Zurück

 

Zurück zur
Startseite


Christmond von Loki


Weihnachts-Challenge auf www.severussnape.de.vu

Altersempfehlung: Keine

Disclaimer: Die bekannten Personen dieser Geschichte gehören alle Joanne K. Rowling. Lediglich Mr. Dissinger ist auf meinem Kraut gewachsen und ich danke ihm an dieser Stelle für seine Mitwirkung ;)

Inhalt: Kurz gesagt versucht sich Lord Voldemort als zuvorkommender Gastgeber seiner ersten Weihnachtsfeier. Seine Todesser bemühen sich diesen Abend möglichst schadenfrei zu überstehen.


~*~*~*~

Etwas nagte am Gemüt des Dunklen Lords. Schon seit Wochen. Ein Gefühl, dass er nicht bestimmen konnte, obwohl es ihn immer wieder einholte. Nicht etwa, wenn er von seinen Todessern umgeben war. Auch nicht, wenn er seine düsteren und für andere so verderblichen Pläne schmiedete. Dieses beklemmende Etwas schlich erst immer spät am Abend an ihn heran. Umgarnte ihn wie eine Schlange und züngelte ihm leise Geheimnisse ins Ohr. Aber der Lord verstand es nicht. Er fühlte, dass ihm etwas fehlte. Etwas sehr wichtiges war ihm abhanden gekommen und er konnte es nicht erkennen, was es eigentlich war oder wann man es ihm genommen hatte.

Als düstere Gestalt in sich zusammengesunken saß er in seinem großen und nun schrecklich einsamen Thronsaal wie in einem Gefängnis. Nicht einmal seine süße Nagini konnte ihn in seiner schlechten Laune ein wenig Freude bereiten. Ihr sonst so geschmeidiger Körper lag ihrem Meister ein wenig steif zu Füßen. Nicht nur Voldemorts Stimmung lag knapp über dem Gefrierpunkt. Burgen im Allgemeinen und schottische im Besonderen waren schwer zu beheizen. So begnügte sich die Schlange mit einem gelegentlichen Zischen, das kaum ausreichte ihrem Herrn ein mattes Lächeln zu entlocken.
Lustlos und mehr aus dem Bedürfnis irgendwas zu machen, nahm sich Voldemort eines der Plätzchen, die ihm Bellatrix Lestrange unauffällig hatte zukommen lassen. Während er auf dem trockenen Gebäck herumkaute, jagte ihm ein kurzer Gedanke durch seinen blassen Schädel.

"Schleimerin!"

Der Trübsinn und der unterschwellige Hunger ließen ein Plätzchen nach dem anderen in seinem Mund verschwinden. Schließlich stand auch das letzte von Bellas kleinen Werken kurz davor unbeachtet verschlungen zu werden. Doch dann erstarrte der Mann mitten in der Bewegung. Zum ersten Mal betrachtete er die Form, spürte die Substanz zwischen seinen verkrümelten Fingern und schmeckte die Gewürze der Saison. Zimt, Ingwer und die Süße von Honig. Nachdenklich pulte er mit der Zunge ein Stückchen Nuss zwischen den Zähnen hervor.
Die Idee kämpfte sich mit honigsüßem Flüstern an die Oberfläche seiner Gedanken. Halbherzig versuchte der von aller Welt gefürchtete Schwarzmagier sie zu verscheuchen und zurückzudrängen. Schon in der nächsten Sekunde war der Schalter umgelegt und der grottenhafte Raum wird von einem schauderhaften Gelächter des unerwarteten Triumphes erfüllt.

***


Im mehrere Meilen entfernten Malfoy Manor fiel ein Glas und zersplitterte auf einem kalten Steinboden. Roter Wein sickerte wie dünnes Blut in die Fugen. Severus Snape sah auf den vergossenen Elfenwein herab, der sich wie ein lebendes Netz vor seinen Füßen ausbreitete.
"Was ist passiert?"
Es war die ängstliche Stimme der Hausherrin. Dumpfe, schnelle Schritte verrieten, dass sie bereits auf dem Weg ins verborgene Verließ war. Dorthin, wo Severus seit einigen Tagen Zuflucht gefunden hatte. Er hatte gerade noch Zeit die Scherben einzusammeln, als Narzissas blasses Gesicht auftauchte.
"Was ist passiert?" wiederholte sie atemlos und ihr Blick huschte von den Scherben in Snapes Hand zu seinen schwarzen Augen. Dort fand sie etwas, was sie falsche Schlüsse ziehen ließ.

"Untersteh dich das zu tun!" Ihre Worte konnten den eindeutigen Hauch beginnender Hysterie nicht verbergen.

"Beruhige dich Narzissa. Mir ist nur das Glas aus den Fingern gerutscht. Es ist nichts weiter."

Sie sah erleichtert zu ihm auf und er verzog die Mundwinkel zu seinem typischen schmalen Lächeln. Sie hatte seine Lüge nicht erkannt.

***


Hallo ihr alle,
Glückwunsch! Hier die Einladung zu meiner bestimmt total großartigen Weihnachtsfeier am 22.12., zu der ihr natürlich alle herzlich eingeladen seid!
Inoffiziell werden übrigens die Anreisekosten erstattet. Steht zwar nicht mit drauf, ist aber so.
Zahlreiches Kommen ist erbeten…

Das ist keine Bitte!!!

PS: Bringt was fürs Wichteln mit!!!!!!!

***


Das war noch viel schlimmer, als er befürchtet hatte. Severus las das Schreiben nun zum dritten Mal durch.
"Das kann unmöglich sein Ernst sein."
Überzeugt davon eine fremde Anschrift vorzufinden, nahm er sich abermals den Umschlag vor. Vielleicht die Adresse, wo man eine Muggelfirma für Dosenbrot finden würde, wenn man sich die Mühe machte zu recherchieren. Aber es war eindeutig und nicht zu übersehen. In messerscharfen, schwungvollen Linien stand auf giftgrünem Pergament der Absender geschrieben: Du-weißt-schon-wer

Natürlich war es schon aufgrund dieser schriftlichen Einladung sehr verblüffend, dass diese Nachricht vom Dunklen Lord persönlich stammte. Andererseits, wie hätte er sonst auch das Datum für diese (Severus erschauderte) Weihnachtsfeier bekannt geben sollen?

"Was hat das bloß zu bedeuten, Severus?" Narzissa saß im Salon und starrte entgeistert auf ihre persönliche Einladung. Einladung war in dieser Hinsicht eigentlich das falsche Wort. Vielmehr handelte es sich dabei um eine schriftliche Order. Eine Order, die jeden Todesser überall auf der Welt erreichte. Ganz egal wo er sich gerade verkrochen hatte. Also auch Draco und seinen Vater. Ob man in Askaban das Schreiben abfangen würde?

"Oh Merlin, warum kann man Weihnachten nicht einfach absagen."
"Ähm…Severus…darf ich dich etwas fragen?"
"Das war bereits eine Frage", stellte er trocken fest. Ihm war schon vor Minuten die Spucke einfach weggeblieben.

"Was ist Wichteln?"

***


Schwarz wie ein fauler Zahn stach die Burg aus der Landschaft hervor. Die kleine Gruppe, die nur wenige Schritte vor dem bedrohlich wirkenden Portal apparierte, machte sich sogleich auf den Weg das baufällige Gemäuer zu betreten. Es war ein grotesker Anblick. Die vier Gestalten waren in schwarze, Licht schluckende Gewänder gehüllt. Weiße Masken schenkten ihnen Anonymität. Doch alle hatten sie Gaben dabei. Mehr oder weniger schwere Lasten in bunte Farben verpackt. Hätte das Geschenkpapier eine Stimme, hätte es geschrieen. Bellatrix ging den Neuankömmlingen voran, dicht gefolgt von Narzissa und ihrem Sohn. Snape bildete in großzügigem Abstand das Schlusslicht. Sie waren schon oft hier gewesen. Doch noch nie war ihm so flau in der Magengegend wie an diesem Abend. Die letzten Tage waren viel zu schnell vergangen. Am Montag hatte er noch gehofft, sich mit Drachenpocken infiziert zu haben. Wie sich aber nach einem Besuch bei einem nicht zugelassenen Medi-Zauberer leider herausstellte, war Severus bloß gegen Nüsse allergisch.

"Hör endlich auf dich zu kratzen", herrschte Narzissa, "du machst mich ganz nervös."

Sie war bereits angespannt wie eine Katze im Hundezwinger. Eine weiße Perserkatze, wenn sie eine Animagi gewesen wäre.

"Das würdest du nicht sagen, wenn DU diesen Ausschlag hättest", schnarrte Snape bissig zurück und wünschte sich, er hätte sein Wichtelgeschenk nicht verpackt. Dabei hätte er bei dem Sonderangebot gleich zwei Rückenkratzer kaufen können. Aber da hatte er diesen schrecklichen zaubertrankresistenten, juckenden Hautausschlag noch nicht gehabt. Nie wieder würde er Nüsse essen oder irgendetwas, was auch nur die geringste Spur davon enthielt. Doch dieser Abend war dafür eine harte Prüfung.

Der Weg hinab in den Thronsaal war eine alltägliche Herausforderung. Die Stufen waren halsbrecherische Fallen und auch in diesem Winter als keine Zugabe mit Raureif überzogen. Das war einer der Gründe, warum sich Severus für ein kleines, handliches Geschenk entschieden hatte. Während Bellatrix leise keuchend versuchte über ihr großes Paket hinweg auf die nächste Stufe zu achten, kam er mit sicheren Schritten dem Ziel immer näher.

Vielleicht sollte ich ausrutschen und mir das Genick brechen, überlegte er ernsthaft, verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder. Der Tod ist für den Dunklen Lord noch lange keine ausreichende Entschuldigung.
Wer will schon einen Inferius auf der eigenen Weihnachtsfeier?

"Draco, sei ein Schatz und mach deiner Tante mal die Tür auf, ja?"

Und Draco ist halt ein Schatz!

Für einen Augenblick vergaß Severus seine Allergie, vergaß den vermaledeiten Ausschlag und sogar den penetranten Geruch von Bellas Haarspray. Draco hatte die Tür zur Halle geöffnet und sie sah aus wie … der Londoner Weihnachtsmarkt?

Der unterirdische Raum des mittelalterlichen Kellergewölbes erstrahlte in einem überirdischen Licht und würde jeden auf Dauer blenden, der das Pech hatte in die Quelle zu blicken. Aber wer brauchte schon seine Augen, wenn der Duft von Leb- und Früchtekuchen in der Luft hing. Irgendwo über den Todessern klingelten kleine Glöckchen hauchzart und melodisch. Ohne Erfolg. Denn auch sie konnten die stetige Berieselung durch die beliebtesten Weihnachtslieder des Jahres nicht verstummen lassen. Gekrönt wurde die Szenerie von einer so mächtigen und reich geschmückten Tanne, dass diese unmöglich real sein konnte. Severus starrte den Baum an. Irgendetwas stimmte damit nicht.

"Mach endlich die Tür hinter dir zu, Snape!"

Bellatrix' barscher Ton holte ihn aus der Erstarrung. Kaum dass die Tür jedoch wieder ins Schloss gefallen war, wurde sich auch schon wieder aufgerissen und die nächsten Todesser erkannten den schlimmsten Fehler ihres Lebens.

"Ah…Narzissa, meine Liebe." Voldemort hatte die Malfoys entdeckt. Bei der herrschenden Informationsüberreizung grenzte dies an dunkler Magie. "Wie schön dich und deine Familie zu sehen. Nett dass ihr es einrichten konntet."

"Meister, ich habe Euch das Geschenk mitgebracht. Wie Ihr es gewünscht hattet."
Bellatrix trat einen Schritt vor und verbeugte sich so tief wie möglich. Es war nicht sehr tief. Aber zum Ausgleich schlug sie sich das Knie erst am Geschenk und dann am strohbedeckten Boden. Sehr schmerzhaft, denn das Stroh stellte keine ausreichende Polsterung für massiven Felsen dar.

Voldemorts Augen funkelten bedrohlich und das rote Glühen harmonisierte ganz vorzüglich mit dem Grün der Tannendekoration.

"Mein Geschenk?!" zischte der Lord, "MEIN GESCHENK?!"

"Ja…aber…ich meine", stammelte Bellatrix verstört, "Ihr habt doch…in der Einladung stand doch…"

"Du dummes Weibsstück!" fauchte Voldemort so leise, dass seine übrigen Gäste nicht beunruhigt wurden. "Du hast keine Ahnung, von gar nichts! Beim Wichteln geht es sicherlich nicht darum, dass ihr MICH beschenkt!"

Er baute sich vor der am Boden kauernden Frau auf. Bellatrix bedauerte in diesem Moment sicherlich, nicht als Maus geboren zu sein. Doch sie hatte Glück. Oder vielmehr: Ihr Meister hatte soeben Snape entdeckt.

"Ich bin mir sicher, Severus weiß über diese Weihnachtstradition ausführlich Bescheid", säuselte er und seine dünnen Lippen entblößten eine Reihe spitzer Zähne. Severus hielt dem Blick des Lords stand und nach langem gegenseitigem Anstarren, erkannte er, dass sein Meister seit fünf Minuten versuchte zu lächeln. Dieses Bemühen war am ehesten mit einer Fahrrad fahrenden Forelle zu vergleichen. Dieser Anblick war fast schon wieder eine Wiedergutmachung seiner seelischen Pein, die er seit Betreten des Raumes erleiden musste.

***


Die Stimmung war schon bald ausgelassen und teilweise recht zügellos. Nicht zuletzt wegen des nie versiegenden Kessels mit Glühwein, der von grünem Feuer erhitzt leicht vor sich hindampfte und selbst die Luft mit Alkohol tränkte. So kamen sogar die Abstinenzler unter den Todessern zu ihrem Weihnachtsrausch. Manch anderer hatte es gar nicht nötig, sich überhaupt vom Kessel zu entfernen.

"Und isch sach dir … es gibt fliegende Elsche…mindestens acht…von der Myschertiumschabteilung gezüchet und alles strengstestem geheim … hab isch im Klitererer gelesen…Topsecret."
Bellatrix, schon dezent angesäuselt, hielt sich mit einer Hand an einer jungen Schulter und mit der anderen an ihrer randvollen Tasse fest. Die besagte Schulter gehörte Desmodian Dissinger. Er war einer der Neuen des letzten Monats und bei vielen Damen sehr beliebt. Dies brachte ihm ebenso viele Feinde, da diese Damen keine Singles mehr waren. Und Bellatrix war für eine Person schon schlimm genug. Doch er wollte es sich mit ihr nicht verderben. Denn immerhin war er ein Frischling in den Todesserreihen.

"Ich glaube du meinst Rentiere", versuchte er eine zaghafte Diskussion.
"Quatsch keine Opern, Kleiner…hascht du-hu etwa schon mal ein fliegendes Rendier gesehen? Ha ha ha, du glaubst wohl auch noch an den Weihnachtsmann."
Sie lachte im schrill ins Ohr, genehmigte sich einen weiteren Schluck und hustete dann lachend in den Glühwein: "Rentiere … hahahahaha … ich fass es nicht … fliegende Rentiere … haha" (usw.)

Für diejenigen, die sich für diesen Abend vorgenommen hatten auch feste Kost zu sich zu nehmen, war eine ganze Schar von Hauselfen unterwegs und wuselte in der unteren Ebene der Schienbeine mit silbernen Platten beladen umher. So wurden nicht nur kleines Gebäck sondern auch herzhafte Kleinigkeiten an die Gäste verteilt. Amycus hatte gleich drei Elfen in Dauerbeschlag genommen.
Zudem war natürlich auch noch ein Festessen geplant. Aber erst zur späteren Stunde. Allerdings lässt ein guter Gastgeber seine Untergebenen, die an diesem Abend ja immerhin seine Gäste waren, nicht verhungern. Obwohl gleich nebenan bei einem Gefangenen der Magen knurrte, als ihm der köstliche Duft von Lebkuchen in die Nase stieg. Gefangener ist zudem eine gute Überleitung.

"Wie sagt man doch so schön?", begann Lord Voldemort mit einem nicht zu überhörenden Nuscheln, "Je später der Abend, umso ausgefallener die Gäste? Nun oder so ähnlich. Gut, heute muss es wohl stimmen! Ich habe eine Überraschung für euch meine lieben Todesser. Anlässlich dieser Weihnachtsfeier und als kleiner Bonus für dieses doch recht erfolgreiche Jahr (verhaltener Applaus) habe ich mir die Genehmigung des Ministeriums für eine frühzeitige Entlassung schicken lassen."

Voldemort hob die dünnfingrigen Hände, um das aufkommende Gemurmel seiner Gäste/Untergebenen ersterben zu lassen. Was nicht den gewünschten Effekt erzielte.
"SILENCIO!!!"

"Schon besser…danke! Also wie ich bereits sagte: eine frühzeitige Entlassung für alle der sich in Askaban inhaftierten Todesser!"
Mit diesen Worten zog er den Vorhang beiseite und unter großem Hallo wurden die Ex-Häftlinge von ihren Freunden und Kollegen willkommengeheißen. Severus hörte neben sich ein freudiges Aufschluchzen von Narzissa, als sie ihrem geliebten Mann um den Hals fiel und ihn mit feuchten Küssen begrüßte. Begleitet von einem beiläufigen Brummen ihrer Schwester und Draco. Severus selbst nahm diese Neuigkeit mit gemäßigter Verwunderung auf und knabberte mit steigender Begeisterung an einem harten Spekulatius.

"Da nun alle anwesend sind … lasst uns zum spaßigen Teil der Feier übergehen."

Fast alle Todesser zückten wie aufs Stichwort (in diesem Falle Spaß) den Zauberstab. Voldemort brauchte ein bisschen, bis er dahinter kam, was seine Gefolgsleute gerade dachten. Wenn der Dunkle Lord von Spaß sprach, meinte er damit normalerweise: Muggel foltern, Blutsverräter als Blutsverräter beschimpfen und natürlich den allabendlichen Mordversuch an Harry Potter.

"Nein, steckt die wieder weg … heute Abend mal nicht", erklärte er nun erstaunlich geduldig, "das ist doch eine richtige Weihnachtsfeier. Ich, für meinen Teil rede ausnahmsweise von der Bescherung. Ihr werdet euch jetzt amüsieren."
Bei diesen Worten zog sich eine tiefe Zornesfalte über die die Stirn des Dunklen Lords und er benutzte wieder diese Stimme, bei der das Echo bereits eingebaut war.
Die plötzliche Geräuschentladung der Begeisterung traf den Lord mit voller Wucht und ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln. Ja sogar das stetige Weihnachtsgedudel war für kurze Zeit übertönt.

***


Voldemort hatte sich fürs Wichteln eine besondere Taktik ausgetüftelt. Unterstützt wurde er bei der Ausführung von seinem Speichellecker Peter Pettigrew, alias Wurmschwanz, alias Der Verräter, alias Die Ratte. Doch der sah heute gar nicht aus wie eine Ratte. Er war in einen tannengrünen Anzug gesteckt worden. Demnach sah er heute Abend aus, wie eine Ratte, die in einem tannengrünen Anzug steckte. Dieser Anzug war mitnichten gute zwei Nummern zu klein für einen Mann mit Peters Statur. Eine weitere Qual für die Augen die sich anbahnte. Glücklicherweise hatte Severus die Gefahr frühzeitig erkannt und ätzte diesen Anblick dank seiner mentalen Fertigkeit unverzüglich aus seinem Hirn. Nun sah er, wo immer Peter auch auftauchte stattdessen nur ein unförmiges waberndes Etwas. Eine nachhaltigere Lösung schien ihm zu diesem Anlass doch sehr unpassend. Abschließend nippte er am Glühwein und kratzte sich am Hals.

Die von allen Todessern mitgebrachten Geschenke wurden von Peter, alias Das Unförmige Wabernde Etwas eingesammelt. Die meisten Todesser hatten sich, wie Severus für Geschenke mit handlichem Format entschieden. Es gab nur einige wenige Ausnahmen. Zum einen Bellatrix, die bereits erwähnt wurde und dann noch ihr Schwager. Wie genau er es geschafft hatte auf die Schnelle ein dermaßen sperriges Präsent zu besorgen, war ein Rätsel, das nicht unbedingt gelöst werden musste. Severus beobachtete mit Genugtuung, wie sich Peter dabei abmühte, leise ächzend die Wichtelgeschenke zusammenzutragen, um sie schließlich unter dem unnatürlich großen Weihnachtsbaum zu stapeln. Dabei ließ er keine besondere Sorgfalt walten. Soweit Severus dies erkennen konnte. So ein Etwas konnte wohl nicht sonderlich vorsichtig vorgehen. Ein zwei Mal klirrte es gefährlich.
Während sich die Geschenke unter der Tanne ansammelten, wurde jedem Todesser ein kleines Pergament in die Hand gedrückt. Zusammen mit der Anweisung ihren vollständigen Namen darauf zu schreiben. Ihr Meister betonte, dass jeder dies zu tun hatte und die Schrift gefälligst leserlich sein sollte. Severus zog seine Feder, unterschrieb mit einer einzigen fließenden Bewegung auf dem Zettel und warf ihn dann in einen brennenden Kelch, der ihm seltsam bekannt vorkam.

Schließlich hatte es auch jeder der Todesser geschafft (Bellatrix brauchte einen zweiten Anlauf) seinen Namen aufzuschreiben und einzuwerfen. Es herrschte ein kollektives Unwohlsein. Was auch daran hatte liegen können, dass der Dunkle Lord weit über ihnen thronend das Geschehen mit böse funkelnden Augen genauestens observierte, darauf bedacht, jeden, der aus der Reihe tanzte, zu verfluchen. Das Wichteln war für ihn in seiner Tradition zum heiligen Ritual geworden. Dafür, dass es seine erste Weihnachtsfeier war, nahm er die Sache bemerkenswert locker.
"Ausgezeichnet … wie ich sehe, habt ihr noch ein paar Sekundärtugenden in euren durchtriebenen Köpfen", griente er selbstgefällig, "aber nun wollen wir uns erst einmal für die Bescherung stärken."
Er stand auf, strich seine wertvolle Robe glatt und schritt die Stufen beeindruckend langsam herab. Dabei hob er seinen Zauberstab rechterhand und ließ ihn Funken sprühend die Luft zerschneiden, als er mit einer plötzlichen Bewegung auf den Weihnachtsbaum zielte. Die Aufmerksamkeit aller Todesser war ihm gewiss. Mit ehrfürchtigen Augen hingen sie an ihrem Meister und manche schnappten wie Karpfen nach Luft.

So abgelenkt, hatten die Hauselfen genügend Zeit, die Tafel fürs Festessen zu decken. Die schneeweißen Damasttischdecken hätten durch mögliche Glühweinflecken einen nicht wieder gut zumachenden Schaden erleiden können. Bei der alkoholisierten Stimmung, wäre es allerdings auch nicht weiter aufgefallen, wenn der Dunkle Lord zu robusterem Leinen gegriffen hätte. Hatte er aber nicht. Und so mussten die Hauselfen im Akkord arbeiten, während ihr Meister die Gäste mit einer exklusiven Lightshow fesselte. Die Magie in diesem Raum war mittlerweile so stark, dass den Elfen schon die Ohren zu flattern begannen und sie sehr erleichtert waren wieder verschwinden zu können. Das anerkennende Raunen, das durch die Menge ging, als sie an den gedeckten Tisch setzte, drang nicht mehr an die Ohren der fleißigen Hauselfen. Die waren derzeit vielmehr damit beschäftigt in der Burgküche sich mit den Resten ihres Butterbiervorrats die Kante zu geben. Ganz wie es ihnen von Voldemort in seiner Weihnachtsstimmung befohlen worden war. Und den Befehlen von Lord Voldemort war immer Folge zu leisten.

Das Festtagsmenü war ausgesprochen vielfältig und alles andere als gesund. Es bestand aus gefüllten Kaninchenrücken, gebackene Enten, glasierten Gänsebraten, geräucherte Forellen und bretonischem Seeteufel. Dazu Jakobsmuscheln auf Salat, karamellisierte Maronen und Lebkuchenknödel mit Pfifferlingrahmsoße. Zum Ausklang wurden von den Hauselfen, die noch über den Boden kriechen konnten ohne sich festzuhalten, die Nachspeisen gereicht. Auch die Auswahl der Desserts war nicht zu verachten. So konnte sich Severus zwischen Schokoladenauflauf, Apfelspalten mit Zimteis und geeisten Zimtsternen mit Vanilleeis und Schokoladensoße entscheiden. Seine Wahl fiel auf das, was ihm am nächsten war. Und zu seinem Pech war es der Schokoladenauflauf.

Kaum dass er den ersten Löffel im Mund hatte und sich gerade am herben Geschmack dunkler Schokolade erfreuen wollte, biss er völlig unverhofft auf ein hartes Ding, das nicht dort war wo es hingehörte. Irritiert und mit beginnender Verärgerung, die Etikette missachtend, steckte er sich die Finger in den Mund und holte das Ding hervor. Er hielt es ins Kerzenlicht und hatte das ungute Gefühl von drohender Gefahr.
"Wie ich sehe, haben wir soeben unseren Weihnachtsmann gefunden", lachte Voldemort übermütig, "Bekomme ich jetzt meinen Ring zurück, Severus."
Voldemort hielt ihm die offene Hand entgegen und sah ihn auffordernd an. Mit einem Höchstmass an Selbstbeherrschung erhob sich der ehemalige Professor, schritt stocksteif zu seinem dunklen Meister, verbeugte sich ruckartig und legte ihm den gewünschten Ring in die weiße Hand. Dann sah er auf und fragte: "Was soll das heißen?"
"Das soll heißen, dass du die Bescherung durchführen wirst, mein Lieber."
Severus zuckte zusammen.
"Das mach ich nicht. Dazu kannst du mich nicht zwingen."
"Was soll daran bloß so schlimm sein?"
"Das werde ich nicht tun!" schnappte Severus. Er hatte völlig vergessen, mit wem er da gerade redete.
"Ich weiß schon, was dich überzeugen wird."

Eigentlich hätte Severus darauf vorbereitet sein müssen. Seit Jahren hatte er immer wieder diese Worte im Ohr gehabt. Aber ausgerechnet heute trafen ihn die nächsten Silben bis ins Mark und ließen ihn erbeben.

"AVADA…!"
"Okay schon gut, schon gut. Wie kann ich da noch nein sagen?"

***


Er hatte im Leben ja schon so einiges durchmachen müssen. Sowohl als Todesser als auch als Lehrer in Hogwarts. Und Hogwarts ist nicht zu unterschätzen. Die Kinder und Kollegen sind ernstzunehmende Gegner. Aber diesen Abend würde Severus Snape, Zaubertränkemeister und Todesser in seinem ganzen Leben nicht vergessen können. Nicht solange die Zeugen noch lebten, die ihn in dieser Aufmachung zu Gesicht bekommen hatten. Ein Weihnachtsmannkostüm. Wenigstens konnte er den Dunklen Lord noch davon abhalten, ihm einen Rauschebart festzukleben. Weasleys Superkleber. Hält garantiert ein Leben lang; zwei Tage Garantie. Severus hatte kein Bedürfnis schon jetzt wie Dumbledore auszusehen, Merlin habe ihn selig. Aber dafür dürfte er dann auch nicht die Farbe des Mantels ändern.

"Nur eine Extrawurst pro Todesser", meinte Voldemort schnippisch und reichte ihm die Reisigrute, "Und versuch den Feuerkelch nicht in einem Wutanfall vom Sockel zu reißen. Ich hab 10 Galleonen für die Kaution gezahlt."
"Ist das etwa der vom Trimagischen?"
"Keine große Auswahl."
Voldemort zuckte entschuldigend mit den knochigen Schultern und ließ den zerknirschten Weihnachtsmann allein.

Severus besah sich im Spiegel. Wenigstens war das nicht NERHERGEB. Aber der Anblick war schlimm genug. Er hätte nicht gedacht, dass er jemals ein so schreckliches rot tragen würde. Ausgerechnet er. Was hatte er verbrochen, dass er ein solches Schicksal verdient hatte? Von dieser Todesser-Sache und dem Mord an Dumbledore mal abgesehen.
Er hörte, dass Voldemort gerade alle Gäste zur Bescherung zusammenrief.
Bescherung. Pah! Ein Trauerspiel wird das. Also dann.

"Wow … schaut euch diese Rute an!", johlte Bellatrix, als Severus in einem roten Mantel gehüllt und die Rute in der Hand mit einem grimmigen Gesicht hinter dem Vorhang hervortrat. Leise fluchend bemühte er sich Bellatrix' Anzüglichkeiten zu überhören und nicht in die Gesichter der Todesser zu sehen, die sich das Lachen kaum verkneifen konnten. Wenn man Masken brauchte, waren keine greifbar. Zumindest würden sie diese Nacht nicht so schnell vergessen.
Mit steifen Schritten beeilte sich Severus neben den Feuerkelch zu kommen. Je schneller er diese Bescherung hinter sich brachte, umso schneller könnte er die Gedächtnisse der versammelten Todesser bearbeiten. Oder die Todesser.
Das Podest, auf dem der Feuerkelch platziert worden war, stand wie selbstverständlich in unmittelbarer Nähe zum Weihnachtsbaum, dessen unterste Zweige sich gierig über den Wichtelgeschenken der versammelten Todessergemeinschaft erstreckten. Dem Weihnachtsbaum so ungewollt nahe, hatte Severus nun endlich die Gelegenheit die seltsame Faszination, die von diesem Baum ausging, zu ergründen. Schnell erkannte Severus, warum ihn dieser Anblick so fesselte. Der Baum erschien einfach viel zu groß, um in dem Gewölbe überhaupt senkrecht stehen zu können. Diesem physikalischen Hindernis war geschickt entgegengewirkt worden, in dem der Stamm einfach in der Mitte durchschlagen worden war und die obere Baumhälfte samt Schmuck mit Hilfe eines Trompe-l'œil Zaubers hinzugefügt worden. Mit sehr viel Liebe zum Detail, wie Severus bei einem genaueren Blick feststellte.
Die Bühne war nun bereit und die Akteure standen auf Position. Denn Severus war nicht allein dem Spott und der Häme seiner Kollegen ausgesetzt. Einige wenige Schritte hinter ihm machte sich Peter an den Geschenken zu schaffen und suchte blindlings das zu verteilende Präsent heraus, das er an den Weihnachtsmann Widerwillen weiterreichte.
Severus nahm derweil das erste von vielen Geschenken entgegen, ein silbern verpacktes zylinderförmiges Päckchen. Der Feuerkelch flammte grün leuchtend auf und der erste Zettel wurde ausgespuckt. Severus fing ihn problemlos und las laut vor: "Bellatrix Lestrange!"

Feixend und lachend erklomm die Hexe die drei Stufen und holte sich bei Snape ihr Geschenk ab. Sie war noch nie besonders geduldig gewesen. Noch nicht einmal wieder Platz genommen riss sie das Papier auf, ihr Gekicher verstummte und sie wurde schlagartig nüchtern.
"Wer von euch Vollspastikern hat mir Fischfutter geschenkt?"
Böse funkelte sie Snape an. Der hob beschwichtigend die Hände und wies alle Schuld von sich. "Ich kann rein gar nichts dafür, Bellatrix. Immerhin assistiert mir ein Feuerkelch."
Innerlich lachte er in sich hinein. Vielleicht war das doch kein so übler Job.
"Sieh's doch positiv. Jetzt fehlen dir nur noch die Fische. Die sollen sich ja sehr beruhigend aus Gemüt auswirken."
Wütend murmelnd verschränkte Bella die Arme vor der Brust und suchte nach einem Schuldigen. Einer Frau schenkt man doch kein Fischfutter. Noch dazu wenn sie nicht einmal Fische besitzt.

Das nächste Päcken wurde vom Feuerkelch zugewiesen. Und das nächste und das nächste. Keiner der Todesser beschwerte sich über die Wahl des Feuerkelchs. Draco bekam eine Schachtel Jumbo-Schokofrösche, die ihn mit einem französischen Dialekt beschimpften. Fenrir Greyback freute sich eine Spur zu deutlich über das Hundeflohpulver und Desmodian Dissinger packte gerade eines der beiden Riesenpakete aus, die im Angebot waren. Da Severus wusste, was Bellatrix zu verschenken gedachte, konnte dieses da nur von Lucius stammen. Unglücklicherweise hatte Desmodian soeben einen Anhänger gefunden und las die Widmung.

"Für Arthur Weasley?"
"Halt die Klappe!"
Und dummerweise hatte Lucius darauf geantwortet. Drama.
"Wieso steht da: Für Arthur?"
"Das geht dich einen feuchten Kehricht an!!!"
"Und was sollen die Herzchen?"
"CRUCI…!!!"
"Lucius nicht!" Narzissa klammerte sich an den Arm ihres Mannes und unterbrach den Folterfluch. "Entschuldige dich bei ihm."
"Wieso? Immerhin bekommt er einen DVD-Player. Das reicht doch auch", maulte Lucius eingeschnappt. Warum ergriff seine Frau Partei für diesen Frischling? Und warum fragte sie nicht nach?

"Kann ich weitermachen?" unterbrach Severus das peinliche Spektakel.
Er nahm das nächste Geschenk zur Hand und wieder spuckte der Kelch einen Zettel aus.
"HARRY POTTER???"
Voldemort schrie auf, als hätte man ihm einen Nagel in den Schädel gerammt. Doch dann atmete er langsam ein und murmelte einige leise Worte, die er ständig wiederholte. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, meinte er so beiläufig wie möglich: "Einfach nicht beachten, Severus. Barty ist wohl auf Nummer sicher gegangen und hat seiner Zeit den Zettel doppelt hineingeworfen. Also mach einfach weiter."

Wie sich herausstellte, hatte Barty Crouch Jr. nicht nur doppelt genäht. Severus bekam vom Feuerkelch noch fünf weitere Zettel mit der gleichen Aufschrift zu lesen.
Der Vorrat an Geschenken lichtete sich und brachte das nun auch Ende der Veranstaltung in greifbare Nähe. Die letzten Personen waren zu beschenken. Und zu dieser kleinen Gruppe zählten sowohl Severus selbst als auch Voldemort, der die vergangene Stunde mit diebischem Vergnügen verbracht hatte. Offensichtlich war er sehr zufrieden mit dem Ablauf seiner Weihnachtsfeier.
Endlich. Die zwei letzten Geschenke. Severus nahm sich einen in orangefarbenes Seidenpapier eingewickelten Kubus vor. Etwas misstrauisch hielt er ihn von sich entfernt, darauf wartend, dass der Kelch den vorletzten Namen ausspuckte. Bei einer Trefferquote von fifty-fifty hätte sich eine Wette gelohnt. Aber Severus war noch nie ein großer Spieler gewesen. Und es wunderte ihn in dieser Hinsicht auch nicht, dass er gerade seine eigene Signatur zwischen den Fingern hielt. Ergo war das letzte Geschenk für seine Herrlichkeit Lord Voldemort. Und da dieser höchstwahrscheinlich nicht eine Faser seines deformierten Körpers bewegen würde, um sich sein Wichtelgeschenk abzuholen, war es eindeutig Snapes Aufgabe ihm das letzte Päckchen bis vor die Füße zu tragen.
Severus drehte sich um seine Achse und nahm nun das einzig übrig gebliebene Geschenk. Ironischerweise handelte es sich dabei um das Geschenk von Bellatrix. Dafür, dass es solch enorme Ausmaße hatte, war es überraschend leicht. Warum hatte sich Bellatrix damit bloß so abgemüht?

"Ich danke dir Severus, du machst deine Sache wirklich gut. Ich habe nichts anderes erwartet."
"Es war mir eine Ehre", log Severus ohne rot zu werden, den Blick gesenkt wartete er darauf von Voldemort entlassen zu werden.
"Ah…bevor ich es vergesse", raunte der Dunkle Lord verschwörerisch, "warum packst du nicht dein Geschenk aus. Das wird dir erst recht eine Ehre sein."
Severus hob eine Augenbraue hoch. Da stimmte etwas nicht. Sollte er sich um seine baldigste Zukunft sorgen?
"Jetzt spiel dich nicht so auf Sev, pack aus. Es beißt dich nicht, keine Bange", grinste Voldemort in ungesundem Übermut. Sein eigenes Geschenk stand unbeachtet neben seinem thronartigen und urgemütlichen Ohrensessel. Ungeduldig ließ Voldemort seinen Weihnachtsmann nicht aus den Augen. Das war kein gutes Omen. Und Severus zählte eins und eins zusammen.
"Mylord, es wird mir eine ganz besondere Ehre sein."
Mit diesen Worten begann Severus das goldene Seidenband zu lösen und streifte das Papier ab. Ein gequälter Schrei wollte seiner Kehle entkommen doch so oder so gelang es ihm stumm zu bleiben. Mit klammen Fingern hielt er einen großen, dickwandigen Porzellanbecher in seinen Händen. Der Becher war schlicht und transparent lasiert. Ein sehr neutrales Geschenk. Wenn man die Plätzchen nicht beachtete, die im Innern dieses ansonsten so praktischen Geschenkes lagen.
"Mein erster Versuch", erklärte Voldemort und bestätigte somit unaufgefordert Snapes entmutigendeste Befürchtung. Sein dunkler Meister hatte diese Plätzchen selbst gebacken. Welcher Teufel auch immer ihn in den vergangenen Tagen geritten haben musste, diese Gräueltat war wohl eine perfide Spitzfindigkeit des Schicksals.
"Willst du sie nicht probieren?"
Erschrocken sah Severus auf und suchte nach einer Möglichkeit diesem Wahnsinn zu entkommen. Weihnachtsplätzchen? Von Lord Voldemort? Was konnte er sagen? Wie sollte er sich retten? Konnte er es wagen und seine Schwäche eingestehen?
"Du kränkst mich. Nicht nur als deinen Herrn und Meister, Snape, sondern auch als Gastgeber." Voldemorts Stimme war um einige Grad kälter geworden. Die Feiertagsstimmung schien mit einer Beerdigung vertauscht worden zu sein. Die Augen der Anwesenden ruhten auf dem Schauspiel, das sich ihnen nun bot. Es war die Faszination des Grauens. Und einer würde den Kürzeren ziehen.
"Mylord…ich", versuchte Severus einen zögerlichen Anlauf. Aber die Augen seines Meisters waren kalt und jede Wärme war aus ihnen gewichen. Falls sie nicht nur ein Trugbild der Weihnachtsdekorationen gewesen war.
"Probier einen. Und ich will deine ehrliche Meinung hören."
Wie groß war seine Chance ein Plätzchen zu erwischen, dessen Rezept keine Nüsse vorschrieb?
Blindlings griff Severus nach dem erstbesten Gebäckteilchen. Wenigstens eines der kleinsten. Ein letztes Aufschrei seines Verstandes und dann war Ruhe. Dicke, schwarze Ruhe. Himmlisch.

***


"Er hätte ja sagen können, dass er auf Nüsse empfindlich reagiert."
"Niemand gesteht sich gerne Schwächen ein."
"Tja … so kann man auch eine Party frühzeitig verlassen."
"Zumindest wissen nun alle Bescheid. Also fürs nächste Weihnachten keine Nüsse. Merkt euch das. Ich will nicht, dass so was noch mal vorkommt."
"Das nächste Mal?"
"Natürlich. Ich habe auch schon ganz wundervolle Ideen. Ich dachte da an ein Krippenspiel."


EPILOG

Es war die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester. Diese Tage im Jahr, die bei vielen Menschen eine unbestimmte Lethargie auslösten. Dieses Symptom gab es auch in der Welt der Zauberer. Auch bei einer Freiwilligen-Organisation. Das Hauptquartier des Phönixordens war während der Feiertage voller Energie und Lebkuchenduft gewesen. Jetzt herrschte diese ungewisse Stimmung und man wartete auf das neue Jahr. Ein neues Jahr. Ein Neubeginn. Umso überraschender war der Brief, den Hermine Granger eines Abends ihren Freunden vorlas. Es war eine genaue Beschreibung eines sehr wichtigen Gegenstandes und seines präzisen Fundorts. Nur äußerst wenige Menschen wussten überhaupt von der Existenz der Horkruxe. Und wer konnte schon wissen, welcher noch aufzuspüren war?
"Eine solche Tragödie darf sich einfach nicht noch einmal wiederholen. Und wenn ich es nur auf diese Weise verhindern kann, gibt es ebene keine andere Möglichkeit. Alle Angaben entsprechen unbestreitbar der Wirklichkeit und ich garantiere für ihre Richtigkeit. Kann es sich Harry Potter, der Auserwählte überhaupt leisten, diesen Hinweisen nicht nachzugehen?"
Hermine fuhr behutsam über die klaren aber winzigen Buchstaben der Unterschrift.
"Ich denke, wir sollten dem nachgehen."
Harry Potter, der die letzten Minuten aufmerksam zugehört hatte, nickte langsam.
"Das hatte ich schon vermutet. Und mit diesem Brief haben wir unsere letzte Bestätigung. Wir brechen sobald wie möglich auf und vernichten diesen Horkrux."
Hermine reichte ihrem langjährigen Freund den Brief.
"Und danach", flüsterte Harry, "will ich wissen, von wem dieser Brief kommt."
Er starrte auf die Unterschrift.
"Wer ist Perseus Evans."

ENDE



Review



Zurück