Alcyone - Teil 2 - Rückkehr nach Hogwarts

 

 

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Kapitel 1: Ein überraschender Brief


Alcyone wachte benommen mit schlimmen Kopfschmerzen und Übelkeit auf. In der Dunkelheit konnte sich nichts erkennen. 

Einige Sekunden lang litt sie unter Desorientierung, bis ihr wieder bewußt wurde, wo sich befand. 

Langsam drehte sie sich zur Seite, an der das Bett nicht an die Wand reichte und erhaschte einen Blick auf das einzige Fenster. Obwohl die schweren Vorhänge dem Licht keine Chance gaben, hatte es ein kleiner Sonnenstrahl geschafft, eine kleine unbedeckte Stelle zu finden und warf einen haardünnen Strahl auf den Holzfußboden, in dem sonst total dunklen Raum. 

„Oh je“, jammerte Alcyone leise und versuchte langsam aufzustehen, was sich als äußerst schwer erwies. Ihr Schädel drückte schmerzhaft auf ihr Gehirn und es fühlte sich an, als würde es gleich erdrückt werden. 

Sobald sie aufrecht stand, begann sich der Raum immer schneller zu drehen und Alcyone wurde es sofort schwarz vor Augen. Ihr Kreislauf brach kurz zusammen und bevor es ihr selbst bewußt wurde, lag sie wieder in ihrem Bett. 

Sie lag einige Sekunden da, unmöglich irgend etwas zu machen und wartete, bis sie glaubte, daß ihr Kreislauf wieder einigermaßen da war. 

„Nie wieder Alkohol“, schwor sie sich. Dann versuchte sie es erneut. Diesmal aber langsamer und bedachter. Sie erhob sich, bis sie ihm Bett aufrecht saß, ihre warme Decke beiseite schob und sich selber zu Bettkannte bewegte, wo sie schließlich ihre Füße auf den kalten Fußboden baumeln lies. 

Es ging schon besser, der Druck auf dem Schädel war zwar noch da, aber er war bei weitem nicht so schlimm, wie bei ihrem ersten Versuch aufzustehen. 

Sie blieb einige Sekunden so sitzen um dann, als sie glaubte, daß es gehen würde, sich langsam zu erheben. 

Es hatte gewirkt. Der Raum drehte sich nur wenige Sekunden ganz langsam und es tauchte keine Schwärze vor ihren Augen auf. 

„Na also, Al“, sagte sie sich selber. „Es geht doch!“ 

Sie blieb einige Sekunden auf der Stelle stehen, nur um ganz sicher zu gehen, bevor sie die wenigen Schritte zum Stuhl trat, über den sie ihren Morgenmantel gehängt hatte. 

Es ging erstaunlich gut. Sie warf ihn sich über und nahm das nächste Ziel in Angriff. Die Tür.
Langsam, sehr langsam schritt sie dorthin und öffnete sie vorsichtig. 

Die Helle traf sie mit einem Schlag. Reflexartig schloß sie ihre Augen und hielt sich am Türrahmen fest. Dann öffnete sie sie wieder und brauchte eine Weile, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. 

Mit größter Vorsicht setzte sie einen Fuß vor den anderen und machte sich im Schneckentempo auf den Weg in die Küche. 

Glücklicherweise war der Weg dorthin nicht sehr weit und Alcyone war froh, als sie sich auf einen der vier Küchenstühle niederließ, die um einen runden Holztisch standen. 

Ihr Blick glitt langsam durch den kleinen Raum, der außer dem Holztisch nicht mehr viel beherbergte. An einer Wand stand ein alter Holzofen, direkt neben dem offenen Kamin, in dem ein kleiner Zinnkessel hing. Daneben stand ein weißer Schranke, der zwar nicht breit war, aber bis zur Decke reichte. Dem Gegenüber stand eine altmodische Spüle und ein zwei weitere Schränke. Einer, der zur Hälfte verglast war. Darin befanden sich mehrere Einmachgläser, mit verschiedenen Inhalten, die nur von der Nähe her erkennbar waren. Der andere, war breit und auf ihm stand eine Kaffeemaschine, die gerade voll dabei war, Kaffe zu brühen. Darüber hing eine Küchenuhr und Alcyone erschrak, als sie erkannte, daß es bereits 14.00 Uhr war. An der übrig gebliebenen, kürzeren Wand, befand sich ein einzelnes Fenster, daß geöffnet war und die kalte Luft hereinließ. 

Obwohl es ein sehr kleine Küche war, die nur aus dem Notwendigsten bestand, fühlte Alcyone hier drin richtig wohl. 

Sie fröstelte und konnte nichts dagegen machen. In ihrem Zustand hielt sie es für unmöglich, aufzustehen, um das Fenster zu schließen. 

„Morgen Al“. 

Alcyone zuckte zusammen, und in ihrem Kopf begann es zu hämmern. 

„Du siehst verdammt scheiße aus!“ 

Alcyone schaffte es, ihren Kopf um 30° zu drehen und blickte in das grinsende Gesicht ihres Bruders. 

„Sei bloß still und mach das Fenster zu“, sagte sie schroff. 

Er lief, immer noch grinsend, an ihr vorbei und schloß das Fenster. 

„Kaffe?“ fragte er freundlich. 

„Das ist genau das, was ich jetzt brauche!“ 

Ihr Bruder lief zur Kaffeemaschine und warf einen prüfenden Blick darauf. „Dauert noch ein bißchen“. 

Alcyone atmete tief ein und faßte sich mit der Hand an den Kopf. „Oh Mann, ich glaube die Hacken da drin gerade Holz.“ 

„Hättest nicht soviel trinken sollen!“ 

Sie sah ihren Bruder mit einem ärgerlichen Blick an. „Oh auf die Idee wäre ich nie gekommen.“ 

Er lachte und in dem Moment machte die Kaffeemaschine das vertraute Geräusch, daß der Kaffe jetzt vollkommen durchgesickert war. 

Alcyone sah ihrem Bruder zu, wie er die braune, dicke Flüssigkeit in zwei große Becher goß und damit zu ihr zum Tisch kam. 

„Bitte.“ Sagt er und stellte ihr einen der Becher hin. „Möchtest Du vielleicht auch noch Toast?“ 

„Klar“, sagte Alcyone, „wenn Du willst, daß ich Dir die Küche vollkotze.“ 

Er grinste (mal wieder) und setzte sich ihr gegenüber hin. 

Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher und konnte sich gerade noch zurückhalten, alles wieder in den Becher zurück zu spucken. Der Kaffe war brühend heiß und schmeckte einfach scheußlich. Vermutlich hätte alles, was sie jetzt trinken würde, einen scheußlichen Geschmack. 

Sie zwang sich, einen erneuten Schluck zu nehmen und stellte fest, daß es diesmal gar nicht mehr so schlimm war, wie beim ersten. 

Sie blickte zu ihrem Bruder. Ihm schien es einfach gut zu gehen. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte er gestern fast nichts getrunken. 

Er hatte sich einen Toast gebuttert und aß ihn genüßlich. Alcyone wurde schon allein bei dem Gedanken an Essen schlecht. 

Sie schaffte es, erneut einen Schluck zu nehmen und der Kaffee war jetzt schon fast genießbar. 

„Sag mir mal bitte, wieviel ich gestern getrunken hatte?“ 

„Hm“, machte ihr Bruder und kaute schnell zu Ende. Dann sagte er nüchtern. „Kann ich Dir nicht genau sagen. Heute Morgen jedenfalls habe ich zehn Flaschen von diesem französischem Wein entsorgt.“ 

Al schluckte. Hatte sie wirklich soviel getrunken, oder erlaubte er ihr nur einen Scherz mit ihr. Sie konnte sich noch daran erinnern, daß sie zum Abendessen (was gab es auch noch mal? Ach ja, Fondue hieß es) eine Flasche zusammen getrunken hatten. Danach waren sie ins Wohnzimmer gegangen und hatten ein paar Flaschen auf den Beistelltisch gestellt. Wieviel sie allerdings getrunken hatte, wußte sie beim besten Willen nicht mehr. Wenn sie so darüber nachdachte stellte sie fest, daß sie fast nichts mehr von letzter Nacht wußte. Das letzte, was sie wußte, war, daß sie und ihr Bruder um Mitternacht auf das neue Jahr angestoßen hatten und dann einige Feuerwerkszauber angewendet hatten (Alcyone und ihr Bruder feierten seit Jahren den Jahreswechsel gemeinsam bei ihm zu Hause). Danach hatten sie sich wieder ins warme Wohnzimmer gesetzt und geredet. Genau da war dann die Lücke ein ihrem Gedächtnis. Sie konnte sich nicht mal mehr daran erinnern, wie sie in ihr Bett kam. 

„Sag mal Remus, habe ich heute Nacht irgend etwas peinliches gemacht?“ 

Ihr Bruder schaute sie an und zog eine Augenbraue nach oben, während er zu überlegen schien. 

„Nun, zuerst nicht“ sagte er trocken. „Als Du dann aber angefangen hast, auf dem Tisch zu tanzen und zu strippen bin ich aus dem Zimmer geflüchtet.“ 

Alcyone war im ersten Moment geschockt, bis ihr klar wurde, daß Remus gescherzt hatte. 

Sie schaute ihn enttäuscht an. „Was? Ich habe das doch nur für Dich gemacht und Du schaust nicht einmal zu?“ 

Remus fing an zu lachen. „Dir scheint es ja schon besser zu gehen. Immerhin kommt Dein Humor langsam zurück. 

Jetzt schaffte es auch Alcyone zu lächeln. „Aber ich fühle mich immer noch miserabel.“ 

„Ich könnte, wenn Du willst, einen kleinen Zaubertrank brauen, der Dich wieder voll auf den Damm bringt.“ 

Alcyone schüttelte heftig mit dem Kopf. Etwas zu heftig, denn die Übelkeit, die sich schon fast verabschiedet hatte, kam mit einem Schlag zurück. 

„Nein“, sagte sie bestimmt. „Ich stehe das auf alte Art und Weise durch. Vielleicht lerne ich daraus und nächstes Silvester bin ich dann vernünftiger.“ 

„Das hast Du letztes Jahr auch schon gesagt.“ 

„Letztes Jahr“, sagte Alcyone betont, „habe ich Dein Angebot mit dem Zaubertrank angenommen.“ 

„Oh stimmt.“ Pflichtete ihr Bruder ihr zu. „Dann solltest Du diesmal wirklich drauf verzichten.“ 

Alcyone nahm erneut einen Schluck Kaffe, worauf der Becher leer war. Er schmeckte jetzt langsam wirklich wie Kaffee. Sie schon Remus die Tasse zu, der ihr sofort neuen einschenkte. 

„Danke“, sagte sie, nahm aber keinen Schluck, da sie sich nicht wie vorhin verbrühen wollte. 

„Bin ich froh, daß ich Morgen noch frei habe“, sagte sie erleichtert. „Sonst wäre meine Stelle echt in Gefahr.“ 

Remus fing an zu lachen. „Die perfekte Ausbilderin Alcyone Hide hat Angst, ihren sicheren Arbeitsplatz zu verlieren.“ 

Alcyone blickte ihren Bruder schief an. Es kam nur selten vor, daß er, wenn sie alleine waren, über sie als Alcyone Hide sprach. Sie war weine Lupin, genau so wie er, aber weil ihr Bruder ein Werwolf war, hatten ihre Eltern in Übereinstimmung mit Dumbeldore entschieden, daß es besser wäre, wenn sie diesen Decknamen (den Mädchennamen ihrer Mutter) annahm, zum Selbstschutz, falls jemals herauskommen sollte, daß Remus Lupin ein Werwolf war. Die Eltern vieler Schüler hätten dann darauf bestanden, daß er von der Schule geschmissen worden wäre und Alcyone, wenn sie den Namen Lupin getragen hätte, wäre nicht davon verschont geblieben gewesen. Wer hätte garantiert, daß keiner der Eltern auf die Idee gekommen wäre, sie könnte auch ein Werwolf sein, schließlich wäre sie ja eine Lupin. Dann wäre Alcyone für etwas, das sie gar nicht war, ebenfalls von der Schule geflogen. Das hätten sich sowohl ihre Eltern, als auch Dumbeldore und Remus nie verzeihen können. 

„Ha ha ha“, sagte Alcyone trocken, woraufhin Remus nur noch lauter lachte. 

Just in diesem Moment hörte sie ein Klopfen. 

Alcyone blickte zum geschlossenen Fenster und sah, daß eine kleine Eule mit einem Brief an ihrem Fuß darauf wartete, herein gelassen zu werden. 

„Remus“, sagte Alcyone. „Die Post ist da.“ 

Remus drehte sich um und sah die Eule ebenfalls. 

Er stand auf und öffnete das Fenster, woraufhin die Eule herein kam und sich auf dem Küchentisch niederließ. 

„Wohl die ersten Neujahrsgrüße“, vermutete Remus und kam zum Tisch zurück. 

Alcyone tätschelte die Eule und gab ihr eine Stück von Remus Toast, den sie freudig annahm. 

„He“, sagte dieser. „Ohne mich zu fragen. Wie unhöflich.“ 

Alcyone grinste. „Die arme Eule. Willst Du sie etwa verhungern lassen?“ 

Remus warf Alcyone einen kurzen abschätzigen Blick zu und sagte. „Beinahe wieder die Alte.“ 

„Dein Kaffe“, sagte Alcyone. „Hast Du da etwa was rein getan?“ 

„Wenn Du mich so direkt fragst. Ja.“ 

„Was?“ 

„Oh, ich weis nicht mehr. Es stand direkt neben der Kaffeemaschine. Sah aus wie Zucker.“ 

Al biß sich auf sie Lippen. Remus hatte mit Sicherheit kein Zucker rein getan. Das hätte Alcyone sofort geschmeckt, denn sie verabscheute nichts mehr, als Zucker in ihrem Kaffe. Sie schickte ihrem Bruder einen bösen Blick. 

Er gab nach. „Schon gut. Ich hab was von den Kräutern rein getan, die Du mir bei Deinem letzten Besuch mitgebracht hast.“ 

Alcyone schnaubte. „Ich hab Dir doch gesagt, daß ich es auf altmodische Weise durchstehen will.“ 

„Ach komm schon Al. Ich wollt Dir nur ein wenig helfen. Du hast so furchtbar ausgesehen. Ich hab mir Sorgen gemacht.“ 

„Remus“, begann Alcyone, kam aber nicht weiter, weil sich die Eule meldete. 

„Dich haben wir wohl schlichtweg vergessen“, sagte Alcyone und tätschelte die Eule, die sich darüber zu freuen schien. 

Remus nahm ihr den Brief vom Bein. Gleich darauf entzog sich die Eule von Alcyones liebevollem Streicheln, gab einen kurzen Laut von sich und verschwand dann wieder durch das Fenster. 

Alcyone schaute ihr noch kurz nach, bis sie am Horizont verschwunden war. 

„Der ist für Dich“, sagte Remus und gab ihr den Brief. 

Alcyone nahm ihn und stellte fest, daß er von Hogwarts kam. 

„Von Dumbeldore“, sagte sie überrascht. 

„Was will er denn von Dir?“ fragte Remus. 

„Ich hab keine Ahnung. Einer seiner üblichen Briefe kann es ja nicht sein. 

Alcyone bekam regelmäßig einen Brief vom Schulleiter von Hogwarts. Allerdings kam dieser frühestens immer im März. Darin teilte er ihr immer mit, wer von den Schülern des Abschlußjahrganges geeignet wäre, einen Beruf im Bereich der Kräuterkunde anzutreten. 

Alcyone, zu ihrer Zeit in Hogwarts die beste in diesem Bereich, hatte direkt nach ihrem Abschluß im Zaberministerium, Abteilung für magische Pflanzen, angefangen. Inzwischen war sie Chefausbilderin was Berufe in diesem Zweig anging. Die meisten Schüler, die Dumbeldore ihr vorschlug, schrieb sie an, um sie zu einem persönlichen Gespräch einzuladen. Denen, die zu ihr kamen, erzählte sie, was es alles für Möglichkeiten gab und wenn sich jemand entschloß, einen dieser Möglichkeiten zu wählen, war sie es, die sich in erster Linie um die Ausbildung kümmerte. Natürlich gab es noch einige andere Ausbilder, aber Alcyone war die Chefin. 

Sie drehte den Brief, brach das Hogwartssiegel und öffnete ihn. 

Der Inhalt des Briefes, überraschte sie derart, daß sie ihn aufgrund des kleinen Schreckens, den sie erlitt, zu Boden fallen lies. 

Sie beugte sich auf den Boden, hob ihn von den graugemusterten Fliesen auf und las ihn erneut. 

„Was steht drin?“ wollte Remus wissen. 

Alcyone begann vorzulesen: 

„Liebe Alcyone, 

es tut mit leid, daß ich Sie in ihrem Urlaub stören muß, aber ich muß mich heute mit einer dringenden Bitte an Sie wenden. 

Heute Morgen bekam ich eine Eule von Professor Sprout erhalten. Sie war über Weihnachten zu einem Symposium im Amazonas eingeladen. Dort hat sie sich eine seltene Tropenkrankheit eingefangen und muß bis auf weiteres unter Quarantäne bleiben. 

Da unsere Schule leider über keine geeignete Vertretung verfügt, habe ich sofort an sie gedacht. Sie sind die einzig qualifizierte Person, die ich kenne, die Professor Sprout vertreten könnte. Mit ihrem Chef habe ich mich schon in Verbindung gesetzt. Er hat keine Einwände. Bitte schicken sie mir so bald wie möglich eine Antwort. 

Ergebenst, Albus Dumbeldore.“ 

Als sie fertig vorgelesen hatte blickte sie zu Remus. 

„Ich soll unterrichten, in Hogwarts! Das glaube ich nicht.“ 

„Es ist eine Ehre.“ Sagte Remus. 

„Natürlich ist es das.“ 

Sie freute sich. Es war tatsächlich eine große Ehre, in Hogwarts unterrichten zu dürfen. Viele Hexen und Zauberer träumen davon, aber es ist sehr schwer, dort eine Stelle zu erhalten. Alcyone hatte noch ein mal davon zu träumen gewagt, jemals das zu tun. Allerdings gab es einen Grund, der ihre Freude trüben sollte. 

„Du weist, wer da Zaubertränke unterrichtet? Seve-“ 

Nein.“ Unterbrach ihn Alcyone hart. „Sprich diesen Namen nicht aus. Er hat kein Recht darauf, daß sein Name in diesem Haus genannt wird.“ 

Remus schaute seine Schwester überrascht an. „Kaum zu glauben, daß Du inzwischen so über ihn redest. Es gab Zeiten, da glaubte ich noch ich würde ihn als Schwager bekommen.“ 

Remus grinste. 

Alcyone war dazu nicht zumute. „Mag sein.“ Sagte sie trocken. „Aber das ist Vergangenheit.“ 

„Du hast mir nie gesagt, warum ihr euch damals getrennt habt.“ 

„Ich habe mich von ihm getrennt.“ sagte Alcyone scharf. 

„Na schön. Du von ihm. Aber warum?“ 

Alcyone blickte ihren Bruder ernst an. „Weil Du mit allem Recht hattest.“ 

„Das sagst Du jedes Mal, wenn ich Dich nach dem Grund frage.“ 

Alcyone schränkte ihre Finger ineinander und legte die Ellbogen auf den Tisch. Dann legte sie ihren Kopf schräg. 

„Wenn ich mich recht entsinne, hast Du mich gerade eben das zweite Mal danach gefragt.“ 

„Gut dann frage ich Dich eben jetzt zum Dritten Mal. Warum?“ 

Alcyone warf ihrem Bruder einen scharfen Blick zu., der ihm klarmachen sollte, daß Alcyone nicht über dieses Thema reden wollte. Jedesmal, wenn es irgendwie zur Sprache kam, hatte sie das Gespräch immer gleich in einen andere Richtung gelenkt, um Fragen zu vermeiden. Seit damals, war dies das erste Mal, daß Remus sie direkt fragte und ihr blieb gar nichts anderes übrig, als ruppig zu reagieren. 

„Weil Du damals mit allem Recht hattest.“ sagte sie bestimmend. Damit war für sie das Thema erledigt. 

Es trat eine kurze Stille zwischen den Geschwistern ein. 

„Wirst Du annehmen?“ fragte Remus sie schließlich. 

Alcyone lachte kurz. „Glaubst Du im Ernst, ich könnte ein Angebot von Albus Dumbeldore ablehnen? Da wäre ich ja verrückt.“ 

Remus zuckte mit den Schultern. „Hab ja nur gefragt.“ 

Alcyone schenkte ihm ein kurzes lächeln und schaute nochmals auf den Brief. 

„Das neue Schuljahr beginnt übermorgen. Nicht wahr?“ 

Remus nickte, was Alcyone nicht sah, weil sie immer noch auf den Brief starrte. Irgendwie glaubte sie das ganze noch nicht so ganz. 

„Remus, ich hab Dich was gefragt?“ 

Jetzt blickte sie nach oben. 

„Ich habe genickt. Selbst Schuld, wenn Du nicht guckst.“ 

Alcyone rollte mit den Augen. „Was ist jetzt. Beginnt‘s Übermorgen?“ 

„Ja“, sagte Remus kaut, daß es Alcyone fast in den Ohren weh tat. 

Alcyone dachte kurz nach. 

Dann sagte sie laut vor sich hin. 

„Nun, dann werde ich Dumbeldore schreiben müssen, daß ich es nicht zum ersten Schultag schaffe. Bis ich hier meine Sachen zusammengepackt habe, dauert es eine Weile. Wenn ich den Spätzug nehme, bin ich erst heute Nacht in London. Denn muß ich noch in meine Wohnung zum Packen. Ach und in meinem Büro muß ich auch noch. Ein paar Angelegenheiten regeln. Ich kann erst am Donnerstag fahren.“ 

„Dann werden sich wohl einige Schüler freuen, wenn Kräuterkunde einmal ausfällt.“ lachte Remus. 

„Ich werde darauf bestehen, den Unterricht nachzuholen.“ sagte Alcyone mit gespielter Ernsthaftigkeit, woraufhin beide lachten. 

„Leihst Du mir Sam?“ fragte Alcyone Remus. 

„Natürlich.“ 

Daraufhin machte sich Alcyone sofort daran, Dumbeldore zurückzuschreiben, daß sie sein Angebot annähme und am Mittwoch nach Hogwarts käme. Remus Waldkauz Sam flog daraufhin sofort mit dem Brief los. 


 Kapitel 2

 

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