Das Sammeln frischer Zutaten

 

 

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Autorin: Raven Dancer

Übersetzerin: Ceridwen



Ich frage mich oft, was eigentlich in seinem Kopf vor sich geht. Das hier muss eine der verrückteren Ideen sein, die er uns auftischt und das will etwas bei ihm heißen. Die Schläfen zu reiben, hilft mir nicht im geringsten die Kopfschmerzen zu lindern, die stetig anwachsen, während ich den Unterrichtsplan für die folgenden Wochen überarbeite.

Exkursionen. Richtige Ex-kursionen. In die Randzonen des Verbotenen Waldes, um Pflanzen und Pilze zum Zaubertrankbrauen zu sammeln.

Ich weiß, das ist der praktische Teil des Unterrichts. Ich sammle eine Anzahl von Pflanzen und Pilzen sogar selbst, wenn ich sie brauche. Das ist der einzige Grund, warum ich in diesen elenden Wald gehe (Ich zähle das Apparieren in ihm nicht zu den Gründen. In diesem Fall habe ich keine Wahl.)

Aber der Gedanke, etwa 25 Schüler mit zum Sammeln zu nehmen, ist Wahnsinn. Ich habe versucht mit dem Direktor zu diskutieren, aber ohne Erfolg. Sprout wäre die logischerweise geeignete Person sie mitzunehmen. Sprout ist Kräuterkunde-Professor. Er wollte es nicht einmal in Betracht ziehen.

“Du bist Tränkebrauer, du weißt wie man die besten Zutaten aussucht. Du wirst dieses Wissen auf die Schüler übertragen“, sagte er entschlossen, oder jedenfalls so entschlossen, wie der Direktor mir gegenüber jemals wird, mit lächelnden Augen, die hinter halbmondförmigen Brillengläsern tanzen. Ich knurrte, so gut ich konnte. Daraufhin goss er nur noch mehr Brombeertee in meine Tasse und produzierte ein kleines Päckchen Versuchung.

“Verwünscht sollst du sein“, sagte ich, während ich ausgiebig auf die Süßigkeit blickte. Er lachte über mich, packte vorsichtig das kleine Stückchen Versuchung aus und platzierte es auf einem Teller. Ich bemerkte das Messer und erkannte, dass er diese Attacke umsichtig geplant hatte.

Also ließ ich mich von ihm überzeugen, als er die Praline in dünne Scheiben schnitt, genau so wie ich es mag, und Stück um Stück in meine Finger legte, während er die Vorteile des Lehrgangs pries, der die Schüler das Sammeln eigener Zaubertrankzutaten lehren sollte. Ich war halb fertig, die Versuchung schmolz auf meiner Zunge, als ich mich selbst zustimmen hörte.

Dummkopf. Verkaufst dich für bloßen, geschlagenen Zucker, Gewürze und ein paar Nussstückchen. Dumbledore kennt mich zu gut. Wenigstens hatte er den Verstand, mich mit dem Süßkram vollzustopfen, um so meinen Widerstand weiter einzuschläfern. Als er mit mir fertig war, hätte ich wahrscheinlich zugestimmt, die halbe Schule mit ins Herz des Verbotenen Waldes zu nehmen, um Einhörner zu suchen.

So wie es steht, nehme ich jede fünfte, sechste und siebte Zaubertrankklasse mit zum Sammeln. Sechs verschiedene Trips in den Wald mit Kindern. Sechs verschiedene Gelegenheiten für eine Katastrophe.

Liest der Mann niemals Märchen? Die Gebrüder Grimm? Es gibt einen Grund, warum er VERBOTENER Wald genannt wird. Aber ich komme nicht mehr um den Auftrag herum.

Verdammte Versuchung.

Wenigstens kann ich die Ausflüge so gestalten, wie ich will; Ich weiß genau, welche Gruppe als letztes dran kommt. Die Fünftklässler von Slytherin und Gryffindor. Mein Herz sackt mir bei dem Gedanken in die Hose. Malfoy und Potter im Wald. Zur selben Zeit. Es ist schon schwer genug, sie im Klassenzimmer im Schloss zu kontrollieren. Im Wald? Ich erschaudere.

Ein Klopfen an meiner Tür lenkt mich ab. Ich öffne sie mit einem Wink und der Direktor schaut herein, lächelnd.

“Du hast das Abendessen verpasst, Severus“, sagt er freundlicherweise, aber seine Augen sagen etwas anderes.

”Ich war beschäftigt“, antworte ich, darauf bedacht gleichgültig zu klingen.

Er betritt das Zimmer und kommt zu meinem Schreibtisch. Wenn er mich berührt, bin ich tot; er wird über die Kopfschmerzen und die Magenverstimmung Bescheid wissen. Ich ziehe mich etwas zurück und grinse spöttisch. “Ich bereite meinen Plan für die Exkursionen vor“, versuche ich ihn abzulenken. “Ich beginne mit den Sechstklässlern am Montag.” Er lächelt triumphierend, als er vorgibt, einige Gläser auf dem Regal neben mir zu betrachten. Ich bringe die Pergamente auf meinem Schreibtisch durcheinander.

“Dann, am Mittwoch, die zweite Gruppe Sechstklässler. Ich habe beschlossen, die Siebtklässler hintereinanderweg am Freitag zu erledigen.“ Aus den Augenwinkeln bemerke ich, dass er ein Glas mit getrockneter Emu-Leber herausgenommen hat und eine kleine Grimasse zieht, bevor er es wieder zurückstellt.

Er teilt meine Abneigung zu Leber in jeder Form.

“Also hebst du die fünfte Klasse für die nächste Woche auf“, deutet er an, als er ein wenig näher kommt.

”Also, ja. Ich dachte nur”, beginne ich.

“Du hast Harry und Draco bis zu letzt übriggelassen?“, fragt er unschuldig. Ich werde unruhig und richte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Arbeitsfläche des Schreibtisches, schraube den Deckel auf mein Tintenfass und packe alle Federn in ihren Behälter. Eine dumme Bewegung, jetzt ist er hinter mir und ich fühle seine Hände auf meinen Schultern liegen. Mir friert.

Es ist eine intime Berührung; er kann mein Innerstes ganz einfach lesen, auch ohne sie, aber wenn er mich berührt, ist keine Abwehr mehr möglich.

“Kopfschmerzen?“ Er streicht leicht über meine Schultern. Ich zucke mit den Achseln. Er ist kühn genug, sich sacht zu meinem Nacken zu bewegen, während er für ein paar Momente überspannte Muskeln massiert. Ich versuche erfolglos, ein Seufzen zu ersticken. Er kennt die Druckpunkte und löst die straffen Knoten, die sich dort gebildet haben. Das lässt meinen Widerstand schmelzen, fast so gut wie die Süßigkeit.

”Komm”, und er zerrt den Stuhl zurück, zieht mich widerstrebend nach oben und hinaus in den Gang. Ich weiß, wo ich hinlaufe. Wie gehen stetig die Hallen hinunter und durch mehrere Gewölbe. Er hetzt nicht, ich passe meinen Schritt dem seinen an. Wir halten vor einem Früchtestillleben, einem der wenigen noch lebendigen Bilder im Schloss. Er kitzelt die Birne und die Wand öffnet sich.

“Lass uns zu Abend essen, sollen wir, Severus?“ Und er schiebt mich in die Küche, wo ich sicher von Dobby begrapscht und bedient werde. Der Tisch krümmt sich unter meinen Lieblingsspeisen.

Ich sagte bereits, dass er mich viel zu gut kennt. Ich seufze und lasse den Spaß über mich ergehen.



***




Genau zwei Wochen später verließ ich das Schloss mit der letzten Gruppe Fünftklässler. Ich bin extrem zufrieden; jedes Team hat eine spezifische Karte, entwickelt während der vorhergehenden fünf Raubüberfälle im Wald.

Jedes hat eine spezifische Liste von Stoffen, die es finden muss und die auf der vorher schon erwähnten Karte markiert sind, vervollständigt mit Abbildungen.

Die Teams werden nach Häusern eingeteilt; keine gemischten Gruppen, um das Schicksal nicht herauszufordern. Ich habe aus Vorsicht sogar der Reihe nach aufgeschrieben, was jedes Team zu sammeln hat, um sicher zu gehen, dass sie alle verschiedene Reihenfolgen haben. Zwei Teams haben sogar vollkommen verschiedene Aufgaben! Potter und Malfoy haben keinen Grund sich nahe zu kommen. Ich seufze glücklich. Es ist so einfach. Ich bin eingelullt in falsche Sicherheit durch zu langes Planen.

Hagrid winkt, als wir uns der Hütte des Wildhüters nähern. Der verdammte Hund sabbert mich überall voll. Es gibt Tränke, an die ich mich erinnere, für die man Fangs Sabber verwenden müsste. Puh!

Es ist verdammt peinlich, weil diese Kreatur das Zeug literweise produziert. Potter zieht ihn mit einem amüsierten Grinsen weg, während ich meine Hände an einem angebotenen Lappen abtrockne. Ich bemerke, dass Malfoy und seine kleine Gruppe sich zurückgezogen haben. Aus irgendeinem Grund hat er Angst vor diesem Hund. Ich lache ihn verächtlich an.

“Fünf Punkte für Gryffindor“, sage ich leise, nur Potter hört es und sein Lächeln wird zum Grinsen. Warum ich mich genötigt fühlte DAS zu tun, geht momentan über meinen Verstand. Kein Problem. Ich habe genügend Gelegenheiten im Laufe des Nachmittags wieder Punkte abzuziehen. Longbottom ist in dieser Gruppe!

Als wir endlich zu den ersten Bäumen gehen rufe ich die Gruppe zusammen. Kurz bespreche noch einmal ich die bevorstehende Aufgabe. Ich warne sie, dass sie sich Handschuhe überziehen sollen, dann schwärmen die Gruppen aus.

Hagrid begleitet mich auf das Wagnis, obwohl ich ihm versichert habe, dass ich alles unter Kontrolle habe. Er lächelte nur und passte sich meinem Schritt an, während er mich auf eine Reihe verschiedener Blumen, die gerade blühen, hinwies. Soweit ich es verstanden habe, versucht er sich gerade in der Bienenzucht. Er hat mir ein Glas Honig versprochen. Ich unterdrückte eine Grimasse, denn ich erinnerte mich an das Sirupbonbon, das ich erst kürzlich von ihm bekommen habe. Aber gut, was kann er schon bei Honig falsch machen?

Innerhalb der ersten zwanzig Minuten hatte ich Longbottom zweimal gegen eine Sumach-Vergiftung behandelt. Soweit ich es aus ihm herausbekommen habe, hielt er es für einer Eiche oder Stechpalme.

“Gut, dass Sie drauf vorbereitet warn”, grunzte Hagrid. Ich nickte, während das Kind sich auf die Suche machte, um seine Gruppe wiederzufinden.

“Und fragen Sie Granger, bevor Sie irgendetwas anfassen Longbottom!“, knurrte ich ihm hinterher. Idiot. Ich packte eine Flasche mit dem Juck-Trank zurück in meine Erste-Hilfe-Tasche und notierte im Geist, dass ich dieses Wochenende eine neue Ladung davon brauen müsste.

Während die Klasse weiterging, trennte ich mich von Hagrid und wir folgten den Schülergruppen. Er hatte bereitwillig bekannt, dass er die Zutaten nicht sehr gut sammeln kann, da seine großen und starken Hände manchmal etwas zerquetschen oder zerreißen. Aber ich musste, wenn auch ungern, zugeben, dass er ein besseres Auge im Finden seltener Pflanzen hat, wenn er durch den Wald streift. Er hat mich an mehrere Flecken mit Kräutern gebracht, die ich bei meinen Raubzügen verfehlt hatte.

Dumbledore lag richtig; jeder im Lehrerkollegium hat etwas, dass er zum Ganzen beitragen kann. Obwohl ich immer noch darauf warte herauszufinden, wie Trelawney in den Plan der Angelegenheiten passt. Groteske Unterbrechungen zählen ja nicht.

Potter und seine Gruppe krabbelten über die Geröllhalde am Fuße des Wasserfalls. Ich beobachtete sie, während sie herumstöberten. Sie hatten alles gefunden, was auf ihrer Liste stand und streiften vermutlich nur neugierig herum. Die Natur der kleinen Biester. Ein paar Kieselsteine schlugen in ihrer Nähe auf. Seltsam.

Ich schaute den Abhang hinauf; er war fast senkrecht an dieser Stelle, etwa 3 Meter hoch. An der Spitze lagen einige Felsen herum.

Und zwei Slytherins schauten herab. Großartig. Ich hatte nur Malfoy in die Potter-Gleichung einbezogen. Hier waren Crabbe und Goyle gerade dabei auszuprobieren, welchen der größeren Felsen sie mit ihren Schultern bewegen konnten und hielten dann inne, um abzuschätzen wohin sie fielen, wenn sie angeschubst werden würden. Ich verfluchte Longbottom den Idioten; hier gab es eine viel gefährlichere Situation. Ich begann zu ihnen zu laufen, als mehrere Dinge fast gleichzeitig geschahen.

Potter entfernte sich von seinen Freunden, ein klares Ziel. Goyle stieß in seinem Eifer hart gegen die stehenden Steine, und ließ sie über den Rand des Überhangs herabstürzen. Ohne nachzudenken, riss ich meinen Zauberstab heraus.

“Accio, Potter!” Ich machte den Zauberspruch stärker, als beabsichtigt und beobachtete den Fünfzehnjährigen, wie er auf mich zugeschleudert wurde. Gut, das würde nicht so schlimm werden, ich festigte meinen Stand, um ihn aufzufangen. Was ich nicht erwartet hatte, war die schnelle Reaktion von Seiten Grangers und Weasleys. Ein Chor von „Expelliarmus“, schallte durch den Wald und Potters Flug wurde um das Überzweifache beschleunigt.

‚Das wird jetzt wirklich weh tun’, dachte ich, als der fliegende Körper auf mich zuraste. Die Felsen schlugen auf den Boden auf und dann pflügte mich ein 120 Pfund schweres Bündel aus Knien und Ellbogen um. Die verdoppelte Kraft warf mich zurück, ich hielt den Jungen fest an mich gepresst, während ich auf den felsigen Boden aufschlug. Die Luft wurde aus mir herausgepresst, als mein Rücken und mein Kopf mit etwas Hartem zusammenstießen.

Das nächste, an das ich mich erinnern kann, war, dass ich angehoben wurde und meine Brust fest verbunden war.

Ich schlug meine Augen auf und bemerkte Longbottom und Granger, wie sie über mir arbeiteten. Potters Stimme sickerte irgendwo durch.

„Es ist alles gut, Professor. Ron holt gerade Madam Pomfrey und den Direktor.“ Er stützte aus irgendeinem Grund meinen Kopf, ich fühlte etwas Kaltes und Nasses an meinem Haar.

“Hagrid hat die Schüler eingesammelt und bringt sie zum Schloss zurück“, fügte Granger hinzu. „Er sagte wir sollen Ihnen ausrichten, dass er allen Pflanzen für Sie aufhebt, damit Sie sie später kontrollieren können.“

Hagrid war gerissener, als ich normalerweise für möglich hielt. Er wusste, dass es besser wäre, einige dieser Pflanzen im Schloss verschwinden zu lassen. Ich ließ ein Aufstöhnen entweichen, als der Verband festgemacht wurde.

“Entschuldigung, Professor Snape“, wisperte Longbottom, „Sie haben wahrscheinlich ein paar gebrochene Rippen und Sie haben definitiv eine Gehirnerschütterung.“

“Reizend“, murrte ich, während Granger begann mein Gesicht zu reinigen. Ich bemerkte die roten Flecken auf dem Stoff und begriff, dass ich mir den Kopf aufgeschlagen hatte.

“Fünfzig Punkte für Gryffindor“, konnte ich herausbekommen, „und hundert Punkte Abzug von Slytherin, fürs Anfangen.“

“Er redet wirr“, jammerte Longbottom.

“Nein, nur abgestoßen“, keuchte ich und hörte Potter lachen.

Die Dinge liefen etwas durcheinander, während die drei Schüler versuchten, mich, so gut sie konnten, sauber zu machen. Granger zauberte mit einem Kühlspruch einen Kühlbeutel für meinen Hinterkopf; es fühlte sich extrem gut an und ich war versucht, weitere fünfzig Punkte zu verleihen. Ich konnte nur noch jemanden erkennen, der zwischen den Felsen davonrannte und wurde davor bewahrt, mich selbst in eine unangenehme Lage zu bringen.

“Severus!“ Dumbledore blickte in meine Augen, die, wie ich sicher war, vom scharfen Schmerz in meinem Kopf geweitet waren.

“Direktor“, sagte ich respektvoll, „ich werde KEINE weiteren Exkursionen mehr durchführen!” Ich fühlte vier Augenpaare auf meinem Gesicht ruhen, also grinste ich boshaft um den Effekt zu vergrößern.

„Ok, Severus“, stimmte der Direktor zu, obwohl ich ihn deutlich flüstern hörte: “In diesem Schuljahr wenigstens”, und ich vernahm das unterdrückte Kichern der drei Schüler.

“Leckereien werden meinen Entschluss nicht ändern“, fügte ich als Vorwarnung hinzu, wobei ich mich im Stillen für das Enthüllen meiner Schwäche verfluchte. Ich fühlte die feinen, gütigen Hände auf meinem Gesicht mehr als ich sie sah, wie sie meine Geheimnisse lasen.

“Ich würde Sie nicht mal im Traum zu etwas nötigen, Professor“, sagte er beharrlich; ich bin sicher seine Augen zwinkerten.

“Oh, nein, niemals“, nörgelte ich, und verlor das Bewusstsein, während seine warme, heilende Energie durch mich floss.



Exkursionen, pah!


 

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