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Kapitel 36



Hölle, diese Frau.

Wie konnte sie nur so - anschmiegsam - sein?

Das war nicht zu dulden.

Auch wenn es sich gut anfühlte. Sehr gut sogar.

Und wieso eigentlich nicht?

Er hatte es satt, zu kämpfen.

Er hatte Kopfweh.

Und sie fühlte sich gut an.

Er war es nur nicht gewöhnt.

War es nicht gewöhnt, dass sich jemand um ihn sorgte.

Dass sich jemand um ihn kümmerte. Verdammt Snape, werd jetzt nicht wehmütig. Oder wehleidig. Oder - romantisch. Igitt!

Er war es auch nicht gewöhnt, sich so zu fühlen.

So warm.

So - gut.

Beinahe gut. Bis auf das Kopfweh, die Sorgen wegen Voldemort und dem ganzen Rest.

Eigentlich verdammt gut für die Verhältnisse.

Das machte ihm Angst.

Das konnte doch nicht echt sein.

Was, wenn er davon abhängig wurde?

Abhängig von - er schnaubte - weiblicher Fürsorge.

Lächerlich, das. Das Ganze.

Er hatte schon seine Kindheit ohne überlebt. Da brauchte er es jetzt auch nicht mehr.

In seinem Alter.

Er verzog höhnisch den Mund.

Und doch.

Eine Hand kam und legte sich auf seine Stirn. Es fühlte sich an, als würden alle seine Gedanken aus ihm herausgezogen. Die unangenehmen. Und das war sicher auch die Absicht der Hand.

So gut kannte Snape sie inzwischen.

Und es fühlte sich gut an. Erleichternd.

Er schlug die Augen auf und sah in Sabinas graue.

„Wird das jetzt dein Partytrick?“

Sie hob nur die Augenbrauen.

Verdammt.

„Sehr eindrucksvoll, wirklich.“

Jetzt verzog sie auch noch den Mundwinkel.

Das verdammte Weib.

Er streckte die Hand aus und presste seine Finger in ihre roten Locken, die immer noch ein wenig feucht waren, seit dem Zwischenfall in der Badewanne.

Er zog sie zu sich herunter. Ihre Augen leuchteten triumphierend auf. Lächerlich!

Sein Mund verzog sich, ohne dass er es wollte. Er konnte nicht anders.

Ihre Lippen waren knapp über seinen, sehr knapp. Es bereitete ihm Atemnot, vielleicht hatte er doch mehr von der Begegnung mit Voldemort zurückbehalten, als er angenommen hatte.

Ihre Augen sahen in seine. Und leuchteten auf.

„Du hast wieder braune Augen“, flüsterte sie. „Gut.“

Snape knurrte. Auch wenn diese Lippen so nahe vor ihm durchaus einen Reiz hatten. Ihre unverschämte Selbstsicherheit ihre Kräfte betreffend konnte er nicht dulden.

Zu ihrem eigenen Besten.

Und seinem, natürlich.

„Wenn du mich nur wegen der Farbe meiner Augen liebst.“

Er erstarrte.

Sie auch.

Oh mein Gott!

Das hatte er doch nicht wirklich gesagt?

Doch. Schon.

Er hätte viel für die Möglichkeit gegeben, einen neuen Obliviate zu sprechen. Nur einen ganz kleinen.

Schweigen. Ziemlich lang und unangenehm. Selbst für ihn, der dieses Mittel immer gern angewandt hatte. Schweige nur lange genug und jeder wird sich als der babbelnde Idiot herausstellen, der er ist.

Oder so.

Nun ging das Schweigen aber von jemand anders aus. Von Sabina. Und das war etwas völlig anderes.

Beinahe hätte er glauben können, diese Frau sei ihm extra geschickt worden, damit er etwas von seiner eigenen Medizin zu spüren bekam.

Aber natürlich nur, wenn er Sybil Trelawney hieße.

Und das letzte Mal als er geguckt hatte, war er noch er selbst gewesen.

„Jetzt sind die Augen wieder schwarz. Faszinierend“, sagte Sabina. Als wäre nichts gewesen. Als hätte er nicht eine ungeheuerliche Unterstellung begangen. Einen Einbruch in ihre Privatsphäre.

Ganz zu schweigen von einem peinlichen Ausbruch von Gefühlen, von denen er selbst nichts gewusst hatte, bevor er den Mund öffnete.

Was sollte sie von ihm denken? Dass er glaubte, sie liebe ihn?

Quatsch.

Was glaubte er selber?

Dass sie ihn liebte?

Noch mehr Quatsch.

Wollte er das?

Überhaupt nur Quatsch.

Er wünschte sich sehr weit weg. In diesem Moment erschien sogar ein Gespräch mit Lucius Malfoy beinahe verführerisch. Das konnte er tun, da wusste er Bescheid.

Hier nicht.

Überhaupt nicht.

Verdammt.

Und er wollte es auch nicht.

„Severus?“ Ihre Stimme klang ganz sanft. Das bedeutete nichts Gutes. Sicher nicht.

„Was?“ Seine Stimme klang bedrohlich. Er konnte nichts dafür. Die klang eben so.

„Vergiss es. Wir werden nicht über Dinge reden, über die du nicht reden willst. Du musst dir keine Erklärungen abringen.“

Hatte er das gewollt? Wie kam sie denn darauf? Die Unverschämtheit dieser Frau war nicht zu überbieten.

Jetzt lachte sie auch noch.

„Wie du so schön gesagt hast, werden wir wahrscheinlich tot sein, bevor wir uns über irgendwelche Konsequenzen Gedanken machen müssen. Und nach diesem Erlebnis vorhin glaube ich das nur um so mehr.“

Sie hatte ja so verdammt recht. Wieso fühlte er sich gerade jetzt, als wolle er ihr eine Menge sagen?

Verdammt.

Das würde auch wieder vorbei gehen. Das tat es immer.

Er zog sie wieder zu sich hinunter.

„Halt - den - Mund“, hauchte er. „Und küss mich.“

Es fühlte sich wundervoll an.

Wie vom Tod zum Leben zurückzukehren.

Und so war es ja auch, irgendwie.

Sie hingen aneinander wie beim allerersten Mal und küssten ihren allerersten Kuss. Er hatte eine Hand in ihrem Haar, die andere strich über ihren Rücken. Sie lag auf ihm, was keine weiteren Liebkosungen zuließ. Oder erforderte.

Ihre Zungen spielten miteinander, liebkosten sich. Er fühlte sich so lächerlich entflammt, dass er wirklich schon glaubte, krank zu sein.

Aber nein. Der Körper funktionierte tadellos.

Er war gerade dabei, mit langen schlanken Fingern ihre Robe zu entfernen, und konnte sich nicht entschließen ob er es schnell, wie es seinen unmittelbaren Wünschen entsprochen hätte (und ihren, wie er sicher annehmen konnte) oder quälend langsam tun sollte, als er ein Geräusch im Wohnzimmer hörte.

Blitzschnell griff er zu seinem Zauberstab und warf Sabina dabei von sich herunter. Die knurrte, aber damit konnte er sich jetzt nicht aufhalten.

Wer auch immer da im Wohnzimmer war, würde nun einen langsamen und erbärmlichen Tod sterben, so viel war mal sicher.

„Wer da?“, knurrte er. So viel wusste er noch von den Zaubererregeln. Keinen Unverzeihlichen, bevor man nicht wusste, auf wen man ihn richtete.

„Sev? Sabina?“

„Remus?“

Sabina und Severus sahen sich an.

Dann fing Sabina an zu kichern.

Snape sah sie indigniert an.

„Was ist so komisch?“

Sabina kicherte immer noch.

„Ich vergaß, dass er zurückkommen wollte, um sich nach dir zu erkundigen.“

Severus sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.

„Du vergaßest?“

Sabina griff die Bettdecke und biss hinein. So kamen nur noch leise Juchzer aus ihr. Sie nickte. Tränen liefen aus ihren Augen.

Snape knurrte. Es hätte Sirius Black Ehre gemacht.

Von allen unangemessenen Augenblicken, ein Gespräch mit seinem Ex-Mörder und Ex-Liebhaber und Partner bei dem Kampf gegen Voldemort zu führen, war dies sicher der allerallerunpassendste.

Nicht, dass mit Sabina jetzt noch viel anderes anzufangen gewesen wäre. Wenn die erst mal lachte ...

„Sabina? Ist alles in Ordnung mit Severus? Oh.“

Der Kopf von Remus Lupin, der sich durch die Tür schob, wurde knallrot. Sein Besitzer schien die Lage auf Anhieb zu begreifen. Und sie schien ihm ein wenig unangenehm zu sein.

Sabina kicherte hysterisch, mit der Bettdecke zwischen den Zähnen. Ihre Robe war ziemlich verschoben.

Severus schien nackt zu sein. Nackt und wütend und seine schwarzen Augen blitzten.

Oh je.

„Remus“, sagte Snape, während er mit einer Hand Sabinas Nacken packte und sie schüttelte wie einen kleinen Hund. „Wie nett von dir vorbeizukommen. Wir finden sicherlich noch einen Platz für dich an diesem Ort, der früher einmal mein Refugium war, aber nun anscheinend die Große Halle als Treffpunkt ersetzt. Möchtest du oben oder unten sein?“


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