Macht

 

 

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Autorin: Callista



"Guten Morgen, Schatz!"

Verschlafen blinzelte Severus. Ihn überkam ein Gefühl der Müdigkeit, das ihn schier zu erdrücken schien. Doch dann spürte er den sanften Hauch eines Kusses. Genüsslich verschloss er erneut die Augen und ließ seine Frau gewähren.

Langsam öffnete er seine Augen. Das, was er sah, ließ ihn lächeln. Das freundliche Schlafzimmer, seine schöne Frau, die ihn glücklich betrachtete. Mit der Sanftheit eines Engels strich sie ihrem geliebten Ehemann über die Wangen. "Endlich wach?"

Mit funkelnden Augen betrachtete er sie. Sie war so schön, so wunderschön... Ihre langen rot-braunen Haare fielen über ihre schmalen Schultern. "Ja, gut geträumt?"

"Nur von dir..."

Schweigend sahen sich die Liebenden an. In diesem Moment stand für die beiden die Zeit still. Umhüllt in einem Meer aus Ewigkeit. Sie nahmen nur sich selbst wahr. Langsam näherten sich ihre Lippen einander, um sich in einem zärtlichen Kuss zu treffen.

Für Severus war es das gleiche Gefühl, wie es damals war, bei ihrem ersten Abend. Der gleiche Geruch, die gleichen Lippen und das selbige Maß an Liebe, das sie sich entgegenbrachten. Nein, er untertrieb, Tag auf Tag wuchs die Liebe zu seiner Frau mehr und mehr.

"Daddy?"

Die beiden sahen auf. In der Tür stand ein kleiner dreijähriger Junge mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Er war mit einem blauen Pyjama bekleidet und mit verschlafenen Augen sah er auf seinen großen Teddy, den er in seinen Armen hielt.

"Ich hab´ schlecht geträumt..."

Oh´, diese großen Augen... Lächelnd nahm Severus wahr, dass sein Sohn langsam zu ihnen ins Bett krabbelte. Sanft schmiegte sich Lazarus an seine Eltern und nach nur kurzer Zeit war nur das leise, regelmäßige Atmen zu spüren. Severus sah noch einmal seine geliebte Frau an. "Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich liebe..."

"Severus, wenn du mich so sehr liebst, wie ich dich, dann weiß ich es. Ich werde dich immer lieben, bis an das Ende meiner Tage. Bitte, lass´ mich niemals alleine!"

"Ich werde dich nie verlassen und dich und Lazarus für immer beschützen!"

***



"Verdammt noch mal, wachen Sie auf! Sie haben genug geruht!"

Schwerfällig wachte Severus auf. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Alles war so dunkel und erdrückend. Schemenhaft sah er nur eine kleine kümmerliche Welt und einen älteren Mann, der angewidert auf ihn herabsah.

"Fudge? Sie, hier?"

Severus versuchte krampfhaft sich aufzurichten. Sein ganzer Körper schmerzte ihn. Dieser war übersät von Striemen, Narben und Prellungen. Alles Zeichen, des harten Lebens in Askaban.

"Ich soll Ihnen von Professor Dumbledore ausrichten, dass er sich Ihrer Familie annehmen wird. Kommen Sie, es wird Zeit!"

Gestärkt von der Nacht und durch die Liebe seiner Frau und seines Sohnes stand er auf und zog sich an. Nein, die Dementoren konnten ihm alles genommen haben, aber nicht seine Familie!

Schweigend ging er mehrere Treppen hinunter bis in einem karg erleuchteten Raum. Nur vereinzelte Fackeln an den Wänden erhellten ihn. In der Mitte war ein Podest angebracht, auf das er sich stellen sollte. Fudge griff in seinen Umhang, holte ein langes Stück Pergament hervor und begann zu lesen.

"Severus Snape, Sie sind des mehrfachen Mordes als schuldig gesprochen worden. Sie waren ein Anhänger Voldemorts und haben in seinem Namen gemordet, gefoltert und verraten. Sie haben im schwerwiegendsten Fall gegen unsere Rechtsordnung verstoßen. Dies wird nun gesühnt werden!"

Fudge gab dem Dementor ein Zeichen. Langsam schwebte dieser auf Severus zu.

Severus schloss seine Augen. Er wusste, er würde nun sterben, doch er würde keine Furcht zeigen. Er wusste, wofür er sterben würde. Nur er und Dumbledore wussten, dass er diese Welt nicht verraten hatte. Fudge hatte ihnen natürlich nicht geglaubt. Severus wusste auch, dass es bald nach Todesserüberfällen keine Überlebenden mehr geben würde. Nun hatten die Opfer keine Chance mehr. Doch diese Gedanken verdrängte er in den letzten Winkel seines Bewusstseins.

Er dachte an seine süße Frau, wie er sich in sie verliebte, wie lange er gebraucht hatte, um sich zu überwinden, sie zu fragen, ob sie sein werden wollte; er sie ehelichte. Er dachte an Lazarus. Wie er geboren wurde und wie er das erste Mal in seinen Armen lag, wie er seine ersten Schritte machte...

Severus erinnerte sich an die letzte Nacht mit seiner Frau, als sie ihm sagte, dass sie ein weiteres Kind von ihm erwartete. Ein kleines Mädchen und sie glaubten, dass sie alle Zeit der Welt besaßen. Noch bis zu jenem unsäglichen Morgen, als die Auroren kamen. Schweigend dachte er daran, dass er niemals seine Tochter sehen würde. Wie wird sie sein? Obwohl er seinen kleinen Engel nicht kannte, wusste er, dass er auch sie geliebt hätte, und sie ihn.

Severus bereute, dass er sein Versprechen nicht halten würde und dies schmerzte ihn mehr als die Flüche, Tritte und Peitschenschläge.

Sein Körper wurde schwer und er fühlte sich so verletzlich. Es war eine Folter, doch er sagte nichts. Er sank zu Boden und fühlte sich taub. Bis zu seinem Ende, bis zu seinem letzten Atemzug dachte er an sein Glück, welches er nun verloren hatte.

Severus Snape starb allein und in diesem Augenblick erlosch sein Licht in der Welt.

ENDE
 

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