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Kapitel 29



Vorsichtig kroch sie ins Bett. Nein, Schlangen waren wirklich nicht ihre Lieblingstiere. Auch wenn diese eigentlich ganz nett aussah. Die Zunge hätte sie allerdings drin lassen können. Das wirkte beinahe obszön.

Beinahe?

Sie starrte die Schlange an und versuchte so zu tun, als ob das nichts Besonderes sei.

Als würde sie alle Tage irgendwelche Nicht-Ganz-Tiere in ihrem Bett oder sonst wo finden.

Die Schlange hatte sich aufgerichtet und bedrohlich gezischt, als sie ins Bett gekommen war.

Nun hatte sie sich wieder zusammengerollt.

Sie sah irgendwie trotzig aus.

Sabina merkte, wie sich gegen ihren Willen ein Lächeln um ihren Mund bildete.

Der Typ war wirklich komplett verrückt. Komplett verrückt und sozial inkompatibel.

Leider liebte sie schwierige Fälle. Hatte sie immer schon.

Und schwieriger als der hier war nicht mal der verklemmte Rockmusiker gewesen, der sich nur an Tagen mit einem M mit ihr treffen konnte, aus irgendwelchen religiösen Gründen.

Sie nahm einen Schluck Whiskey und betrachtete ihren Bettgenossen.

Ganz hübsch, wirklich. Schwarz, wie nicht anders zu erwarten. Und gelbe Streifen. Zacken, wie Blitze.

„Warum gelb?“, überlegte sie laut. „Ist nicht grün deine Farbe? Abgesehen von schwarz und leichenblass, natürlich.“

Die Schlange zischte.

Die Augen waren die Augen von Severus. Ein wenig kleiner, ja. Aber schwarz, so schwarz.

„Lecker, dein Whiskey.“ Sie schwang das Glas vor seinen Augen hin und her. Die Schlange zischte und ihre obsidian-schwarzen Augen glitzerten.

„Tja, Pech für dich.“ Sabina grinste bösartig. „Du wirst dich schon entscheiden müssen.“ Sie nahm genießerisch einen Schluck. „Schlangen trinken keinen Alkohol. Äh, trinken Schlangen überhaupt? Müssen sie wohl.“

Die Schlange zischte. Es klang verächtlich.

„Ja, okay“, sagte Sabina. „Das war ein ziemlich alberner Versuch.“

Die Schlange schien ihr zuzustimmen.

„Nicht dass du in der Lage wärst, was über die Albernheit anderer Leute zu sagen.“

Sabina legte sich so aufs Bett, dass ihre Augen in der Höhe der Schlangenaugen waren.

„Ist das jetzt dein dezenter Versuch, mir mitzuteilen, dass du es satt hast, als Mensch zu leben?“

Die Schlangenaugen sahen ziemlich bejahend aus.

„Sehr dezent, wirklich.“ Sie nahm noch einen Schluck.

„Und wie lange hast du vor, das durchzuhalten?“ Die Schlange sah aus, als würde sie ihre nicht vorhandenen Achseln zucken.

Sabina starrte in die Augen. Ein sehr sonderbares Gefühl, wirklich. Und sie hatte für heute genug von neuen sonderbaren Erfahrungen.

„Mach was du willst“, sagte sie und blies das Licht aus. „Ich schlafe jetzt.“

So. Sollte er doch vermodern. Oder was immer Schlangen taten.

Schliefen die?

Ihre Bildung war wirklich peinlich ungenügend.

Diese Schlange schlief nicht. Offensichtlich nicht.

„Args.“ War dieser Ton aus ihrem Mund gekommen? Musste er wohl.

Die Schlange sprach nicht. Sie war anderweitig beschäftigt.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Sabina. Ihre Stimme war ein wenig - atemlos.

Die Schlange sprach immer noch nicht. Sie schlängelte. Über Sabinas Oberkörper. Es fühlte sich - gar nicht schlecht an.

Nein, irgendwie interessant.

Sie erschrak, als die Schlange einen empfindlichen Punkt berührte. Eigentlich gleich zwei. Und weiter nach unten kroch.

„Gibt es gegen so was nicht Gesetze?“, fragte sie. Ohne eine Antwort zu erwarten. Sie hörte quasi verächtliches Schnauben. Dann war der Kopf der Schlange, ihre Zunge, in ihrem Bauchnabel.

„Hrmpf“, sie schloss die Augen.

Das war sehr sehr merkwürdig.

Aber auch sehr - nett. Durchaus.

Spannend. Ein wenig kitzelig. Mit dem Potential für mehr.

Viel mehr.

Die Schlange bewegte sich weiter abwärts.

Ihre Zunge leckte eifrig. Der ganze Körper glitt auf Sabinas Unterleib entlang. Es war ein wenig rau. Gar nicht schleimig. Und sehr ansprechend. Sie kam sich komisch vor. Die ganze Angelegenheit war äußerst sonderbar, aber nichtsdestotrotz genoss ein Teil von ihr sie sehr. Und dieser Teil wurde immer größer. Stärker. Lauter.

„Du magst ein unerträglicher Kerl sein, aber du hast durchaus Talente, das muss ich zugeben.“ Sabina versuchte, ruhig zu atmen. Keine leichte Aufgabe. Der Kopf der Schlange, die Zunge der Schlange hatte jetzt einen Punkt erreicht, von dem es keine Wiederkehr mehr geben würde. Vielleicht. Der Körper hatte sich weiter unter zusammengerollt und zuckte in einem unvorhersehbaren Rhythmus. Sie musste sich sehr viel Mühe geben, nicht dagegen zu zucken.

„Vielleicht solltest du dich einfach nicht wieder zurückverwandeln“, überlegte sie. „Ah! Ich meine - oh, verdammt! Mach das noch mal! Wenn du als Schlange so gut bist, wieso solltest du dann ein fürchterlicher Mensch sein wollen? Müssen? Argh! Auf den Ärger mit den anderen kannst du doch sicher verzichten. Sah jedenfalls ganz danach aus. Oh.“

Jetzt hatte sie doch ihre Hüften bewegen müssen. Und es machte ganz den Eindruck als sei ein Teil der Schlange in sie eingedrungen. Der untere. Während der obere Teil immer noch weiter oben züngelte. Und rieb.

„Oh Gott! Nein wirklich! Ich meine, als Sexspielzeug bist du so gut, arh! Auf deine zynischen Bemerkungen und den ganzen Rest kann ich gut verzichten. Und ich habe noch niemand hier kennen gelernt, der anderer Meinung zu sein scheint. Dein Job ist weg und du hast doch wohl lange genug gekämpft. Ah, ja! Oh! Und da du mir eh nicht helfen willst, bei meiner Ausbildung, meine ich, oh!, kannst du ja dein Leben als Schlange hier verbringen, bis ich abends wiederkomme. Hm hm ah.“

„Das könnte dir so passen.“ Ein Luftzug, ein Rascheln, ein Gefühl der Schwere, wo vorher nur Luft gewesen war, und er war wieder da. Sie grinste.

Er pustete verächtlich in ihr Ohr. „Du weißt doch genau, dass dir was fehlen würde.“ Seine Hände fuhren jetzt die von der Schlange gelegte Spur nach.

„Ach ja?“ Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen. Stimmt, eine Schlange hatte keine Hände. Schade eigentlich. Ahhh!

„Durchaus.“ Sein Mund war an ihrem Hals. An ihrer Brust. Auf ihrem Bauchnabel.

Seine Zunge legte eine feuchte Spur auf einen Weg, den er vorher schon zurückgelegt hatte. Das machte es nicht langweiliger.

„Mhhm.“

Er machte eine dieser blitzartigen gleitenden Bewegungen, die der seiner anderen Form in nichts nachstanden und befand sich zwischen ihren Beinen. Dort angekommen machte er erst mal gar nichts mehr, so dass sie mühsam den Kopf hob, und ihn ansah.

„Wa-was?“

Er grinste und schnellte seine Zunge gegen einen empfindlichen Punkt, den die Schlange schon heimgesucht hatte.

„Nnng.“

Seine Stimme klang seidenweich, als er sagte: „Du würdest meine Stimme vermissen. Gib es zu.“

Er schien tatsächlich auf eine Antwort zu warten. Vorher schien es hier nicht weiterzugehen.

„Mistkerl!“

„Frau Selpent, also wirklich. Sie scheinen meine Bemühungen nicht zu schätzen. Ihre Undankbarkeit ist wirklich nicht zu überbieten.“

Die Zunge schnalzte verächtlich.

„Ah.“

„Also werde ich sie wohl einstellen.“

Seidenweiche Unverschämtheit. Sturheit.

Verführung.

„Die Bemühungen.“

Seine Hände machten Kreise auf ihren Oberschenkeln. Sein Atem auf ihrem feuchten Unterleib machte sie erschauern. Die Vorstellung seines Mundes, den er ihr vorenthalten würde, bis sie nachgab, ließ sie zittern.

„Oh.“ Die Zunge hatte nur eine kleine Andeutung gemacht.

„Okay. Ich gebe es zu, dass es Momente gibt, in denen deine Stimme durchaus Qualitäten besitzt.“ Einatmen, ausatmen.

„Vielen Dank, Frau Selpent. Sehr liebenswürdig.“ Die Zunge schnellte wieder vor. Und hielt sich ein wenig länger auf.

„Wobei das, was du mit dieser Stimme sagst, durchaus zu wünschen übrig lässt.“ Nicht das, was er mit dieser Zunge machte, durchaus nicht.

Aber verdammt sollte sie sein, wenn sie ihn so einfach davon kommen ließ. Nachgab.

„Ich bin gekränkt.“ Pause, in der die Zunge anderweitig beschäftigt war und Sabina hechelte. „Du siehst mich wirklich nur als Sexobjekt, was?“ Er zog sich zurück. „Ich habe den Eindruck, dass deine Zugeständnisse nur deiner augenblicklichen - Not - geschuldet sind. So geht das nicht.“

„Hmmmmgr.“ Sabina richtete sich auf den Ellbogen auf und sah zu ihm hinunter. Sein Kopf war jetzt zwischen ihren Knien, er hätte genauso gut auf dem Mond sein können, was ihre momentanen Bedürfnisse betraf. Unschuldig, extrem unschuldig, und gekränkt sah er sie an.

Der Mistkerl.

Oh, was war schon Verdammnis?

Bald würde sie sowieso tot sein, und sie kennen lernen.

Jetzt lebte sie noch. Und das war alles, was zählte.

„Ich schätze deine liebenswürdige Art, deine Stimme und alles was damit zusammenhängt. Würdest du jetzt bitte, bitte weitermachen?“

Er grinste, und seine schwarzen Augen leuchteten golden auf. Mit einer schnellen Bewegung war er auf ihr.

„Ich dachte schon, du würdest nie fragen.“

Sein Mund war auf ihrem, als er in sie eindrang und so lohnte es sich nicht, ihm mitzuteilen, dass sie gelogen hatte.

Und später hatte sie es vergessen. Es spielte auch keine Rolle mehr.


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