Des Giftmischers Herz

 

 

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Kapitel 1: Hogwarts

 

"Avada Kedavra!" Ein grelles grünes Licht erfüllte alles um ihn herum, er hörte Schreie, grausame Schreie, und dann erstarb alles.
Schweißgebadet fuhr er hoch und strich sich das schwarze Haar aus dem Gesicht, das an seiner Stirn festklebte.
So war sie gestorben. Kurz, aber schmerzvoll, grausam. Und er war schuld, er hatte es nicht verhindert...
Severus Snape schlug die Decke seines Bettes zurück und stand auf. Sein Herz schlug immer noch bis zum Hals und sein Atem flog. Es war noch immer mitten in der Nacht, am Horizont graute noch nicht einmal der Morgen, aber er wußte, er würde in dieser Nacht nicht mehr schlafen können - wie in so vielen Nächten seit nunmehr 15 Jahren. Es war ein Fluch, aber er hatte diesen Fluch verdient.
Nie würde er es vor jemand anderem zugeben, doch obwohl es schon 15 Jahre her war und er selbst damit nichts zu tun gehabt hatte, machte er sich noch immer Vorwürfe für das, was damals in Godric's Hollow im Hause der Potters passiert war.
Nun ja, vielleicht nicht gerade das, was mit James Potter passiert war, aber Lily... seine Lily.

London, Bahnhof King's Cross, 01. September 1971…

"Na los! Seid doch nicht so lahm!" Jane und Peter Evans lächelten sich an, als sie ihrer jüngeren Tochter nachsehen, die vollkommen aufgeregt, mit hochroten Wangen und fliegendem Haar über den Bahnsteig rannte. Hinter ihnen trottete ihre ältere Tochter Petunia mit einem mißmutigen Blick her. Sie wäre in diesem Moment wohl an jedem anderen Ort auf dieser Welt lieber gewesen als jetzt hier in diesem Bahnhofsgebäude, wo sie ihre Schwester auf ein Gleis begleiten mußte, das allen Ernstes Gleis 9 ¾ hieß, nur damit sie für das nächste Jahr in eine Schule fuhr, in der man ihr nichts weiter beibrachte als Zaubertricks und irgendwelchen Schwachsinn. Sie schnaubte verächtlich.
Zauberei. Und ihre Eltern waren auch noch stolz und freuten sich! Keiner begriff, was hier eigentlich falsch lief außer ihr. Keiner sah, daß man nicht stolz auf Lily sein mußte, sondern sie von dieser Krankheit - diesem Geburtsfehler - heilen mußte...
Petunia erinnerte sich noch sehr gut an die komische Eule mit dem starren, fiesen Blick, die diesen unheilvollen Brief gebracht hatte...

Sehr geehrte Ms. Evans,

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können,
daß Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei
und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden
Sie eine Liste aller benötigten Bücher und
Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September.
Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall



Stolz... Petunia schnaubte erneut verächtlich.

"Und denk daran, Severus, gib dich nicht mit diesem Muggelkindern ab. Die bringen nichts als Scherereien." Der Junge, mit den streng zurückgekämmten Haar sah zu seiner blassen, spitzgesichtigen Mutter auf.
"Ja Mutter, ich verspreche es dir. Keine Muggel als meine Freunde." Er klang ein bißchen genervt, so daß es den Eindruck erweckte, als habe seine Mutter ihm diese Ermahnung schon Dutzende Male mit auf den Weg gegeben.
"Nichts als Muggel auf diesem Bahnhof!", meckerte sie weiter und ihr Sohn verdrehte die Augen.
"Das wundert mich nicht, Mutter, das hier ist ja auch der Bahnhof für die Muggel." Tabatha Snape sah ihren Sohn streng an, erwiderte jedoch nichts. Natürlich hatte er recht, aber selbst in der Muggelwelt, waren ihr Muggel nun einmal ein Dorn im Auge. Dieses nutzlose Volk, das keiner brauchte und das in letzter Zeit immer öfter mal ein Schlammblut hervorbrachte als es noch zu ihrer Zeit üblich gewesen war. Ein Fluch, gegen den man endlich was unternehmen mußte.
"Wenn nur endlich dieser Dumbledore endlich wieder vom Direktorstuhl gehoben würde!", knurrte Severus' Vater, der sich ebenfalls angewidert umblickte. "Dann hätten wir wenigstens endlich keine Schlammblütler mehr an unseren Schulen, die unsere Kinder in ihrem Lernfortschritt behindern.
Doch Severus hörte längst nicht mehr zu. Er hatte ein paar Meter vor sich etwas entdeckt. Das hübscheste Mädchen, daß es auf diesem Planeten geben mußte, mit strahlenden Augen und flammendem Haar. Und als sie lachte, zeigte sie zwei Reihen strahlender Zähne. Er hörte ein lautes Pochen und Rauschen in seinem Ohr und stellte erstaunt fest, daß es sein Herz war, das plötzlich viel lauter und schneller schlug... wegen einem Mädchen.
"Da, schaut euch die da mal an." Die durchdringende Stimme seiner Mutter riß ihn aus seinen Träumereien und als er ihrem Fingerzeig folgte, zog sich ihm der Magen zusammen. Sie zeigte auf seine rothaarige Schönheit.
"Eindeutig ein Schlammblut. Schaut euch die Eltern an, das können nur Muggel sein." Hatte es eben noch zum Zerbersten geschlagen, spürte Severus jetzt, wie ihm sein Herz fast stehen blieb. Seine Mutter hatte recht. Wenn die drei hinter dem rothaarigen Mädchen ihre Familie waren, dann war sie ein Muggelkind. Er fluchte innerlich, zeigte aber nach außen keinerlei Regung auf seinem ernsten, blassen Gesicht. Ausgerechnet sie mußte ein Schla... ein Muggelkind sein...

"Entschuldige!" James drehte sich überrascht um, als Lily ihm auf die Schulter tippte. Er lächelte ein für einen elfjährigen erstaunlich aufregendes Lächeln, das Lily ein wenig schüchtern erwiderte.
"Kannst du mir vielleicht erklären, wie ich auf das Gleis 9 ¾ komme? Ich hab leider gar keine Ahnung." Wieder lächelte James und zeigte auf die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10.
"Siehst du diese Absperrung? Sie ist verzaubert. Geh einfach schnurgerade darauf zu, aber zögere nicht und halte nicht an. Geh einfach durch und schon bist du am Hogwarts-Express." Lily sah ein bißchen verwirrt aus, doch schließlich nickte sie ihren Eltern und ihrer Schwester zu und umklammerte den Griff ihres Wagens fester, so daß ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie war aufgeregt. Was, wenn sie jetzt einfach gegen diese Barriere knallte? Vielleicht war es ja noch einmal ein Zauber, der die Schüler im letzten Moment aussonderte. Wenn sie nicht magisch genug war, dann würde die Barriere schließen und sie käme nicht auf das Gleis, was sie auch tat.
"Ganz ruhig, es ist wirklich ganz einfach", munterte James sie noch einmal auf und sie lief los. Es war wie ein zarter Windhauch, als sie einfach durch den Backstein hindurchglitt und auf der anderen Seite wieder herauskam. Vor ihr auf dem Gleis stand eine große, scharlachrote Lock, an die so viele Waggons angehängt waren, daß Lily glaubte, der Zug würde kein Ende nehmen. Überall über das Gleis wuselten die Zauberer mit ihren Kindern, viele waren schon eingestiegen und hatten sich einen Platz möglichst am Fenster reserviert.
Lily sah auf die Uhr. In 10 Minuten würde der Zug abfahren. Hinter ihr kamen nun auch ihre total verdatterten Eltern und ihre immer griesgrämiger dreinblickende Schwester durch die Barriere.

Mit ein wenig Unbehagen beobachtete Severus das Gespräch zwischen Lily und James. James kam ihm bekannt vor und er war sich sicher, daß er wußte, wer er war, er konnte ihn nur nicht zuordnen.
"Sieh da", knurrte sein Vater in seiner ölig bedrohlichen Stimmlage, die nie lauter als knapp über Flüsterlautstärke war, "die Potters und wie hilfsbereit sie wieder sind. Diese Familie ist genau so ein Geschwür wie dieser Dumbledore und alle, die an seinen Lippen hängen." Da machte es auch bei Severus klick. Natürlich, das war James Potter. Sein Vater war ein hohes Tier im Zauberministerium und seine Mutter sollte altem schottischem Adel entstammen. Ein Schlammblut, wie seine Mutter ihm einmal erzählt hatte. Die ganze Familie war steinreich und in der Zaubererwelt nicht wenig beliebt und gern gesehen. Er fühlte, wie Abneigung in ihm hoch kroch. Er wußte jetzt schon, er und Potter würden sich nicht besonders gut verstehen, komme, was da wolle.

Im Hogwarts-Express einige Minuten später...

James verstaute sein Handgepäck im Gepäcknetz über seinem Sitz und ließ sich mit einem Seufzer auf seinen Sitz fallen. Er lächelte still vor sich hin und starrte verträumt ins Leere. Sein bester Freund Sirius - neben ihm der einzige Passagier im ganzen Abteil - warf ihm einen fragenden Blick zu.
"Hast du sie gesehen?", hauchte James endlich durch sein seliges Lächeln hindurch.
"Wen?", fragte Sirius ungerührt zurück. Er konnte es sich zwar schon denken, denn James hatte diese debile Grinsen genau seit dem Moment auf dem Gesicht, als dieses Mädchen ihn auf dem Bahnsteig angesprochen hatte, aber eine kleine Bestätigung konnte ja nie schaden.
"Diese süße Rothaarige, die mich nach dem Weg gefragt hat. Wenn sie nicht die hübscheste Hexe in ganz Hogwarts ist, dann fresse ich einen Besen."
"Na dann wünsche ich doch guten Appetit." Das Lächeln verschwand von James Gesicht und er sah Sirius ein wenig angesäuert an.
"Ich habe so das Gefühl, daß du mich überhaupt nicht ernst nimmst... Aber wie sollst du auch wissen, was ich im Moment empfinde, dich guckt ja auch kein Mädchen an."
"Danke!", gab Sirius beleidigt zurück. Nicht, daß ihn Mädchen schon wirklich interessierten, er war ja nicht so frühreif wie James, aber er hielt sich für nicht gerade häßlich und allein durch seine Eitelkeit nahm er solche Kommentare von seinem besten Freund sehr ernst. James überhörte den spitzen Unterton ins Sirius' Stimme. Er hatte wieder ein Lächeln aufgesetzt.
"Hast du dieses rote Haar gesehen? Und diese tollen grünen Augen? Sie ist eine Hexe wie sie im Bilderbuch steht, genau so eine würde zu mir passen."
"Ja", entgegnete Sirius, seine Stimme hatte jetzt einen spottenden Ton angenommen, "und wenn ihr zwei dann mal heiratet, bekommt ihr einen Haufen Kinder mit rot-schwarz gestreiften Haaren und blau-grün getupften Augen und die Bilderbücher werden umgeschrieben."
"Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du ein Vollidiot bist?"
"Nein, nicht daß ich wüßte, aber du machst dich hier gerade zum Vollidioten. Machst hier auf großartig verliebt, mein Gott, das ist doch nur ein Mädchen. - Viel interessanter waren ihre Eltern. Hast du gesehen? Es waren Muggel." James zog die Augenbrauen hoch.
"Na und?" Er verstand nicht so ganz, worauf Sirius hinaus wollte. Natürlich wußte auch er von den Zaubererfamilien, die sich für etwas besseres hielten und magische Kinder von Muggeleltern als "Schlammblut" bezeichneten, aber die Blacks gehörten da eigentlich nicht dazu. Malfoy, Lestranges, Snape, das waren Namen, die sein Vater ihm zu dem Thema genannt hatte...
"Ist dir denn noch nie aufgefallen, wie aufgeregt Muggeleltern immer sind, wenn sie ihre Kinder zum ersten Mal an den Zug bringen und sie in die fremde Zauberwelt schicken? Ich find es immer herrlich, sie dabei zu beobachten, wie sie alles bestaunen und sich über die magische Barriere ewig lang aufgeregt unterhalten können... Sie sind ein sehr interessantes Volk. So unbedarft im eigentlichen Sinne und doch schaffen sie es mit ihren einfachen Mitteln immer wieder, eine Lösung zu finden, die fast so gut wie Magie ist." James Gesichtszüge entspannten sich wieder. Das war typisch Sirius, altkluge, aber doch irgendwie weise Reden schwingen und sich für Dinge interessieren, die ein Elfjähriger normalerweise nicht einmal in Betracht ziehen würde. Dafür bewunderte James seinen Freund manchmal sehr, denn er war dagegen fast schon faul und gar nicht wißbegierig, wenn er auch kein Dummkopf war.
Er gehörte eben zu der Sorte, die für ihren Erfolg nicht arbeiteten. Entweder sie hatten ihn und dann war es gut, oder sie hatten ihn eben nicht. Es gab immer ein nächstes Mal und man konnte es noch mal versuchen.
Sirius dagegen war Perfektionist.
"Nein, das hab ich nicht bemerkt, aber ich hab auch nicht drauf geachtet. Im Gegensatz zu dir war ich heute ja auch das erste Mal am Bahnhof King's Cross." Sirius hatte noch 2 ältere Geschwister, die ebenfalls in Hogwarts zur Schule gingen.
"Ich fand ihre Schwester aber besonders merkwürdig", setzte Sirius nach.
"Du meinst dieses pferdegesichtige Mädchen, das ein Gesicht gezogen hat, als würde sie auf eine Zitrone beißen?"
Sirius nickte. "Ja, genau die. Sie war ganz anders als ihre Eltern, hat alles angeguckt, als wäre es irgendwie... ja bakteriell verseucht oder so. - Entweder war sie eifersüchtig auf ihre Schwester oder sie gehört zur Sorte der schlimmsten Muggel überhaupt."
"Du achtest vielleicht auf Dinge." James schüttelte erstaunt den Kopf.
"Es ist manchmal sehr wichtig, genau zu wissen, was um einen herum geschieht." Sirius hob die Schultern und lächelte.

Severus schob die Abteiltür mit klopfendem Herzen auf. Er hatte extra auf dem Flur gewartet, um zu sehen, in welches Abteil sie gehen würde.
Wieder zog sich sein Magen unangenehm zusammen, aber diesmal vor Aufregung. Was würde sie sagen? Würde sie ihm eine Chance geben oder ihn gleich wegjagen? Er umfaßte den Griff der Tür ein wenig fester und atmete tief durch.
Es gab gar keinen Grund, warum sie ihn ablehnen sollte. Sie würde ihn ganz sicher erst einmal kennen lernen, bevor sie ihr Urteil fällte. Muggelkinder waren so. Sie waren nicht wie seine Freunde zu Hause, es würde alles so klappen, wie er sich vorstellte.
Er schob die Tür auf.
Lily saß allein in dem Abteil und sah von ihrem Buch auf, als die Tür aufging und ein blasser Junge, mit schwarzem Haar eintrat. Sie lächelte. "Hallo."
Severus spürte, daß er weiche Knie bekam, doch er riß sich zusammen, nicht wie ein Idiot vor ihr zu stehen und zu stottern.
"Hallo. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mich zu dir setze? Die anderen Abteile sind schon sehr voll." Er deutete ebenfalls ein Lächeln an, doch es wirkte irgendwie sehr nervös. Lily deutete einladend mit der Hand auf die freie Sitzbank.
"Klar, setz dich und mach es dir bequem. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste die ganze Fahrt alleine verbringen. - Ich hab gehört, man ist fast den ganzen Tag unterwegs, bis man in Hogwarts ist, stimmt das?" Severus zog seinen Koffer ins Abteil, schloß die Tür und setzte sich. Er nickte. "Bis wir in Hogwarts sind, ist es dunkel."
Lily errötete plötzlich und schlug die Hand vor den Mund. "Oh mein Gott, wie unhöflich von mir! Ich hab mich ja gar nicht vorgestellt, sondern dich gleich mit Fragen gelöchert!" Sie streckte ihm ihre zarte, fast weiße Hand entgegen. "Mein Name ist Lily Evans. Das ist mein erstes Jahr in Hogwarts."
Severus ergriff die kleine Hand, die ganz wunderbar warm und weich war. Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen. Die Röte schoß nun auch ihm ins Gesicht, als ihm bewußt wurde, wie lange er ihre Hand schon hielt und sie einfach nur ansah. Doch sie lächelte noch immer.
"Ich bin Severus Snape, auch Erstkläßler in Hogwarts." Er ließ ihre Hand wieder los. Lilys Lächeln wurde noch ein bißchen breiter.
"Dann haben wir ja bestimmt zusammen Unterricht! Vielleicht kommen wir sogar ins gleiche Haus... Sag mal, weißt du, wie sie die Häuser einteilen? Darum machen alle so ein riesiges Geheimnis, hab ich festgestellt."
Severus zog die Schultern hoch. "Nein, nicht wirklich. Meine Eltern wollten es mir nicht erzählen und ich hab auch sonst keinen, den ich fragen könnte..."
Lily horchte auf. "Deine Eltern sind magisch? Das finde ich so spannend. Meine sind Muggel. Als Kind von Magiern aufzuwachsen ist doch bestimmt viel interessanter oder?"
Severus lächelte. "Ich hab keine Ahnung. Es ist auf alle Fälle mit vielen Pflichten verbunden. Alle erwarten von dir, daß du auch einmal ein Zauberer wirst und manchmal erwarten sie sogar ganz explizite Leistungen. Meine Eltern zum Beispiel gehen fest davon aus, daß ich nach Slytherin kommen werde, weil sie auch dort waren und sie der Meinung sind, ein anständiger Zauberer müsse in Slytherin gewesen sein." Lily hing gespannt an seinen Lippen. Severus sprach von Dingen, die für ihn vertraut schienen, aber ihr so fremd waren. Sie konnte gar nicht anders, sie wollte alles wissen, alles in sich aufsaugen.
"Und was möchtest du?", fragte sie gespannt.
"Na ja, ich glaube auch, daß Slytherin das beste Hause in Hogwarts ist, aber es kommen nur die Leute in ein Haus, die auch wirklich für dieses Haus geeignet sind. Die Auswahlmethode soll absolut treffsicher sein..."
"Aha." Wieder spürte Lily das selbe beklemmende Gefühl wie eine Stunde zuvor an der Barriere. Was, wenn sie versagte und in gar kein Haus paßte? Vielleicht war ja wirklich alles nur ein großer Fehler gewesen und sie war keine Hexe...
Die Abteiltür, die plötzlich aufgeschoben wurde, riß Lily aus ihren trüben Gedanken. James Potter steckte grinsend seinen Kopf zur Tür herein, doch als er sah, daß Severus auf der Sitzbank ihr gegenüber saß, verschwand das Grinsen postwendend.
"Ich kenn dich doch!", sprach er ihn in einem eisigen Ton an. "Du bist der Sohn von Barabas Snape oder?"
Snapes schwarze Augen verloren augenblicklich ihren warmen Schein, als er James mit ihnen fixierte. "Gibt es dabei vielleicht irgendein Problem, Potter?" Die Art und Weise wie er James Nachnamen förmlich ausspuckte, brachte James im Inneren zum Rasen.
"Ich habe mich nur gefragt, was du hier zu suchen hast, Snape. Ich dachte immer, Leute wie du würden sich nicht freiwillig mit Muggelgeborenen abgeben. Du weißt schon, diese Blutsache."
Severus' Blick schweifte kurz zu Lily hinüber. Als er die Verwirrung sah, die in ihre Züge geschrieben stand, schnürte es ihm fast die Luft ab. Einerseits, weil er sich schämte, daß Lily so schnell und auf diese Art und Weise die negative Seite der Zaubererfamilien erfahren sollte, von denen sie scheinbar so schwärmte, und andererseits aus Wut über diesen unverschämten Potter, der ihn einfach vor Lily bloßstellte und ihn somit zu Erklärungen zwang, die er offen gesagt nicht geben wollte.
Er ballte die Hände an seinen Seiten zur Faust und stand langsam auf. Er ging auf James zu, wobei sein kalter Blick bei jedem Schritt noch eisiger wurde.
"Es geht dich überhaupt nichts an, mit wem ich mich abgebe und mit wem nicht. Genausowenig geht es dich an, wie meine Familie denkt und handelt. Und wenn du nur gekommen bist, um hier Unfrieden zu stiften, dann wäre es besser, du würdest wieder zurück zu deinem Freund gehen!" Lily beobachtete mit Unbehagen, wie nun auch James' Blick frostig wurde.
"Eigentlich wollte ich Lily fragen, ob sie nicht Lust hat, mit mir in unser Abteil zu kommen, wo sie eine nettere Gesellschaft hätte, die auch besser zu ihr paßt." Er warf Lily einen wesentlich freundlicheren Blick zu, doch sie schüttelte den Kopf.
"Ich werde hier bleiben. Ich hab mich sehr gut mit Severus unterhalten. Wir sehen uns ja nachher."
James ließ sich seine Enttäuschung und auch Wut über diese Entscheidung Lilys nicht anmerken, sondern lächelte sie an, so gut er konnte. "Okay, wenn du willst. Dann bis zur großen Willkommensfeier in der Großen Halle." Noch einmal fixierten die beiden Kontrahenten sich.
"Ich warne dich, Snape", zischte James Severus zu und verließ dann das Abteil." Severus' angespannte Körperhaltung entspannte sich wieder etwas, als er sich wieder auf seinen Platz setzte. Lily war blaß geworden und sah gar nicht gut aus.
"Ihr beide seid wohl so was wie Feinde, was?"
Severus hob die Schultern. "Kann sein, wir haben uns gerade erst kennengelernt."
"Oh." Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann sah Lily Severus fest in die Augen. "Was hat er damit gemeint? Ich meine mit der 'Sache mit dem Blut' und das alles?"
Eine Gänsehaut lief Severus über den Rücken. Das war die letzte Frage auf der ganzen Welt, die er ihr gerne beantworten wollte. Doch jetzt mußte er wohl oder übel.
"Wie soll ich dir das jetzt erklären? - Es gibt Zauberer, die die gesamten Zauberer auf der ganzen Welt in drei Kategorien einteilen. Es gibt die Reinblüter, denen diese Zauberer eigentlich immer selbst angehören. Sie sind stolz darauf, daß sie kein Muggelblut in ihrer Familie haben. Dann gibt es die Halbblüter, weil immer mehr Hexen und Zauberer sich Partner in der Muggelwelt suchen. Und die dritte Gruppe sind magische Kinder aus Muggelfamilien, so wie du eins bist. Keiner weiß, warum ohne ein Tropfen magisches Blut trotzdem ein Kind entstehen kann, das ein vollwertiger Zauberer ist.
Na ja, diese Zauberer, die diese drei Kategorien erfunden haben und auch in ihnen denken, halten die Zauberer, die nur zur Hälfte rein oder gar Muggelkinder sind für minderwertig.
Meine Familie ist eine reinblütige Familie, ich denke, daß Potter darauf anspielen wollte."
Lily war bei jedem Wort immer bedrückter geworden. "Rassismus also", sagte sie leise. "Und du? Denkst du so? Siehst du in mir eine minderwertige Hexe?"
Severus schüttelte heftig den Kopf. "Natürlich nicht! Ich sehe in dir einen einfach wundervollen Menschen, Lily!"
Lily lächelte.
"Minderwertige Zauberer sind so etwas wie dieser Potter!", setzte er noch oben drauf. "Die, die nichts besseres zu tun haben, als andere mit Gerüchten über Vorurteile gegeneinander aufzuhetzen. - Ich glaube vielmehr, daß er so denkt, obwohl seine Mutter auch ein Muggel ist." Doch Lily schwieg, dazu konnte und wollte sie sich nicht äußern.

"Was ist denn nur los?", fragte Sirius, nachdem er sich zehn Minuten lang angesehen hatte, wie James wütend im Abteil auf und ab lief.
"Sagt dir der Name Severus Snape etwas?", knurrte er. Sirius hob eine Augenbraue.
"Nein, ich kenne nur Barabas und Tabatha Snape, aber über die weiß ich dafür um so besser Bescheid." Nicht nur Sirius war die Einstellung der Familie Snape bestens bekannt.
"Genau, und dieser Typ, Severus, ihr Sohn, sitzt jetzt bei Lily im Abteil. Ganz allein mit ihr!"
Die Abteiltür ging auf und James hielt in seinem Schritt inne. Ein nicht besonders hochgewachsener Junge mit hellbraunem Haar kam herein. "Hallo! Kann ich vielleicht in euer Abteil kommen? In meinem ist die Hölle los und es werden immer mehr Leute."
"Klar, setz dich", antwortete Sirius und auch James wurde endlich wieder ein bißchen ruhiger. Vor einem Fremden mußte er sich wohl etwas beherrschen.
"Mein Name ist Sirius Black und das ist James Potter. Und du bist?"
Der Junge setzte sich. "Remus Lupin. Sehr erfreut." Er sah James an. "Über deine Familie hab ich schon einiges gehört."
James lächelte und setzte sich ebenfalls wieder hin. "Ja, meine berühmte Familie", antwortete er gedehnt. Und wie so oft fragte er sich, ob er es eines Tages wohl schaffen würde, für etwas bekannt zu werden, was er selbst getan und was nichts mit dem Rest seiner Familie zu tun hatte. "Wer kennt die nicht..."

Bahnhof von Hogwarts, Stunden später...

"Erstkläßler zu mir! Bitte hierher kommen! Nur nicht so schüchtern!" Gähnend stieg Lily aus dem Hogwarts-Express aus und streckte ihre müden Glieder. Severus war gleich hinter ihr und half ihr mit ihrem schweren Koffer.
"Schau mal, der ist ja riesig!", rief sie aufgeregt, als sie den Ursprung der Stimme entdeckt hatte, die über den Bahnsteig hallte.
"Ich hab von ihm gehört", erwiderte Severus und hob nun seinen eigenen Koffer aus dem Zug. "Das ist Hagrid, der Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts. Er war hier selbst einmal Schüler vor etwa 30 Jahren, wurde aber von der Schule verwiesen. Dumbledore hat ihn eingestellt und seitdem arbeitet er hier."
Lily strahlte ihn an. "Du weißt so unheimlich viel über Hogwarts!"
Er lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. "Na ja, so viel nun auch wieder nicht. Mein Vater hat mir öfter mal ein paar Neuigkeiten erzählt, das ist schon alles." Severus verschwieg bewußt, daß sein Vater sich eigentlich sehr darüber aufgeregt hatte, als man Hagrid in Hogwarts angestellt hatte und er das nur durch Zufall mitbekommen hatte, weil der Wutanfall seines Vaters so mächtig gewesen war.
"Erstkläßler zu mir! Laßt euer Gepäck hier stehen, man wird es für euch zum Schloß bringen! Erstkläßler bitte zu mir!"
Als sich endlich eine ganze Schar von Erstkläßlern rund um den riesenhaften Hagrid versammelt hatten, lächelte dieser sie unter seinem enormen Bart an und führte sie zum großen See, der einer der Wege hinüber zum eigentlichen Schloß war.
Lily bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu, als sie sanft in den kleinen Booten über den See glitten.
"Was treibt diese Boote an?", fragte sie überrascht und kindlich vergnügt. Severus lachte und zum ersten Mal strahlte auch sein sonst so ernstes und finsteres Gesicht.
"Magie natürlich!" Lilys Wangen färbten sich leicht rosa. Sie kam sich so blöd und albern vor, natürlich Magie, was denn auch sonst, schließlich lag vor ihr nun endlich Schloß Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei, ihre neue Schule...
"Es ist atemberaubend", flüsterte sie und blickte immer noch zum Schloß hinauf, dessen Fenster hell erleuchtet waren. Der Mond warf ein sanftes, silbernes Licht auf das alte Gemäuer. Lily konnte nicht sehen, wie Severus sie ansah und lächelte. Genau darum mochte er Muggel eigentlich. Man konnte sie noch begeistern und faszinieren, sie waren für die Magie offen und wißbegierig. Bei reinblütigen Magiern hatte er schon zu oft festgestellt, daß die wenigsten wirklich das waren, was sie vorgaben, zu sein und die meisten nur ein ziemlich großes Mundwerk hatten. Seine Miene verfinsterte sich. Aber seine Familie würde ihn verstoßen, wenn er wirklich auf die Idee kommen sollte... er wischte den Gedanken fort. Es war noch zu früh, schon über so etwas nachzudenken und das heute war sein besonderer Abend, den wollte er sich nicht Grübeleien verderben lassen.

Nachdem sie am Bootssteg gelandet waren, führte Hagrid sie hinauf zum großen Eichentor, das den Eingang zum Schloß darstellte. Dort übergab er sie an Professor McGonagall, eine sehr streng aussehende Frau mit braunem Haar, das sie zu einem ebenso strengen Knoten gebunden hatte. Es wurde von feinen silbernen Strähnen durchzogen. Sie trug einen schimmernden grünen Samtumhang und einen Spitzhut mit einer langen Feder. Lily lief es eiskalt den Rücken hinunter, als sie in das Gesicht der Lehrerin sah.
"Guten Abend, meine Lieben", begrüßte sie die neuen Schüler. "Mein Name ist Professor McGonagall. Ich werde Sie in Verwandlungen unterrichten. - Bitte folgen Sie mir, damit wir die Auswahlzeremonie durchführen können." Sie führte die Schüler hinauf zur Großen Halle. Dort mußten sie alle noch einmal ein paar Minuten warten, während Professor McGonagall nachsah, ob alles bereit war. Dann wurden die riesigen Türen zur Großen Halle geöffnet und sie traten ein. Sie gingen zwischen vier langen Tischreihen hindurch, an denen die anderen Schüler der Schule schon saßen und warteten. Lily blickte erstaunt hinauf zur Decke, die den Nachthimmel zeigte, so wie sie ihn vor wenigen Minuten noch draußen gesehen hatte, mit dem gleichen silbrig scheinenden Mond. Außerdem schwebten über ihren Köpfen hunderte von Kerzen in der Luft herum und tauchten die Große Halle in ein behagliches Licht.
Am anderen Ende der Halle saßen die Lehrer von Hogwarts an einer weiteren Tischreihe auf einer Art Tribüne. Die Erstkläßler versammelten sich davor und warteten angespannt, was nun kommen würde. Professor McGonagall betrat die Tribüne und ging zu einem alten Hut hinüber, der auf einem Hocker lag. Sie hatte eine zusammengerollte Liste in der Hand.
Plötzlich begann der Hut auf dem Hocker herumzuhüpfen und stimmte ein Lied an:

Ich bin ein alter Hut, das merkt man ja,
Ein Schneider flickte mich vor tausend Jahr.
Setzt mich auf, in welches Haus kommt ihr?
Nur zu, die Wahrheit sag ich dir.
Bist du listig und gerissen,
wirst du dich in Slytherin wissen.
Bist du voller Treu und Fleiß,
Kommst du nach Hufflepuff, wer weiß?
Besitzt du Mut und Tapferkeit,
wirst du nach Gryffindor eingeteilt.
Bist du klug und ohne Pein,
kommst du nach Ravenclaw rein.
Setz mich auf und sei schön brav,
dann verrat ich dir in welches Haus man darf!
(a.d.A. Danke an "Joey")


"Ich werde jetzt nacheinander Ihre Namen aufrufen. Wird Ihr Name genannt, treten Sie vor, setzen sich auf diesen Hocker und ich werde Ihnen dann den sprechenden Hut aufsetzen. Er wird Sie auf Ihre Häuser verteilen." Sie entrollte ihre Liste und nannte nacheinander die Namen der neuen Schüler. Der aufgerufene Schüler trat vor und setzte sich auf den Hocker, dann setzte Professor McGonagall ihm den Hut auf. Manchmal brauchte der Hut etwas länger, manchmal brüllte er seine Entscheidung aber auch sofort in die Große Halle hinaus. Und jedesmal, wenn der Hut einen Schüler zugeteilt hatte, jubelte der entsprechende Tisch los.
"Lily Evans!", rief Professor McGonagall und sofort brach Lily der Schweiß aus. Mit weichen Knien stieg sie auf die Tribüne und setzte sich auf den Hocker.
"Bitte, bitte, teil mich in ein Haus ein. Bitte sag mir nicht, daß ich nicht geeignet bin und wieder nach Hause muß!", dachte Lily verzweifelt, als sie den Hut auf den Kopf bekam und er ihr über die Augen rutschte. Plötzlich hörte sie eine hohe Stimme in ihrem Kopf.
Wer wird denn so aufgeregt sein?, piepste der Hut. Ich habe noch für jeden das richtige Haus gefunden. Hm, laß mich überlegen. Ich sehe sehr viel Mut, aber auch Fleiß und Treue. Klug bist du auch, schwierig, aber doch, es ist eindeutig, dein tapferes Herz zeigt mir den richtigen Weg - Gryffindor!!
Lily atmete erleichtert auf, als sie den Jubelsturm hörte und Professor McGonagall ihr mit einem Lächeln den Hut vom Kopf nahm. Sie rutschte vom Hocker herunter und suchte gleich nach Severus. Er lächelte sie an, doch sie sah, daß er nicht glücklich war. Wahrscheinlich hatte er sich gewünscht, daß sie mit ihm in Slytherin sein würde. Aber er hatte ja selbst gesagt, daß der Hut immer die richtige Entscheidung traf.
Auch Remus Lupin, James Potter und Sirius Black wurden nach Gryffindor eingeteilt. Eine Tatsache, die Severus wenig überraschte, es für ihn aber noch schmerzlicher machte, daß Lily eine Gryffindor geworden war. Als sein eigener Name aufgerufen wurde, schritt er sehr zielsicher auf den Hocker zu und setzte sich.
Oh, ein brillanter Kopf, der mir hier untergekommen ist. Wahrhaftig. Schlau, gerissen und tückisch, aber auch mutig und treu. Die Sache ist so klar, wie sonst kaum eine. - Slytherin!!
Severus nahm sich den Hut selbst vom Kopf und warf mit Schwung die schulterlangen schwarzen Haare in den Nacken zurück. Er fing den Blick von James Potter auf, als er die wunderschönen grünen Augen Lilys suchte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte ihn finster an, als hätten sich mit der Wahl des Hutes gleich alle seine Vorurteile gegenüber Severus bewahrheitet.
Lily dagegen winkte ihm zu und lächelte. Sie freute sich ehrlich für ihn, daß er in das Haus gekommen war, das er als das beste von Hogwarts bezeichnet hatte.
Er ging hinüber zum Tisch der Slytherins und setzte sich.
"Hey Severus!", rief ihm ein weißblonder Junge zu, der etwa 5 Plätze von ihm entfernt saß. "Kann es sein, daß du dir schon eine kleine Freundin angelacht hast? Dumm nur, daß sie in diese Pestgrube Gryffindor eingeteilt wurde." Er grinste hämisch, doch Severus zeigte keine Reaktion.
"Hallo Lucius", antwortete er schlicht. Er wußte, daß er nichts darauf geben durfte, was Lucius Malfoy sagte. Er war im vierten Jahr in Hogwarts und seine und Severus' Familie waren befreundet, daher kannten die beiden sich.
Nachdem Professor Dumbledore noch ein paar Ankündigungen gemacht hatte, füllten sich die goldenen Teller, Becher und Platten mit dem herrlichsten Essen, das Lily je gesehen hatte und das große Fest zum neuen Schuljahr begann so richtig.

Etwa zwei Stunden später führten die Vertrauensschüler ihre Häuser zu den geheimen Eingängen ihrer jeweiligen Schlafsäle. Der Eingang zum Turm der Gryffindors lag im 5. Stock, hinter dem Portrait einer fetten Dame, die ein rosa Kleid trug.
"Paßwort?", forderte sie mit schnarrender Stimme.
"Morgentau!", antwortete der Vertrauensschüler und das Bild schwang zur Seite, um eine große Einstiegsluke in der Wand frei zu geben. Die Schüler kletterten hindurch und sahen sich in dem gemütlichen Gemeinschaftsraum um.
"Wow, das ist ja wunderschön", hauchte Lily, die vor lauter atemberaubenden Eindrücken schon glaubte, daß ihr gleich der Kopf rauchen würde.
"Nicht wahr?", antwortete eine sanfte Stimme neben ihr. James stand an ihrer Seite und lächelte. "Vater hat mir vom Gemeinschaftsraum der Gryffindors erzählt. Er war auch in Hogwarts Schüler."
Lily sah ihn an. "Und deine Mutter?", fragte sie schließlich ein wenig zögerlich.
"Sie ist ein Muggel. Sie hatte Privatlehrer und wurde zu Hause unterrichtet. Sie hat mir erzählt, daß das in Familien, wie die in der sie aufgewachsen ist, so üblich ist."
Lily nickte. "Severus hat gesagt, daß sie eine Adlige ist."
James' Blick wurde hart und er sah Lily direkt ins Gesicht. "Dieser Mistkerl hat über meine Mutter gesprochen? Was hat er gesagt?"
Lily wich seinem Blick nicht aus und antwortete so ruhig sie konnte. Sie spürte, daß jetzt doch ein wenig Wut über das, was James Severus im Zug vorgeworfen hatte, in ihr hochkam, obwohl sie das nicht rauslassen wollte.
"Er hat mir nur den Unterschied zwischen reinblütigen, halbblütigen und muggelgeborenen Zauberern erklärt und was du mit deiner dummen Anspielung gemeint hast. In dem Zusammenhang hat er mir erzählt, daß du ein sogenanntes Halbblut bist, weil deine Mutter ein Muggel ist. Mehr nicht." James sah nicht aus, als wolle er Lily glauben.
"Du solltest vielleicht etwas vorsichtiger sein mit deinen Anschuldigungen, denn Severus war sehr nett zu mir und ich finde es gar nicht gut, daß du ihn sogar noch beschimpfst, wenn er nicht einmal da ist, um sich zu verteidigen."
James spürte ein Stechen in der Herzgegend. Es tat nicht weh, aber es war sehr sehr unangenehm. Er nickte. "Tut mir leid", lenkte er ein. Er wußte, daß er nicht meinte, was er sagte, aber er wollte keinen Streit mit Lily provozieren. Es war der erste Abend in der gemeinsamen Schule mit diesem absolut tollen Mädchen. Es war noch ein bißchen früh, es sich mit ihr zu verderben.

Als Lily wenig später in ihrem Bett lag, dachte sie noch lange über den Tag nach. Über all die Erlebnisse und über Severus. Sie mochte Severus, auch wenn er nur zu ihr nett zu sein schien.
James dagegen, den sie anfangs für einen sehr lieben Menschen gehalten hatte, hatte ihr am gleichen Tag noch eine Seite von sich gezeigt, die sie gar nicht schön fand. Und trotzdem mochte sie auch ihn. Sie war überzeugt, daß beide nicht so waren, wie sie sich gaben. Severus nicht so düster und ernst und James nicht einerseits so aufgedreht und freundlich und andererseits so hinterhältig gemein wie gegenüber Severus.
Doch schließlich fielen ihr doch die Augen zu. Der Tag war anstrengend und sehr lang gewesen und sie hatte in dieser Nacht einen sehr aufregenden, schönen und bunten Traum.


 

Kapitel 2

 

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