Herz aus Eis

 

 

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Kapitel 11: Verrat und neue Beschwerden


Die in Kapuzenumhänge gehüllten Gestalten hatten den Lähmfluch gut gezielt. Direkt beim ersten Versuch hatten sie den Uhu getroffen, der nun reglos wie ein Stein vor ihnen auf dem Boden der Lichtung lag.
„Perfekt....”, murmelte eine der vier Gestalten und riß Frankie den Brief vom Bein.
„Lumos! Oh... Mist, sie hat ihn codiert...”, fluchte sie, doch einer der anderen vermummten Männer nahm ihm den Brief aus der Hand.
„Kein Problem, das haben wir gleich.” Er probierte verschiedene Zaubersprüche, bei denen er mit seinem Zauberstab über das Pergament strich.
Nach dem fünften Spruch schließlich tanzten die Buchstaben über die Pergamentrollen, bis sie sinnvolle Worte ergaben.
Zufrieden grinsend, überflog der Mann die Zeilen.
„Hört her! Sie bekommt ein Kind! Das wird unseren Lord sehr interessieren...”
„Oh ja..”, erklang die tiefe Stimme eines seiner Gefährten. „Und ihn wird noch mehr interessieren, daß Snape doch nicht mehr als ein dreckiger Verräter ist. Dabei dachte ich, er hätte es mittlerweile begriffen, auf welche Seite er gehört..”
Sie lachten ein kaltes Lachen. „Er wird bekommen, was er verdient. Und wir werden Snapes Hure einfangen und sie unserem Lord bringen. Unser Herr soll sehen, wer seine wahren Getreuen sind..”
Sie codierten den Brief neu und banden ihn dem Uhu wieder ans Bein.
Mit einer leichten Berührung des Zauberstabs weckten sie Frankie auf und warfen ihn wieder in die Luft.
Wenn er nach Hogwarts zurückfliegt, dachte die kleinste der vermummten Gestalten, wird seine Herrin nicht mehr am Leben sein...

***



Severus und Dumbledore arbeiteten bereits die zehnte Nacht in Folge fieberhaft an einem Zauber, um Voldemort lokalisieren zu können. Die Zeit drängte, und die durchwachten Nächte gaben Severus´ Gesundheit den Rest. Dennoch tat ihm die Arbeit gut, sie gab allem wieder einen Sinn. Und den brauchte Severus, um nicht an der Verzweiflung zugrunde zu gehen.
Er erinnerte sich noch sehr gut an das Gespräch mit Dumbledore, das er am Tag nach seiner Rückkehr vom Dunklen Lord mit ihm geführt hatte..

„Und was werden Sie jetzt tun, Severus? Ich kann Ihre Entscheidung, Ihr eigenes Leben zu opfern, auf keinen Fall gutheißen. Hilft das vielleicht irgendjemandem? Patricia zumindest kommt mir zur Zeit nicht sehr glücklich vor... ganz im Gegenteil, sie scheint mir der unglücklichste Mensch in ganz Hogwarts zu sein.”
„Ja, und das ist natürlich allein meine Schuld, nicht wahr? Ich hätte sie wohl doch besser Voldemort bringen sollen, oder?”, fuhr Severus den Direktor an, bereute es jedoch sofort.
„Nein, das ist wahrlich nicht Ihre Schuld, daß Voldemort sie aus dem Weg schaffen will. Aber Sie sind der Einzige hier, der dieser Frau den Lebensmut wiedergeben kann, wie mir scheint. Sie hat heute nicht einmal mit Minerva oder mir geredet, nur das Allernötigste. Ich mache mir sehr große Sorgen, Severus.. es ist alles viel schlimmer, als ich befürchtet habe. Wenn Sie nun von Voldemort gerufen werden, kehren Sie nicht mehr nach Hogwarts zurück.. wir müssen jemanden mit zu ihm schicken, wir müssen endlich seinen Aufenthaltsort ausfindig machen. Alle Todesser, die unseren Auroren bisher in die Fänge geraten sind, machen widersprüchliche Angaben über Voldemorts Aufenthaltsort. Nicht mal das stärkste Veritaserum hilft.”
Und dies war genau der Zauber, an dem sie tüftelten. Es mußte eine Möglichkeit geben, Severus genau zu lokalisieren, nachdem er an Voldemorts Seite appariert war.. oder jemand mußte unbemerkt gleichzeitig mit ihm apparieren und die Todesser zumindest kurzzeitig in Schach halten..
Gerade, als die beiden sich in die ältesten Zauberbücher, die Dumbledore hatte auftreiben können, vertieft hatten, klopfte es an Dumbledores Tür, und auf dessen „Herein” stürmte Sirius Black in das Büro, gefolgt von Remus Lupin.
Sirius stürzte sich auf Severus und packte ihn am Kragen. „Was hast du mit ihr gemacht, du verdammtes Schwein?”
„Sirius, beruhig dich doch erst mal, wir...”, redete Remus auf Sirius ein, worauf Sirius nur noch wütender wurde.
„Sag mal, siehst du nicht, was dieser Scheißkerl gemacht hat? Er hat was mit deiner Verlobten angefangen und sie dann verflucht, damit sie aus dem Weg ist, wenn er Harry Voldemort ausliefert und...”
Severus machte sich los und funkelte Sirius an. „Sie ist nicht mehr seine Verlobte, Black. Und du redest absoluten Blödsinn.”
„Was? Du wagst es, du dreckiger...”
„RUHE!!”, donnerte Dumbledore, und Sirius verstummte augenblicklich.
„Sind wir hier im Kindergarten, oder was? Sie reißen sich jetzt alle zusammen, ist das klar? Und was tun Sie eigentlich hier, Remus und Sirius?”
„Harry hat mir eine Eule geschickt, Sir, und mir erzählt, wie schlecht es Patricia Knight-Haversham geht. Sie ist im Unterricht umgekippt und..”
„Was?”, rief Severus. „Wieso hat mir das niemand erzählt? Sind hier vielleicht alle gegen mich?”
„Nun, Severus, ich hielt es für besser...”, begann Dumbledore, doch Severus unterbrach ihn.
„Mir reicht es allmählich! Ich wollte ihr das nicht antun, versteht ihr das?” Er sah Sirius und Remus fest in die Augen und redete weiter: „Ich hab es so satt, hier immer der Schuldige zu sein. Diese Frau bedeutet mir alles... ja, ihr könnt es ruhig wissen. Versteht ihr, ich konnte Patricia am Anfang nicht mal leiden...”
Severus lachte bitter. Während er redete, lief er vor dem Kamin auf und ab, und sein Gesicht erhitzte sich immer mehr. Remus, Sirius und Dumbledore hörten ihm schweigend zu, als er fortfuhr, und konnten ihre gebannten Blicke nicht von ihm lassen.
„Aber dann... hab ich sie kennengelernt, wie sie wirklich ist, und habe zum ersten Mal überhaupt einen Menschen gefunden, dem ich bedingungslos vertrauen konnte und der sich die Mühe gemacht hat, zu verstehen und hinter die Kulissen zu blicken. Dann erschien dieser widerliche Artikel in der Hexenwoche, und Patricia ist mir aus dem Weg gegangen. Das war sehr hart.... trotzdem haben wir uns wiedergefunden, und dann ist es passiert. Wir haben uns verliebt. Ich weiß, ihr hört es nicht gerne. Aber es ist die Wahrheit. Ich will ihr nichts tun. Für sie würde ich sterben. Voldemort hat mich beauftragt, sie zu beseitigen, damit er leichter an Potter herankommt. Er hat mich mit dem Imperius-Fluch belegt. Wenn ich den Fluch nicht besiegt hätte, wäre Patricia jetzt schon längst Voldemorts Opfer geworden. Darum habe ich mich von ihr getrennt. Ich selbst wäre unter Umständen zu ihrem gefährlichsten Feind geworden.. dieser Gefahr wollte ich sie nicht aussetzen. Der Dunkle Lord könnte mich jederzeit zu sich rufen, und nun, wo ich seinen Befehl offen missachtet habe, hoffe ich, seinen Fokus auf mich zu richten. Das Finale rückt also immer näher für mich....”
Sirius schluckte hart. Severus hatte sich in einigem Abstand von ihm hingesetzt und blickte in die Runde. „Ich will nicht, daß ihr etwas geschieht. Es macht mich halb wahnsinnig, sie so traurig zu sehen. Das alles muß endlich ein Ende finden, egal, ob ich dabei draufgehe oder nicht. Und darauf bereiten Professor Dumbledore und ich uns vor.”
Dumbledore nickte. Er konnte kaum glauben, was gerade geschehen war... Es kam ihm vor, als wäre ein jahrzehnte alter Knoten geplatzt. Remus und Sirius sahen ziemlich betreten drein, bis Sirius schließlich aufstand und mit ausgestreckter Hand auf Severus zuging.
„Es tut mir leid, Severus. Wir beide waren seit unserem ersten Tag in Hogwarts immer Feinde, und ich weiß, daß ich dich damals fast umgebracht hätte. Aber ich glaube dir jetzt. Du willst Patricia und Harry nichts antun.. und du hast eine sehr mutige Entscheidung getroffen, finde ich. Jedenfalls ist es noch nicht zu spät. Laß uns gemeinsam kämpfen. Ich werd nicht zulassen, daß dieser Bastard Voldemort dich umbringt.”
Und die beiden schüttelten ihre Hände, und diesmal war es keine widerwillige Geste, sondern ein Zeichen der Versöhnung.
Auch Remus gab Severus die Hand (wobei sein Lächeln allerdings eher gezwungen wirkte) und Dumbledore strahlte.
„Wunderbar, meine Herren! Jetzt besorge ich uns allen einen starken Kaffee, und dann werden wir hier weitermachen.. die Zeit bleibt leider nicht stehen....”



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