HP und der Fluch der blauen Blume

 

 

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Kapitel 8: Erinnerungen (aus der Sicht von Severus Snape) 

 

Es war kurz nach meinem Abschluss gewesen. Mein Vater hatte mich gefragt, ob ich nicht Todesser werden wollte. Viele andere aus meinem Haus waren schon lange Todesser und sie fragten mich oft, ob ich nicht Lust hätte. Eigentlich hatte ich nie was gegen Muggel gehabt, doch seit ich wusste, dass James Potter Auror wurde, stand es für mich fest. Ich wollte gegen James kämpfen, das Gegenteil von dem tun, was er tat. Lily hatte sich gegen mich und für James entschieden. Er war ja auch so toll. Quidditchmeister, Streichekönig und mein Lebensretter. Oh wie ich ihn hasste! Es gab nichts, worin ich ihn hätte besiegen können. Doch, eine Sache konnte ich immer schon besser als James: Zaubertränke brauen. Früher hatte ich geplant einen Laden für Zaubertränke zu eröffnen. Wie oft hatte ich das mit Sylvia als Kind gespielt. Sie verkaufte Bücher und ich Tränke. Die Erinnerung hatte mich damals lächeln lassen...
Ja, Sylvia und ich hatten als Kinder viel Spaß... Ich hatte sie zu meinem Abschluss gesehen. Sie war groß geworden und sie war auch nicht mehr hässlich. Sie hatte braune Haare, wie ihre Mutter - meine Mutter. Aber sie hatte graue Augen. Sicher von ihrem Vater. Ein hochgewachsener Mann mit blondem Haar, grauen Augen. Sie hatte sein unermüdliches Lächeln, das nur selten verschwand. Aber auch Sylvia hasste ich damals... So oft hatte ich ihr Briefe geschickt, nie hatte sie geantwortet. Vielleicht wäre damals alles anders gekommen, wenn ich nicht so verbittert gewesen wäre. Ich war wütend. Auf James, auf Lily, auf Sylvia, vielleicht auch auf mich selbst.

***



Es war eine laue Sommernacht. Vollmond und ein unbeschreiblicher Sternenhimmel. Es war eine alte Festung, ich sah sie noch genau vor mir. Fackeln erleuchteten den Weg, den ich mit Vater entlang ging. Wir hatten beide schwarze Umhänge an, deren Kapuzen wir über den Kopf gezogen hatten und Masken verbargen unsere Gesichter. Wir gingen Treppen hinauf, hinauf in eine große runde Halle. Viele Todesser standen in einem Kreis. An einer Seite stand eine Art Thron, in der Mitte stand ein schäbiger Stuhl. In der Halle war es düster, denn sie war nur von einigen Kerzen erhellt, die blasse, flackernde Schatten an die Wände warfen.
Mein Vater und ich stellten uns zu den anderen und schlossen den Kreis. Auch Lucius Malfoy stand nicht weit von mir entfernt neben seinem Vater und starrte auf den Thron. Ich erkannte sie, obgleich auch sie Kapuzen und Masken trugen. Lucius war schon seit längerem Todesser. Auch Rosier, Wilkes, Avery und die Lestranges - auch alle seit längerem Todesser - standen im Kreis und auch sie erkannte ich trotz der Kapuzen und Masken. Kein Wunder, sie waren mit mir in Slytherin gewesen.
Ich erinnerte mich noch an das Gefühl, das ich damals gehabt hatte. Es war seltsam, einerseits Angst, andererseits das Gefühl, das Richtige zu tun. Ich hatte mich erschreckt, als mit einem Knall und einem grellen Blitz eine Person auf dem Thron erschienen war. Dies war also Lord Voldemort. Ein Mann, mit blasser Haut, leuchtenden, roten Augen, gekleidet in einen schwarzen Umhang, dessen Kapuze er bis ins Gesicht gezogen hatte. Er sah nicht besonders mächtig aus, dennoch wusste jeder zu was er fähig war und unterwarf sich.
"Wir haben uns heute getroffen", begann Voldemort mit eisiger Stimme zu flüstern, "um ein neues Mitglied in unseren Kreis aufzunehmen: Severus Snape." Voldemorts Stimme war nicht sehr laut gewesen, dennoch hatte ich jedes Wort verstanden, denn keiner in der Halle wagte es einen Ton von sich zu geben, sei es durch eine Bewegung oder durch ein Wort. Voldemort kam nun auf mich zu, fasste mich grob am Arm und setzte mich auf den Stuhl. Ich fühlte jetzt noch die knochige Hand an meinem Arm, obwohl es nur eine Erinnerung war. Es erschien so real. Ich sah alles noch mal, jedes Detail. Ich fühlte jede Berührung.
"Soso, du willst also Todesser werden", sprach Voldemort mit eisigem Flüstern.
"Ja", antwortete ich leise.
"Bist du sicher? Du wirkst unsicher. Ich dulde keine Unsicherheit!"
"Ich bin sicher, ganz sicher." Meine Stimme wurde fester, lauter.
"Dann gib mir deinen rechten Unterarm."
Ich schob den Ärmel rauf und hielt ihm den Unterarm entgegen. Ein mulmiges Gefühl erfasste mich, plötzlich war ich gar nicht mehr so sicher, wie ich gedacht hatte. Wollte ich es wirklich tun? Doch zu spät. Voldemort packte meinen Arm barsch, richtete seinen Zauberstab darauf und sprach: "Morsmordre compages auquit nodus vinculum!"
Aus dem Zauberstab schoss ein roter Blitz, der einmal an den Unterarmen der Todesser entlangschoss um dann auf meinem Unterarm zu landen. Unvorstellbarer Schmerz durchzog meinen Arm und schließlich meinen Körper und als ich wieder auf meinen Unterarm blickte, sah ich, in einem leuchtenden Rot, das Dunkle Mal.
"Es wird dich nun für immer mit uns verbinden, Severus. Aber um richtig zu uns zu gehören musst du deinen ersten Auftrag erfüllen. Dieser Portschlüssel wird dich zu einem Muggelhaus bringen. Töte alle die du dort findest, wenn du deine Aufgabe erfüllst, gehörst du zu uns. Aber bedenke, versagst du, bedeutet das deinen Tod. Ich kann keine Versager gebrauchen! Nun verschwinde!"
Ich fasste den Portschlüssel an. Sofort wurde ich zu einem einsamen Haus transportiert. Es war klein und stand auf einem Hügel. Die Fenster waren erleuchtet von einem hellen warmen Licht. Ich sah durch eines der Fenster. In einem Kamin brannte ein warmes Feuer und davor lag eine Frau mit ihrem Kind.
Ich überlegte einen Moment. Ich hatte keinen Grund die Beiden umzubringen, warum sollte ich es tun? Weil du sonst stirbst, sagte mir meine innere Stimme. Ich weiß, dachte ich bitter, aber es ist noch ein Baby. Tu es, du hast dich dafür entschieden, sagte meine innere Stimme. Also nahm ich meinen Zauberstab, trat die Tür ein und rief: "Duplex deleto!"
Ein weißer Blitz schoss aus meinem Zauberstab und ließ die Beiden in Flammen aufgehen. Zurück blieb nur ein wenig Asche. Einen Moment lang war ich wie gelähmt. Ich hatte zwei Menschen getötet. Eine völlig wehrlose Frau mit ihrem Kind. Aber es hatte kein Zurück gegeben. Es hätte meinen Tod bedeutet, hätte ich den Auftrag nicht ausgeführt. Kurze Zeit später war ich wieder in der Halle appariert.
"Hast du meinen Auftrag ausgeführt?", zischte Lord Voldemort.
Ich verneigte mich etwas um meinen Respekt zu zeigen. Vater hatte mir vorher oft genug gesagt, wie ich mich zu verhalten hatte. "Ja, mein Lord."
Voldemort wartete einen Moment, dann erschien Lucius Malfoy wieder an seinem Platz. Er nickte. "Gut gemacht. Von deinem Vater weiß ich, dass du ein Meister bist, wenn es darum geht Zaubertränke zu mischen. Ich werde deine Fähigkeiten bald benötigen. Also, halte dich bereit. Und nun verschwindet!"

Ich schob die Gedanken beiseite. Ich hätte mich damals nicht so entscheiden dürfen. Eine Weile machte es mir sogar wirklich Spaß. Ich hatte Spaß daran, Menschen zu quälen und sie umzubringen. Es machte mir Spaß immer wieder neue Tränke zu brauen und Voldemorts Rezepte auszuprobieren. Doch irgendwann hatte ich keinen Sinn mehr darin gesehen. Ich ekelte mich vor mir selbst. Ich hatte aus Spaß Leute getötet und gequält. Ich hatte mich verliebt. Sah plötzlich alles so anders. Sie war ein Halbblut, ihr Vater war ein Muggel. Sie hatte wundervolle, lange, braune Haare und bezaubernde braune Augen. Eigentlich war es kein schlichtes Braun. Ihre Augen schimmerten im Sonnenlicht wie Bronze. Als Voldemort Wind davon bekam ließ er sie umbringen. Danach war ich zu Dumbledore gekommen, er sollte mir helfen.
Dumbledore hatte mir die Stelle als Lehrer für Zaubertränke geboten, unter der Bedingung, dass ich als Spion arbeitete. Dumbledore war gutmütig und wollte mir eine Chance geben, aber ich hatte mich geweigert, ich wollte ganz aussteigen. Doch Dumbledore ließ nicht ab von seiner Bedingung und so hatte ich zugestimmt.
Die Schreie, der Menschen die ich gequält hatte, verfolgten mich noch heute in meine Träume. Meine Vergangenheit hatte mich nie losgelassen und seit Voldemort im letzten Jahr wieder auferstanden war, arbeitete ich wieder als Spion. Voldemort plante etwas. Ich wusste nicht was. Niemand wusste was. Der einzige den er eingeweiht hatte war Wurmschwanz. Den anderen gab er kleinere Aufträge. Auch ich arbeitete wieder an einem Trank. Ein Trank, der schon bei kleinster Dosierung tötete. Man konnte ihn nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken. Selbst nach dem Tod hinterließ er keine Spuren.
Doch ich arbeite auch fieberhaft an einem Gegenmittel. Ich hatte oft nach Gegenmitteln gesucht. Ich hatte sogar eins gegen das Veritaserum, allerdings waren die Nebenwirkungen noch sehr stark. Daran müsste ich noch arbeiten, dachte ich und stand auf um den Kessel zu holen. Außerdem wartete Voldemort nicht gern, sein Trank musste auch fertig werden.

***



Sylvia saß in ihrem Zimmer. Irgendwie war sie unruhig. Der Streit mit Severus ließ sie nicht los. Die anderen ignorierten ihn nur, aber das wollte sie nicht. Sie wollte nicht so tun, als sei er nicht da! Er war ihr Bruder, warum konnte sie nicht mit ihm reden? Zu bitter war der Verlust ihrer besten Freundin und Vertrauten gewesen. Zwei Wochen vor Unterrichtsbeginn war sie gestorben... seit Anna tot war hatte sie niemanden zum Reden. Ihren anderen Freunden hatte sie noch nie so viel anvertraut und Dumbledore war zwar ein guter Zuhörer, aber sie brauchte jemand der sie in den Arm nahm und tröstete. Außerdem hatte Dumbledore genug eigene Sorgen. Harry Potter musste vor Voldemort geschützt werden. Auch das Schloss war nicht vor Angriffen sicher.
Anna war Aurorin gewesen. Ein paar Tage zuvor hatte sie mit Dumbledore gesprochen. Sie wollte ihm helfen gegen die Todesser vorzugehen. Sie hatte einen geheimen Tipp bekommen und war in eine Falle geraten. Die Todesser mussten sie schlimm gequält haben, ihre Leiche war ziemlich entstellt gewesen. Sylvia hatte sie gesehen. Es war ein schrecklicher Anblick gewesen, der sie bis heute in ihre Träume verfolgte.
Warum taten diese Männer das? Machte es ihnen nur Spaß zu töten? Es gab doch keinen Sinn! Auch die Muggel hatten solche Dinge schon getan. Sie töteten Menschen anderer Nationalitäten als der ihren. So etwas war doch kein Spaß. Sylvia hatte das Gefühl, dass sie dies nie verstehen würde. Und sie fühlte sich einsamer als je zuvor.

***



Severus hatte versucht an dem Trank zu arbeiten, aber die Erinnerungen hatten ihn wieder überwältigt. Er war in sein Zimmer gegangen und saß auf seinem Bett. Er kramte in einer alten Holzschachtel voller alter Papiere...

 

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