Liebe ist die beste Medizin

 

 

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Autorin: Nicole

Disclaimer

Die Personen gehören mir nicht. Ich verdiene kein Geld damit und schreibe, weil es mir Spaß macht. Ich habe mir die bekannten Personen nur ausgeliehen und werde sie JKR sofort nach Gebrauch wieder zurückgeben. Versprochen!

Widmung:

Die folgende Kurzgeschichte widme ich Callista Evans, die sich eine Story aus Snapes POV gewünscht hat. Ich hoffe, sie gefällt dir. Und euch natürlich auch. Über Reviews freue ich mich natürlich wie immer. Viel Spaß beim Lesen!


Liebe ist die beste Medizin

Montag. 6 Uhr. Ich hasse Montag. Genauso, wie ich Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag hasse. Ich hasse jeden verdammten Morgen, den ich mich aus dem Bett quälen muss, um meiner - ach so geliebten - Tätigkeit als Professor für Zaubertränke nachzugehen. Wieso bin ich eigentlich Lehrer geworden? Ich habe die Schule schon immer gehasst. Nicht das Lernen. Nein. Wissen ist Macht. Das ist meine Devise. Als Schüler habe ich alles in mich aufgesaugt, was mir unter die Nase kam, jedes Buch in der Bibliothek gelesen. Aber diese Gemeinschaft. Diese Schülermassen. Das habe ich gehasst und tue es immer noch.

Nichtsnutzige Schüler, die den Tag mit Quidditch, Mode und Liebschaften vergeuden. Keinen Sinn haben für die schönen, wichtigen Dinge des Lebens. Diese Dumpfbacken. Warum muss ich mich nur täglich mit ihnen abgeben? Warum kann ich nicht einfach meine Ruhe haben und meinen Forschungen nachgehen? Warum nur? Ach ja, richtig. Ich bin Lehrer und das ist mein Job. Wem habe ich das alles zu verdanken? Albus Dumbledore. Dieser grauhaarige, ewig nette und gut gelaunte alte Kerl. Wie schafft er es nur, dass man ihm keinen Wunsch abschlagen kann?

Gut, nachdem ich von Voldemort genug und eingesehen hatte, dass Morden, Foltern und auf den Knien um Gnade winseln nicht alles im Leben sein kann, hat er mich wieder in seinen Reihen aufgenommen. Bei den "Guten". Mir vertraut. Vergeben. Seitdem werde ich als Spion eingesetzt. Doch wofür? Zu welchem Preis? Jeder misstraut mir. Voldemort und seine Todesser zweifeln an meiner Loyalität und die vermeintlich Guten und Gerechten ebenfalls. Nur Dumbledore nicht. Dieser ewig optimistische Kerl. Was bin ich? Eine Marionette? Ein Spielball zwischen den Fronten? Ich bin immer noch ein Mensch. Ich habe auch Bedürfnisse und Gefühle. Moment - Severus Snape und Gefühle? Passt das? Natürlich. Nur darf es niemand wissen. Die Maske, die ich aufsetze, ist mittlerweile zu meiner zweiten Haut geworden. Niemand, ich wiederhole niemand durchschaut sie. Dafür habe ich schon gesorgt. Manchmal glaube ich sogar selber daran, dass ich ein Ekel bin. Soweit ist es schon gekommen.

Aber nun genug Selbstmitleid. Raus aus dem Federn. Ich brauche erstmal einen Kaffee. Hauselfen sei Dank, steht wie jeden Morgen eine große Tasse des dampfenden, schwarzen Gesöffs auf dem Tisch im Wohnzimmer. Der Kaffee tut gut. Macht mich stark für den Tag. Frühstück fällt dafür aus. Ich kann diese Schülermassen in der Großen Halle nicht ertragen. Dieser Krach. Nein, davon bekomme ich noch schlechtere Laune. Geht das überhaupt? Ich gehe ins Bad, schau in den Spiegel. Ich verabscheue, was ich sehe. Schnell wende ich den Blick ab und steige in die Dusche. Das Wasser macht meinen Kopf klar. Das ist auch dringend nötig.

Erste Stunde. Zaubertränke mit den Erstklässlern aus Gryffindor und Slytherin. Diese Kombination schreit förmlich nach Chaos. Und richtig. Es macht ganz den Anschein, als hätte Longbottom einen noch unbekannten Virus und damit sämtliche Gryffindors infiziert. Es dauert nicht lange und die ersten Kessel gehen in die Luft. Unnütze Schüler. Bekommen noch nicht einmal die einfachsten Dinge auf die Reihe. Mein Kopf dröhnt. Ich bekomme Kopfschmerzen. Na prima und die Woche hat gerade erst angefangen. Ein paar Punktabzüge für Gryffindor (Minerva, dieses nervige Huhn, wird sich freuen) und die Hälfte der Klasse in die Krankenstation geschickt (Poppy soll ja nicht arbeitslos werden) dann ist die Stunde endlich vorbei. Schlimmer kann es nicht mehr werden.

Irrtum. Man sollte den Tag nie vor dem Abend loben. Die Drittklässler in der nächsten Stunde sind auch nicht besser. Mein Schädel pocht. Dann endlich Mittagspause. Eine Stunde lang Ruhe und Frieden. Ich beschließe mich auf dem Sofa auszustrecken und Kräfte zu sammeln. Einfach nur entspannen. Ich entlasse die Schüler ein paar Minuten früher. Sie sind erfreut - fast geschockt, dass ich - der verhasste Lehrer - sie eher gehen lässt. Aber es muss sein. Mir platzt der Schädel. Schnell noch das Klassenzimmer magisch versiegeln und ab aufs Sofa. Meine Schuhe und mein Umhang verschwinden in der Weite des Raumes. Ich lege die Beine hoch. Schließe die Augen. Es klopft. Ich schrecke hoch. Wer kann das sein? Am Besten tue ich so, als wäre ich nicht da. Doch der ungebetene Besuch lässt sich nicht abwimmeln. Das Klopfen geht weiter. Jeder Schlag gegen die Tür hallt hundertfach verstärkt in meinem Kopf wieder. Mir ist, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer gegen meinen Kopf schlagen.

Schwerfällig erhebe ich mich und bahne mir meinen Weg durch den Raum. Ich öffne die Tür. Da steht er. Das personifizierte Grauen in Form eines lustig zwinkernden, blauäugigen alten Greises. Albus Dumbledore.
"Severus. Ich wollte Sie nur an unser Treffen heute Abend erinnern. Nicht, dass Sie es wieder vergessen. Es geht um den Abschlussball. Um Acht im Lehrerzimmer."
Ich nicke. Auch das noch. Lehrerkonferrenz. Gerade heute. Da wünscht man sich ja glatt, dass man zu Voldemort gerufen wird, um dem entgehen zu können.
Dumbledore verabschiedet sich. Gezwungenermaßen. Was bleibt ihm auch anderes übrig, wenn ich ihm die Tür vor der Nase zuschlage.
Eine halbe Stunde noch. Hinlegen hat jetzt keinen Sinn mehr. Irgendwo hatte ich doch noch Anti-Kopfschmerz-Trank. Ich durchsuche mein Labor. Da ist er. Ich schlucke die ganze Flasche hinunter. Gleich wird es mir besser gehen. Hoffentlich.

Ich schaue auf den Stundenplan. Siebtklässler. Gryffindor/Slytherin. Potter, Longbottom und Co. Zum Glück habe ich die ganze Flasche getrunken. Anders könnte ich diese Kombination jetzt nicht ertragen.
Um größeren Schaden an meiner Gesundheit und den verbleibenden Kesseln zu vermeiden, lasse ich einen Aufsatz schreiben. Die Köpfe rauchen. Ab und an lasse ich meinen Blick durch die Klasse wandern. Mein Kopfschmerz wird nicht besser. Verdammt. Meine Laune dadurch auch nicht. Ich wünsche mir ein Erdloch, das mich verschlingt und von diesem Leben befreit. Ein Leben ohne Perspektive. Wer würde mich schon vermissen? Schmerzlich vermissen? Niemand!

Mein Blick bleibt an einem braunhaarigen Wuschelkopf in der ersten Reihe hängen. Da bist du, Hermine Granger. Schulbeste. Schulsprecherin. Besserwisserin.
Mein Blick verharrt. Ein Lichtblick inmitten der Dummköpfe. Ich fange an, dich zu beobachten. Du schreibst ohne aufzusehen. Du knabberst an deiner Unterlippe, als du das gerade Geschriebene noch mal überfliegst. Dann legst du den Stift beiseite. Du blickst auf. Siehst mich fragend an. Ich erhebe mich und gehe zu deinem Platz. Diese Bewegung ruft meinen Kopfschmerz wieder auf den Plan. Unbewusst fasse ich mir an die Schläfe. Wünsche, dass dieser Tag endlich zu Ende ist. Der Trank wirkt nicht.

An deinem Platz angekommen, nehme ich deine Pergamentrollen, weise dich an, dich zu beschäftigen, bis die Stunde vorbei ist. Langsam, darauf bedacht, mich nicht zu viel zu bewegen, begebe ich mich wieder an meinen Tisch. Ich lese deinen Aufsatz. Wie immer tadellos.

Ich habe das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Langsam blicke ich auf. Du siehst mich an. Deine braunen Augen drücken Mitleid aus. Mitleid? Wofür? Für mich? Ob du bemerkt hast, dass ich Schmerzen habe? Meine Fassade scheint zu bröckeln. Eigentlich müsste das meine Laune in den Keller treiben. Aber das tut es nicht. Du blickst mich weiter an. Hältst meinem Blick stand. Du bist mutig. Ich fixiere dich mit meinem Blick. Versuche die Maske aufrecht zuhalten. Dein Blick lässt eine wohlige Wärme in mir ausbreiten. Tut er dass? Wärme? In mir? Unmöglich. Du lächelst. Dein Blick. Deine Augen halten mich gefangen. Du hast dich zu einer attraktiven, jungen Frau entwickelt. Nicht mehr das kleine ewig besserwisserische Mädchen von einst. Warum sehe ich das erst heute? Warum bemerke ich es überhaupt?

Mein Blick wandert an deinem Körper entlang. Er ist wohlgeformt. Die Wärme in meinem Körper wird zu einem Kribbeln. Ich bin wie elektrisiert. Mein Puls geht schneller. Schnell wende ich den Blick ab. Du bist eine Schülerin. Ich darf solche Gefühle nicht haben. Ich bete, dass die Stunde schnell vorbei geht. Dann endlich. Die Erlösung. Es schellt.
"Accio Pergament." Die Aufsätze landen auf meinem Schreibtisch. Geräuschvoll verlassen die Schüler den Raum. Das ruft meinen Kopfschmerz schon wieder auf den Plan. Ich stütze meinen Kopf in meine Hände. Schließe für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich dich. Du bist noch da. Siehst mich fragend an.

"Sir? Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Sie sehen nicht gut aus", fragst du schüchtern. Normalerweise würde ich für so etwas Strafarbeiten und Punktabzüge verteilen. Was hat einen Schüler zu interessieren, was ich mache, wie es mir geht? Doch ich verzichte. Noch mehr Aufregung vertrage ich jetzt nicht.

Du scheinst dieselben Gedanken zu haben. Mutiger trittst du an meinen Schreibtisch, kramst in deiner Tasche. "Hier Sir. Das ist Aspirin." Diesmal schaue ich fragend. "Muggelmedizin", fügst du schnell hinzu. "Hilft bei Kopfschmerzen." Du hältst mir die Tablette entgegen. Zögernd strecke ich die Hand aus und greife nach der Tablette. Unsere Hände berühren sich. Ein elektrischer Schlag durchdringt mich. Deine Hand ist warm. Weich. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn deine Hand mich überall berühren würde. Mich streichelt. Wir schauen uns in die Augen. Deine rehbraunen Augen. Dein Mund. So wunderschön. Ich versuche den Moment festzuhalten, deinen Geruch in mir aufzusaugen. Du riechst nach Vanille und Zimt. Eine verführerische Kombination.

Du lächelst mich wieder an. Ziehst deine Hand nicht weg. Im Gegenteil. Zögernd nimmst du meine Hand in deine. Siehst mich fragend an. Ich halte still. Warte ab. Beobachte. Versuche den Gedanken, dass du eine Schülerin bist, zu verdrängen. Dein Daumen streichelt vorsichtig über meinen Handrücken. Die Wärme breitet sich wieder in meinen Körper aus. Ich schließe die Augen. Seufze. Meine Kopfschmerzen sind für den Moment vergessen. Es gibt nur noch dich. Dich und mich.

"Sie müssen sich entspannen, Sir. Das vertreibt die Kopfschmerzen", höre ich dich flüstern. In meinen Gedanken bahnt deine Hand sich ihren Weg über meinen Körper. Ich seufze wieder. Drücke deine Hand. Ich habe Angst, dass du sie wegnimmst. Du erwiderst den Druck.

Es fühlt sich so gut an. So richtig. Und doch so falsch. Du bist meine Schülerin. Ich bin dein Lehrer. Ich öffne die Augen. Versuche meine Maske wieder aufzusetzen. Dich anzuschreien. Aber ich kann nicht. Deine Augen bringen mich zum Schmelzen. "Mir geht es schon wieder besser, Miss Granger." Ich versuche meine Stimme nicht zittern zu lassen. "Sie können dann gehen."

Ich sehe deinen enttäuschten Blick. Du wendest dich ab. Senkst den Blick. Gehst zur Tür. Ich möchte aufspringen. Dich in den Arm nehmen. Aber es geht nicht. Es wäre nicht richtig.
Es ist schon kurios. Ich, der eiskalte Griesgram habe auf einmal Gefühle. Gute Gefühle. Und doch muss ich sie verdrängen. Darf sie nicht zeigen. Was habe ich schlimmes getan, dass ich immer so bestraft werde? Ich schlucke. Seufze. An der Tür bleibst du stehen. Drehst dich noch mal zu mir. Verdammt, Severus. Sag etwas oder es ist zu spät. Du bist meine Schülerin. Ja. Aber du bist volljährig und du machst in drei Wochen deinen Abschluss. Jetzt oder nie. Ich erhebe mich, gehe auf dich zu. "Danke, Miss Granger", höre ich mich sagen und wundere mich, dass dieses Wort über meine Lippen gekommen ist. "Ich erwarte Sie morgen Abend hier zum Nachsitzen."

Du siehst mich geschockt an. Ich versuche etwas Wärme in meine Augen zu bringen. Es scheint zu gelingen. Du begreifst. Dann lächelst du.
"Dann bis morgen Abend, Professor. Und gute Besserung."
Die Tür schließt sich hinter dir. Mein Blick verharrt noch eine Weile an der Stelle, wo du vorhin gestanden hast. Ich spüre noch deine Berührung, habe deinen Geruch noch in der Nase. Meine Kopfschmerzen sind weg.

Ich fühle mich auf einmal stark. Stark, um den Rest des Tages zu bewältigen. Ich öffne meine Hand. Sie hält immer noch die Tablette, die du mir gegeben hast. Ich lasse sie in meinem Umhang verschwinden. Diese Medizin brauche ich heute nicht. Deine Medizin hat mich geheilt.

Gut gelaunt ein Lied vor mich hin pfeifend mache ich mich auf den Weg zum Abendessen.
Es scheint etwas passiert zu sein, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich kann Gefühle für einen Menschen habe. Kein Hass, aber so etwas wie Zuneigung. Vielleicht Liebe?
Wenn ich meine Gefühle schon nicht offen zeigen kann. Zeigen darf. Dann will ich wenigstens deine Nähe genießen. Man kann nie wissen, was die Zeit bringt. Ich freue mich auf morgen Abend. Diese Vorfreude bringt mich durch den Tag und lässt mich sogar die Lehrerkonferenz überstehen.

Ich bin vor der Tür zur Großen Halle angekommen. Höre den Lärm deiner Mitschüler. Irgendwo da drin bist du. Umringt von deinen Freunden. Ich bleibe kurz stehen. Setze meine Maske wieder auf. Jetzt bin ich wieder der gefürchtete Tränkemeister. Aber das nur äußerlich. Nicht mehr von ganzem Herzen.

Ende




 

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