahrscheinlich, dass er dort irgendeine Hilfe für sein Problem fand, aber in Büchern zu stöbern war immer inspirierend. Vielleicht fiel ihm in der 'Verbotenen Abteilung' ein Buch in die Hände, das ihm bei der Lösung des Problems half?
Madam Pince staunte nicht schlecht, als am späten Nachmittag der Zaubertrankprofessor bei ihr erschien und nach den Schlüsseln für die 'Verbotene Abteilung' verlangte.
Dort streifte ihr Kollege ruhelos an den langen Regalreihen entlang. Sie wagte jedoch nicht, Snape zu fragen, was er suchte.
Schließlich ließ sich der Professor an einem Tisch in einer Ecke nieder. Hinter einigen Stapeln Büchern verborgen, hatte er sich völlig in andere und viel interessantere Themen vertieft.
Er wurde erst wieder an sein Hauptproblem erinnert, als zwei Schüler sich in der Nähe an einen der Tische setzten. Doch statt sich um ihre Hausaufgaben zu kümmern beherrschte nur ein Thema ihr leises Gespräch.
"Ja, ich freue mich sehr auf das Fest. Mein Bruder hat gesagt, es wäre schon o.k. für ihn, wenn ich einen neuen Zauberstab bekäme, solange er einen neuen DVD-Player erhält, damit er endlich wieder seine 'Herr der Ringe-Reihe' anschauen könne."
"DVD-Player?"
"Damit lassen sich Bilder bewegen - Muggelzeug - zu kompliziert, um es zu erklären. - Hey, wie oft soll ich es denn noch sagen, ich komme aus einer Muggelfamilie und bin der einzige mit magischen Fähigkeiten."
"Ja, richtig! Du bist so gut in Zauberei, dass ich das immer wieder vergesse."
Snape runzelte die Stirn. Alle Welt schien ziemlich konkrete Vorstellungen von Geschenken zu haben, außer ihm.
Nein, dass konnte man so nicht sagen. Er hatte sogar eine hervorragende Idee, aber er bezweifelte, dass Lucius einen unverzeihlichen Fluch wirklich lustig finden würde.


23. Dezember, wieder weit nach Mitternacht

Offensichtlich gefiel es dem Lord, seine Todesser nun jedes Wochenende zu sich zu rufen, um sie an die Geschenke zu erinnern. Wie Snape schon in der letzten Woche feststellen musste, besaß der Lord eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was die Mitglieder des Kreises sich schenken sollten. Der Hinweis, dass er jeden zu Fischfutter verarbeiten würde, wenn dieser sich nichts Originelles einfallen ließe, war mehr als überflüssig.
Wahrscheinlich würde es in diesem Jahr eine Menge Futter für die Fische geben, dachte sich Snape.
Der Zaubertrankmeister holte tief Luft. Er hatte wirklich genug von der ganzen Sache. Zum Glück konnte er jetzt wenigstens eine Idee vorweisen. Danach, hoffte er heimlich, würde er nie wieder diesen Zirkus mit Geschenken mitmachen müssen.


24. Dezember, eine halbe Stunde vor Mitternacht

Die Todesser versammelten sich langsam im alten Riddle-Haus. Viele von ihnen schleppten große Pakete an, andere grinsten geheimnisvoll oder zuckten nur unbestimmt die Schulter, wenn sie gefragt wurden, ob sie auch etwas Schönes und Unterhaltsames gefunden hatten.
Manch einer warf einen verstohlenen Blick auf das jeweils zu erwartende Geschenk.
Eine seltsame Unruhe, ja fast kindliche Freude, lag über dem Salon des Riddle-Hauses.
Das gesamte Anwesen, durch Zauber vor Muggelaugen geschützt, erstrahlte in einer bizarren Dekoration, die eher an Halloween als an Weihnachten erinnerte.
Silber, Schwarz und Grün waren die beherrschenden Farben, nur hier und da von blutroten Kerzen unterbrochen.
Girlanden bewegten sich in sanfter Zugluft, so dass die kleinen Knochenanhänger an ihnen einen leise wimmernden Ton abgaben, wenn sie aneinander schlugen.
Hauselfen aus den verschiedensten wohlhabenden Zaubererfamilien huschten geduckt herum und legten letzte Hand an. Sie schafften Essen, Getränke, Geschirr und Gläser für das Fest herbei.
Lucius Malfoy, ganz in Schwarz und Rot gekleidet, beobachtete seine Hauselfen mit strengem Blick und half zuweilen auch mit einem Fußtritt nach. Um keinen Preis durften sie ihn vor seinem Meister blamieren.

Er inspizierte noch einmal die gesamte Ausstattung, als ein hysterisches Kichern erklang. Bellatrix Lestrange war auf der Bildfläche erschienen und zerrte ihr Geschenk für Snape hinter sich her. Es war ein Mädchen, ganz und gar in einen langen Umhang gehüllt, nur die Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht.
Das junge Ding erregte sofort Lucius' Aufmerksamkeit.
Er kannte das Gesicht.
Ein gehässiges Grinsen umspielte Malfoys Mundwinkel.
"Miss Granger!", sagte er mit gespielter Höflichkeit. "Dass Sie sich unter uns mischen, ist fast zu viel der Ehre. Bella, wo hast du diese Besserwisserin denn aufgegriffen?"
"Du ahnst nicht, wie einfach es ist, bei einer Muggelfamilie einzudringen, sich das passende Geschenk auszusuchen und wieder zu verschwinden. - Hey, Schlammblut, hör auf zu zappeln, sonst setzt es was."
Wie zur Bestätigung zerrte Bella an der Kette, die um den Hals des jungen Mädchens lag.
"Der einzige Nachteil bei diesem Schlammblut ist ihr ewiges Geplapper. Ich musste ihr einen Stummzauber verpassen und die Hände binden. Sie hat Temperament, wird Snape bestimmt gefallen."
"Das Schlammblut ist für Snape?"
"Mein Geschenk für ihn. Wollen doch mal sehen, wie begeistert er ist."
"Du hältst ihn noch immer für einen Verräter?"
"Du nicht?"
"Der Lord ist anderer Meinung!"
"Wir werden sehen. Wenn er das Mädchen zu unserer Unterhaltung nicht richtig tanzen lässt", wieder dieses hysterische Lachen, "dann dürfte wohl alles klar sein.
Der Lord mag keine Muggelliebhaber!"
Mit diesen Worten stieß Bella Hermine Granger in einen der Sessel. Einen Moment dachte sie nach, dann sprach sie einen Zauber über Granger aus, so dass diese völlig apathisch wurde.
"Sicher ist sicher!", betonte sie und grinste gemein. "Ich will keinen Zwischenfall, wenn der Meister erscheint."
Todesser traten näher, um sich das Geschenk für Snape anzuschauen. Anzügliche Bemerkungen gingen hin und her.
Die Schülerin aus Hogwarts saß mit stumpfem Blick da und ließ alles über sich ergehen.


24. Dezember, kurz vor Mitternacht

Voldemorts Innerer Kreis war fast vollständig versammelt. Die Todesser hatten auf ihre Masken und Umhänge verzichtet und standen nun herausstaffiert einzeln oder in Gruppen herum. Je mehr der Uhrzeiger auf Mitternacht zuging, umso nervöser wurden alle. Würden die Geschenke den Meister erfreuen? Fanden sie Beifall unter den Augen der anderen?
Bella dürfte in jedem Fall das Wohlwollen des Lords erlangen. Immerhin hatte sie ein ganz besonderes Geschenk: ein Mitglied des goldenen Trios.
Snape, der alte Giftmischer, hatte wieder einmal ein Glück!

Der Mann, dem man so viel Glück nachsagte, erschien fünf Minuten vor Mitternacht im Riddle-Haus.
Zur allgemeinen Verwunderung kam er in Begleitung. Wer die Person jedoch war, konnte man nicht sehen. Ihr Gesicht wurde von der Kapuze eines weiten Mantels bedeckt.
Die Anwesenden tuschelten miteinander. Neugierig reckten einige ihre Köpfe.
Snape blieb von alledem unbeeindruckt. Er nahm seine Begleitung und zog sich mit ihr in eine ruhige Ecke zurück. Wenn ein anderer Todesser sich ihm näherte, trat er nur unmerklich vor. Er sprach leise, so dass kein Außenstehender etwas vernehmen konnte, doch musste es eine Drohung sein, denn der Betreffende trollte sich sehr schnell wieder.
Lucius widerstand der Versuchung zu Snape zu gehen und sein Geschenk zu begutachten. Denn, dass die unbekannte Person ein Geschenk für ihn war, dürfte wohl klar auf der Hand liegen.
Es sah so aus, als hätten Bella und Snape die gleiche Idee gehabt. Doch wer steckte unter dem Umhang?

Die Hauselfen waren lautlos verschwunden. Die Zeiger der Uhr zählten die letzten Sekunden bis Mitternacht. Jeden Moment würde der Dunkle Lord unter ihnen erscheinen.
Die Todesser stellten sich im Kreis auf und erwarteten mit gebeugten Knien ihren Meister.
Ein Nebel, der sich um sich selbst in der Mitte der frei gelassenen Fläche drehte, kündigte das Erscheinen Lord Voldemorts an.
Der Nebel verdichtete sich und wurde zu einer hohen Gestalt. Zuerst konnte man die rotglühenden Augen aus dem immer dunkler werdenden Grau erkennen. Danach wurden die Konturen sichtbar: der kahle Kopf, die langen spinnenförmigen Hände, der Umhang.
Dann stand er unter ihnen.
Lord Voldemort!


25. Dezember, Beginn des 1. Weihnachtsfeiertages

Die Köpfe senkten sich tiefer und im Chor begrüßten die Todesser ihren Meister.
Voldemort genoss die Anbetung seiner Anhänger und ließ seinen Blick über die gebeugten Gestalten schweifen. Er erfasste die Ausstattung des Salons, die vielen kleinen und großen Pakete, die sich überall stapelten, den Tisch mit dem Büffet und dem dunkelroten Punsch. Auf Hermine Granger, die noch immer teilnahmslos im Sessel saß, verweilten seine Augen länger und auch an der verhüllten Gestalt in der Ecke.
Sein lippenloser Mund verzog sich zu einem boshaften Grinsen.
Schließlich hieß er die Mitglieder seines Inneren Kreises in seinem Elternhaus willkommen.
"Erhebt euch, meine Freunde und lasst uns nicht länger auf die Geschenke warten."
Die Todesser standen auf. Sie wichen ein wenig vor ihrem Meister zurück, der befahl, seinen Sessel näher an den Kamin zu rücken.
Erwartungsvolle Stille.
Mit gemischten Gefühlen vermieden die Anwesenden die Blicke der anderen. Wer würde wohl als Erster an der Reihe sein?
Snape blieb in der Nähe seines Geschenkes stehen, so als müsste er es bewachen und beobachtete mit ausdruckslosem Gesicht das Geschehen.

Die Übergabe der ersten Geschenke war nicht sehr spektakulär.
Der Lord nannte einen Namen. Der Betreffende eilte sofort mit dem Geschenk zu seinem Herrn. Dann trat der zu Beschenkende vor, dem das Paket überreicht wurde.
Manchmal zeigte sich der Lord amüsiert, manchmal auch enttäuscht. Sein Missvergnügen brachte er mit kleinen Disziplinarstrafen zum Ausdruck, die Schenker und Beschenkte oft im gleichen Maße trafen.

Dann kam Lucius Malfoy mit seinem Geschenk an die Reihe. Snape sah seine Einschätzung bestätigt. Goyle packte eine goldgelb gebratene Gans aus, die so himmlisch duftete, dass er einfach hineinbeißen musste. Snape vermutete einen kleinen Verführungszauber von Malfoy. Eigentlich hätte Goyle zuerst nachdenken sollen, bevor er sich den Braten schmecken ließ. Aber, wie zu erwarten, und damit dürfte Malfoy gerechnet haben, erlag Goyle der Verführung. Natürlich hatte Malfoy den Gänsebraten verzaubert. Und dann kam, was einfach kommen musste.
Das tote Geflügel hüpfte Goyle aus den Händen und begann wie verrückt durch den Raum zu laufen, eine verführerische Fahne von Bratenduft hinter sich herziehend.
Schadenfreude und Spott der anderen Todesser waren ihrem Kameraden sicher.
Goyle lief dem toten Tier mit hochrotem Kopf hinterher und bekam es erst nach einigen Minuten zu fassen.
Voldemort schien belustigt zu sein und rief den nächsten Namen auf.

Die Geschenke gewannen für Lord Voldemort an Attraktivität, je mehr Gaben ihren Besitzer wechselten. Es war, als wüsste der Lord sehr genau, was er zu erwarten hatte und sich daher das Beste und Aufregendste bis zum Schluss aufhob.
Letztendlich blieben nur noch Bellatrix Lestrange und Severus Snape übrig.
Bella packte die junge Frau am Arm und zerrte sie hoch. "Komm, Täubchen", giggerte sie. Ihre Augen blitzten vor erwartungsvoller Freude. "Wollen sehen, was der Giftmischer mit dir anstellen wird."
Hermine Granger stolperte, noch immer desorientiert, der Todesserin hinterher.
"Das, mein Lord", begann Bella, "ist Hermine Granger, ein Mitglied des goldenen Trios, ein Schlammblut, das es gewagt hat den Kopf höher zu tragen als es ihr zusteht. Eine Muggel! Eine Staubfresserin!
Sie ist mein Geschenk an Snape. Soll er ihr zeigen, wo ihr Platz ist. Soll er sie, Euch zu Ehren, für ihren Hochmut bestrafen."
Bellatrix sah sich zu Snape um, der noch immer neben der verhüllten Gestalt stand und wartete.
Voldemorts Augen glitzerten vor Entzücken. "Wahrlich ein großzügiges Geschenk!", bestätigte er.
Der Lord stand auf und betrachtete Granger eingehender. Seine dünnen Finger legten sich unter ihr Kinn und zwangen sie zu ihm aufzuschauen. Von der Leere ihres Blickes blieb Voldemort unbeeindruckt.
"Snape!", rief er den Zaubertrankmeister zu sich, "Komm und schau dir dein Geschenk an."
Snape gehorchte. Er schob dabei seine verhüllte Begleitung vor sich her und ließ sie neben Granger verharren.
Bella warf ihm das Ende der Kette zu, die um den Hals der jungen Frau gebunden war. "Hier, Giftmischer!"
Geschickt fing Snape sie auf und verbeugte sich leicht vor Bellatrix Lestrange. "Ich fühle mich geehrt und werde dir gleich zeigen, dass ich durchaus weiß, was man mit solch einer Alleswisserin anfangen kann."
"Wirklich?", fragte Bella mit provokantem Ton.
"Genug!", donnerte Voldemort, der mit der eingehenden Betrachtung von Granger fertig war. Sein Blick ruhte nun auf der verhüllten Person neben der Muggelfrau.
Sofort wurde es so still im Salon, dass man aus der Ferne den Autoverkehr der Nichtzauberer auf der Straße vernehmen konnte.
"Bevor sich Snape seinem hervorragenden Geschenk widmen darf", Voldemort tätschelte Granger die Wange und strich Bellatrix Lestrange wohlwollend über das Haar, die sich aus Dankbarkeit für das Lob vor ihn auf die Knie warf und seinen Saum küsste, "will ich sehen, was er selbst zu bieten hat. Lucius, zu mir!"
Sofort eilte Lucius Malfoy an die Seite seines Herrn. Er hatte schon die ganze Zeit auf sein Geschenk gelauert und versucht zu ergründen, was oder besser, wer sich unter dem Umhang verbergen mochte. Gab es etwas, was Bellatrixs Geschenk in den Schatten stellen konnte? Was war noch besser als die Granger?

Snape verbeugte sich noch einmal vor seinem Herrn. Dann zog er seiner Begleitung mit einem Ruck die Kapuze vom Kopf. "Mein Geschenk an Lucius Malfoy!", sagte er mit einem feierlichen Unterton in der Stimme.
Vor ihnen stand ein junger Mann mit feuerrotem Haar und unzähligen Sommersprossen im Gesicht.
"Ein Weasley!", erwiderte Malfoy verzückt, "Der jüngste der Brüder!". Schlagartig fielen ihm alle Repressalien ein, die er durch Arthur Weasley erfahren hatte und sein Gesicht hellte sich auf. Dessen Sohn sollte nun dafür büßen. Schon griff er nach seinem Geschenk, als Snape zwischen ihn und Ron Weasley trat.
"Nicht so eilig, Lucius! - Mein Lord", Snape drehte sich zu seinem Herrn um. Voldemorts gierige Augen wanderten zwischen Hermine Granger und Ron Weasley hin und her. Es war klar, dass weder Snape noch Malfoy ihre Geschenke behalten würden.
"Mein Lord", versuchte es der Zaubertrankmeister nochmals eindringlicher. Endlich hatte er Voldemorts ungeteilte Aufmerksamkeit. "Wie ich sehe, hat jeder meiner Gefährten ein Geschenk. Doch zu meiner größten Verwunderung scheint keiner Eurer getreuen Anhänger daran gedacht zu haben, auch Euch mit einem Präsent zu erfreuen."
Das leise Tuscheln im Salon erstarb ein weiteres Mal. In den Gesichtern der Todesser spiegelte sich blankes Entsetzen.
"Nun", nachdem sich Snape zu der Gefolgschaft des Lords umgeschaut hatte und mit Befriedigung die Angst in ihren Mienen sehen konnte, fuhr er gelassen fort, "ich war so frei, Euch, mein Lord, etwas ganz besonders mitzubringen."
Snape ging in die Ecke zurück in der zuvor Ron Weasley hatte stehen müssen. Dort, wo scheinbar nichts war, griff er ins Leere und hatte plötzlich etwas in der Hand.
Mit einem Ruck zog Snape den Tarnumhang von einer weiteren, ganz in Stoff gehüllten Person.
Grob stieß er diese vor sich her bis sie zwischen Ron Weasley und Hermine Granger zu stehen kam.
"Mein Lord, dieses ist mein Geschenk an Euch!" Er riss der Gestalt die Kapuze vom Kopf und zog ihr den langen Mantel von der Schulter. Vor Voldemort stand kein geringerer als Harry Potter.

Ein geiferndes Lachen entrang sich Voldemorts Mund.
Der Dunkle Lord betrachtete triumphierend das goldene Trio von Gryffindor, Dumbledores gefährliche Geheimwaffe und angeblich die größte Bedrohung seiner eigenen Existenz. Es waren doch nur Kinder und ihm nun ganz und gar in seine Gewalt gegeben.
Granger und Weasley, noch immer in den langen Umhängen gehüllt, bewegten sich nicht. Die lange Kette, um den Hals des Mädchens baumelte schlaff herab.
Potter sah genauso stumpfsinnig und hilflos aus, wie die anderen beiden.
"Du warst schon immer der Cleverste von all meinen Gefolgsleuten, Snape!" Voldemorts Mund verzog sich zu einem widerlichen Grinsen. "Und auch der Gefährlichste!", setzte er langsam hinzu. Seine Augen begannen sich im plötzlichen Erkennen zu weiten. Die Hände des Narbengesichts waren nicht gefesselt.
"Wieso hat dieser Bastard seinen Zauberstab noch?", kreischte der Lord auf und wies mit der knochigen Hand auf Potter.
Snape hob die Augenbrauen und sah mit gespieltem Erstaunen seinen Herren an. "Wie konnte ich das nur vergessen?"
Er zog mit einer Hand die Zauberstäbe von Granger und Weasley aus der Innentasche seines Umhangs. In der anderen hielt er seinen eigenen Zauberstab mit dem er den Lähmungszauber von den Jugendlichen nahm, die sofort nach ihren Stäben griffen und einen Abwehrkreis bildeten.
"Warum? - Warum dieser Verrat, Snape!", stöhnte Voldemort.
"Damit Ihr mich nie wieder dazu zwingen könnt idiotische Weihnachtsgeschenke zu packen!", gab Snape mit einer Stimme voller Abscheu zurück.
"Tu was!", schrie Voldemort und zerrte Bella, die noch immer vor ihm am Boden lag und ihn anhimmelte, an den Haaren auf die Füße. Er war von der Wendung der Dinge zu sehr überrascht, um rational zu handeln. "Los!"
Bella drehte sich um und stellte sich zu der kleinen Gruppe der Dissidenten.
"Was", die Stimme des Lords zitterte merklich, "du auch?"
"Wenn es dich beruhigt, du Scheusal", Bellatrix Lestrange Stimme wurde zunehmend dunkler, "deine verrückte Bella blieb dir treu und wird in Askaban vergeblich auf eine erneute Rückkehr von dir warten."
Die vermeintliche Bellatrix verwandelte sich allmählich. Aus den langen Haaren wurden kurze. Der wilde Blick wich einem warmen Leuchten aus braunen Augen. Die weiblichen Konturen verschwanden und innerhalb kürzester Zeit wurde aus Bellatrix Lestrange Remus Lupin.
Jetzt standen den Todessern drei Hogwarts-Schüler und zwei überaus fähige Zauberer gegenüber.

Die Anhänger des Lords begriffen allmählich, dass sie es nicht mit einem raffinierten Spiel von Snape zu tun hatten. Als sie endlich selbst zu den Zauberstäben griffen, befanden sich Harry Potter und Lord Voldemort bereits inmitten eines tödlichen Duells.
Von Außen drang Kampflärm herein. Die Wachen vor dem Riddle-Anwesen wurden von den Mitgliedern des Phönix-Ordens und des Ministeriums überrannt.
Snape hielt mit Lupin, Granger und Weasley die anderen Todesser auf Distanz, um zu verhindern, dass einer von ihnen Voldemort zu Hilfe eilen konnte.
Dann stürmten Zauberer des Ordens und Auroren den Salon und trieben die Anhänger des Lords in die Enge.
Viele der Todesser ergaben sich der Übermacht. Nur wenige von ihnen kämpften bis zum bitteren Ende.


25. Dezember, sehr später Abend des 1. Weihnachtsfeiertages

Snape lehnte sich in seinem Sessel vollkommen gelassen zurück. In der Hand hielt er ein Kristallglas mit funkelndem Rotwein. Das leicht herbe Bukett schwebte im Raum und zauberte ein unmerkliches Lächeln in Snapes Gesicht.
Endlich, es war vorbei!
Der Zaubertrankmeister fühlte sich zum ersten Mal seit vielen Jahren wirklich entspannt und frei. Diesen wertvollen Moment wollte er bis zur Neige auskosten.
Voldemort würde nie wieder von ihm verlangen Weihnachtsgeschenke zu packen, würde ihn nie wieder zwingen für ihn zu arbeiten, ihn nie wieder demütigen und auslachen.
Nie wieder!
Voldemort war tot und er, Severus Snape, hatte den ganzen Terror endlich überstanden.
Snape hob das Glas und prostete seinem Raben zu, der auf dem Kaminsims saß und sich voller Freude mit den Leckereien aus seiner Weihnachtsschüssel beschäftigte.
"Auf den Spion, der überlebt hat! Und ein friedliches Weihnachtsfest uns beiden!"

Ende

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