Drachengeflüster

 

 

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Autorin: Lilith


Disclaimer: Nicht meins. Überhaupt, mitnichten und gar nicht:-D Gehört alles JKR.

A/N: Das war ein Beitrag zu der Challenge auf der Pixies Tavern -yahoo group. Die Vorgaben waren: Ein Drache, Regen, Snape als Hauptperson, H/C oder Angst und es dürfen nur zwei Personen in Erscheinung treten. Magische Wesen und Hauselfen gelten nicht als Personen

Drachengeflüster



Der Regen war kälter geworden. Der dunkle Drache atmete entmutigend aus, während er sich mühsam durch den Wald schleppte. Es fiel ihm schwerer und schwerer die Beine dazu zu bringen seine Füsse einen und noch einen Schritt tun zu lassen. Er konnte sie kaum noch heben und so schlurften sie nur noch kraftlos über den Boden. Zumindest brauchte er durch seine Körpergrösse nicht auf hervortretende Wurzeln oder ähnliches zu achten und tiefhängende Äste bemerkte er kaum, da die teils scharfen Kanten seiner dicken, geschuppten Haut nichts anhaben konnten, als seine breite Brust sie zur Seite schob und knickte.

Er hob den Kopf und blickte zu dem grauen Himmel auf, den er durch die Baumkronen sah. Die Wassertropfen fielen ihm gerade in die Augen und er blinzelte sie weg, bevor er seinen langen Hals beugte und den Kopf resigniert senkte. Es half nichts und selbst wenn er gewusst hätte wie fliegen, wohin sollte er gehen?

Der dunkle Lord stand ausser Frage. Wobei diesmal ironischerweise nicht einmal Voldemort die grösste Gefahr darstellte, sondern seine Todesser. Macht war ein starkes Gefühl und die meisten von ihnen dürsteten danach, aber Neid war hinterlistig und vergiftete ihre Seelen. Er stiess ein schnaubendes Geräusch aus - einer der wenigen Laute derer er noch fähig war, wie er schon vor Tagen festgestellt hatte - und wenn er kein Drache gewesen wäre, hätte er gelacht. Ihr Neid war genauso fehl am Platz wie die Flügel, die aus seinen eigenen Schultern ragten und nutzlos über seinem Rücken zusammengefaltet waren.

Die Decke aus Müdigkeit, die sich schon vor einer geraumen Zeit über ihn gelegt hatte, wurde immer schwerer und er senkte seinen Kopf tiefer so dass die Schnauzenspitze nur noch wenige Zentimeter über dem Waldboden dahinglitt, hob ihn aber nach ein paar Minuten mühsam wieder an.

Vor ihm standen die Bäume dicht beieinander. Zu dicht, als dass sein Körper hindurch gepasst hätte. Dieser Körper, der stark und mächtig war. Dazu geschaffen, Angst einzuflössen war für ihn nichts als ein Hindernis. Er konnte nicht fliegen, hatte keine Ahnung wie er die Flügel bewegen musste, um sich zu erheben oder gar in der Luft zu halten. Der lange Schwanz - auch wenn er in der Zwischenzeit gelernt hatte die ganzen ‚Extras' willentlich zu bewegen - war ihm nur im Weg.

Mit einem innern Seufzen drehte er sich nach rechts um weiter in dieser Richtung nach einem Durchgang zu suchen, doch als er den ersten Schritt machen wollte, trat er sich unabsichtlich mit dem rechten Hinterfuss auf den vorderen. Er verlor das Gleichgewicht und erschrak, so dass er unbewusst seine Flügel weit nach oben spreizte, was noch mehr Gewicht auf seinen Vorderkörper verlagerte. Erst wie in Zeitlupe und dann immer schneller sah er wie ihm der Boden entgegen raste und dann traf er mit solcher Wucht auf, dass ihm der Aufprall für einen Moment die Luft aus den Lungen trieb und ein stechender Schmerz von seiner Brust ausgehend, wie ein Blitz durch seinen ganzen Körper fuhr...

Benommen blieb er liegen und versuchte erst mal wieder zu Atem zu kommen. Er legte den Kopf flach auf den Grund, zog die Beine nah an seinen Körper und schlang den langen gehornten Schwanz darum.

Der Regen war noch kälter geworden. Eigentlich war es seltsam, dass er dies durch die dicke Drachenhaut wahrnehmen konnte. Er sollte es nicht. Vielleicht lag es auch an dem Blutverlust dass er fror, dachte er sich. Dafür würde auch die Tatsache sprechen, dass die Schmerzen in seinem Körper zu einem dumpfen Pochen abgeklungen waren. Abgesehen von dem schneidenden Schmerz in seiner Brust, natürlich, der nun wieder wild brannte.

Er schloss die Augen. Wenn nicht bald etwas passierte, dann bestand ein wirkliches Risiko, dieses ganze Schlamassel nicht lebend zu überstehen. Das konnte er nicht zulassen. Zu viel hatte er getan und geopfert. Verfluchte Bellatrix.

Diesmal steckte er wirklich bis zum Hals im Schlamassel. Die tiefe Fleischwunde, die sich quer über seine Brust zog, an und für sich war schwer genug ohne die zahlreichen kleineren Fluchverletzungen und ohne medizinische Hilfe würde er die nächste Nacht wohl kaum überleben. Und medizinische Hilfe zu bekommen war so gut wie unmöglich, selbst wenn er noch genug Energie gehabt hätte, sich zu einer menschlichen Siedlung durchzuschlagen. Drachen waren gefährliche, wilde Kreaturen und liessen niemanden an sich ran. Einen verirrten, verletzten Drachen zu heilen, war ein zu hohes Risiko und kaum der Mühe wert. Auf jeden Fall, wenn es eine solch schlimme Verletzung war wie diejenige, die er trug. Der Drache müsste erst Bewegungslos gemacht werden, was dieser aber nicht ohne Kampf mit sich geschehen lassen würde. Drachen hatten von Natur aus eine gewisse Resistenz gegen Zaubersprüche und bis ein Lähmungszauber stark genug wäre, dass ihn die Kreatur nicht mehr bekämpfen konnte, würde ein schwer verletzter Drache ohnehin sterben. Jeder Zauberer wusste das und so würde sich niemand die Mühe überhaupt machen. Wahrscheinlich würde man ihn einfach von seinen Leiden erlösen wollen und seine Körperteile für Zaubertränkezusätze oder Zauberstäbe einsammeln. Und er hatte keine Möglichkeit, sich zu verständigen um einen eventuellen Helfer zu überzeugen, dass er nicht zu dieser Sorte Drache gehörte.

Der Gedanke daran, seziert zu werden war schrecklich. Er konnte nicht sterben. Nicht jetzt und auf so unsinnige Weise. Er konnte es nicht zulassen. Doch seine Aussichten waren nicht rosig. Wenn ihn jemand fand, würde man ihn im besten Fall einfach liegen lassen, im schlimmsten selber töten. Wenn nicht, dann würde er auch sterben. Sich selber konnte er nicht helfen. Er hatte wohl unterwegs einige Kräuter gefunden, die heilende Wirkung hatten, aber gegen die klaffende Wunde, auf seiner Brust, konnten die nicht viel ausrichten.

Hagrid würde ihm sicher helfen. Der grosse Dummkopf liebte Drachen, doch um den Halbriesen zu finden hätte er eine Ahnung haben müssen wo er hingebracht worden war, was er nicht tat. Dies sah leider nicht wie der Verbotene Wald aus, oder zumindest nicht wie einen Teil, den er kannte.

Mindestens musste er nicht fürchten, dass er Muggeln über den Weg lief. Die Fauna und Flora, der er bis jetzt begegnet war, deutetet eindeutig auf einen magischen Wald hin.

Er schüttelte innerlich den Kopf. Sich um Muggel zu scheren. Die wären vielleicht noch seine grösste Überlebenschance, weil sie so begeistert über ihre Entdeckung erst einmal versuchen würden ihn zu retten und bis das Ministerium darüber erfahren und etwas unternehmen konnte, würde er vielleicht genug bewiesen haben, dass er niemanden angriff, der ihm helfen würde. Und ohnehin. Was kümmerte ihn den Aufwand, den das Ministerium seinetwegen hätte um das Chaos in den Griff zu bekommen.

Er seufzte. Seine Gedanken waren wirr. Musste der Blutverlust sein. Dennoch, obwohl er in der letzten Zeit immer mit der Gefahr gelebt hatte, wollte er nicht sterben. Nicht so und nicht jetzt.

Er wollte den Kopf heben, aber die Müdigkeit war zu gross und er schloss nur die Augen und legte den Schwanz näher um seinen Körper. ‚Es tut mir leid, Albus', flüsterte er in Gedanken. Er war so müde. Aber Schlaf würde ihn nur noch schneller dem Tod in die Arme treiben, das wusste er. Dennoch war es schwer, sich dem verlockenden Ruf des Schlafes zu widersetzen. Ausserdem - was brachte es denn wirklich?

Er lauschte dem Wind und dem Regen, der auf seinen geschuppten Körper prasselte, wie Streicheleinheiten Millionen eisiger Hände. Hände, die ihn mit brutaler Sanftheit schlussendlich doch in den Schlaf wiegten.


*****

"Ja, ich weiss, Mom."

"Bist du sicher...."

"...nicht über die Familie stellen, aber ich kann nicht weg. Er ist zu sehr verletzt."

"Ich weiss, Schatz, dass du deinen Job liebst, aber ich hätte dich gerne hier .... Bill sicher auch. ... hat der Orden auch nach dir gefragt."

Die Stimmen, die langsam durch die Dunkelheit zu ihm drangen, waren bekannt, doch erst die Nennung des Ordens liess ihn vollkommen wach werden und er öffnete die Augen schlagartig. Das erste was ihm auffiel, war, dass er nicht mehr fror. Auch lag er nicht mehr im Wald. Um sich herum konnte er dicke Eisenstäbe sehen, die zu einem Käfig gehörten, der sich in einem Quadrat um seinen Körper schloss. Der Boden und die Decke waren aus massiv aussehendem Metall. Was ihn aber weitaus mehr störte waren die Eisenketten die seine Vorder- und Hinterfüsse zusammen fesselten und der Eisenring, der seine Schnauze umschlang und die Kiefer geschlossen hielt.

Wo war er? Der Käfig stand in einer ausladenden Höhle, sicher hundert Meter lang und fünfzig breit, deren Decke sich hoch über ihm wölbte und von einzelnen Stalagmiten verziert war. Die Decke, wie auch die Wände schienen natürlichen Ursprungs zu sein. Der Boden allerdings war ausgeebnet worden, so dass kein einzelner Stein irgendwo herum lag. Überall in Nischen an den Wänden brannten lodernde Feuer und strahlten eine wohlige Wärme in der Höhle aus. Zu seiner Rechten konnte er drei weitere Käfige sehen. Zwei davon waren leer und die in den Boden eingelassenen Fesseln lagen nutzlos auf deren Boden doch in dem Käfig am anderen Ende lag, genauso gefesselt wie er ein weiterer Drache, der ihn bedrohlich anknurrte, Rauchschwaden aus seinen Nüstern aufsteigend. Ein Ungarischer Hornschwanz, dem allerdings etwa ein Drittel seines Schwanzes fehlte. Nicht wirklich verwunderlich. Die Schwanzdornen dieser Drachenart waren sehr begehrt und dieses Exemplar hatte Glück, dass es überhaupt noch lebte, da die meisten Drachenjäger nicht viel Federlesen machten und die Tiere einfach töteten. Wobei. Vielleicht blühte ihn dieses Schicksal immer noch. An Haken einer der "Wände" hingen oder standen alle möglichen Drachenüberbleibsel. Zähne, Schuppen, Knochen, ja sogar ein ganzer knöcherner Schädel, dessen leere Augenhöhlen ihn anstarrte.

War er schlussendlich doch Drachenjägern in die Hände gefallen, die seine Einzelteile gebrauchen würden? Wenn er dieses Schlamassel überlebte, musste er daran denken dafür zu werben, dass man Drachenherzstränge, Blut oder Knochenelemente von Drachen bekam ohne sie zu töten.

Er versuchte sich etwas gerader aufzurichten und die Beine unter seinen Körper zu ziehen, so weit das in ihrem gefesselten Zustand überhaupt ging. Dabei fiel ihm etwas auf. Jetzt wo die Kälte weg war, sollte er die Schmerzen seiner Verletzungen besser spüren können, doch es blieb beim dumpfen Pochen. Erstaunt sah er an sich hinunter. Die Wunde auf seiner Brust war kleiner geworden und mit einer hellvioletten Schicht Haut überzogen. Jemand hatte sich darum gekümmert, die Heilung in gang gesetzt und beschleunigt.

"Du, Mom, ich muss jetzt wieder nach ihm sehen gehen. Ich erwarte, dass er bald erwacht. Eine neue Spezies, Mom. Das ist fast schon unglaublich. Ich frage mich, was für ein Verhalten er an den Tag legt."

Er hatte die körperlose Stimme fast vergessen, die aus einer kleineren Öffnung seitlich der grossen Höhlenkammer drang.

Er hob den Kopf ganz in die Höhe und blickte zum Durchgang, wo er jetzt eine Bewegung ausmachen konnte, und dann trat ein junger Mann mit feuerrotem Haar hindurch.

Charlie Weasley. Und nun war auch klar, wem die andere Stimme gehört hatte. Molly Weasley. Sollte er nun erfreut sein? Er wusste nicht viel von dem jungen Rotschopf, ausser dem, was er in der Schule und im Orden mit ihm erlebt hatte, und es hatte ihn auch nie interessiert, wie der Junge seinen Job machte. Aber ein Weasley war sicher nicht nur einer, der Drachen für Gewinn abschlachtete. Oder?

Als der Drachenbändiger sah, dass er ihn geradeaus anblickte, zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht. "Du bist wach!"

Der Hornschwanz knurrte bedrohlich, als der Mensch an seinem Käfig vorbei ging, doch Weasley grinste ihn auch nur an. "Nicht so aggressiv, altes Mädchen. Noch nie was von Dankbarkeit gehört? Oder bist du etwa eifersüchtig auf den Kleinen da?"

Damit deutete er auf den zweiten bewohnten Käfig im Raum.

Den Kleinen? Er glaubte sich verhört zu haben und fühlte die Wut, die sich zu bilden begann. Eine solche Respektlosigkeit hätte sich keiner der Weasleys je erlaubt, wenn sie seinem wahren Ich gegenübergestanden hätten. Sogar die Zwillinge hatten gewusst sich zu benehmen, bis sie dachten, er bekäme es nicht mit, oder könne ihnen zumindest nichts nachweisen. Selbst sie hatten seinen Zorn gefürchtet und seine Autorität respektiert. Die Wut verschwand sofort wieder. Die Zeit, wo man ihn auf der Seite der Guten auch nur ein kleines bisschen respektiert hatte, war vorbei. Ihr Respekt war weg und nur noch Zorn blieb. Zorn auf ihn und seine Tat.

Weasley war vor seinem Käfig stehen geblieben.

Was sollte er tun? Am Besten erst einmal seine Karten bedeckt halten. Harmlos aussehen und hoffen, dass er unterschätzt wurde und somit eine Fluchtchance bekam. Und das am besten, bevor der Zaubertrank endlich seine Wirkung verlor. Es mochte gut sein, dass der Junge einem Drachen einer völlig fremden Gattung half, doch Severus Snape gegenüber würde er wohl kaum so wohl gesinnt sein.

Severus - der Drache versuchte sich zu entspannen, was angesichts der Fesseln alles andere als einfach war und liess den Kopf hängen .

"Was ist los mit dir?" fragte Weasley mit einem Stirnrunzeln und trat einen Schritt auf den Käfig zu. Severus konnte es ihm nicht verübeln. Ein Drache verhielt sich normalerweise nicht friedfertig, wenn er gefesselt und eingesperrt war, doch ein normaler Drache war ja auch kein wirklicher Intelligenzbrocken. Severus wusste, dass er hier raus musste, bevor der er wieder menschliche Form annahm. Das Risiko, dass ihn der Drachenbändiger auf der Stelle töten würde, war zu gross und ohne Zauberstab hatte Severus keine grossen Chancen sich gegen einen voll ausgebildeten Zauberer zur Wehr zu setzen. Erschwerend kam noch hinzu, dass Charlie Weasley keineswegs ein Stümper war. Es schmerzte zwar es zuzugeben, aber der Junge hatte schon in der Schule ein grosses Potential gezeigt.

Besagter Zauberer trat noch einen Schritt auf ihn zu. Sein Gesicht zeigte Verwirrung und Sorge. "Ich dachte, ich hätte alle Verletzungen gefunden."

Severus unterdrückte es, seine Augen zu rollen. Es würde den Jungen nur verwirren, und ihm nicht helfen. Ausserdem musste es bescheuert aussehen, wenn ein Drache dies machte. Er entschloss sich, das Spiel weiter zu treiben. Er liess den Kopf auf den Boden sinken und schloss die Augen, wobei er eine Show daraus machte so zu tun, als würde er damit kämpfen bei Bewusstsein zu bleiben.

Und tatsächlich hörte er, wie Weasley einen Zauberspruch aussprach und die Tür des Käfigs aufschnappte.

So ein Idiot.

Das war seine Chance. Und da hatte er gedacht, dass nur Hagrid so dumm sein konnte. Er atmete ganz ruhig und stellte sich ohnmächtig. In seiner übergrossen Sorge um die verletzte Kreatur würde Weasley die Fesseln zumindest lockern und das war seine Chance zu entkommen. Seine Verletzungen waren genug geheilt, dass sie ihn nicht mehr umbringen würden.

In dem Moment hörte er Weasley einen weiteren ihm unbekannten Zauber flüstern und eine eiserne Müdigkeit machte sich über ihn breit. Eine Müdigkeit, der er sich nur schwer erwehren konnte. Verdammt. Was für ein Spruch war das? Er zwang seine Augen auf, sein Plan von vorhin vergessen, doch die Lider wollten sich nur halbwegs heben, so tonnenschwer schienen sie. Die Ketten fielen von seinen Beinen ab, doch mit seiner ganzen Willenskraft schaffte er es nicht sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Der dreimal verfluchte Rotschopf stand neben ihm im Käfig und sah überrascht in seine halb geöffneten Augen.

"Ich dachte... Na egal. Schauen wir uns mal deine Verletzungen an, okay?"

Während Weasley einen Diagnosefluch auf ihn legte und sich die Worte studierte, die sich aus rotem Rauch mitten in der Luft bildeten, konnte Severus nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen und schlief wieder ein.


****************


Als er wieder erwachte waren die Ketten erneut eng um seine Füsse gewickelt.

So ein Mist.

Er blinzelte die letzte Müdigkeit weg und blickte auf. Weasley sass auf einem einfachen Holzstuhl vor seinem Käfig und studierte ihn. Seinen Zauberstab, wahrscheinlich für einen Aufweckzauber gerade noch im Dienst, hielt er noch immer in der Hand.

"Du bist wach. Gut."

Severus konnte nicht viel gutes an seiner momentanen Situation finden, herzlichen Dank auch.

Weasley stand auf und kam näher an den Käfig. Severus entging nicht, dass er seinen Zauberstab nicht wegsteckte. Im Gegenteil. Er tippte sich damit gegen den ausgestreckten Zeigefinger seiner anderen Hand.

"Erstens hast Du mir vorgespielt, dass du ohnmächtig würdest."

Hundertmal verdammt.

Doch Weasley bekam von Severus' herzlich gefühltem Gedanken nichts mit und auch wenn er es hätte, Severus hätte bezweifelt, dass es ihn gestoppt hätte, weil er sich nun den Mittelfinger antippte und zunehmend verwirrt, aber leider auch sauer aussah.

"Zweitens hast du so getan als wärst du noch weiter verletzt und ich hätte nicht alles gefunden. Man könnte fast meinen, dass du versucht hast mich reinzulegen, wie ein blutiger Slytherinerstklässler."

Autsch! Severus verzog das Gesicht, versuchte aber sofort wieder so unschuldig und unwissend wie möglich auszusehen und blickte den jungen Mann aus grossen Augen an.

"Was zur Hölle bist du für ein Drache?" fragte Weasley nun. "Wenn ich nicht wüsste, dass es unmöglich ist, sich in einen Drachen zu verwandeln, würde ich sagen, dass du ein Animagus bist. Du bist viel zu schlau für ein Drache."

Erstens -- Severus tippte sich mental seinen im Moment abwesenden Zeigefinger an - würdest du, wenn du nicht so beschränkt wärst wissen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt sich in ein Tier zu verwandeln, ausser gleich ein Animagus zu sein. Zweitens - leider fehlte auch der Finger - Neue Spezies, Hallo?

"Ich weiss ehrlich nicht, was ich mit dir anfangen soll, weißt du? Aber ich werde auf jeden Fall ein genaueres Auge auf dich halten und sicher gehen, dass du niemanden gefährlich werden kannst, bis ich mehr über dich weiss. Ich hätte gleich wissen müssen, dass es unmöglich wäre, dass eine Spezies von deiner Grösse so lange unentdeckt bleibt."

Wunderbar. Seine Situation hatte sich soeben ungemein verbessert...


************************


Als Severus das nächste Mal erwachte - viel mehr als schlafen konnte man in diesem vermaledeiten Käfig eh nicht und ein neuer Plan zu entkommen weigerte sich strickt sich zu entwickeln - war der Horn-ohne-schwanz verschwunden. Nun, zumindest musste er ihr Schnarchen nicht mehr ertragen. Er testete seine Mobilität und obwohl die Fesseln noch immer jede grössere Bewegung verhinderten, schienen sie doch nicht mehr ganz so eng und die Schmerzen in seiner Brust waren fast gänzlich verschwunden.

Wie das erste Mal hörte er Stimmen aus dem Nebenraum. Wahrscheinlich hing Weasley wieder an dem Floh.

"Ja oder nein?"

"Schon gut, schon gut Junge. Aber erst morgen, okay."

War das Moodys Stimme? Severus wurde gleich nervöser. Der alte Auror war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen, und umgekehrt. Auch war er nicht sicher, ob der alte Fuchs nicht herausfinden würde, wer er wirklich war. Severus zwang sich zur Ruhe. Kein Grund zur Besorgnis, der Alte war nicht wirklich hier, es war nur eine Flohverbindung.

"Das ist okay. Er geht nirgends hin, dafür habe ich gesorgt, aber da stimmt was nicht mit ihm und ich werde viel beruhigter sein, wenn du ihn dir angesehen hast und Entwarnung gibst."

Okay, das war Grund zur Besorgnis.

"Ist ja gut. Ich habe gesagt, dass ich komme, aber im Moment muss ich mal den Überblick über dieses Chaos hier wiederfinden."

Severus' Situation hatte sich soeben noch verschärft. Er musste unbedingt weg, bevor der alte Auror hier her kam. Nur wie sollte er das anstellen?

"Ist es so schlimm?" klang Weasleys Stimme zu ihm herüber.

In einem Anflug der Verzweiflung begann Severus an den Ketten zu zerren. Es sah wirklich so aus, als hätte Weasley sie dieses Mal nicht so eng angezogen, er konnte seine Füsse in den Gliedern ein wenig vor- und zurückschieben. Vielleicht... Wenn er hart genug probierte...

"Noch schlimmer. Albus fehlt an allen Ecken und Enden. Verfluchter Snape!"

Severus stutzte. Aber er unterbrach seine Bemühungen nicht für lange. Er konnte sich Sentimentalitäten im Moment nicht leisten.

"Da geb ich dir Recht", stimmte Weasley zu. "Und meine Mutter hat gesagt, dass Potter sich auch dünne macht."

"Der Balg und seine Freunde treiben sich immer wer weiss wo rum. Im Moment sind sie hier, aber wollen morgen schon wieder weg und mir soll es Recht sein. So ein Mumpitz von wegen Prophezeiung, sag ich dir. Seit wann sollen wir Kinder für uns die Dreckarbeit erledigen lassen? Der hat doch keine Chance gegen du-weißt-schon-wer."

Severus' rechter Vorderfuss rutschte noch ein bisschen nach und er musste sich beherrschen nicht ein triumphierendes Geräusch zu machen. Noch ein bisschen ziehen und den Fuss drehen, und plötzlich waren seine Vorderbeine frei. Das war leichter gewesen, als er erwartet hätte. Er warf einen kurzen Blick zu dem Durchgang. Noch keine Spur von dem Jungen. Er hoffte nur, dass es für eine Weile so blieb.

Er wandte sich wieder seinem Problem zu. Die Hinterbeine mussten noch frei kommen und er begann damit, auch dort die Ketten abzustreifen. Zu seiner Überraschung war es noch einfacher als bei den vorderen. War Weasley wirklich so ein Stümper beide Fesseln zu lockern, wenn er doch erst ganz gross sein Misstrauen in ihn verkündet hatte? Doch seine Gedanken wurden von einem leichten Schmerz abgelenkt, der sich über der Narbe an seiner Brust breit machte. Er ignorierte ihn und rollte sich auf seine Beine. Diese schienen aber seltsam schwach und konnten sein Gewicht kaum tragen. Er bewegte sich auf die ‚Tür' des Käfigs zu und untersuchte das Schloss genauer. Es schien ein magisches Schloss zu sein, unmöglich es ohne Magie aufzubrechen. Toll. Und hier endete sein Fluchtversuch. Damit blieb nur eins. Jetzt wo seine Beine wieder frei waren, musste er versuchen irgendwie mit Weasley zu kommunizieren.

Er seufzte und machte sich daran es sich bequemer zu machen um auf die Rückkehr des Drachenbändigers zu warten, als sich der Schmerz in seiner Brust in Sekundenschnelle intensivierte und wie ein heisser Blitz durch seinen Körper fuhr. Er stöhnte auf und fiel zu Boden.

"Ich muss Schluss machen. Ich hör da was aus der Richtung des Drachens."

Severus bekam die Worte kaum mit, der Schmerz war übermächtig geworden und er konnte kaum richtig denken. Ein lautes schepperndes Geräusch und plötzlich lag der Eisenring, der um seine Schnauze gelegt gewesen war, vor ihm auf dem Boden. Seine Füsse veränderten sich vor seinen Augen, wurden heller und kleiner. Sein ganzer Körper schrumpfte, erst langsam, dann immer schneller. Geschuppte Klauen wurden zu menschlichen Händen, ein geschuppter Körper zu schwarzer Kleidung bis ein unter Schmerzen gekrümmter Severus Snape in seiner menschlichen Gestalt am Boden des Käfigs lag.

Der betäubende Schmerz in seiner Brust allerdings liess nicht mit seiner Rückverwandlung nach und er konnte kaum atmen. Dennoch kämpfte er sich auf wacklige Beine und stolperte zu den Gitterstäben. Das war seine vielleicht einzige Gelegenheit zur Flucht. Einen Arm hielt er sich schützend auf die heilende Narbe, die hinter einem Riss, den der Fluch in seiner Weste hinterlassen hatte, andeutungsweise zu sehen war.

Noch ein Schritt und er könnte sich durch die Gitterstäbe zwängen und war frei. Doch kaum hatte er auch nur eine Hand an das Metall gelegt, wurde er von der unsichtbaren Kraft eines Schutzzaubers, den Weasley hatte um die Stäbe legen müssen, wieder nach hinten geschleudert. Er schlitterte ein paar Meter und kam etwa in der Hälfte des Käfigs benommen auf seiner Seite zu liegen. Der Schmerz in seiner Brust lenkte ihn jedoch von eventuellen Prellungen ab, die er sicher davongetragen hatte. Das Atmen war so mühsam, dass er es nur schaffte, oberflächig, keuchend Lust zu holen. Seine ganze Energie ging dafür drauf und jeder Gedanke an eine weitere Flucht schien im Moment zweitrangig.

"Na also. Dann habe ich mich also doch nicht getäuscht. Kein normaler Drache benimmt sich so wie du."

Severus sah nicht auf. Er war viel zu sehr damit beschäftigt den Schmerz irgendwie unter Kontrolle zu halten.

"Wer bist du und wie kommst du hier her? Antworte, los."

Severus versuchte sich etwas zu sammeln. Was sollte er jetzt tun? Sobald Weasley sehen würde, wen er dort hatte, würde er ihn töten. Doch für immer verstecken konnte er sich nicht. Er musste versuchen sich zu erklären, auch wenn es schon schwierig genug schien überhaupt zu atmen.

"Bevor ... du mich angreifst... lass mich bitte erst .... ausreden..."

"Ich kenne diese Stimme", unterbrach ihn ein geschocktes Flüstern Weasleys.

"SNAPE!" schrie er dann noch bevor Severus die Gelegenheit hatte, seinen Kopf zu heben und sich zu erkennen zu geben. Und kaum eine Sekunde später wurde er mit dem Rücken gegen die Gitterstäbe geschleudert und dort, seine Füsse einen halben Meter über dem Boden, festgehalten.

Severus keuchte nur noch nach Luft und bekam nicht mehr mit, wie Weasley in den Käfig kam, aber plötzlich stand er vor ihm, den Zauberstab direkt auf ihn gerichtet und sein Gesicht zornverzerrt.

Weasley schien einen Moment zu brauchen, um um seine Wut herum Worte hervor bringen zu können. Er öffnete mehrmals den Mund und schloss ihn wieder zu einem hasserfüllten Strich.

"Du hast Dumbledore umgebracht", würgte er schliesslich nur hervor.

Severus hatte noch immer Mühe mit dem Schmerz in seiner Brust zu atmen, geschweige denn zu reden, doch er wusste auch, dass es seine einzige Chance war sich zu erklären. Dumbledore wäre enttäuscht, dass er dazu gezwungen war, war doch höchste Geheimhaltung nötig, doch tot oder in Askaban half er niemandem. "Ja, das stimmt", keuchte er schlussendlich.

"Bastard. Du weißt gar nicht, wie sehr es mich reizt dir den Gefallen zu erwidern. Ich würde dich am liebsten eigenhändig töten."

Der Zauber, der ihn gegen die Stäbe hielt, verschwand und Severus sackte zu Boden. Der unerwartete Aufprall stiess ihm die wenige Luft aus den Lungen, die er hatte einatmen können und graue Punkte tauchten für einen Moment vor seinen Augen auf, als er nach Sauerstoff keuchte.

"Aber ich werde mich nicht auf das Niveau von dir und deinesgleichen begeben, Snape. Du wirst bezahlen. Und es wird für dich so schlimm sein, dass du dir den Tod herbeisehnen wirst. Die Dementoren sind aus Askaban weg und Zauberer bewachen das Gefängnis. Zauberer, die Albus Dumbledore für den Helden halten, der er war. Die werden sich freuen dich in ihre Obhut zu bekommen. Solche Leute wie du haben keine Rechte mehr. Gar keine."

Damit wandte sich der junge Rotschopf ab um den Käfig zu verlassen.

"Wenn du das ... machst...verrätst du Albus mehr ... als ich es je gekonnt hätte." Sprechen war mit so wenig Luft, die seine Lungen aufnehmen konnte, schwer und erschöpfend, doch er hatte keine Wahl.

Auch half es nicht, dass Weasley plötzlich neben ihm kauerte und die Vorderseite seines Kragens mit einer Hand so fest umklammerte, dass sie gegen seine Kehle drückte und den Atemfluss noch mehr behinderte.

"Wage es nicht, du Bastard. Nenne nicht seinen Namen", zischte er.

Severus hätte gerne darauf geantwortet, doch seine ganze Konzentration beschränkte sich im Moment darauf, zumindest ein bisschen Luft in seine Lungen zu kriegen.

Auch Weasley entging das nicht und er liess ihn los. "So einfach kommst du mir nicht davon Snape."

Severus holte erst zweimal oberflächlich Luft. Er musste Weasley irgendwie überzeugen. So war das nicht geplant gewesen. Sein Mord an Albus wäre für nichts und wieder nichts gewesen, all die Risiken und Entbehrungen. Ohne die Unterstützung des Ordens würde ihn nichts von Askaban fern halten können.

Er blickte zu Weasley hoch. "Bitte Charlie. Lass mich.... erklären. Da ist ... mehr, als du weißt ... als dass ... irgendjemand weiss."

Weasley wich erschrocken zurück und starrte ihn aus grossen Augen an. Ein flehender Dumbledore war vielleicht noch zu begreifen, doch einen flehenden Snape war scheinbar so ungewohnt, dass es den Jungen genug aus der Bahn warf um ihn zögern zu lassen.

Die hatten ja keine Ahnung, was er vor dem dunklen Lord schon getan hatte, und vor Albus auch.
Doch Weasley sammelte sich schnell wieder. Dennoch schien seine Neugier genug geweckt, dass er einen Schritt zurück machte und wartete, den Zauberstab noch immer auf ihn gerichtet. "Dann klär mich auf, Snape. Und ich warne dich. Versuch ja nichts." Zur Bekräftigung seiner Worte hob er den Zauberstab andeutend.

"Kann kaum ... atmen."

Weasley schien das nicht im Mindesten zu kümmern. "Dumm für dich, ist mir aber egal."

Trotz seiner Worte lag jedoch verhaltene Neugier in den Augen des Jungen. Severus hatte eine Ahnung, warum er diese Mühe zu atmen hatte, aber Weasley schien das nicht zu tun. Dennoch hob er seinen Zauberstab und ein hellblauer Rauch stieg von dessen Spitze auf und schlängelte sich Richtung Severus. Der ehemalige Zaubertranklehrer versteifte sich unwillkürlich, doch als der Rauch ihn traf, passierte nichts, ausser dass die Panik und das Gefühl kurz vor dem Ersticken zu sein verschwand. Zwar konnte er noch immer keine tiefen Atemzüge machen, doch er erkannte den Zauber nun als einen, der die Arbeit der Lungen für ein paar Minuten extern übernahm und Sauerstoff direkt ins Blut brachte. Selbst wenn er nun vollkommen zu atmen aufhören würde, würde er nicht ersticken. Ein recht schwerer Zauber, den nur Heiler mit viel magischem Potential beherrschten. Und Weasley hatte ihn wortlos ausgeführt. Aber selbst wenn es kein ehemaliger Gryffindor gewesen wäre, Severus hätte sich geweigert beeindruckt zu sein.

Der Zauber würde nicht ewig anhalten, aber er konnte sich nun darauf konzentrieren, das bisschen Luft, das er bekam, fürs Sprechen zu verbrauchen, was sicher in Weasleys Absicht gewesen war, noch eher als ihm damit zu helfen.

Severus wusste, dass er mit allem rausrücken musste um eine Chance zu haben und er konnte nur hoffen, dass dieser Weasley nicht der Maulwurf war. "Im Orden gibt es einen Spion."

Das bittere Grinsen in Weasleys Gesicht liess Severus' Herz einen Schlag aussetzen und er sah sich genau dieser Befürchtung bestätigt. Stattdessen sagte Weasley mit einem abfälligen Schnauben: "Ja, und er sitzt genau hier vor mir."

"Ich habe den Orden ... nie ... verraten!" rief Severus. Er ermahnte sich, in Zukunft ruhiger zu bleiben. Seine Luft reichte wieder zum Sprechen, aber nicht fürs Rumschreien.

"Natürlich nicht. Dumbledore zu töten war voll im Interesse des Ordens."

"Sarkasmus ist definitiv eine Kunst, die du nicht beherrscht Weasley." Die Gesichtszüge des jüngeren Zauberers verhärteten sich noch mehr und Severus rief sich selbst zur Ordnung. Er durfte ihn nicht verärgern, wenn er hier wirklich unbeschadet rauskommen wollte. "Aber um deine Frage zu beantworten. Ja, das war es, zumindest nach Albus' Gutdünken."

"Wovon redest du überhaupt. Du hast ihn umgebracht."

"Albus wusste schon Monate vorher, dass er sterben würde. Und er wusste auch, dass es wahrscheinlich durch meine Hand sein würde, wenn die Natur, oder besser gesagt Riddles Fluch es nicht vorher tat. Albus wusste, dass ich durch einen unbrechbaren Schwur dazu gezwungen war es zu tun und er hat es mir zusätzlich auch noch einmal befohlen."

"Du lügst!"

"Dann frag Potter einmal, wie sich Dumbledore das ganze Jahr verhalten hat, wenn du mir nicht glaubst. Lass ihn dir erzählen, wie er ihn immer wieder gedrängt hat ... versucht hat ihm das ganze nötige Wissen einzutrichtern, bevor seine Zeit um war. Damit er eine Chance gegen den Dunklen Lord hat." Severus nahm sich vor das Details der Horkruxe erst dann preis zu geben, wenn es nicht anders ging. Albus hatte dieses Geheimnis am besten von allen gewahrt. Wenn der Dunkle Lord erfahren würde, dass Potter von den Horkruxen wusste, wäre alles so gut wie verloren.

"Das beweisst nichts. Du bist noch immer ein ehrloser, feiger Verräter, der nur versucht seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Von einem Slytherin würde ich nicht weniger gute Argumente erwarten, aber sie überzeugen mich nicht. Warum hat Dumbledore nicht zumindest McGonagall eingeweiht?"

"Das habe ich doch schon gesagt. Wir waren uns sicher, dass es im Orden einen Spion der dunklen Seite gibt. Wir wussten nicht wer und so wollte Albus so wenig Leute wie möglich einweihen. Albus vertraute Potter, wie er auch mir vertraute. Er wollte dem Gör alles erklären, damit ich noch eine Verbindung zu unserer Seite habe, kam aber nicht mehr dazu. Was mich in eine sehr ungünstige Situation brachte. Dennoch habe ich meine Rolle weiter gespielt, um zumindest zu versuchen dem Dunklen Lord von innen her zu schaden und Potter am Ende irgendwie immer noch helfen zu können, also erzähl mir nichts von Feigheit. Ich bin ein Slytherin und ein Slytherin würde alles tun um sein Ziel zu erreichen und mein Ziel ist es, den Dunklen Lord zu stürzen."

"Deine Argumente mögen gut sein, aber da gibt es einen kleinen Haken. Dumbledore hat Potter erzählt, warum du damals wieder auf unsere Seite gewechselt bist."

Severus fühlte das Blut aus seinem Gesicht weichen und er konnte einen Moment nichts sagen. Das konnte Dumbledore nicht...

"Dumbledore hat ihm erzählt, dass du es warst, der die Prophezeiung an Voldemort weiter geleitet hast und dass du scheinbar so untröstlich warst, als du erfahren hast, dass die Potters es sein sollten, die sterben mussten. Leider weiss aber Harry zufällig, dass du seinen Vater gehasst hattest und es dir nie leid getan hätte."

Severus entspannte sich wieder und ein leichtes Lächeln stahl sich sogar auf sein Gesicht. "Ja, das ist wahr. Ich habe ihn gehasst. Auch das mit der Prophezeiung stimmt, doch Albus wusste sehr genau, dass ich James hasste. Darum sah er auch davon ab, mich weiter damit zu quälen Potter in Okklumentik zu unterrichten. Und soweit ich unterrichtet bin, hat er das Potter auch gesagt. Nur hat der Bengel wahrscheinlich wieder nicht richtig hingehört, was ihm erzählt wurde."

Weasleys Gesicht zeigte pure Abscheu. "Noch nicht einmal jetzt kannst es unterlassen andere zu beleidigen."

Severus zuckte nur die Schultern. "Wenn Fawkes hier wäre, würde er meine Worte als wahr beweisen. Er hilft nur jemandem der Dumbledore treu ergeben ist. Und er hat mir geholfen, als ich bei der Flucht von dem Hippogreif verletzt wurde. Und seither kommt er öfters mal bei mir vorbei."

"Das kann ja jeder erzählen. Hast du Beweise?"

Severus verdrehte sie Augen. "Ich habe doch gerade gesagt, wenn er hier wäre. Nun, ich sehe ihn nirgends. Was ist es nur immer mit euch Gryffindors und gut zuhören. Informationen sind lebenswichtig, vor allem in einem Krieg, hat euch das nie jemand beigebracht? Kein Wunder, dass ihr Mut braucht, um eure Ziele zu erreichen, wenn euch das Wissen fehlt es anders zu tun."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hinterlist Mut vorzuziehen ist."

"Und genau das sollte dein Beweis sein, Weasley. Ich bin ein Slytherin und wenn ich dir die Unwahrheit erzählen wollte, hätte ich sicher bessere Ausreden parat gehabt, und nicht solche, die du so einfach nachprüfen kannst. Geh und rede mit Potter. Frage ihn, wie Albus im letzten Jahr zu ihm war?"

Weasley verschränkte die Arme vor seiner Brust, ging aber nicht mehr auf die letzte Bemerkung ein. Zumindest zeigte der Zauberstab nicht mehr direkt auf Severus, was darauf deutete, dass der jüngere Zauberer nun zumindest Zweifel hatte. Ein Slytherin wäre schwerer zu überzeugen gewesen und auch bei denen hatte er es schon geschafft - durch pure Argumentation. Wenn er wirklich die Absichten hätte, die Weasley ihm unterstellte, dann hätte er ihm einfach eine Handvoll Lügen auftischen können."

"Warum der Drache?" fragte Weasley schliesslich.

Ach ja. Der Drache. "Das war Bellatrix. Bellatrix und eine von mir gestohlene Phiole von ‚Forman capere', die sie gestohlen hat. Als ich dann die Gestalt geändert hatte und noch zu verwirrt war um mit dem neuen Körper was anfangen zu können, hat sie mich angegriffen und mit einem Portschlüssel ich weiss nicht wohin gebracht um mich dort ohne Hilfe verrecken zu lassen."

"Forman capere? Ich dachte, dass das nur ein paar Minuten lang wirkt."

"Tut es auch. Unter normalen Umständen. Genau wie es eigentlich nicht möglich ist, sich in so grosse Tiere zu verwandeln. Aber ich war vorher anderen Zaubertrankdämpfen ausgeliefert gewesen, als ich gebraut habe. Ungefährliche Dämpfe an und für sich. Ausserdem hat Bellatrix die Flüssigkeit in meinen Wein getan und der Alkohol hat die Wirkung wohl mit verändert."

"Warum ein Drache?" wiederholte Weasley.

Severus verdrehte die Augen erneut und setzte sich etwas bequemer hin. Sofort flammte der Schmerz in seiner Brust, der zu einem fast als erträglich einzustufendem Level abgeklungen war, wieder auf und raubte ihm erneut den wenigen Atem, den er gehabt hatte. Er brauchte zwei Minuten um sich wieder zu fangen, doch seiner Stimmung hatte es nicht gedient.

"Weil Einhörner Wesen von zu purer Magie sind, als dass sich ein Zauberer mit solch besudelter Seele wie ich hätte in eines verwandeln können", antwortete er schnippisch.

"Also purer Zufall?"

Der Schmerz war diesmal nicht mehr so einfach zu ignorieren und Severus hatte das Gefühl, dass er schlimmer geworden war. Dadurch wurde seine Geduld immer dünner. "Das einzige Gute an der ganzen Sache mit Dumbledores Tod war die Tatsache, dass ich keinen jungen Idioten mehr die einfachsten Zaubertränke erklären musste..."

"Vorschicht, Snape", warnte Weasley, doch seine Stimme hatte nicht mehr die Schärfe von zuvor. "Ich weiss, dass es einen Zauberspruch braucht, der die Gestalt bestimmt, aber ich dachte, dass man den aussprechen muss, wenn man den Trank einnimmt, damit es wirkt."

"Falsch gedacht. Das ist ein Märchen, das von denen, die es besser wissen, gerade Lehrern an einem Institut wie Hogwarts nicht aktiv wiederlegt wird. Nicht dass besonders viele Leute den Trank überhaupt brauen könnten. Er ist noch komplizierter als der Wolfsbann."

"Missbrauchgefahr?"

Severus nickte. "Der Trank ist kein Spielzeug, genau so wenig wie Vielsafttrank, nur noch um einiges unstabiler."

"Wie dein Beispiel gut beweist."

Wieder nickte Severus. "Ich habe Glück, dass ich noch lebe. Wobei es bei der Narbe...", er deutete flüchtig auf seine Brust, "scheinbar Probleme gegeben hat."

Weasley nickte und zu Severus' Erleichterung wirkte er nun schon mehr nachdenklich als wütend. "Ja, so was habe ich mir auch schon gedacht."

Für einen Moment sagte keiner von ihnen etwas.

Dann räusperte sich Weasley leise. "Was wenn... ich meine, wenn ich dir wirklich glauben würde und dich frei lasse? Was würdest du tun?"

Snape hob eine Augenbraue. "Du glaubst mir also?"

"Sagen wir mal berechtigte Zweifel. Ich überlege noch, was weniger Schaden anrichten würde. Dich laufen zu lassen, wenn du noch immer auf der dunklen Seite stehst oder dich nach Askaban zu schicken, wo du sicher nicht lange überleben würdest und damit einen Mann hinter den Linien zu verlieren, der ohne Zweifel das volle Vertauen unseres Gegners geniesst. Also sage mir. Was würdest du tun?"

"Ich würde genau dieses Vertauen weiter ausnutzen und erst mal Bellatrix' Taten mit dem gestohlenen Trank beim Dunklen Lord verraten. Er wird nicht erfreut sein. Wenn ich es gut anstelle, dann gönnt er mir zur Wiedergutmachung ein Duell mit ihr. Ein Duell, das ich nicht plane sie überleben zu lassen"

Severus war überrascht, dass Weasley ihn nicht voller Abscheu ansah, als er so nebensächlich über einen Mord sprach. Vielleicht hatte der Junge doch mehr über den Krieg gelernt, als er es ihm zugetraut hatte. "Clever. Ein Todesser, dazu noch ein wichtiger und gefährlicher weg und du stehst noch besser da."

"Der Dunkle Lord mag niemanden und Bellatrix' Unstabilität ist ihm sowieso ein Dorn im Auge. Er braucht sie zwar, aber ein kalkulierter Killer, dazu noch mit Intelligenz, ist ihm wichtiger."

Weasley nickte nun auch und kam näher. Severus' erster Impuls war, zurück zu weichen, doch er verharrte. Er hätte eh nicht die Energie gehabt weit zu kommen. Der Fluch Weasleys begann langsam an Wirkung zu verlieren und der Sauerstoffmangel machte sich langsam aber sicher bemerkbar.

Weasley stand nun neben ihm und kniete sich zu ihm hin. "Ich habe meine Entscheidung getroffen, Snape." Damit langte er nach Severus' Robe und schob die aufgeschlitzten Kanten des Loches zur Seite um einen Blick auf die Narbe zu werfen, die sich, im Gegensatz zu vorher, als zentimeterdicker, runzliger Wulst von violettem Schimmer gefärbt, über die ganze Brust zog.

Severus tat sein Bestes ruhig zu halten, wenn er auch wirklich Mühe damit hatte. Er war es sich nicht gewohnt, jemanden so nah an sich herankommen zu lassen, doch wie er Weasley schon gesagt hatte: Er tat, was er musste um sein Ziel zu erreichen.

Weasley studierte die Narbe und untersuchte sie auch mit Magie. "Es ist wie ich gedacht habe. Die Narbe ist halb in dem Zustand geblieben, die sie beim Drachen gehabt hat. Was bedeutet viel zu gross für einen menschlichen Körper. Die Wunde ist mit dem Körperumfang geschrumpft, aber nicht das Narbengewebe. Es drückt die Lungen zusammen."

"Kannst ... du es ... richten?" fragte Severus, der nun wieder, wie vorher, um jeden Atemzug ringen musste.

"Nicht so schnell. Ich muss das ganze Narbengewebe entfernen, somit die Wunde wieder öffnen und dann muss sie von selber heilen."

"Habe ... keine Zeit."

"Wir haben keine Wahl. Wenn ich es magisch verschliesse, formt sich das Narbengewebe wieder wie jetzt, da die Information vom letzten Mal kopiert wird. Es geht nicht anders."

Severus antwortete nichts. Weasleys bitterer Ton sagte, dass der Junge die Implikationen genau verstand. Severus würde ein paar Wochen ausfallen. Wochen, in denen der Krieg andauerte, in denen die Chance bestand, dass Potter Voldemort gegenüberstand. Wochen, die Bellatrix nutzen konnte, Severus zu diskreditieren, so dass seine Rückkehr sehr viel schwerer war. Nur hatte der Junge in einem Recht. Es ging nicht anders. Wenn er so wie jetzt zurückkehrte, dann würde sich Voldemort wahrscheinlich nicht die Mühe mit ihm machen, ganz abgesehen von seinem Erklärungsnotstand, wie er sich selber als Drache hatte heilen können.

Weasley legte ihm die Hand auf die Schulter.

Ich bringe dich erst mal in mein Zimmer und versorge das...", er zeigte auf die Narbe, "erst einmal, bevor ich Moody kontaktiere und versuche ihm einen guten Grund zu liefern, dass er nun doch nicht kommen muss."

Severus begrüsste es nicht gerade, wieder eine klaffende, schmerzende Wunde zu bekommen, die dann auch noch ‚normal' verheilen musste. "Geh und tu das erst. Ich warte hier so lange."

Charlie schüttelte den Kopf. "Du kriegst nicht genug Sauerstoff in dein Blut und das könnte Schäden hinterlassen, wenn wir diesen Zustand zu lange belassen. Ausserdem - je eher wir es hinter uns bringen, desto schneller kann die Wunde zu heilen anfangen."

Severus seufzte aber ergab sich seinem Schicksal. Die nächsten Wochen versprachen wirklich spassig zu werden.

"Bewege dich nicht. Ich lasse dich schweben, dann musst du dich am wenigsten anstrengen und kannst dich aufs Atmen konzentrieren."

Severus nickte und Weasley stand auf und trat einen Schritt von ihm weg, den Zauberstab auf ihn gerichtet.

Doch noch bevor er den Mobilcorpus aussprechen konnte, vernahmen die beiden Zauberer ein leises Trillern von über dem Käfig.

Weasley stutzte, genau wie auch Severus. War das…?

Ein roter, gefiederter Kopf an einem langen, eleganten Hals senkte sich über die Kante des Käfigs und schwarze, schillernde Augen lugten zu ihnen hinunter.

"Fawkes?" flüsterte Weasley ergriffen. "Seit Dumbledores Tod hat dich niemand mehr gesehen."

Der Kopf verschwand wieder und gleich darauf flatterte der grosse Vogel durch die Stäbe in den Käfig und liess sich auf Severus' Schulter nieder, wo er sich zu dem Gesicht des Zauberers vorbeugte und noch einmal leise trillerte.

"Hallo ... du Federwisch", wurde er von Severus begrüsst. Dumbledore hatte sich immer amüsiert, wie er versucht hatte schroff zu dem Vogel zu sein und angewidert zu tun, aber bei Fawkes irgendwie seiner Stimme nie hatte die nötige Tonlage geben können, damit die beleidigenden Namen, die er ihm gab, auch wirkten.

"Fawkes, könntest du versuchen…" Charlie deutet auf die Narbe auf Severus' Brust. Der Vogel schien zu verstehen. Er legte den Kopf schief und betrachtete sich die wüst aussehende Narbe. Er trillerte noch einmal und eine Träne löste sich aus seinem Auge und fiel auf die gerunzelte Haut, nur um gleich in einem Rauchwölkchen zu verdampfen. Für eine weitere Sekunde passierte nichts, bis der Schmerz in einem Sekundenbruchteil zu einem Höllenfeuer wurde und Severus' ganzer Körper in unmenschliche Agonie gehüllt wurde. Er war sich kaum bewusst, wie er sich aufbäumte und sich ein gellender Schrei aus seiner Kehle löste. Er nahm kaum das rote Geflatter wahr, als der Vogel erschreckt aufflog und in einem Blitz verschwand, und die schnellen Schritte, mit denen Weasley bei ihm war. Sein Körper war seiner Kontrolle entwichen und es gab nur noch Schmerz, Schmerz, Schmerz.

Seine Tortur schien sich Stunden hinzuziehen, doch so langsam verebbte der Schmerz und er nahm eine drängende Stimme wahr.

"Meine Güte, Snape, atme, oder ich lege den Fluch wieder über dich."

Severus schnappte schwer nach Atem und sofort füllten sich seine Lungen mit wertvollem Sauerstoff und ein schmerzhafter Druck verschwand, der sich wie eine Zwinge um seinen Brustkorb gelegt hatte.

Er atmete noch ein paar Mal tief ein, bis er realisierte, dass der Schmerz ganz weg war und er normal atmen konnte. Das nächste, was er merkte, war, dass sein Kopf auf etwas weichem lag. Die Erkenntnis traf ihn dann wie ein Hammer. Weasley hielt ihn fest umklammert und sein Kopf ruhte auf dem Arm des Drachenbändigers. Wie von der Tarantel gestochen setzte er sich auf und starrte den jüngeren Mann entsetzt an.

"Du hast dir den Kopf gestossen. Ich wollte schlimmeres verhindern", entschuldigte dieser verlegen.

Severus fuhr sich mit der Hand an eine schmerzende Stelle an seinem Hinterkopf, die er bis dahin noch gar nicht wahrgenommen hatte. Er fühlte eine Beule und befingerte sie vorsichtig, senkte die Hand aber gleich wieder. Schien wirklich nur eine Beule zu sein, nichts Schlimmes. Stattdessen schob er seine Weste zur Seite um die Narbe zu sehen. Doch die war nicht mehr da. Alles was er sah war blasse, unverletzte Haut.

"Ein weiteres Problem gelöst", hörte er Weasleys erleichterte Stimme. "Und die Frage deiner Loyalität dürfte sich mit Fawkes wohl auch geklärt haben."

Snape verzog die Lippen zu einem Halbgrinsen. "Wie wenn ich dich anlügen würde." Mit diesen Worten stand er auf und zu seiner Erleichterung schien wirklich alles an ihm geheilt zu sein, ausser den leichten Kopfschmerzen von der Beule und damit konnte er nun wirklich leben.

"Dann mach ich mich mal lieber auf den Weg, Weasley."

Der Drachenbändiger nickte. "Hast du deinen Zauberstab?"

"Nein. Ich habe ihn gezogen, als ich die erste Veränderung fühlte und mein Körper hat sich ohne ihn verwandelt."

Charlie runzelte die Stirn. "Und wie willst du dann nach England zurück kommen?"

"England...? Wo zur Hölle bin ich hier gelandet?"

Weasley schien sich göttlich über Severus' verdutztes Gesicht zu amüsieren, seinem breiten Grinsen nach zu urteilen, was wiederum Severus gar nicht amüsierte. Er zwang sein Gesicht sofort wieder in ernste, kontrollierte Züge.

"In Rumänien, natürlich. Was hast du geglaubt, dass ich über ganz Europa solche Höhlen verteilt habe, um zu arbeiten?"

Severus hätte dem jüngeren Zauberer am liebsten das blöde Grinsen vom Gesicht geschlagen, doch die Erkenntnis, dass er so weit weg war, brachte ein neues Problem mit sich.

"Wie soll ich ohne Zauberstab und Hilfe so schnell zurückkommen." Bellatrix hatte ihn sicher absichtlich hier her gebracht. "In Rumänien gibt es so viele Drachen, dass ein einzelner mehr nicht auffallen und die Chancen zu überleben für ihn dadurch noch schmälern würde", flüsterte er zu sich selber und begann gedankenverloren ein paar Schritte auf- und abzugehen.

"Moment!" rief Weasley plötzlich und eilte aus dem Käfig, dessen Tür er ohne Worte und mit einem Wink seines Handgelenks öffnete.

Severus weigerte sich erneut beeindruckt zu sein und beobachtete wie Charlie durch den Durchgang in den Seitenraum verschwand.

Mit einem tiefen Atemzug folgte er ihm aus der nun offenen Tür. Seine Lust an Käfigen war vorerst gedeckt und warten konnte er genau so gut draussen.

Das brauchte er allerdings nicht all zu lange, denn kaum war er verschwunden, erschien Weasley schon wieder, in der einen Hand zwei Zauberstäbe und in der anderen ein faustgrosser Stein.

Als er Severus erreicht hatte, drückte er ihm den einen Zauberstab in die Hand.

"Der gehörte einem Drachenjäger, der hier gewildert hat und den Kampf verlor."

"Du scheinst darüber alles andere als betroffen zu sein", sagte Severus bemüht neutral.

"Es ist allgemein bekannt, dass man die Teile der Drachen auch bekommt, wenn man sie am Leben lässt, nur solche im Mittelalter stehen gebliebene Wichtigtuer, die denken, sich mit einer Trophäe Ansehen erkaufen zu können, verfolgen sie noch immer um sie zu töten. Die haben nichts anderes verdient."

Vielleicht war es gar nicht der Krieg, der Weasley solche Ansichten gelehrt hatte, kam es Severus in den Sinn.

"Ich habe den Toten noch nicht identifiziert und gemeldet. Nur dumm, dass der Drache seinen Zauberstab scheinbar gefressen hat, denn ich werde ihn nirgends finden können, wenn ich die Überreste des Jägers heute Nachmittag finden werde."

Damit hielt er Severus den Stein entgegen. "Viel Glück Severus."

Severus verstand, nickte und nahm den Stein. Er richtete den Zauberstab darauf. Kurz bevor er den Portschlüssel kreierte und er verschwand, hörte er noch einmal Charlies Stimme:

"Übrigens. Hier in Rumänien gelten Drachen als Geschöpfe genauso reiner Magie wie Einhörner."


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Ende

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Ich möchte erst mal der versammelten Gesellschaft des Snapologie-Kongresses aus Spinners - End danken, ohne die ich einen viel schlechteren Handlungsbogen gehabt hätte.

Auch ein Riesen Dankeschön geht an Shelley, meine wunderbare Betaleserin und an JennT, die mir auch mit Rat und Tat zur Seite gestanden ist.

Zur Geschichte. Mir ist aufgefallen, wie sehr Dumbledore die Horkruxe geheim zu halten schien. Harry und seine Freunde hatten sich in seinen Augen als vertrauenswürdig erwiesen und sie durften es wissen. Sonst durfte Harry es niemandem sagen. Niemanden. Das heisst auch keiner McGonagall? Weiss sie auch nichts davon? Warum diese Geheimhaltung? Weiss es Snape? Zumindest hat er Albus von der Verletzung geheilt und bei ihrer Rückkehr wollte Dumbledore unbedingt zu ihm, nicht zu Poppy, auch nicht in den Krankenflügel und dann hol-mal-Snape. Nein, er wollte NUR Snape. Könnte es sein, dass er dort Harry aufklären wollte? Weiss Snape von den Horkruxen?

Und zu James. Am Ende von Buch fünf sagt Dumbledore zu Harry mit Bezug auf Snape und James: "Gewisse Wunden sind zu tief zum heilen." Was bedeutet, dass er gewusst hatte, dass sie sich hassten. Wenn er entgegen aller Logik die Erkenntnis dort erst gehabt hätte, hätte er doch dann misstrauisch werden müssen, nicht?



 

Review

 

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