Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 16: Wie die Katze um den heissen Brei



Lavender konnte immer noch nicht so ganz fassen, was Stella ihr da gerade erzählt hatte. Während Stella erzählte, hatte sie immer wieder laut aufgelacht. Sie fand die Vorstellung, wie Professor Snape sich hilflos in der Muggelwelt herumschlug, einfach köstlich.

Als Stella geendet hatte und Lavender nun fragend anblickte, herrschte einen Moment nachdenkliches Schweigen. "Das ist ja total verrückt!" sagte Lavender verblüfft. "Das Snape so drauf ist, hätte ich nie erwartet!"

"Ich auch nicht!", erwiderte Stella. "Weißt du, am Anfang, da habe ich ihn so gehasst! Und doch war da irgend etwas in mir, das realisiert hat, dass hinter dieser starren Maske auch ein Mensch steckt!"

"Was glaubst du, warum hat er dich auf dem Heuwagen geküsst?"

"Hmm.. ich glaube, er wollte mir das alles, was vorher passiert war, heimzahlen! Ihm war klar, dass mich dieser Kuss schocken würde!"

Lavender schwieg wieder eine Weile. Sie saß neben Stella auf dem Bett und lehnte ebenfalls mit dem Rücken an der Wand. Sie blickte mit einem leicht verträumten Blick nach oben.

"Geht es dir gut?", fragte Stella und stupste sie leicht von der Seite an.

"Hach!" seufzte Lavender. "Ich finde das ja soooo romantisch! Auch wenn ich mir Snape als Liebhaber noch nicht so ganz vorstellen kann!" Sie grinste Stella schelmisch an und beugte sich leicht zu ihr hinüber. "Küsst er denn gut?"

"Lavender!", rief Stella mit gespieltem Entsetzen und fügte rasch hinzu: "Eine Dame genießt und schweigt!"

"Jetzt komm schon!", bettelte sie. "Du kannst mir hier nicht die ganze Story erzählen und die wichtigsten Stellen auslassen!"

Stella lief bei dem Gedanken an Severus Küsse rot an. "Er küsst sehr leidenschaftlich! Wirklich nicht schlecht!"

"So, so! Unser mürrischer, schlechtgelaunter Professor Snape! Wo er das wohl gelernt hat?", fragte Lavender grinsend. Stella grinste zurück und erwiderte: "Hmm …. ich weiß nicht, so etwas kann man, oder nicht!"

Plötzlich fuhr Lavender auf, als ob ihr etwas Wichtiges eingefallen wäre und griff nach Stellas linker Hand.

"Was machst du?", fragte Stella verwundert.

"Ich lese dir aus der Hand!"

Stella erinnerte sich schwach, dass Professor Liebknecht dies vor einigen Monaten ebenfalls mit ihr getan hatte. Was hatte sie damals gesagt? Sie rief sich die Worte der Wahrsagerin ins Gedächtnis.

... Der erste Eindruck täuscht .. ... du musst dem Mann vertrauen ..

Hatte sie damals wirklich Snape gemeint? Sie begann sich wieder auf Lavender zu konzentrieren, deren Finger über ihre Handlinien glitten. Sie hatte ihre Stimme gesenkt, die nun einen rauchigen Klang hatte.

"Ich sehe eine dunkle Gestalt!"

Eine dramatische Pause entstand. "Es ist ein Mann! Er ist dein Beschützer, schon die ganze Zeit! .. und ..", fügte sie hinzu, "... er liebt dich!"

Stella schien es, als ob Lavender total weggetreten war. Sie begann zu zittern. Lavender erzählte so ziemlich das selbe, wie Prof. Liebknecht.

Vorsichtig fragte sie: "Snape?"

Lavender fing sich wieder und blickte Stella an. "Ich glaube schon!" Stella entzog langsam Lavender die Hand. "So etwas ähnliches habe ich schon einmal gesagt bekommen, auf der Fahrt nach Beauxbatons!"

"Siehst du!", rief Lavender. "Dann seid Ihr vielleicht wirklich für einander bestimmt!"

Insgeheim dachte Stella sich allerdings, dass Lavender dies nur gesagt hatte, weil sie ihr vorher alles erzählt hatte. Andererseits schien Lavender wirklich weggetreten gewesen. Sie sah ihrer neuen Freundin fest in die Augen und sagte entschlossen: "Ich muss morgen mit Snape reden. Unbedingt!"

***



Noch vor dem Frühstück machte sie sich auf den Weg zur Krankenstation. Als sie dort ankam, erklärte ihr jedoch Poppy, dass Snape noch in der Nacht, nachdem er wieder erwacht war, in seine eigenen Gemächer gegangen war. Eilig lief Stella nach unten, in die Große Halle. Sie hoffte inständig, dass Severus beim Frühstück erscheinen würde.

Als sie die Halle betrat, begutachtete sie als erstes den Lehrertisch. Sein Platz war leer. Enttäuscht wollte sie sich schon wieder abwenden, als die Seitentür aufging und Snape eintrat. Auch er schien sich unauffällig umzuschauen. Dann trafen sich ihre Blicke und Stella bekam unendlich weiche Knie. Sie glaubte, in seinem Blick so etwas wie Dankbarkeit lesen zu können. Er zeigte sogar eines seiner seltenen Lächeln und ihr Herz machte einen Hüpfer. Stella senkte verlegen den Kopf und lief rasch zu ihrem Platz.

"Du schaust heute schon wesentlich besser aus!", sagte Ron mit einem Lächeln. "Was war denn mit Snape?", warf Neville neugierig fragend ein.

Lavender und Stella tauschten rasch Blicke. Sie hatten sich am Abend vorher noch überlegt, was sie sagen sollte und antwortete mit der vorbereiteten Antwort:

"Ich habe einen Spaziergang gemacht und bin zum Gewächshaus und als ich dieses betrat, lag Snape ohnmächtig auf dem Boden!" Sie wollte nicht erzählen, dass sie indirekt daran schuld war, dass er eine Gehirnerschütterung hatte. Stella hoffte inständig, dass die Jungen ihr diese Antwort abnahmen.

Lavender hatte nun begonnen unauffällig zu Snape hinüberzuschauen. Sie versuchte, ihn aus der Sicht einer Frau zu sehen, doch sie kannte Snape schon zu lange als Lehrer, der die Gryffindors nie ernst nahm und musste dann feststellen, dass sie in ihm niemals jemand anderen als den Zaubertränke-Lehrer sehen würde und konnte.

Sie hatten an diesem Morgen zuerst Verwandlung bei McGonagall und danach zwei Stunden Muggelkunde mit dem Thema: "Wie verhalte ich mich bei der Begegnung mit Muggel-Gefährten (Autos)?" was Lavender immer wieder zu Lachanfällen brachte, da sie ständig an Stellas Geschichte denken musste. Nach dem Mittagessen hatten sie, von Stella sehnsuchtsvoll erwartet, endlich Zaubertränke.

***



Severus war irgendwann in der Nacht verwundert auf der Krankenstation aufgewacht. Dann erinnerte er sich an die schreiende Stella, wie sie über dem Schlund der "Lianus Hibrida" gehangen hatte und dass sie in seine Arme gefallen war.

Poppy wollte ihn eigentlich noch auf der Krankenstation behalten, doch er hatte darauf bestanden, sofort zu gehen. Gegen die Kopfschmerzen wollte er einen Trank einnehmen, den er immer auf Vorrat hatte.

Er wollte am nächsten Morgen unbedingt unterrichten. Poppy hatte ihm erzählt, dass Stella ihn zu ihr gebracht hätte und dass sie sehr besorgt schien. Als er auf dem Weg zu seinen Gemächern war, dachte er einen Moment darüber nach. 'Anscheinend retten wir uns immer gegenseitig!' Er musste fast darüber schmunzeln und dann fiel ihm wieder dieser Montacute ein.

Inzwischen war er sich sicher, dass zwischen ihr und diesem Kerl nichts gewesen war.

Poppy hatte ihm noch erzählt, wie viele ohnmächtige Mädchen auf der Station gelegen hatten und dass dieser Kerl wohl noch mit anderen Schülerinnen getanzt hatte. 'Du hast wohl mal wieder überreagiert!', dachte er bitter.

Einige Stunden später betrat er durch die Seitentür die Große Halle und blickte sich sofort suchend nach Stella um. Sie fiel ihm ins Auge und ihre Blicke trafen sich. Anscheinend hatte auch sie ihn mit ihrem Blick gesucht und Severus freute sich richtig, sie heil und unversehrt zu sehen. Er schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln. Dann sah er, wie sie schüchtern und errötend ihren Kopf senkte. 'Errötet sie wirklich wegen mir?', fragte er sich zweifelnd und setzte sich an seinen Platz und hoffte, dass der Vormittag rasch umgehen würde, da Nachmittags die Gryffindors dran sein würden und er somit Stella endlich wiedersehen würde.

***



Stella wusste nicht, wie sie die zwei Stunden überstehen sollte. Immer wieder warfen sie sich verstohlene Blicke zu und als Severus hinter sie trat, um einen Blick in ihren Kessel zu werfen, musste sie sich am Tisch festhalten und war kurz davor, zu hyperventilieren. So nah war er ihr zuletzt nur bei dem Kuss im Musikzimmer gewesen und alle Gedanken daran strömten kurz in sie hinein. Doch seine Stimme war kalt, wie immer, wenn er unterrichtete, nichts ließ auf seine sonstige Gefühlslage deuten.

"Wie immer", knurrte er, "ist Ihr Trank wieder perfekt! Sie machen wohl nie einen Fehler, Miss Maris?" Seine Stimme war äußerst sarkastisch und Stella wurde plötzlich klar, dass er im Unterricht niemals anders reden und handeln würde. Sie errötete und beugte sich tiefer über den Kessel, damit niemand mitbekam, wie ihr zumute war.

Als die Stunde endlich herum war, ließ sich Stella extralang mit der Reinigung ihres Kessels Zeit. Die anderen Mitschüler verließen nach und nach den Kerker. Lavender zwinkerte ihr aufmunternd zu und zog Harry und Ron mit nach draußen und verwickelte die Beiden in ein Gespräch, damit sie sich nicht nach Stella umsahen.

Die Tür fiel ins Schloss und nun befanden sich nur noch Stella und Severus in dem leeren Raum. Sie schluckte und fragte sich, wie sie sich jetzt verhalten sollte. Sie tat so, als ob sie nicht bemerkt hätte, dass sie alleine mit Severus war. Doch tief in ihrem Inneren pochte ihr Herz laut und die Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch einige Purzelbäume zu schlagen.

Als sie den Kessel wieder an seinen Platz gestellt hatte, merkte Stella, dass Snape sie unverhohlen anstarrte.

Vorsichtig erhob er sich aus seinem Stuhl und ging auf sie zu. Stella hielt sich krampfhaft am Kesselrand fest und sah nervös umher. Vor ihrem Platz kam er zum Stehen.

"Wie geht es Ihnen? Irgend welchen Schaden davongetragen? Wegen der Pflanze?" Er sprach leise und zögernd.

Sie sah auf und stotterte: "G-ganz gut u-und Ihnen?

"Auch gut!", entfuhr es ihm heißer. "Der Communikationus-Trunk ist Ihnen wirklich gut gelungen!"

"Danke, ich habe mir auch alle Mühe gegeben!", murmelte Stella zurück und dachte: 'Vielleicht hätten wir ihn mal gemeinsam trinken sollen! Dann würde vielleicht alles einfacher gehen!'

Sie redeten und schlichen umeinander her wie die Katze um den heißen Brei und kamen doch nicht zum eigentlichen Thema.

Eine dieser unangenehmen Schweigeminuten entstand und plötzlich brach es aus Stella heraus.

"M-mit diesem Monty, da war nie etwas! Der Kerl hat mich einfach so auf die Bühne gezerrt! Ich-ich wollte das gar nicht!" Sie sah ihn flehendlich an.

Severus schluckte, trat um den Tisch herum und griff sachte an ihren Oberarm. "Ich weiß, dass da nichts zwischen Ihnen und diesem Lackaffen war."

Sie begann unkontrolliert zu zittern, als er mit seiner anderen Hand ihren anderen Arm umgriffen hatte. Stella wusste nicht, wie sie reagieren sollte, also redete sie einfach weiter, um von ihrer Nervosität abzulenken.

"Ich bin so froh, dass es Ihnen wieder be .." "Schhhh..", flüsterte Severus und legte nun einen Finger auf ihre Lippen. "Nicht reden, Stella!", murmelte er leise.

Es klang so wundervoll, aus seinem Mund endlich mal den eigenen Namen zu hören und ein Schauer jagte Stella über den Rücken. Sie blickten sich tief in die Augen und sie sah, dass Severus sehr mit sich kämpfen musste, sie nicht zu küssen.

Erschrocken trat er einen Schritt zurück. Severus kämpfte einen inneren Kampf und er wusste nicht, wie lange er noch die Kraft haben würde, den Wunsch, sie zu küssen, zurückzuhalten.

Wieder sprach die Stimme in seinem Kopf: 'Du darfst das nicht!'

Er räusperte sich. Stella sah ihn mit großen Augen an. Sie hatte es sich so sehnlichst gewünscht, endlich wieder seine Lippen auf ihren zu spüren. Gerade war er ihr doch noch so nah gewesen, warum wich er nun wieder zurück?

Er begann wieder zu sprechen: "Ich muss heute Abend einen Trank zubereiten, bei dem ich Hilfe bräuchte....." Er wusste, dass dies nur ein Vorwand war und blickte sie erwartend an.

Stella lächelte schüchtern. "Gerne! Ich komme sehr gerne! Wann soll ich da sein?" Ihr Eifer überraschte Severus richtig.

"Ist acht Uhr ok?", fragte er heißer und sah tief in ihre blauen Augen.

Stella nickte sanft und ergriff ihre Unterlagen. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um und strahlte ihn an. Als sie sein Lächeln sah, wurde sie von einer tiefen Vorfreude erfasst.

"Bis heute Abend dann!", sagte sie leise und verließ den Kerker und ging zum Gryffindor-Turm.

In ihrem Kopf dröhnte es. 'Heute Abend sehe ich ihn wieder!'

Kapitel 15

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