Die schlimmste Armut ist die Einsamkeit

 

 

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Autorin: Icy





Die schlimmste Armut ist die Einsamkeit



Damals hatte er noch geglaubt, dass alles gut werden würde, dass er irgendwie doch noch Freunde finden würde. Als er auf die Schule gekommen war, hatte er dies als Neuanfang betrachtet und versucht wirkliche Freunde zu finden. Doch gebracht hatte es nichts. Am Ende seiner Schullaufbahn war er immer noch allein durch die Gänge von Hogwarts gelaufen. Aber das Schlimmste an der Sache war, dass er nicht nur keine Freunde hatte, sondern dass er auch noch entweder nicht beachtet oder aber als Streber oder sonst irgendwie abwertend beschimpft wurde. Schließlich war er der beste Schüler und allseits unbeliebt. Oder aber die anderen Schüler gaben ihm Spitznamen, wie zum Beispiel "Snivellus" oder dergleichen.
Besonders mit vier Schülern aus dem Gryffindorhaus hatte er sich besonders gestritten. Potter, Lupin, Pettigrew und Black. Er hatte sie gehasst, wie die Pest, was allerdings auf Gegenseitigkeit beruhte. Als Slytherin entsprach er sowieso ihrem Feindbild und obwohl die anderen Slytherins sich im Streit gegenseitig gegen die anderen Häuser unterstützten, stand er immer alleine da und hatte niemanden, der ihn verteidigt hätte, und so musste er sich allein verteidigen, was gegen so eine Übermacht nicht leicht, ja geradezu unmöglich war. Einige Male hatte er es geschafft andere bloßzustellen oder sich für das ihm Angetane zu rächen, doch meist war er, trotz seiner weitreichenden Fähigkeiten, der Verlierer gewesen.

Einige Tage vor der Abschiedsfeier hatte ihn Lucius Malfoy angesprochen und ihn gefragt, ob er ihn nicht mal zu einem Treffen mit einer Gruppe begleiten wolle, die seine Fähigkeiten zu schätzen wusste. Begeistert, aber dennoch ein wenig misstrauisch, weshalb sich der im Slytherinhaus sehr angesehene Schüler mit ihm abgab, stimmte er zu.
Drei Tage später hatten sie sich dann gemeinsam aus dem Schloss geschlichen und waren am Waldrand appariert. Severus hatte sich sofort von der Gruppe angezogen gefühlt, die er dort traf, und wenige Wochen später war er ein Mitglied von Voldemorts Todessern geworden. Sie respektierten ihn und bewunderten seine Fähigkeiten. Im Auftrag des Dunklen Lords hatte er viele Verbrechen begangen, und genau von diesem Mann war er auch ständig gefoltert worden, damit seine Arbeit noch präziser und besser wurde. Schließlich hatte er das alles nicht mehr ausgehalten und er war nach Hogwarts zurück geschlichen. Er hatte sich im Kerker die Zutaten zusammengesucht, die er brauchte um den "Trank des ewigen Schlafes" zu brauen.

Leider hatte Dumbledore ihn gefunden und mit einem Gegentrank gerettet, sodass er sich seiner Verantwortung für all die Morde, Folterungen und Vergewaltigungen stellen musste. Er war für drei Monate in Askaban eingeliefert worden und schließlich hatte man einen Gerichtstermin für ihn festgelegt. Doch bevor man ihm zum Kuss der Dementoren verurteilt hatte, war Dumbledore in den Gerichtssaal gestürmt und hatte ihn als Spion für die "gute Seite" engagiert. Dazu musste er einen Job als Zaubertränkelehrer in Hogwarts annehmen, einem Ort, den er bestimmt nie wieder hatte sehen wollen.
So war er hierher gekommen, hatte Verbündete im Kampf gegen Voldemort kommen und gehen sehen, aber niemals auch nur eine Freundschaft geschlossen. Den einzigen, den er Freund bezeichnet hätte, war Dumbledore gewesen, doch dieser war tot. Gestorben, als er Voldemort ein für alle Mal besiegt hatte.
Beide hatten ihren Zauberstab gezogen und auch zur selben Zeit "Avada Kedavra" gerufen. Beide Flüche hatten getroffen und beide Zauberer waren sofort tot gewesen. Es war das erste Mal gewesen, dass Severus beim Verlust eines Menschen geweint hatte. Plötzlich war ihm bewusst geworden, wie wichtig ihm Dumbledores Freundschaft und das Vertrauen gewesen waren, das Dumbledore in ihn gesetzt hatte.

Nur für einige Jahre hatte er den Geschmack der Freundschaft gekostet und nun konnte er ohne ihn nicht mehr leben. Niemals wieder wollte er einsam sein, keinen Freund haben, zu dem er gehen konnte, wenn ihm alles zu viel wurde. Selbst wenn er diesen Dienst bei Dumbledore so gut wie nie in Anspruch genommen hatte, um den alten Magier nicht zu beunruhigen, war es schön gewesen zu wissen, dass es jemanden gab, zu dem er gehen konnte.
Doch jetzt lebte Dumbledore nicht mehr, der einzige Mensch, der sich je für ihn eingesetzt hatte. Ihm war bewusst, dass er seine Stellung verlieren würde, denn er wusste bereits jetzt, wer der neue Schulleiter von Hogwarts werden würde und er wusste auch, dass dieser Mensch ein ausgesprochener Feind von Todessern war. Dieser Mann würde niemals zulassen, dass ein ehemaliger Todesser als Lehrer auf dieser Schule war. Er war schon damals dagegen gewesen, Snape als Spion einzusetzen und hatte seine Abscheu, die er dem schwarzhaarigen Mann gegenüber hegte, mit Sicherheit nicht abgelegt.
Und nun stand er wieder hier. Genau an derselben Stelle, wo er auch damals, vor 15 Jahren gestanden hatte und braute den "Trank des ewigen Schlafes". Es gab nur zwei Unterschiede. Der erste war, dass dies nun sein Reich war und er sich von daher nicht hatte einschleichen müssen, der zweite war, dass es dieses Mal keinen Dumbledore geben würde, der ihn aufhielt. Dieses Mal würde sein Unterfangen gelingen.
Als der Trank schließlich fertig gebraut war, räumte er den Kerker auf und begab sich in sein Räume. Dort angekommen trank er die Phiole, in die er den Trank gefüllt hatte mit einem Schluck aus und legte sich dann auf sein Bett.
'Es stimmt, was man sagt', dachte er. 'Die schlimmste Armut ist Einsamkeit.'
Und noch während er dies dachte, begann der Trank zu wirken und er schlief langsam ein.



 

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