Herz aus Eis

 

 

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Kapitel 8: Harrys Entdeckung


Harry und Ron saßen eines Abends in den Weihnachtsferien im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und spielten eine Partie Zauberschach.
Ron war nicht allzu guter Dinge, denn Hermione war zu ihren Eltern gefahren, um bei ihnen die Weihnachtsfeiertage zu verbringen, und würde dort Besuch von Viktor Krum bekommen.
Dieser wollte gemeinsam mit Hermione in England ins neue Jahr feiern.
“Nur gute Freunde, na klar!”, brummte er und war so unaufmerksam im Spiel, daß es für Harry ein Leichtes war, ihn zu besiegen.
Aber nicht nur Ron hatte miese Laune. Seitdem der Artikel über Snape und Professor Knight -Haversham in der Hexenwoche erschienen war, hatte sich die Stimmung unter den Gryffindors verschlechtert.
Viele waren enttäuscht, manche einfach nur wütend, doch zum Glück gab es einige, die dem Geschreibsel keinen Glauben schenkten, so wie Harry und seine Freunde.
Harry hatte Seamus Finnigan vor einigen Tagen dabei erwischt, wie er sein Poster von den “Dublin Dragons”, welches er kurz nach Beginn des neuen Schuljahres an die Wand gepinnt hatte, wütend heruntergerissen und dabei “Ausgerechnet Snape, dieser widerliche, ekelhafte, dreckige, hinterhältige, schleimige........”vor sich hin geschimpft hatte.
“Sprich ihn lieber nicht drauf an”, hatte Seamus´ bester Freund Dean Harry gewarnt. “Ich glaube, er hat sich ziemlich derbe in die Knight-Haversham verknallt!”
“Dabei ist das doch alles Blödsinn! Warum glaubt ihr denn jeden Mist, der in der Zeitung steht? Denkt doch mal an Rita Kimmkorn !”
Angelina und ihre Freundinnen hatten Harry nach seinem Versuch, sie zur Vernunft zu bringen, nur mitleidig angesehen.
“Aber der Artikel ist nicht von Rita Kimmkorn! Außerdem merkt das doch jeder, daß zwischen den beiden was läuft!”, schnappte Katie.
Harry verdrehte die Augen. “Und wenn schon... Mögt ihr sie deswegen dann nicht mehr, oder was?”
Alicia seufzte. “Ach Harry, das verstehst du nicht. Sie war unser Idol, wir haben sie bewundert, weil sie ihren Weg gegangen ist ohne Mann und nur für ihren Sport gelebt hat! Und jetzt hat sie was mit dem hässlichsten und gemeinsten Kerl in ganz Hogwarts (von Filch mal abgesehen)! Am Ende wird sie noch eine Anhängerin von Du-weißt-schon-wem.”
“Das ist doch absoluter Dreck!”, rief Harry, doch die drei rauschten hocherhobenen Hauptes von dannen.
Harry reichte es allmählich. Die Stimmung im Gemeinschaftsraum ging ihm auf die Nerven, und so beschloß er, einen Rundgang durchs Schloß zu machen. Dafür bewaffnete er sich mit seinem Unsichtbarkeits-Umhang.
Ron hatte keine Lust, ihn zu begleiten, und starrte trübsinnig vor sich hin.
“Wenn du Hermione so vermißt, dann schreib ihr doch endlich mal und sag es ihr! Vielleicht wartet sie ja gerade darauf!”, schrie Harry ihn an und kletterte aus dem Portraitloch nach draußen.
Als er im Schloß umherging, fühlte er sich gleich besser. Und dann kam ihm die Idee, Professor Knight-Haversham zu besuchen. Er hatte bisher immer ein gutes Verhältnis zu ihr gehabt.. würde sie ihm gleich den Kopf abreißen, wenn er sie fragte, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen?
Er machte sich auf den Weg zu ihrem Büro. In der Schule war alles still.
Vorsichtig, um nicht Filch oder Mrs Norris zu begegnen, schlich er durch die Gänge, bis er schließlich vor ihrer Bürotür stand.
Harry nahm den Umhang ab und erhob die Hand, um an die Tür zu klopfen, als er bemerkte, daß diese einen Spalt breit offen stand. Aus dem Raum erklang leise Musik. Harry erkannte den Song, es war “Enjoy the silence” von einer Muggelband namens Depeche Mode.
Sollte er die Tür öffnen ? Leise bückte er sich und spähte durch den Spalt ins Innere des Büros.
Patricia Knight-Haversham saß in ihrem Sessel am Kamin eng zusammengekuschelt mit - Snape!
Erschrocken zuckte Harry zurück. Damit hätte er beim besten Willen nicht gerechnet!
Er überwand sich und linste noch einmal durch den Türspalt.
Snape hielt ihre Hand und hatte seinen anderen Arm um sie gelegt. Ihr Kopf lag an seiner Schulter, und beide blickten in die Flammen und lauschten gedankenverloren der Musik.
Snape sah anders aus als Harry ihn sonst kannte. Sein Gesicht hatte die Härte verloren, und die Kälte war aus seinen Augen verschwunden. In diesem Moment wirkte er einfach nur zufrieden und gelöst. Im Kaminfeuer glänzte sein Haar und sah auch anders aus als gewöhnlich. Hatte er es etwa.. gewaschen?
Harry wurde ganz schwindelig. Schnell zog er sich den Unsichtbarkeitsumhang wieder über und verschwand geräuschlos in Richtung Gryffindor-Turm.
Als er im Bett lag, konnte er keinen Schlaf finden. Er wußte genau, daß er etwas gesehen hatte, was nicht für seine Augen bestimmt war. Es fühlte sich eigenartig an, eine Mischung aus Scham, Überraschung und.. Ärger!
Wie lange lief schon etwas zwischen den beiden? Hatte er sie ganz umsonst die ganze Zeit lang verteidigt? Und, und das machte ihm am meisten Sorgen, war diese Liebe echt, oder hatte Snape Professor Knight-Haversham doch auf irgendeine Art und Weise einem Liebeszauber unterworfen?
Harry beschloß, die Sache erst einmal für sich zu behalten. Auch Ron würde er nichts davon erzählen. Das, was Snape mit ihm anstellen würde, wenn er herausfände, daß Harry sein Geheimnis kannte, mochte er sich lieber nicht ausmalen.
Also blieb im Notfall nur eine Person, mit der er darüber reden konnte: Professor Dumbledore. Aber was würde dann geschehen? Irgendwann wurde Harry von der Müdigkeit übermannt und nahm diese wirren Gedanken mit in seine Träume.

***



Das Leben hatte eine andere Farbe bekommen, einen anderen Geschmack, auch einen anderen Duft. Alles war leicht und verheißungsvoll, alles strahlte und offenbarte verborgene Schönheiten. Das Leid und die Sorgen waren in den Hintergrund gedrängt worden, es zählte nur noch das, was in diesem Moment passierte, so, als würde es kein Morgen und kein Gestern mehr geben... und er mochte keinen Moment weiterdenken, denn er hatte Angst vor dem Morgen.

Keiner der beiden sprach jemals darüber, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen sollte, oder ob es diese überhaupt geben würde.
Severus liebte es, neben Patricia aufzuwachen, kurz vor Morgengrauen, und sie noch einmal festzuhalten, bevor sie sich verabschieden mußten. Er liebte ihre Stimme, ihr Haar, ihre Augen und versuchte, sich jeden Moment mit ihr unauslöschlich einzuprägen.
Es war viel mehr als Sex, was sie verband, und Severus war das schneller deutlich geworden, als ihm lieb war.
Mehr als sechs Wochen schon gehörten seine Nächte Patricia. Unter größten Vorsichtsmaßnahmen besuchten sie sich gegenseitig in ihren Quartieren.. doch wenn die Tür hinter ihnen geschlossen war, gehörte die Welt nur ihnen allein.
Mittlerweile hatten sich die Wogen unter den Schülern geglättet. Es war kein weiterer Artikel mehr über ihn und Patricia erschienen, und langsam normalisierte sich der Schulalltag wieder. Patricias Schüler schienen ihr auch allmählich “verziehen” zu haben, denn er sah sie in den Pausen wieder vom Gryffindor-Quidditch-Team umringt.
Draco Malfoy war auch wieder zugänglicher geworden, zumindest sah er Severus nicht mehr mit diesem arroganten Blick an.
Severus bemerkte jedoch manchmal, daß Dumbledore ihn mit einem nachdenklichen Blick betrachtete. 'Er weiß es', dachte er.
Natürlich mußte es Dumbledore wissen, schließlich entging ihm so gut wie nichts, was in Hogwarts geschah. Doch er hatte Severus nie darauf angesprochen.
An einem kalten Februarmorgen geschah es schließlich. Ein scharfer Schmerz riß Severus aus dem Schlaf.
Verwirrt sah er sich um. Patricia neben ihm schlief noch tief und fest, und Frank´n´Furter war noch nicht von seiner nächtlichen Jagd zurückgekehrt.
Severus stand auf und bemerkte das glühende Dunkle Mal an seinem Arm.
Schnell suchte er seine Kleidung, die er in der Nacht eilig auf den Teppich vor Patricias Himmelbett geworfen hatte, zusammen, und zog sich leise an.
“Was'n los?”, hörte er eine verschlafene Stimme vom Bett. Patricia war doch aufgewacht und blinzelte ihn aus einem Berg von Kissen und Decken schlaftrunken an.
“Mußt du schon gehn, es ist doch noch..”, doch sie verstummte augenblicklich, als sie den Ausdruck in seinem Gesicht sah.
Sie sprang aus dem Bett und lief nackt wie sie war zu Severus herüber. Sofort faßte sie seinen Unterarm und schob den Ärmel seines Umhangs hoch.
Vor Schreck hielt sie die Luft an, als sie das schwarzglühende Dunkle Mal sah.
Sie schluckte und sah Severus lange in die Augen.
Er nahm sie in den Arm und drückte sie einen Moment lang fest an sich, bevor er leise sagte: “Ich muß jetzt gehen.”
Patricia kämpfte mit den Tränen und sagte leise: “Bevor du gehst, muß ich dir noch was geben.”
Sie eilte zu einer massiven Holztruhe vor ihrem Bett und holte ein kleines Bündel an einem Lederband hervor.
“Das enthält einen Schutz, den Schutz der großen Mutter. Ich habe es für dich gemacht, für deine nächste Begegnung mit ihm. Es gibt Mächte, die noch stärker sind als er.”
Patricia band das Lederband um Severus´ Hals.
Severus wußte, daß Patricia einmal einem Wicca-Zirkel angehört und eine Zeitlang bei den Priesterinnen der Großen Mutter gelebt hatte. Doch niemals hatte sie ihm Näheres darüber erzählt. “Es gibt Dinge, die nur Eingeweihte wissen dürfen. Ich selbst weiß sehr wenig.”
Severus nahm Patricia noch einmal in den Arm.
“Vergiß nie, egal was passiert: Ich liebe dich!”, flüsterte sie in sein Ohr.
Er stand wie vom Donner gerührt und sah Patricia an, die am ganzen Körper zitterte, und das wahrscheinlich nicht nur aus Kälte.
Die Zeit drängte, der Schmerz in seinem Arm wurde größer.
Dennoch war er tief gerührt von ihren Worten. Er prägte sich noch einmal ihr Gesicht ein, denn er wußte nicht, ob er sie jemals wiedersehen würde.
Und gerade deshalb mußte er es ihr sagen: “Ich dich auch!”
Patricia küßte ihn ein letztes Mal und machte dann ein Segenszeichen auf seiner Stirn.
Severus stopfte das Schutzamulett unter seinen Umhang und verließ eilig das Zimmer, wobei er es nicht schaffte, sich noch einmal umzudrehen.


Kapitel 7

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