Casus

 

 

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Autorin: Rune Scriptor

Übersetzt von Angel

 

 



Sometimes it gets so much

I feel like letting go

Sometimes it gets so hard…

So goddamn hard…

I feel like letting it all go

Letting it all go, letting it all go





Der Junge leckte sich über die Spitzen seiner langen, blutrot überzogenen Finger, die Zunge bewegte sich langsam über die kalte, weiche Haut. 

Er starte aus dem Fenster in die Dunkelheit, der erdrückende Himmel mit dem durchdringenden Schimmer grauen Lichts. 

Auf einem Tisch neben ihm stand eine kleine tränenförmige Flasche. Gleich daneben lag eine silberne Taschenuhr. 

Seine Stimme war rau gegenüber der Stille, als er seine eingerissenen, blutbefleckten Lippen bewegte um zu sprechen. „Drei....... Zwei....... Eins......“

Der Schmerz traf ihn unvermittelt, schnitt sich in seine Brust, riss Blut und Adern auseinander und stürzte den lebenswichtigen Organen entgegen.

Er hielt sich am Tisch fest, die Knöchel weiss, das Gesicht verzerrt im stummen Todeskampf. 

Seine Augen zu Schlitzen verengt, dann schloss er sie fest vor Schmerz. Sein Mund, noch immer rot vom Gift, bewegte sich wortlos.

Der Junge schwankte, der Körper verkrampfte sich, er versuchte nicht hinzufallen.

Langsam zwang er sich die Augen zu öffnen, erst das Eine, dann das Andere.

Tränen liefen über sein Gesicht. Der Schrei, der sich in seiner Brust bildete, hielt er gewaltsam zurück, während er mit dem Gift um die Kontrolle kämpfte.

Seine Hände lösten sich von der zersplitterten Tischkante und griffen zitternd nach der kleinen Flasche.

Seine schlanken Finger umschlossen die Flasche und er zwang sich sie zu halten bis die Flüssigkeit nicht mehr länger durch sein Zittern gegen das Glas schwappte.

Seine Augen blickten hinüber zu der silbernen Uhr.

Er hatte nur noch weniger als dreizehn Sekunden zu leben.

Seine verbitterten, verletzten schwarzen Augen suchten die Flasche in seiner Hand.

Elf

Der Junge zwang seine Beine sich zu Bewegen, einen unsicheren Schritt nach dem anderen nehmend, jede Bewegung überflutet mit Schmerz. 

Er zog scharf den Atem ein als das Gift sich seinen Weg durch seine Adern bahnte.

Neun

Der Raum begann dunkler zu werden, der Himmel schien zu leuchten. Er stolperte vorwärts als wäre er betrunken.

Acht

Der Junge stand da, einen Arm gegen den grauen Horizont ausgestreckt, sein dünner gequälter Körper hob sich gegen das Fenster ab. „Soll ich? Soll ich?“

Sechs

Er lehnte sein Gewicht gegen das Fenster, das Gesicht an die kalte unnachgiebige Scheibe gepresst. In Gedanken sah er die Gesichter seiner Klassenkameraden und seines Professors vor sich. Sie weinten vor Lachen, ihre Tränen klatschten gegen sein Fenster. Der Junge starrte sie an, während er sich selbst im Glas sah.

Fünf

„Du, Du“ Mit einem letzten stechenden Schmerz gaben seine Beine nach und er fiel über den hölzernen Tisch. Dieser landete hinter ihm und zerbrach in zwei Hälften. Die silberne Taschenuhr wurde gegen die Wand geschleudert. Mit einem Schrei, den er nicht fähig war zu unterdrücken, fiel er rücklings auf ein Bett aus Splittern. Die Flasche glitt aus seinen Fingern.

Vier

Die Tür zu seinem Zimmer flog plötzlich auf, brachte einen beissenden Luftzug herein. „Severus...“ Die Stimme, die durch den pulsierenden Schmerz in seinem Kopf klang, war sanft und sehr traurig.

Eine Hand griff nach der Flasche und entfernte den Korken.

Zwei

Die Lippen des Jungen wurden sanft auseinander gepresst und er fühlte die kalte Flüssigkeit durch seine Kehle strömen.

Die selbe leise, besorgte Stimme sprach: „Was hat das Leben Dir angetan, Kind?“

Er fühlte, wie er aus den Holzsplittern gehoben wurde und ihn die warmen Falten eines Umhangs umhüllten. Er fühlte keinen Schmerz, als sich der Stoff gegen seine offenen Wunden presste. Irgendwo über ihm konnte er das leise Trommeln des Regens gegen eine Fensterscheibe hören.

Er wurde auf den Boden gelegt, sein Kopf ruhte auf jemandems Schoss. Finger fuhren sanft durch seine verschwitzten Haare.

Der Junge zwang sich die Augen zu öffnen. Der alte Mann mit dem freundlichen Gesicht starrte auf ihn hinunter, Traurigkeit verhüllte das bekannte Glitzern in seinen Augen. „Severus....“ wiederholte der alte Mann sanft als eine Träne über seine Wange rann. „Warum?“

Eine Woge von Scham und Schuld stieg in der Brust des Jungen hoch und brannte in seiner Kehle, als er ein tiefes Stöhnen ausstiess.

Unfähig zu antworten, drehte er sein Gesicht weg und weinte in seine blutigen Hände.





I feel like letting it all go

letting it all go

letting it all go

 

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