Geheimnisse

 

 

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Kapitel 9: Nächtliche Gespräche


Ein über die Lippen gekommenes Wort kann nie mehr eingeholt werden.

Aus China


Black starrt den Zentauren an, der ihn nun freundlich anlächelt.
"Wollen Sie mich nicht herein bitten? Oder bevorzugen Sie ein Gespräch auf der Türschwelle?" fragte das Wesen mit seiner wunderbaren weichen und doch volltönenden Stimme.
Sirius trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung.
"Danke", sagte der Zentaure und betrat vorsichtig die Gästewohnung.
Immer noch verblüfft schloß der Magier hinter dem phantastischen Wesen die Tür. Wie hatte es der Zentaure hier hoch geschafft? Seine Räumlichkeiten lagen im zweiten Stock oder eher gesagt zwischen dem ersten und zweiten Stock, eine zum Glück breitere Treppe führte in die etwas abgelegene Gästewohnung. Sein vorrübergehendes Zuhause war plötzlich zu klein geworden, das Pferdewesen nahm den meisten Platz ein und den Tisch konnte man, Dank Dobbys Bemühungen, ein reichhaltiges Abendessen zu servieren, auch nicht mehr bewegen. Dies alles schien Firenze nicht zu stören, er sah sich um und trat schließlich auf die Fenster zu, die an der Außenwand eingelassen waren.
"Ah, wie schön, Sie haben einen direkten Blick auf den Verbotenen Wald", bemerkte er höflich.
"Ja habe ich", antwortete Sirius knapp.
Was wollte dieses Wesen hier? Er hatte noch nie davon gehört, dass Zentauren ihren Wald verließen. Selbst in seiner Schulzeit hatte er es nie gesehen. Ok, der alte Professor für Phantastische Tierwesen hatte ein, zwei von ihnen mal an den Waldrand gebeten für eine Unterhaltung mit den Schülern. Aber das war's auch schon gewesen. Zentauren galten als sehr eigensinnig, sie waren sehr darauf bedacht nicht als "Spielzeug" für Magier angesehen zu werden. Firenze sah sich nun allgemein um. Sirius' Wohnung hier in Hogwarts bestand nur aus zwei Zimmern und einem kleinen Badezimmer. Schreibtisch und Bett standen im Schlafzimmer und hier im Wohnraum spielte sich das restliche Leben ab. So weit man von Leben sprechen konnte, Sirius war nicht so oft hier. In letzter Zeit saß er mehr am Schreibtisch.
"Sie haben eine interessante Wohnung Mr. Black und einen noch interessanteren Geschmack was Ihre Lektüren angeht." Firenze war nun am Regal angelangt und hob ein Buch an.
"Was wollen Sie hier?" fragte Sirius schließlich, als er aus seinem Schreck erwacht war.
"Reden, ist das nicht offensichtlich?" Die strahlend blauen Augen ruhten nun auf ihm.
Firenze lächelte leicht als er den skeptischen Gesichtsausdruck von Sirius sah.
"Aber nicht nur. Ich habe Sie beobachtet. In letzter Zeit. Nein eigentlich schon seit der Zeit, als ein Werwolf, eine Ratte, ein Hund und ein Hirsch durch die Wälder streiften."
Dem Magier klappte die Kinnlade herunter. Die Zentauren wußten von ihnen?
"Natürlich wissen wir von Ihnen." Es war als ob Firenze Gedanken lesen konnte.
Black setzte sich schwer an den Tisch und der Zentaure trat an das andere Tischende. Mit einem Seufzen ließ er sich nieder.
'Es ist wohl ein Versuch mit mir auf eine Augenhöhe zu kommen', dachte Sirius interessiert.
Das Wesen lehnte sich leicht vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. "Sie sollten zu essen anfangen. Sonst wird es kalt."
Sirius gehorchte wie in Trance und begann Pellkartoffeln und Gemüse auf seinen Teller zu schaufeln. Er machte eine fragende Bewegung zu dem Zentauren hin.
"Oh danke. Vielleicht etwas später", sagte dieser immer noch lächelnd.
"Warum haben Sie es nie dem Ministerium erzählt? Die Sache mit den Hund meine ich?" frage Sirius schließlich.
"Es war nicht notwenig. Wir ahnten um Ihre Unschuld."
"Wer wir?"
"Die Tiere des Waldes, die Zentauren." Firenze zuckte mit den Schultern. "Viele von unserer Art wollen mit den Magiern und Hexen nichts mehr zu tun haben. Noch zu tief steckt die Abscheu vor den Magiern."
Sirius wusste, dass er von den großen Zentauren-Aufständen vor zweihundert Jahren sprach.
"Sie sind anders. Sie haben auch schon Harry geholfen", sagte Sirius leise.
"Harry Potter ist ein wichtiger Zauberer. Wie es auch andere sind." Firenze flüsterte nun fast.
Sirius begann zu essen und wartete ab.
"Sie haben letztens keinen Zauberstab dabei gehabt. Warum?" fragte Firenze und griff nun nach einem Apfel.
"Ich darf nicht", murmelte Black zwischen einem Bissen Kartoffel und einer Gabel Gemüse. "Das Ministerium hält mich für noch zu gefährlich."
"Aber Sie sind doch unschuldig! Ihre Unschuld wurde mit dem Auftauchen der Ratte belegt!" sagte Firenze und klang keineswegs entrüstet dabei.
Sirius lachte bitter auf. "Tja erzählen Sie das mal denen! Für die bin ich immer noch verrückt."
"Aber kein Mörder mehr." Firenze begann den Apfel mit einem Messer ordentlich zu vierteln.
"Ja kein Mörder. Aber Askaban könnte ja einige Schäden hinterlassen haben." Sirius machte das universelle Zeichen für Verrücktheit.
"Es muss ein furchtbarer Ort sein. Askaban." Firenze legte vorsichtig das Messer ab und schob ein Apfelstück in den Mund.
"Ja das ist er. Ein furchtbarer Ort. Voll Kälte, voll Dunkelheit, voll Wahnsinn." Es war an Sirius nun zu flüstern, vor seinem Inneren Augen konnte er fast wieder seine Zelle sehen. Die Zauberer, die ab und zu an seiner Zelle vorbei gingen und ihn anstarten wie ein seltenes Tier.
"Jetzt sind Sie hier! Und ich bin hier! Ihr Patenkind ist hier!" unterbrach Firenze sanft seine Gedankengänge.
"Hm." Sirius nickte und aß weiter.
"Es ist gefährlich im Wald für Magier ohne ihren Zauberstab", nahm Firenze den Faden auf.
Sirius zuckte nur mit den Schultern. "Was soll ich machen?"
"Sie müssen sich vielleicht verteidigen können wenn Sie wieder im Wald sind!" Firenze klang sehr ruhig dabei.
"Dann kommt der Hund eben wieder zum Einsatz", lachte Sirius.
"Und Snape?"
Sirius verschluckte sich.
"So weit ich weiß kann sich Severus Snape nicht in einen Hund verwandeln." Firenze war auf den Punkt gekommen.
"Woher?" hustete der Mann und trank schnell einen Schluck Wasser.
"Ich sagte doch ich beobachte Sie. Sie waren zwei Nächte in der Senke." Firenze hob das zweite Apfelstück an. "Sie haben gelesen in der ersten Nacht, und in der zweiten nur vor sich hin gestarrt. Snape war nicht sehr freundlich zu Ihnen."
Sirius wollte darauf etwas erwidern, doch Firenze fuhr fort: "Aber kann man es ihm verübeln? Bei seiner Schulzeit hier in Hogwarts."
"DAS wissen sie auch?!" prustete Sirius, das wurde ja immer besser!
Firenze lächelte nur zur Antwort und kaute auf dem zweiten Stück Apfel.
"Ok was wissen Sie noch? Überhaupt, woher kennen Sie die Senke? Wie haben Sie mich beobachtet? Beobachten Sie überhaupt alle Zauberer und Hexen hier? Warum haben Sie nie in den dunklen Jahren geholfen?" sprudelte es aus Sirius hervor, er wollte einfach alles wissen!
Firenze hob das dritte Apfelstück an und kaute genüßlich darauf herum. Er schluckte und antwortete: "Eins nach dem anderen."
Dann nahm er etwas von der Schulter, was Sirius bis dahin nicht richtig bemerkt hatte. Es sah aus wie ein länglicher Stoffschlauch.
"Es gehörte meinem Vater und jetzt gehört es Ihnen. Sie brauchen es nötiger." Firenze reichte es ihm über den Tisch.
Vorsichtig nahm Black den Stoffschlauch und öffnete ihn. Ein Bogen! Es war ein Bogen!
"Wie es die Menschen nennen weiß ich nicht. Zentauren bevorzugen diese Art von Bögen. Früher haben Muggel eine andere Art bevorzugt. Man nannte sie Langbögen. Vielleicht ist das Wort Kurzbogen? Ich weiß es nicht", erklärte Firenze, er reichte einen Köcher voll Pfeile dazu, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte.
"Warum ich?", und Sirius hatte das komische Gefühl, dass er die Antwort bereits kannte.
"Warum nicht Sie? Außerdem habe ich keine Kinder mehr, an die ich ihn weiter geben kann." Firenze sah nun etwas traurig aus. "Sie starben alle zwei durch Todesser! In den Anfangsjahren von Voldemort."
"Tut mir leid", sagte Sirius aufrichtig.
"Für sie war es ein Sport. Zentauren-Kinder zu jagen und zu töten." Firenze klang nun leicht verbittert.
Sirius wußte nichts darauf zu antworten.
"Können Sie damit umgehen?" fragte Firenze und Sirius merkte, dass er von diesem Thema weg wollte.
Bereitwillig ging er darauf ein." Nein, ich kann nicht damit umgehen."
"Dann bringe ich es Ihnen bei! Morgen Vormittag bei Hagrids Hütte?" Firenze sah ihn an, doch die Traurigkeit war noch nicht ganz aus den ungewöhnlich blauen Augen verschwunden.
"Morgen Vormittag!" versichte Sirius fest und seine Finger umklammerten den Bogen.
"So ist es beschlossene Sache!" sagte Firenze ernst. "Und wenn nicht für Severus Snape, so wenigstens für Sie."
Mit einem Ächzen stand der Zentaure auf, Sirius sprang auf und öffnete ihm die Tür.
"Eine gute Nacht wünsche ich noch Sirius Black", sagte das Wesen freundlich und machte sich vorsichtig an den Abstieg.
"Gute Nacht Firenze", flüsterte Sirius Black und sah dem Zentauren nach wie dieser ganz sachte die Treppen nach unten ging.


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