Die Schlange und das Kaninchen



 

 

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Autorin:Schattenelfe



 
Disclaimer: "Severus Snape gehört J. K. Rowling. Sollte sie ihn irgendwann nicht mehr brauchen, ich nehme ihn gerne! Die Stimme gehört Alan Rickman.



Die Schlange und das Kaninchen


Schlange


Sie saß im Lehrerzimmer, ein Buch in der Hand. In Gedanken versunken tat sie nur so als würde sie lesen.
Der erste Monat war um. Der erste Monat an ihrer neuen Schule. Oktober... Ob er besser werden würde als der September? Nicht daß sie etwas auszustehen gehabt hätte. Es machte ihr Spaß, zu unterrichten. Auch das Kollegium war nett. Aber sie fühlte sich allein. Sie hatte noch nie leicht Kontakte geknüpft, war eher zurückhaltend und redete sich ein, keine anderen Menschen zu brauchen.

Der einzige Kollege, den sie interessant fand, irgendwie, war Snape.
Aber an ein Gespräch mit ihm war nicht zu denken. Knappe Begrüßungen, die nötigsten Worte über Berufliches, mehr kam da nicht. Nur manchmal... ein langer Blick aus tiefschwarzen Augen, wenn er glaubte, sie würde es nicht bemerken. Sobald sie hinsah, schaute er weg. Doch sie spürte seine Blicke. Diese Augen, so dunkel, so schwarz wie der tiefste Brunnen, den man sich vorstellen konnte. Was sah er mit diesen Augen? In schwachen Momenten hatte sie Angst, er könnte direkt in ihre Seele blicken.
Ach, Unsinn! Wahrscheinlich war er einfach nur ein seltsamer Kauz! Verklemmt, unhöflich, ohne jede soziale Kompetenz. Was machte sie sich überhaupt soviel Gedanken über diesen Kerl? Nur weil er sie gerade wieder anblickte? Er blickte sie an. Sie spürte es. Sie spürte seine Blicke, wie sie auf ihrer Stirn brannten, ließ sich nichts anmerken, den Kopf weiter über das Buch gesenkt.
Dann blickte sie hin, er schaute weg. Wie immer. Genervt verzog sie den Mund, blickte wieder in ihr Buch.
Was dachte der sich eigentlich? Wahrscheinlich dachte er gar nicht, er war ja schließlich ein Mann! Unwillkürlich kicherte sie auf und spürte im selben Moment wieder seinen Blick.

Er stand auf.
Die Augen weiterhin auf sie gerichtet, wie eine Schlange, die ihre Beute anvisierte, umrundete er den Tisch, kam auf sie zu. Panik stieg in ihr auf. Er kam näher. Ihre Hände krampften sich um das Buch. Sein Schatten fiel auf sie, als er direkt vor ihr stehen blieb.
Sie hob den Kopf, blickte ihm unverwandt ins Gesicht.
Mit spöttischem Unterton in seiner samtenen Stimme sprach er sie an: "Sie halten Ihr Buch verkehrt herum, werte Kollegin."
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Lehrerzimmer verließ.




Kaninchen


Severus Snape saß an seinem Schreibtisch und ging Rezepte durch. Die Kerzen warfen ihren warmen Schein auf die Papiere. Durch das Fenster drang nur ein Rest des abendlichen Dämmerlichtes herein. Der Oktober war gekommen. Es wurde wieder früher dunkel.
Mit einem Seufzen ließ er das Pergament auf den Tisch fallen. Bald war es schon wieder Zeit zum Abendessen. Er würde es wohl in der Großen Halle einnehmen. Dort war er in diesem Schuljahr schon öfter erschienen als normal. Eigentlich zu jeder Mahlzeit seit dem 1. September.

War sie etwa der Grund?

Er runzelte die Stirn. Sie war schwer einzuschätzen, die neue Kollegin. Warum gab er sich überhaupt die Mühe, sie einschätzen zu wollen?
Irgendwie war sie anders. Einerseits war sie freundlich zu allen, andererseits zog sie sich zurück, suchte zu niemandem näheren Kontakt. Sie schien keine Freunde hier zu haben. Das konnte er verstehen. Wozu sich mit anderen abgeben? Nur um wieder zurückgewiesen und verletzt zu werden? Nein, dann doch lieber freiwilliger Rückzug, inneres Exil.
Sie blickte ihn manchmal an. Meist wenn er sie gerade beobachtete und sich fragte, was wohl in ihr vorging. Er wollte ihrem Blick dann nicht standhalten, fühlte sich ertappt und schaute weg. Anfangs hatte sie ihn noch bei solchen Gelegenheiten angelächelt. Sie war hübsch, wenn sie lächelte. Inzwischen lächelte sie nicht mehr.
Wahrscheinlich hatte sie unerfreuliche Dinge über ihn gehört. Es gab ja sicher einige, die meinten, ganz genau über ihn Bescheid zu wissen. Er schnaubte verächtlich. Nun, wenn sie auf Gerüchte hörte, war sie selber Schuld. Es war aber vielleicht auch besser so. Er unterrichtete seit zwanzig Jahren hier, da fing er doch nicht auf einmal an, sich für Freundschaften zu interessieren.

Obwohl... was war das heute Mittag? Sie hatte ihm im Lehrerzimmer gegenüber gesessen, in ein Buch "vertieft", das sie die ganze Zeit verkehrt herum hielt.
Es war seltsam, hatte ihn zuerst irritiert.
Dann fand er es süß, irgendwie. Merlin! Er fand etwas "süß"?!
Jedenfalls konnte er sich nicht zurückhalten, eine Bemerkung fallenzulassen. Es war zu verlockend und sie waren schließlich allein. Sie hat geguckt wie ein Karnickel, das eine Schlange anstarrt.
Ein Lächeln flog über sein Gesicht. Sie war wirklich amüsant.
Er erhob sich und machte sich auf den Weg in die Große Halle.




Ende

 

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