Geheimnisse

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 29: Die Ruhe vor dem Sturm



Verkünden Sie ab und zu Frieden.
Das verwirrt Ihre Feinde bis zum Äußersten.

Aus Star Trek



Weihnachten wurde so wie es irgendwie alle erwartet hatten. Sirius hatte über Fernbestellung Geschenke für Harry und seine Freunde gekauft. Dumbledore hatte zur Feier des Tages beschlossen, dass Sirius am gemeinsamen Weihnachtsessen teilnehmen durfte und Snape schaffte es, nicht vom Stuhl zu kippen. Er saß bleich und griesgrämig - wie bei jedem Weihnachtsessen, wie Harry seinem Paten versicherte - am Tisch und hielt sich zurück. Sirius, auf dessen Kopf ein etwas zerknautschter Spitzhut saß, warf ab und zu verstohlen einen Blick auf Snape. Warum hatten James und er eigentlich ihn für ihre Angriffe ausgesucht? Dass Snape aus einer altehrwürdigen Familie stammte, die schon immer für ihre Ahnen und ihren Hang zur dunklen Magie bekannt war, war es irgendwie nicht gewesen. Wenn Sirius jetzt im Nachhinein darüber nachdachte, wußte er gar nicht mehr so recht wie alles angefangen hatte. Es war mehr ein Gefühl gewesen, das ihm James vermittelt hatte. Oder war es doch eher, dass er wir ein Spiegel war? Er, ein Black, selber aus einem vornehmen Hause stammend, hätte genau so wie Snape enden können. Doch Sirius hatte James gehabt und Snape irgendwie keinen. Ok, da war Malfoy aber es war nie eine Freundschaft gewesen wie Sirius sie hatte mit James, Remus und Peter.

Das Weihnachtsessen ging ruhig vonstatten und spät am Abend tröpfelten sie einzeln aus der Halle, vollgestopft mit Pudding und Weihnachtspastete.
Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, ging Sirius mit Harry nach draußen und begleitete sein Patenkind bis zur Fetten Dame. Als das Gemälde hinter Harry zuschlug, nahm sich Sirius den Ratschlag von Firenze zu Herzen. Wozu JETZT Sorgen machen? Überhaupt wollte er noch kurz an den Waldrand und Firenze etwas Obst bringen, was er aus dem großen Obstkorb stibitzt hatte. Der Zentaur hatte sich am Abend vor Weihnachten aus dem Schloß geschlichen. Ebenso leise und geschickt wie er gekommen war.

In den Ferien sah und hörte man nichts von Snape, dafür hörte und sah man umso mehr von Harry, seinen Freunden und Sirius. Sie trollten über das Schulgelände lieferten sich heftige Schneeballschlachten und einmal schlitterten sie über den zugefrorenen See. Sie lachten und scherzten, halfen jedoch einander wenn es nötig war. Sirius war mehr als einmal froh darüber, dass Hermine seine nasse und kalte Kleidung mit heißer Luft aus ihrem Zauberstab trocknete und, Harry rettete Ron, der mit einem Fuß im Uferbereich eingebrochen war. Als Sirius am letzten Ferienabend sein Patenkind früher in den Gemeinschaftsraum schickte, bemerkte er, dass er mehrere Tage hintereinander nichts von Snape gesehen oder gehört hatte. Irritiert blieb Black im Gang stehen, er hatte auch nicht an Snape gedacht, wenn er ehrlich war. Zerknirscht suchte er Snapes Wohnung im Erdgeschoß auf. Sachte klopfte er an und wartete. Niemand antwortete. Sirius Black versuchte es zwei-dreimal und langsam machte sich ein unruhiges Gefühl in seiner Magengegend breit. Hatte Voldemort ihn doch gerufen?
Hatte Dumbledore sich geirrt?
Jetzt verfluchte sich Black, dass er nicht mehr darauf geachtet hatte und er sah sich etwas verzweifelt um. Dumbledore, er mußte zu Dumbledore. Wie von Furien gehetzt rannte Black zu dem Büro des Direktors. Schon einige Meter vor dem Wasserspeier rief er ihm das Passwort zu. Das steinerne Wesen wirkte zwar irritiert, öffnete aber gehorsam den Durchgang zum Büro des Direktors. Außer Atem hetzte Black die Treppen hoch und öffnete die Tür ohne Umschweife.

Snape hörte wie hinter ihm die Tür aufknallte, drehte sich jedoch nicht um. Er hatte schon die Schritte auf der Treppe gehört und erkannt um wem es sich handelte. Er stand ruhig im Raum und wartete ab. Black stand keuchend in der Tür und dem Gesichtsausdruck seines Herrn nach, machte der Patenonkel von Harry Potter gerade ein recht dümmliches Gesicht.
„Ich ....“, Sirius schloß nun behutsam die Tür, „ich ... Aber er ist ja da.“
„Ja, er ist da Sirius. Keine Sorge. Wir haben uns nur gerade unterhalten“, sagte Dumbledore und lächelte Sirius an.
Jetzt kam Black in Snapes Sichtfeld und er sah wirkliche Sorge in Blacks Gesicht. Irgendwo tief in ihm tat es ihm gut zu sehen, dass sich noch andere um ihn sorgten. Black war bestimmt nicht Hagrid, allein schon der Gestalt nach war er es nicht, aber er gab sich Mühe.
Immer noch heftig atmend ließ sich Sirius in einen nahen Sessel fallen, der Brustkorb hob und senkte sich schnell unter dem grauen Hemd, das er trug. Schließlich fixierte er Snape mit festem Blick. „Mach das nie wieder! Ich habe mich zu Tode erschreckt!“
Snape lächelte sein dünnes Lächeln und verbeugte sich schnippisch vor Black. „Ich werde mir Mühe geben.“
Sein Herr beobachtete dieses kleine Theater mit seinen gütigen Augen und einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen.
„Etwas Tee?“ fragte Albus schließlich und ließ eine Teetasse zu Black hinüber schweben.
Dieser betrachtete die Tasse vor sich in der Luft skeptisch.
„Auf den Schreck“, ergänzte Dumbledore.
Sachte nahm Black die Tasse aus der Luft und sah Severus an. Der Todesser hatte auch eine Tasse Tee in der Hand. Er hatte gerade mit seinem Herrn über Voldemort gesprochen und gemeinsam hatten sie überlegt, wann Voldemort zuschlagen würde. Beide waren selbst nach der dritten Tasse Tee auf kein vernünftiges Ergebnis gekommen.
Die Tasse in der ausgemergelten Hand des ehemaligen Gefangenen von Askaban zitterte leicht. Innerlich frage sich Snape ob es wirklich so lange dauerte, vom Schrecken Askaban geheilt zu werden. Selbst nach Jahren der Freiheit, in der er zugegebenermaßen auf der Flucht war, wirkte Sirius Black auf ihn nicht gerade kräftig oder gestärkt. Black trank vorsichtig einen Schluck Tee.
Snape sah auf seine eigene Tasse, konnte er von sich behaupten, dass ihm die Jahre Ruhe vor Voldemort gestärkt und ruhiger haben werden lassen?
Kleine Kondenswölkchen stiegen von der heißen Flüssigkeit auf und hinterließen kleine Kunstwerke in der Luft.
Nein, wohl kaum, so hatte auch Sirius Black das Recht, immer noch den Schrecken Askaban in sich zu tragen.
„Wir haben gerade darüber gesprochen wie lange uns wohl Voldemort die Ruhe lässt. Snape und ich sind auf kein Ergebnis gekommen“, sagte Dumbledore in einem Ton, als ob er gerade über das Wetter redete.
Sirius stierte in seine Tasse, seine Augen wurden leer, schließlich sagte er langsam: „Ich habe auch darüber nachgedacht und bin auch auf kein Ergebnis gekommen. Ich weiß nur, wenn es so weit ist, dann wird es schnell geschehen und wie ein Paukenschlag. Und er“, Black wies auf Snape, „wird höchstwahrscheinlich dann nicht mehr hier in der Schule zu finden sein oder kann uns dann Informationen schicken.“
Snape nickte kurz, es stimmte was der Animagus sagte und er fürchtete sich vor diesen Stunden.
Sirius stellte etwas heftiger als gewollt die Tasse auf den kleinen Beistelltisch ab, der Henkel brach ab.
„Ich hasse das Warten auf der einen Seite und fürchte mich davor wenn es los geht.“ Wütend stand er auf und begann vor Snape und Dumbledore auf- und abzulaufen. „Ich habe immer noch keinen Zauberstab. Und NEIN, Dumbledore auch insgeheim will ich keinen. Das wäre genau das worauf das Ministerium wartet. Aber wenn es so weit ist, wenn das Schweigen, die Ruhe gebrochen wird...“
Sirius blieb stehen und starrte den Phönix hinter dem Direktor an. „...bin ich mittel- und hilflos. Ich bin dann keine große Hilfe.“
Es herrschte eine Weile Ruhe im Raum und nur das leise Gurren von Fawkes war zu hören.
Snape fuhr mit einem Finger den Rand der Tasse nach und sprach leise. „Hagrid hatte auch offiziell keinen Zauberstab und vollbrachte vieles.“
Jetzt sah er Sirius Black offen an. „Ich fürchte nichts, auch wenn Sie keinen Zauberstab haben, Sirius Black. Wie gesagt, Hagrid rettete mir mehr als einmal das Leben, auch ohne große Magie. Sie können das auch!“
Sirius warf die Hände in die Höhe und seufzte. „Ihr Wort in Merlins Ohr.“
„Merlin wird Sie schon erhören“, setzte Snape nach und dieser kleine Ausbruch Sarkasmus brachte Sirius zum Lachen. Es war, als ob die ganze Spannung und Sorge, die im Raum stand, mit diesem einen Satz verflog. Selbst Dumbledore wirkte vergnügt.
Verblüfft und erleichtert sah Severus den Paten von Harry Potter an, der nun da stand und lachte. Wie lange war es her gewesen, dass er jemanden zum Lachen gebracht hat?
Sirius schüttelte den Kopf und prustete. „Also so schlimm scheint es ja nicht um uns zu stehen. Danke Snape, und ich befürchtete schon, so etwas wie Normalität würde sich zwischen uns einspielen.“
Dumbledore grinste. „Als normal kann man das hier wohl nicht bezeichnen.“
Sirius nickte und wischte sich dabei die Lachtränen aus den Augen. „Wohl kaum.“
Und das lange Warten begann.

Kapitel 28

Kapitel 30

 

Review

Zurück