Gemeinsam Einsam

 

 

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Epilog 

 



Wie Sirius den Weg in seine Gemächer gefunden hatte, konnte er nicht mehr sagen. Er wusste nur noch, dass er sich die restliche Nacht nur noch hin- und hergeworfen hatte. Von einer Seite des Bettes auf die andere. Durch seinen Geist wanderten die Bilder, die in den vergangenen Stunden geschehen waren. Allein der Gedanke an diesen einen Kuss ließ ihn immer noch zittern. Severus' Geruch schien an seinem gesamten Körper zu haften. Als hätte jede noch so kleine Pore Severus' Aroma in sich aufgenommen. Es war betörend. Es war erregend. Es war wundervoll. So richtig und gleichzeitig so falsch.

Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, Severus hatte recht. Sie könnten in diesem Leben niemals zusammen sein. Tag und Nacht. Weiß und Schwarz. Heiß und Kalt. So viele Gemeinsamkeiten, und doch so viele Unterschiede. Getrennt auf Ewig. Und doch strebten sie nach Perfektion. Das eine wäre ohne das andere nicht existent. Wie grausam das Leben doch sein konnte. Zeigt das Paradies auf und verschließt es im selben Atemzug wieder.

Sirius starrte weiter an die Decke. ‚In einem anderen Leben ...anderem Leben....anderem...Leben'

Aufgeschreckt richtete sich Sirius in seinem Bett auf. "Er meinte doch nicht.... das....nein...niemals!", stammelte er hilfesuchend in die Schwärze.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis er sich vollständig angezogen hatte, und in die Kerker hinunterhetzte. Beinahe verzweifelt trommelte er an die schwere Eichentür, die den Weg in Severus' Gemächer versperrte.

"SEVERUS! VERDAMMT MACH AUF!" Seine Stimme überschlug sich beinahe, als er die Tür anbrüllte. Sein Herz raste. Vor lauter Aufregung bekam er kaum noch Luft, und sein Gesicht lief rot an. Immer wieder legte er sein Ohr an die hölzerne Tür, um dahinter vielleicht ein Geräusch identifizieren zu können, doch jedes Mal wurde er enttäuscht. Nichts regte sich hinter der Barriere. "Severus! Biiiitte." Nur noch ein zaghafter Hieb auf die Tür unterstützte sein Flehen.

Niemand öffnete die Tür.

~*~


Vor mir steht eine Tasse heißen Kaffees, doch ich habe noch nicht danach gegriffen. Ich wollte nicht, konnte nicht. Allein der Gedanken irgendetwas zu mir zu nehmen, verursachte eine fast übermächtige Übelkeit.

Wie viel Zeit war vergangen? Minuten? Stunden? Tage? Wen kümmerte es. Ich höre leises Gemurmel, doch ich nehme den Sinn der Worte nicht wahr. Es ist nur eines von vielen Störgeräusche, die verzerrt zu mir durchdringen. Auch das wird vergehen. Und dann werde ich in meiner stillen Welt bleiben. So wie in Askaban. Tag für Tag. Abgeschieden vom Rest der Welt. Für immer und ewig.

Starke Hände umfangen meine Schultern. Beginnen meinen Oberkörper zu schütteln. Ohne Reaktion. Mein Blick bleibt starr.

‚....tot....tot....Severus...tot....er....tot....hörst....nicht....Sirius' Es ergibt keinen Sinn. Ich höre nicht darauf. Ich weiß es längst. Es ist geschehen. Und ich kann es nicht mehr ändern. Ich habe nicht richtig zugehört, sonst hätte ich es schon früher gesehen. Ich weiß es. Es ist zu spät. Es war ein Abschied. Sein Abschied. Für ihn. Für mich. Ich weiß es. Ihr braucht es mir nicht sagen. Ich kenne die Antwort. Ich will sie nicht hören. Wenn ich es aus euren Mündern nicht höre, ist es nicht wirklich. Deshalb höre ich euch nicht zu. Ich werde eure Worte ignorieren. Dann ist es niemals geschehen. Versteht ihr das nicht? Könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen? Es ist mir egal. Er ist mir egal. Ich bin mir egal. Alles ist egal.

Ich bleibe hier sitzen, und starre auf die bunte Tasse Kaffee vor mir. Wie langsam im dunstigen Nebel das feine Aroma emporsteigt. Dunkel. So dunkel ist seine Farbe. Ohne Milch und Zucker? Ich mag keine Milch. Ich mag keinen Zucker. Ich trinke ihn schwarz. Schwarz. Es ist seine Farbe. Er trägt immer schwarz. Schwarz passt ihm.

‚..tot....er ist.... Severus.... hörst du?.... nicht....SIRIUS!....' Was wollt ihr denn noch von mir? Ich will es nicht aus euren Mündern hören. Ich ertrag es nicht. Nichts ist wirklich. Nicht der Stuhl auf dem ich sitze. Nicht der Becher, in dem der Kaffee auskühlt. Nicht der Tisch auf dem er steht. Nicht ich. Nicht Hogwarts. Nicht Albus. Nicht er. Vor allem nicht er.

Mein Gesicht wird emporgehoben. Der Becher Kaffee verschwindet aus meinem Blickfeld. Stattdessen sehe ich nun in Albus' Gesicht. Sein zerfurchtes Gesicht. Ich würde es am liebsten vergessen. So wie ich auch alles andere am liebsten vergessen würde. Einfach alles. Für immer. Nie wieder diese Erinnerungen. Voll Schmerz. Voll Leid.

Es ist alt geworden. Kann man über Nacht altern? Wie alt er wohl sein mag? Hundert? Zweihundert? Sein Bart ist so weiß. Seine Lippen sind kaum zu erkennen. Wie lange er den schon wachsen lässt? Ich würde mir nie so einen langen Bart wachsen lassen. Schneeweiß. Ich sehe seine Zähne durchblitzen. Er redet zu mir.

Er beschuldigt mich. Ich bin an dieser Tragödie Schuld. Nur ich. Ich habe ihn soweit gebracht. Ohne mich würde er noch ...... Sie wissen es. Sie sehen es. Alle. Jeder wird meine Schuld sehen. Ich allein. Niemand sonst. Nur ich. Ich bin der Grund. Es ist meine Schuld. Ich will es Albus entgegenschreien, doch mein Mund öffnet sich nicht. Ich bleibe stumm. Wie wohl den Rest meines Lebens.

‚...nicht tot... Sirius…. Severus nicht…. Hörst du mich?... Er ist nicht.... Sirius...'

Langsam beginne ich zu begreifen. Die Worte die mir Albus die ganze Zeit entgegen schreit. Sie ergeben erbärmlich langsam einen Sinn. Zuerst nur eines, dann noch eines. Schließlich formen sie sich zu einem Satz. Und in vollkommener Klarheit kann ich endlich Albus' Stimme vernehmen. "Severus ist nicht tot!"

~*~


Sehr geehrter Prof. Dumbledore!

Ich hoffe Sie verzeihen, dass ich Ihnen meinen Entschluss nicht persönlich mitteile, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dann noch in der Lage sein werde, mein Vorhaben durchzuführen.

Ich wurde mir in dieser Nacht gewahr, dass ich mein weiteres Leben nicht in dieser Form fortführen kann, deshalb werde ich mein Amt als Zaubertränkemeister und Hauslehrer niederlegen, und Hogwarts umgehend verlassen.

Des weiteren möchte ich mich für meine mangelnden Erklärungen bezüglich meiner Gründe und deren Hintergründe entschuldigen. Doch ich hoffe Sie verstehen irgendwann, warum ich mich nicht in der Lage sehe, näher auf diese einzugehen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Severus Snape



FIN

 

  Kapitel 7

 

 

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