Fern der Heimat

 

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Kapitel 2: PLäne

 


Harry starrte fassungslos auf den Artikel in seiner Hand. „Es tut mir leid, Harry“, sagte Hermine leise.
„Wie konnte das passieren?“, fragte er bestürzt.
„Ich weiß es auch nicht“, antwortete Hermine, „das hier sind die einzigen Informationen, die bis jetzt an die Öffentlichkeit gelangt sind. Dieser Artikel ist von vorgestern, das heißt ....“
„Das heißt Sirius ist bereits in Askaban“, beendete Harry Hermines Satz. Hermine nickte stumm.
„Er ist stark, Harry“, versuchte Hermine ihren Freund zu trösten. Harry schüttelte energisch den Kopf. „Du hättest ihn sehen sollen wie er aussah, als er vor ein paar Wochen im Wohnzimmer von Mrs. Figg nur von Askaban gesprochen hat“, widersprach er traurig.
„Vielleicht bekommt er ja wieder die Chance zu fliehen“, sagte Hermine hoffnungsvoll. Harry lachte traurig: „Dieser Fehler wird den Auroren nicht noch einmal unterlaufen. Du kannst sicher sein, dass sie verdammt gut auf ihn aufpassen.“
„Professor Dumbledore wird schon irgend etwas einfallen“, sagte Hermine hoffnungsvoll. „Was soll er denn machen?“, fragte Harry missmutig. „Soll er Wurmschwanz einen Brief schreiben und ihn bitten sich zu stellen? Rita Skeeter hat recht, das wäre die einzige Chance für Sirius freizukommen. Aber darauf kann er lange warten.“
In diesem Moment wurde die Zimmertür aufgerissen und Onkel Vernon stand wieder in der Tür. „Der Besuch kommt gleich“, sagte er zu Harry gewandt und blickte ihn warnend an.
Harry nickte und sagte zu Hermine: „Schön, dass du da warst, Hermine, ich habe mich sehr gefreut.“
„Ja, und vielleicht sehen wir uns bald mal wieder“, antwortete Hermine und lächelte.
„Ja, vielleicht“, sagte Harry traurig. Dann folgte Hermine Onkel Vernon aus dem Zimmer und ließ Harry alleine.
Es dauerte nur etwa eine Minute, bis die Tür zu Harrys Zimmer erneut aufgerissen wurde und Onkel Vernon sich drohend im Rahmen aufbaute.
Harry blickte ihn stumm an. „Du könntest wenigstens dankbar sein, dass ich eine solche Eskapade zugelassen habe“, grollte er, „verdient hast du es nicht. Du kannst froh sein, dass du bei solch gutherzigen Menschen untergekommen bist.“
Harry musste sich zusammenreißen, um seinem Onkel nicht einen passenden Kommentar entgegen zu schleudern, und so schwieg er lieber.
Onkel Vernons Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen. „Jemand anders würde dir all das nicht durchgehen lassen, sei dir dessen immer bewusst. Solch eine Abartigkeit würde kein anderer unter seinem Dach dulden.“
„Nein“, sagte Harry wütend, „jemand anders wäre wahrscheinlich stolz darauf, einen Zauberer in der Familie zu haben.“
„Nimm dieses Wort nicht in meinem Haus in den Mund“, donnerte Onkel Vernon wütend. Dann drehte er sich um, verließ das Zimmer und verschloss die Tür hinter sich.
Harry sackte erschöpft auf sein Bett. Sofort waren seine Gedanken wieder bei Sirius. Wie mochte es seinem Paten gehen? Würde er durchhalten?

***



Die düsteren Gewölbe des alten Kellers verliehen dem Treffen eine gespenstische Atmosphäre.
Lord Voldemort stand gebieterisch in der Mitte des Raums. Neben ihm standen Peter Pettigrew und Lucius Malfoy.
Zu ihren Füßen kniete Thomas Loyer. „Mein Lord“, flüsterte Malfoy, „wäre es nicht angenehmer dieses Treffen oben in der großen Halle abzuhalten? Es würde euren unbeschreiblichen Glanz unterstreichen.“
Der dunkle Lord wandte seinen Blick von dem Mann zu seinen Füßen ab und drehte sich zu Malfoy um. Ein leichtes Lächeln umspielte seine dünnen Lippen.
„Das mag wohl sein“, antwortete er zischend, „aber in manchen Fällen kann auch die beklemmende Atmosphäre eines solchen Gewölbes sehr hilfreich sein.“
„Wie darf ich das verstehen, mein Lord?“, fragte Malfoy verwirrt. Voldemort lächelte milde. Wie konnte er erwarten, dass ein Wurm wie Malfoy die komplexen Gedankengänge des größten Zauberers der Welt nachvollziehen konnte.
„Nun“, begann er, „in solch einer düsteren Atmosphäre haben meine Anhänger sowie meine Feinde mehr Respekt vor mir. Sie unterstreicht meine grenzenlose, dunkle Macht.“ Voldemorts Lächeln verschwand plötzlich. Er machte einen bedrohlichen Schritt auf Malfoy zu und fuhr fort: „Oder kannst du dir vorstellen, mein lieber Lucius, dass irgend ein Narr in solch einem Gewölbe auf die dreiste Idee käme seinem Meister irgendwelche närrischen Vorschläge zu machen?“
Malfoys Augen weiteten sich erschrocken. Er senkte ehrfurchtsvoll den Blick und antwortete leise: „Das kann ich mir nicht vorstellen, mein Lord.“
Voldemorts Lächeln kehrte zurück: „Das hatte ich auch nicht erwartet.“ Dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem jungen Mann zu, der noch immer zu ihren Füßen kniete.
„Nun zu dir, Thomas Loyer“, zischte er. Loyer erhob sich und blickte den dunklen Lord ehrfürchtig an. Er wusste nicht, wie es Malfoy und Pettigrew ging, aber bei ihm erfüllte diese düstere Stimmung auf alle Fälle ihren Zweck.
Der dunkle Lord erschien ihm in dem diffusen Licht des Kellers so unnahbar wie ein schwarzer Racheengel. Wie hatte Malfoy es nur wagen können den dunklen Lord zu belehren?
„Berichte uns was geschehen ist“, forderte Voldemort den jungen Mann auf. Loyer nickte: „Wie Ihr wünscht, mein Lord. Vor etwa einer Woche erhielt das Ministerium einen Hinweis, dass Sirius Black in Hogsmeade gesehen worden war. Daraufhin wurden mein Kollege Roger Colby und ich nach Hogsmeade geschickt um Ermittlungen durchzuführen.
Wir befragten einige Dorfbewohner und suchten die Umgebung des kleinen Ortes ab, aber nirgendwo war eine Spur von Black. Schließlich wollten wir schon aufgeben.
Es war an unserem letzten Abend in Hogsmeade. Wir hatten gerade zu Abend gegessen und waren auf dem Weg in unser Hotel, das etwas außerhalb des Ortes lag. Wir gingen also die dunkle Straße entlang, als uns ein Mann geradewegs umrannte. Er schien es sehr eilig zu haben.
Er eilte einfach weiter ohne sich umzublicken. Ich hielt ihn an seinem Umhang fest, um ihn aufzufordern sich gefälligst bei uns zu entschuldigen. Als er sich umdrehte erkannte ich ihn sofort.
Mein Kollege belegte ihn augenblicklich mit einem Erstarrungs-Zauber. Black war viel zu überrascht um sich zu wehren.“
„Unvorsichtig wie eh und je, der alte Dummkopf“, sagte Wurmschwanz grinsend. Eine kurze Pause entstand. Der dunkle Lord drehte sich ganz langsam zu seinem Diener um und starrte ihn an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, Wurmschwanz, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben“, zischte er gefährlich.
Peter Pettigrew fiel sofort auf die Knie und krallte sich mit beiden Händen an den Umhang des Lords. „Verzeiht, mein Gebieter“, winselte er mit zitternder Stimme.
Voldemort starrte verächtlich auf die zusammengekrümmte Gestalt zu seinen Füssen. Er richtete seinen Zauberstab auf Wurmschwanz und zischte: "Malus peona."
Mit einem gewaltigen Schlag krachte Wurmschwanz gegen die nächste Wand. „Lass dir das eine Lehre sein“, zischte Voldemort. Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Loyer.
Wurmschwanz rappelte sich leise wimmernd auf und schlich kleinlaut auf seinen Platz, an der Seite seines Meisters, zurück.
„Fahre fort“, sagte Voldemort zu Loyer.
„Das war alles, mein Lord“, antwortete Loyer. Er machte eine kurze Pause und blickte unsicher zu Pettigrew.
„Das einzig erwähnenswerte ist vielleicht noch, dass mein Kollege und ich für den Orden des Merlin 2. Grades vorgeschlagen wurden, für besondere Verdienste“, schloss er schließlich seinen Bericht.
Voldemort lächelte. „Höchst amüsant“, sagte er leise. „Es ist schon recht erheiternd, dass diese Narren im Ministerium allen Ernstes annehmen, dass ein hoffnungsloser Träumer wie Sirius Black in meinen Diensten steht. Er wäre zu nichts zu gebrauchen. Das alles unterstreicht nur Fudges Inkompetenz.“ Malfoy nickte energisch, wagte es jedoch nicht etwas dazu zu sagen.
„Und was gibt es neues von unserem Giftmischer?“, fragte Voldemort den jungen Auror weiter.
Loyer schluckte. Voldemort würde es mit Sicherheit nicht gefallen, dass er zu diesem Thema nicht viel zu sagen hatte. Zögernd antwortete er: „Mein Lord, niemand hat Snape seit seiner Freilassung gesehen. Wir können nur vermuten, dass er sich in Hogwarts unter dem Schutz von Professor Dumbledore befindet.“
Voldemort schnaubte verächtlich. „Elender Feigling“, zischte er, „aber er wird sich nicht ewig bei dem alten Narren verstecken können. Eines Tages werde ich meine Rache bekommen, und wenn wir Hogwarts stürmen müssen. Das ist sowieso nur eine Frage Zeit. In nicht all zu ferner Zukunft ist Hogwarts mein. Dann haben wir Snape UND Potter. Apropos Potter, gibt es etwas Neues von ihm?“
„Ich habe keine neuen Informationen, mein Lord“, antwortete Loyer.
„Keine Informationen?“, fragte der dunkle Lord argwöhnisch. „Das ist ein bisschen wenig, oder?“
„Mein Lord“, richtete Malfoy vorsichtig das Wort an Voldemort. Der Lord wandte sich zu Malfoy um. Dieser fiel unter dem kalten, missbilligenden Blick seines Meisters augenblicklich auf die Knie. „Ich dachte wir hätten bereits geklärt, wann meine Diener das Recht haben zu sprechen. Solltest du das etwa schon wieder vergessen haben, Lucius“, sagte Voldemort scharf, wobei er Malfoy herablassend anstarrte.
„Mein Lord“, wiederholte Malfoy mit leicht zitternder Stimme, „ich habe etwas über Potter gehört, es sind nur Gerüchte, die zur Zeit im Ministerium kursieren, aber vielleicht ist etwas Wahres dran.“
„Was hast du gehört?“, fragte Voldemort, wobei er sein Interesse nicht verbergen konnte.
„Einige behaupten, dass Potter nicht mehr zurück nach Hogwarts gehen wird, er soll angeblich zukünftig unter Muggeln leben. Das Ministerium hat ihn aus der Gesellschaft ausgeschlossen, heißt es.“
Voldemort starrte Lucius einen Moment an, dann brach er in ein dünnes, zischendes Lachen aus. „Ich wusste gar nicht, dass Fudge so kreativ ist, den Jungen aus der Zaubererwelt auszuschließen ist die dümmste Idee, die ich jemals gehört habe.“
Dann wurde der dunkle Lord wieder ernst. „Nun ist der Weg für uns frei, kein Dumbledore wird ihm mehr helfen. Loyer, du wirst zurück nach Askaban gehen. Statte Sirius Black einen kleinen Besuch ab und finde heraus, wo Potter sich aufhält. Die Zeit ist gekommen um zu beenden, was ich vor nunmehr sechzehn Jahren versäumt habe.“

***



Severus Snape stieg missmutig die Treppen zu Professor Dumbledores Büro hinauf. Der Direktor hatte ihn gebeten ihn zum Tee zu besuchen. Im Prinzip hatte Severus nichts gegen Besuche bei Albus, im Gegenteil, aber er ahnte bereits, dass der Tee nur ein Vorwand war, obwohl Severus sich nicht vorstellen konnte, was Albus von ihm wollte.
Als er schließlich den Wasserspeier, der den Zugang zu Dumbledores Büro verbarg, erreicht hatte, sagte er das Passwort und betrat die geheime Treppe.
Als er das Büro betrat erwartete Professor Dumbledore ihn bereits. „Ah, Severus, schön dass du gekommen bist“, begrüßte er ihn lächelnd, „mach es dir schon einmal bequem, ich muss nur noch den Tee holen.“ Mit diesen Worten verschwand er im Nebenzimmer.
Severus ging zu der kleinen Sitzgruppe, die sich in einer Ecke des Turmzimmers befand. Kurz nachdem er sich niedergelassen hatte, erschien Dumbledore wieder mit einer Kanne Tee und zwei Tassen. Er stellte die Tassen auf den kleinen Tisch, schenkte Tee ein und setzte sich dann in einen Sessel gegenüber von Severus.
„Wie war dein Tag?“, begann der Direktor das Gespräch. Severus blickte Dumbledore finster an. „Ich bin mir sicher, du hast mich nicht gerufen um mich zu fragen, wie mein Tag war.“ Dumbledore schwieg. „Was also willst du wirklich von mir?“, fragte Severus.
Dumbledore zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Um ehrlich zu sein, Severus, ich mache mir Sorgen um dich.“ Severus blickte den Direktor überrascht an. „Das ist unnötig“, antwortete er verschlossen.
Dumbledore runzelte die Stirn und blickte Severus prüfend an. „Nun“, fuhr er nach einer Weile fort, „wenn es so ist, komme ich gleich zur Sache. Ein guter Freund hat mich gefragt, ob es an meiner Schule einen Lehrer gibt, der für einige Zeit bei ihm Chemie unterrichten kann. Ich habe dabei an dich gedacht.“
Severus starrte den Direktor ungläubig an. „Chemie? Muggel-Chemie? Ich kann doch nicht an einer Muggel-Schule unterrichten“, antwortete er entrüstet. Dumbledore lächelte. „Warum nicht?“, fragte er, „soweit ich weiß, kennst du dich doch mit Chemie aus.“
Severus schnaubte verächtlich. „Selbstverständlich“, antwortete er leicht herablassend, „ich habe umfangreiche Studien über diese primitive Muggel-Wissenschaft betrieben, aber ich bin dafür völlig überqualifiziert.“
Dumbledore runzelte erneut die Stirn.
„Versteh mich nicht falsch, Albus“, fuhr Severus rasch fort, als er merkte, dass er seinen Freund scheinbar gekränkt hatte, „ich habe nichts gegen Muggel, ich möchte lediglich nicht mehr als nötig mit ihnen zu tun haben. Muggel und Zauberer gehören einfach nicht zusammen. Und auf gar keinem Fall werde ich ihre Kinder unterrichten.“
„Severus, Newton Connery, der Schulleiter, ist ein guter Freund von mir. Ich habe viel von ihm über Muggel gelernt. Außerdem schulde ich ihm einen Gefallen“, versuchte Dumbledore seinen Freund zu überzeugen.
„Heißt das etwa, dieser Muggel weiß über uns Bescheid?“, fragte Severus aufgebracht. „Beruhige dich, Severus“, versuchte Dumbledore seinen Freund zu beschwichtigen, „er weiß nur in Grundzügen über unsere Welt Bescheid.“
Severus blickte sein Gegenüber skeptisch an.
„Und was ist mit meinem Unterricht?“, fragte er weiter. „Durch meine, nun, unplanmäßige Abwesenheit haben meine Schüler enorme Wissenslücken. Das ist ein Zustand, den ich nicht tolerieren kann.“
Dumbledore lächelte. „Ich bin mir sicher, dass deine Schüler dieses Defizit bald aufgeholt haben, dafür wirst du bestimmt sorgen. Außerdem sprechen wir hier nicht von einem ganzen Schuljahr, es handelt sich lediglich um ein paar Wochen, und ich bin der Meinung, dass es dir mit Sicherheit gut tut, für einige Zeit etwas anderes zu sehen. Du hast dich seit deiner Rückkehr wie ein Besessener in die Arbeit gestürzt .....“
„Selbstverständlich“, unterbrach Severus ihn, „ich habe meine Forschungen sträflich vernachlässigt, ich weiß kaum wo ich anfangen soll, ich ....“
Dumbledore seufzte. „Ach Severus“, sagte er niedergeschlagen, „ich hatte gehofft, du zwingst mich nicht dazu.“
Er machte eine kurze Pause. Severus starrte ihn schweigend an. Schließlich fuhr Dumbledore fort: „Dann bleibt mir also keine andere Wahl. Ich werde dich nicht als dein Freund um diesen Gefallen bitten, ich werde es als Schulleiter von Hogwarts anordnen.“
Severus starrte Dumbledore ungläubig an, sagte jedoch noch immer kein Wort.
„Es ist zu deinem Besten“, fuhr Dumbledore beschwörend fort, „Vertrau mir. Auf diese Weise bist du für ein paar Wochen aus der Schusslinie, nur bis sich die Wogen etwas geglättet haben.“
Severus brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln, dann startete er einen letzen Versuch, seinen Freund von dieser Schnaps-Idee abzubringen: „In diesem Punkt magst du vielleicht Recht haben, aber du vergisst, Albus, dass ich im Moment eine Doppelbelastung habe. Es werden nicht nur unzählige Stunden ‚Zaubertränke’ ausfallen, auch und vor allem ‚Verteidigung gegen die dunklen Künste’ ist betroffen.“
Dumbledore lächelte geheimnisvoll. „Mach dir keine Sorgen. Für ‚Verteidigung gegen die dunklen Künste’ konnte ich bereits einen überaus kompetenten Lehrer gewinnen.“
„Wen?“, fragte Severus überrascht. Dumbledore zwinkerte verschmitzt. „Das bleibt vorerst noch mein Geheimnis“, antwortete er.
„Wer ist es?“, fragte Severus argwöhnisch. Er konnte sich nicht vorstellen, wen Albus Dumbledore für diese Stelle hatte anheuern können.
Dumbledores Lächeln verschwand. „Das wirst du rechtzeitig erfahren“, antwortete er nun ausweichend. Severus runzelte die Stirn. In den letzten Jahren hatte Dumbledore nicht gerade ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner neuen Lehrer bewiesen, im Gegenteil.
„Bevor ich es vergesse“, riss der Direktor Severus aus seinen düsteren Gedanken, „ich habe Newton versprochen, dass du ihn nächsten Montag gegen zehn in seinem Büro aufsuchen wirst, damit er dir die vorläufigen Lehrpläne geben kann.“
Severus nickte missmutig und knurrte: „Ich werde dort sein, aber ich kann nicht behaupten, dass ich von dieser Idee begeistert bin.“ Mit diesen Worten erhob er sich und wandte sich zur Tür.
„Ich weiß“, antwortete Dumbledore leise. Severus blickte sich nicht um, sondern verließ eilig das Büro des Schuldirektors.

***



Schlecht gelaunt schritt Severus durch die verlassene Muggel-Schule. Obwohl Albus Dumbledore ihn mehrmals darum gebeten hatte, hatte Severus sich vehement geweigert Muggelkleidung zu tragen.
Er trug ein langes, schwarzes Gewand und einen weiten Umhang, der bei jedem Schritt hinter ihm her wehte, wie es für Zauberer üblich war.
Nach einigen Irrwegen hatte er das Sekretariat endlich erreicht. Da es noch mehrere Wochen bis zum Beginn des neuen Schuljahres waren, war das Vorzimmer des Direktorenbüros unbesetzt.
Severus machte sich nicht die Mühe anzuklopfen, sondern betrat das Büro des Direktors ohne Voranmeldung.
Als sich die Tür öffnete blickte Newton Connery überrascht von seiner Arbeit auf. Er war ein Mann Ende fünfzig, mit schütterem, grauem Haar. Um seinen Mund und seine Augen hatte er kleine Fältchen, die von häufigem Lachen zeugten.
Newton Connery stutzte einen Moment, als er den Mann in der Tür betrachtete. Er ahnte bereits, mit wem er es hier zu tun hatte, aber diese imposante, schwarz gekleidete Gestalt befremdete ihn ein wenig.
„Ah, Professor Snape nehme ich an“, begrüßte er seinen Gast schließlich, nachdem er sich wieder etwas gefangen hatte.
„So ist es“, knurrte Severus. Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm diese ganze Situation nicht sonderlich gefiel.
Newton versuchte die schlechte Laune seines Gegenübers zu ignorieren und streckte ihm lächelnd die Hand entgegen. „Schön, Sie endlich kennen zu lernen“, sagte er freundlich, „Albus hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“
Severus blickte unwirsch auf die ausgestreckte Hand seines Gegenübers ergriff sie jedoch nicht. „So, hat er das?“, antwortete er übellaunig. „Nun, Sie hat er zuvor noch nie erwähnt.“
Newton ignorierte diese Provokation so gut er konnte und sagte lächelnd: „Setzen Sie sich doch bitte, Professor.“ Bei diesen Worten deutete er auf einen Stuhl, der seinem Schreibtisch gegenüber stand.
„Ich ziehe es vor zu stehen“, antwortete Severus kalt, ohne das Lächeln seines Gastgebers zu erwidern. Newton stutzte einen Moment, dann sagte er: „Wie Sie wünschen, Professor. Dann kommen wir am Besten gleich zur Sache.“
Severus nickte kurz. Ihm war es nur Recht, das alles hier so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, damit er umgehend wieder in seinen vertrauten Kerker in den Kellern von Hogwarts zurückkehren konnte.
Newton Connery kramte kurz auf seinem Schreibtisch unter ein paar Papieren, dann reichte er Severus eine prall gefüllte Akte.
„Dies sind die aktuellen Lehrpläne und Ihr zukünftiger Stundenplan“, erklärte er freundlich, „ich hoffe der umfangreiche Stoff ist nicht zu viel für Sie. Albus sagte mir, dass Sie nicht alltäglich mit Chemie zu tun haben.“
Severus nahm die Akte entgegen und blätterte kurz darin. Dann blickte er sein Gegenüber verächtlich an und antwortete spöttisch: „Diese lächerlichen Gleichungen stellen für mich kein Problem dar.“
Newton Connery blickte seinen Gast einen Moment prüfend an. Er wusste nicht, was er von diesem Mann halten sollte. Er hätte zu gerne gewusst, ob er tatsächlich so fähig war, wie Albus ihn beschrieben hatte. Für einen Moment musterte er noch einmal den Mann, der ihm hier gegenüber stand.
„Das freut mich zu hören“, sagte er schließlich. „Ich muss sie außerdem darum bitten, zum Unterricht in, nun, sagen wir Alltagskleidung zu erscheinen.“
„Das hier ist meine Alltagskleidung“, antwortete Severus scharf. Newton zuckte kurz zusammen, dann sagte er freundlich: „Aber meinen Sie nicht auch, dass diese Kleidung etwas auffällig ist für eine normale Schule?“
„Für eine Muggel-Schule“, knurrte Severus, wobei er fast unmerklich die Nase etwas rümpfte, „Aber wahrscheinlich haben Sie recht. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
Newton Connery nickte zufrieden. „Noch etwas, Professor. Ich war so frei, ein kleines Apartment in Ihrem Namen zu mieten. Es ist nur wenige Minuten entfernt von der Schule.“
„Was soll ich mit einem Apartment?“, fragte Severus überrascht. „ich habe bereits eine Wohnung.“
„Das ist wohl wahr, aber Ihre Wohnung ist Hunderte Kilometer von hier entfernt. Wie wollen Sie das Ihren zukünftigen Kollegen erklären? Es wird mit Sicherheit Fragen geben, wer Sie sind, woher Sie kommen und wo Sie wohnen. Was wollen Sie da antworten?“
„Das könnte in der Tat ein Problem werden“, knurrte Severus unwirsch, „wobei ich nicht plane, hier eingehende Konversation zu betreiben. Ich schätze es, wenn man mich in Ruhe lässt.“
„Einige Fragen werden sich aber nicht vermeiden lassen. Mein Lehrkörper wird bestimmt misstrauisch, wenn wir überhaupt nicht auf Fragen antworten“, gab Newton Connery zu bedenken.
„Lassen Sie das meine Sorge sein“, antwortete Severus. Newton überlegte einen Moment, dann nickte er widerwillig. „Nun gut“, sagte er schließlich, „dann hätten wir ja alles geklärt. Ich erwarte Sie dann am ersten September um halb acht im Lehrerzimmer.“
Severus nickte kurz, dann verließ er ohne ein Wort der Verabschiedung das Büro des Schuldirektors. Als er wieder durch die verlassenen Gänge zurück zum Ausgang ging seufzte er. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
Er hatte nicht bedacht, dass dieser Aushilfsjob solch weitreichende Konsequenzen haben würde. Jetzt würde er also nicht nur die Kinder von Muggeln unterrichten, nein, er würde unter ihnen leben und so tun, als wäre er einer von ihnen.
Severus war sich sicher, dass Albus ihn genau deswegen hier her geschickt hatte. Hier würde er die nächsten Wochen nichts von Zauberei hören oder sehen und er würde keinem einzigen Zauberer begegnen.

 

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