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Kapitel 47



Wieder suchte Sabina ihre Knochen zusammen. Es wurde nachgerade langweilig. Nur diesmal hatte sie ein anderes Gefühl, eine winzige Erinnerung an irgendwas in ihrem Hirn, das sich wie Severus angefühlt hatte. Sie schüttelte den Kopf, was ziemlich schmerzte. Das war natürlich Quatsch. Klar war er in ihrem Kopf. Sie konnte es wenigstens vor sich selbst zugeben. Das hatte nichts zu bedeuten. Und schon gar nicht, dass er kam, um sie zu retten. Das war nur ihre Einbildung, ihre Vorstellungskraft.

Sie erstarrte, als sie in schwarze Augen sah, die sie aus der dunklen Ecke anfunkelten. Etwas über Bodenhöhe, was bedeutete ... Sie blinzelte und hörte beinahe ein ungeduldiges Zischen. Sie sah vorsichtig zu der anderen Person im Zimmer. Er saß noch auf dem Stuhl. Es konnten also nicht seine Augen sein. Ihre Kehle machte ein komisches Geräusch und die Schlange sah sie vorwurfsvoll an. Ihre Lippen wollten sich zu einem Grinsen verziehen, sie konnte sie gerade noch davon abhalten. Ihr Peiniger schien für den Moment das Interesse an ihr verloren zu haben, was ja auch kein Wunder war - wie interessant konnte es nach all den Jahren schon sein, eine einzige Frau immer wieder gegen die Wand zu werfen? Er war doch sicher Besseres gewöhnt, - aber wenn er sie laut lachen hörte, würde er sich wieder um sie kümmern, soviel war klar.

Sie erstickte den Ton und hinderte ihre Augen am Hervorquellen. Es tat ihnen nicht gut. Sie versuchte auch ihren Körper zu entspannen. Er schien sich ganz in Richtung auf das Tier gebogen zu haben, sich ihm entgegen zu krümmen. Sicherlich auch kein ganz unauffälliges Verhalten.

Sie atmete tief durch und versuchte sich so zu verhalten wie die vorherigen Male. Jetzt hörte sie Severus‘ Stimme in ihrem Kopf. Es musste wirklich er sein, den Beschimpfungen nach zu urteilen. Sie drängte das erleichterte Lächeln zurück. Jetzt erst merkte sie, dass sie wirklich geglaubt hatte, ihn nie wieder zu sehen. Nun, eigentlich tat sie das ja auch nicht. Dass sie je froh sein würde, eine Schlange zu sehen, die sie in ihrem Gehirn beschimpfte, hätte sie sich nie träumen lassen. Die Welt war schon ein verrückter Ort, und die Zaubererwelt schien die andere darin noch zu übertreffen.

Er schien jetzt mit dem Schimpfen aufhören zu wollen und sie spürte fast so etwas wie eine Umarmung. In ihrem Kopf. Trotz ihrer Erleichterung, die sie beinahe zum Heulen brachte, wollte sie nicht soweit gehen, eine Schlange zu umarmen. Nicht nur, weil es Voldemort vielleicht aufmerksam gemacht hätte

. Sie starrte die Schlange, die ihr Liebhaber war, an. Was nun? Severus war wirklich eine hübsche Schlange, wenn man Gefallen an so etwas hatte. Aber er war keine Boa Konstriktor und er war auch nicht giftig, soweit sie wusste. Nun, nicht als Schlange. Was sein Auftauchen hier also helfen sollte, wusste sie nicht. Nun, außer ihr Auftrieb zu geben, was ja nett von ihm gemeint war. Sicherlich.

Sie hörte wieder ein Schnauben im Kopf, das sich wie ‚Idiotin‘ anhörte. Na wunderbar. Das hatte ihr noch gefehlt. Einer, der sie gegen die Wand warf und einer der sie beschimpfte. Das Leben konnte so schön sein. Hieß es immer. Wieso ihres nicht? Wieso war ihres so verdammt lausig? Was hatte sie bloß angestellt in ihrer letzten Reinkarnation, dass sie das verdient hatte?

Nun, sie war immerhin noch am Leben. Und das war mehr, als man von anderen Opfern Voldemorts sagen konnte, nach allem was sie so gehört hatte. Die Schlange sah sie an, vermittelte ihr irgendwie ein ‚Beweg dich nicht‘ und wand sich Tom Riddle entgegen. Sabina konnte nicht verhindern, dass sie ihre Bewegungen an etwas erinnerten. Sie schüttelte den Kopf über sich selber. Ein Gedächtnis war wirklich ein sonderbares Ding. Dafür war jetzt hier wirklich nicht die Zeit und der Ort.

Dann ging alles sehr schnell. Im einen Moment war da noch die Schlange gewesen, im nächsten war da Severus mit einem sehr konzentrierten Gesichtsausdruck. Nicht mörderischer, als sie ihn schon gesehen hatte, gegenüber Potter und seinen Freunden, oder Sirius, aber tödlich konzentriert. Sie konnte einen kleinen Schauder nicht verhindern. Waren diese Männer wirklich so unterschiedlich? Waren Menschen überhaupt so unterschiedlich? Steckte das Böse nicht in allen? Sie schüttelte wieder den Kopf über sich. In Prinz Eisenherz hatte man nie gesehen, dass die holden Jungfrauen philosophische Gedanken hatten, während der Held sie aus der Gewalt des bösen Monsters befreite. Nun, lag vielleicht daran, dass sie keine holde Jungfrau mit einer Schultüte auf dem Kopf war. Und Severus nicht der strahlende Held. Nur das Monster, das war da.

Und dann plötzlich nicht mehr. Sie wusste nicht, was passiert war. Eben war da noch der beängstigende Tom Riddle gewesen, und plötzlich, nach einem grünen Lichtblitz, der sie blendete, so dass sie die Augen schließen musste, war da nur noch ein - Wesen. Ein irgendwie lächerliches, nicht sehr großes, staksiges Etwas, das verwirrt um sich schaute. Severus fluchte gotterbärmlich, er schien sauer auf sich selbst zu sein, das bekam sie noch mit. Dann trieb Severus das Etwas in einen Schrank und schloss ihn. Er schüttelte den Kopf und ließ wieder ein paar Flüche hören, die Sabina, die auf dem Gebiet ziemlich bewandert war, noch nicht kannte.

Sie sah ihn an, ihren Helden. Er trug schwarz, wie immer. Das passte schon mal nicht. Aber sie glaubte, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Und wusste gleichzeitig, dass das natürlich nicht stimmte. Nur die Dankbarkeit des Augenblicks war. Adrenalin. Und Hormone. Es war ihr egal. Seine schwarzen Augen blitzten, ihre Knie wurden schwach. Seine wunderbaren Lippen öffneten sich, und er sagte: „Das kann auch nur einer komplett idiotischen Muggelin passieren, auf einen Irrwicht hereinzufallen.“

Sie starrte ihn an. „Wa-wa-was?“ Irgendwas lief hier falsch. Er hätte sie in die Arme nehmen und ihr ewige Liebe, nun ja nicht unbedingt, aber ihr zumindest seine Erleichterung zu verstehen geben sollen. Und sie ihm ihre Dankbarkeit zeigen sollen. Gerade eben hatte sie sich noch sehr dankbar gefühlt. Das änderte sich sekündlich. Sie fühlte, wie ihr Unterkiefer herabfiel, was noch nie zu gutem Aussehen beigetragen hatte. Und so sehr gut sah sie sicher nicht aus, nachdem sie so oft gegen die Wand geflogen war. Angst trug auch nicht gerade zu Schönheit bei. Vielleicht mochte er sie nicht mehr?

Sie ging auf ihn zu und trat ihn ans Schienbein. Fest. „Ey, du Mistkerl, ist das alles? Keine Erleichterung, dass du nicht meine Leiche entsorgen musst? Und meinen Eltern Bescheid geben?“

Severus‘ Augen glühten. Ihr Herz schlug schneller. Eine Hand packte sie und zog sie zu ihm. Nicht gerade zärtlich. Auch die Lippen, die sich auf sie pressten, waren nicht zärtlich. Aber sie drückten doch gewisse Gefühle aus. So dass sie ihm noch mal verzieh.

Sie hing mit schlackernden Knien an ihm, eine Nachwirkung der Flüche dieses Wesens sicherlich, und hörte, wie Severus „Potter“ rief. Kurz darauf war der schwarzhaarige Junge mit gezücktem Zauberstab bei ihnen. Seine grünen Augen sahen sich im Raum um, besonders auf dem Boden, und als sie nicht das fanden was sie suchten, richteten sie sich fragend auf Severus.

„Ein Irrwicht, oder etwas ähnliches“, sagte Severus, und sie kam sich irgendwie blöd vor, wenn sie auch nicht genau wusste warum. Sie kannte keine Irrwichte. Sie kannte auch Voldemort nicht. Für sie hatte es sich echt genug angefühlt.

„Was?“, sagte Potter und sein Blick glitt zum Schrank.

„Einmal gut aufgepasst im Unterricht. Ich bin erstaunt“, sagte ihr unnachahmlicher Liebhaber, während sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Sie zwickte ihn mit der Hand, die sich um seinen Hals klammerte.

„Was?“, fragte er, doch dann wurden seine Augen weicher. Beinahe. „Okay, für dich muss es schlimm genug gewesen sein. Wir sollten das hier hinter uns bringen, und dann sehen, dass wir die anderen beruhigen.“

„Das war alles?“, fragte der Junge. „Ist das nicht zu einfach?“

Severus schnaubte. „Natürlich ist das zu einfach, Potter. Irgendwer muss diese Erscheinung ja geschaffen, bzw. sie programmiert haben, wie es bei den Muggeln heißt. Von allein verhält sich ein Irrwicht nicht wie Voldemort. Besonders nicht bei jemand, der ihn nicht kennt und deshalb auch nicht fürchten kann.“

„Richtig“, sagte der Junge, und seine Augen zeigten so etwas wie Erkenntnis. „Ich erinnere mich“.

„Wunderbar, Potter“, sagte Severus und ging wieder auf den Schrank zu, „ich bin wirklich angenehm überrascht, dass du die Zeit der Lehrer nicht völlig vergeudet hast.“

Sabina richtete die Augen zum Himmel. Sie kam sich ziemlich überflüssig vor hier. Doch die dumme Blondine, die nur Schreidekor war, während die Helden ihrer Arbeit nachgingen. Sich gegenseitig hänselten und so weiter.

Auch der jüngere Held ging jetzt auf den Schrank zu. „Da wir gerade von Lehrern sprechen: In Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten wir tatsächlich einmal einen guten Lehrer. Und ich meine nicht den, der uns den Aufsatz über Werwölfe hat schreiben lassen.“

Severus schnaubte. „Was der euch gelehrt hat, konntet ihr dann in der Hütte aber gut genug brauchen, oder?“

Harry blieb stehen und sah seinen ehemaligen Lehrer an. „Dass ausgerechnet Sie an diesen Zwischenfall erinnern, finde ich schon sonderbar. Ich erinnere mich noch ausgesprochen gut daran.“

„Ich auch“, sagte Severus und funkelte den Jungen an. „Und ich möchte immer noch gerne wissen, wie der Hund damals entkommen ist.“

Sabina fühlte sich einem Schreikrampf sehr nahe, als Harry den Schrank berührte und der sich auftat. Mitsamt der Erde darunter. Und Harry und Severus verschwanden. Und sich das Loch wie etwas Lebendiges immer mehr ausweitete. Bis zu ihren Füßen. Und sie nur mit entsetzen Augen und offenem Mund auf den Riss starren konnte, der ihren Füßen immer näher kam. Bis die Füße verschwanden. Und sie auch.


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