Kimono

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 3

 


Remus PoV

Remus wartete ohne sich zu rühren. Er hatte die Anweisung stillzuhalten noch von Malfoy bekommen und mußte gehorchen, sonst käme die entsprechende Strafe. Das Gewicht um seine Handgelenke erinnerte ihn kontinuierlich daran. Es dauerte nicht sehr lange und Snape kehrte zurück. Seine Schritte waren leicht und leise, aber hörbar. Remus wusste, dass er auch anders konnte ? wenn er es darauf anlegte.
Eine der kalten Hände berührte ihn an der Schuler, dann im Haar. Er wurde aufgerichtet und herumgedreht. Snape konnte ihn also gerade von vorne betrachten. So nackt wie er war. Remus spürte wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, zum Teufel mit Snape. Das hier war nicht nur peinlich, es war fast schon erniedrigend. Der Schwarzhaarige griff ihn nun am Arm und führte ihn langsam durch den Raum. Er ging nicht grob mit ihm um, das war nicht nötig. Zwar stieß Lupin mit nichts zusammen, aber er blieb trotzdem die ganze Zeit angespannt, konzentrierte sich ganz auf seine Umgebung. Entsprechend überrascht war er als sich plötzlich Lippen auf seine pressten. Nur ganz kurz und leicht, fast hätte er es seinen überreizten Sinnen zugeschoben. "Warum... ?"
"Sch!"
Remus verstummte augenblicklich, drehte den Kopf aber blind in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es erschreckte ihn nicht einmal mehr als der andere leicht mit einem Finger die Form seiner Lippen nachfuhr. Dann wurde er wieder am Arm gegriffen und noch eine Runde durch den Raum geführt. Zumindest vermutete er, dass sie im selben Raum geblieben waren, der Teppich hatte sich unter seinen Füßen nicht verändert. Sie blieben stehen und Snape drückte ihn nach unten auf einen Stuhl. Lupin wusste, dass da einer sein musste, weil ihm das Holz in die Kniekehlen gestoßen war, und ließ es zu. Snape entfernte sich wieder, das konnte Remus spüren. Was er wohl dieses Mal holte? Wenig später kam der Hausbesitzer zurück, brachte das Gesuchte mit. Nun, Gesuchte war wohl falsch, hätte er es suchen müssen, hätte es länger gedauert, aber er war kaum zwei drei Minuten weg gewesen. Er wußte genau wo sich das Gewünschte befand.
Das was?auch?immer wurde auf seine Beine gelegt und wartete auf Benutzung. Es war weich und nicht sehr schwer. Unaufgefordert nahm Remus es in die Hände und fühlte es ab. Es war Frotté und als er ihn vors Gesicht hob wußte er, dass der Bademantel ? so seine Vermutung ? frisch gewaschen war. Snape drückte ihm den Stoff wieder runter auf den Schoß und begann erneut Salbe auf seiner Schulter zu verteilen. Er schien nicht zufrieden, denn er wischte das ganze nach ein paar Minuten ab und begann von neuem. Dieses Mal roch es anders, es mußte ein neuer Versuch sein. Remus ließ alle Intervalle über sich ergehen, zwar fröstelnd aber froh, dass ihm bis jetzt noch nichts Schlimmes angetan worden war.
Schließlich hörte er einen zufriedenen Laut und spürte an der behandelten Stelle wie sich etwas tat. Er konnte nicht sicher sagen was geschah, aber es passierte eindeutig etwas. Dieses Mal wurde die Substanz nicht wieder abgewischt, sondern noch mehr davon aufgetragen und schließlich mit einem Verband abgedeckt. Es sollte wohl nicht verschmieren oder zu schnell abgewischt werden.
Dann ging Snape wieder ohne ein Wort und kam erst nach etwa 10 Minuten zurück, in denen sich Remus kein Stück bewegt hatte. Sein "Gastgeber" hatte den ganzen Abend über noch kein einziges Wort an ihn gerichtet. Trotzdem war dem dunkelblonden Ex?Lehrer durchaus klar was von ihm erwartet wurde. Es war offensichtlich. Snape richtete Remus auf und zog ihn einen Schritt vom Stuhl weg. Nervös was jetzt kommen würde wartete der hier gefangene Mann und zuckte leicht zusammen als der Andere seine Arme über seinen Kopf hob. Wollte er ihn fesseln? Er trug doch schon die Fehdebänder, war das denn auch noch unbedingt nötig?
Doch Snape schlang gar keine Seile um seine Handgelenke, sondern zog ihm einen Pullover über die Arme und über den Kopf. Er war verblüfft, hatte mit Vielem gerechnet aber nicht damit.
Remus' feines Gehör nahm wahr, wie sich Snape zu seinen Füßen kniete, verspannte sich ein wenig. Aber er glaubte nicht mehr wirklich daran, dass Severus so etwas mit ihm tun würde. Wenn Snape wirklich in ihn wollte, seinen Mund oder die Öffnung unter seinem Steißbein, hätte er das längst tun können. Tatsächlich hob dieser gerade einen seiner Füße und zog ihm ein Hosenbein darüber, mit dem anderen Fuß genau so. Dann das Ganze hoch und er hatte sein `Opfer´ komplett angezogen. Wie eine Puppe, aber auch ohne ein einziges Mal grob zu ihm zu sein.
Remus drehte leicht den Kopf, schnupperte. Es roch nach Abendessen. Seine Hand wurde wieder ergriffen und er mitgezogen, Schritt für Schritt. Sie gingen über den Flur, wie er unter seinen nackten Fußsohlen spürte. Schließlich wurde er in einem anderen Zimmer wieder auf einen Stuhl gedrückt. Ein anderer Sitzmöbel wurde herangezogen und Snape setzte sich ebenfalls. Besteck klapperte und er spürte wie ihn etwas leicht an der Unterlippe berührte. Reflexartig öffnete er den Mund und eine Gabel legte Nudeln auf seiner Zunge ab. Es waren Bandnudeln, und Käsesoße umspielte seinen Gaumen.
Das Essen war sehr lecker und so ließ er sich widerstandslos füttern.
Ab und an bekam er auch einen Schluck zu trinken, Tafelwasser mit einem Spritzer Zitrone. Severus ließ sich Zeit. Fütterte Remus, aß selbst. Alles von einer Gabel, was Lupin doch sehr wunderte. Er hätte es gemerkt wenn Sev die Gabel abgelegt und nach jedem Happen für ihn oder sich gewechselt hätte. Es wurde nur ein einziges Besteck benutzt. Seine Aufmerksamkeit schweifte ab. Der Raum war gut geheizt, vermutlich mit Bodenheizung, da er keinen Kamin hören konnte. Es gab Kerzen auf dem Tisch ? ihr Schein durchdrang leicht den dunklen Stoff seiner Augenbinde ? und Hauselfen, die herumwuselten. Es war den ganzen Abend noch kein Wort gesprochen oder zumindest an ihn gerichtet worden. Alles lief in gemäßigter Stille ab und er mußte sich auf seine anderen Sinne verlassen. Die Zeit plätscherte dahin. Es gab noch das Dessert mit Karamellschaumpudding und Vanillesoße. Alles hervorragend. Ob Snape, wenn er Zuhause war, immer so gut aß? Vermutlich nicht, so dünn wie er war. Oder er kam einfach nicht oft Heim.
Sie blieben noch eine kleine Weile sitzen und eifrige Hände trugen das benutzte Geschirr weg, boten noch Kaffe oder bei Bedarf auch einen Magenbitter an. Nicht dass das bei diesen Gerichten nötig gewesen wäre. Eine Geste oder ein Kopfschütteln verneinte wohl, da die Elfen verschwanden und nicht zurück kamen.
Mit allem fertig und zufrieden tupfte Snape ihm den Mund ab und führte ihn hinaus.
Remus war inzwischen ziemlich gelockert und ließ sich bedenkenlos führen. Ihm würde nichts geschehen. So hoffte er. Doch als er auf eine weiche Unterlage gedrückt wurde spannte er sich doch an.
Wenn Snape ihn jetzt...
Tatsächlich hörte er wie Kleidung abgelegt wurde, sich der Andere ihm nun näherte. Eine Hand strich ihm leicht übers Haar, dann legte sich Snape zu ihm. Die Zähne des Blonden waren fest aufeinander gepresst, befürchtete er doch, dass ihm der Mann in seinem Rücken gleich die Schlafanzughose runterziehen und sich seiner bedienen würde.
Und immer noch waren da die Armbänder, die ihn an Widerstand hinderten. Snape konnte jederzeit alles tun was er wollte.
Tatsächlich legte sich ein Arm über seine Mitte, rutschte unter seinen Pulli. Doch nachdem sie Haut fand, auf der sie liegen bleiben konnte, blieb die Hand wo sie war. Severus seufzte zufrieden, rückte näher an ihn heran und schlief wohl auch schnell ein.

Es war absolut ruhig im Zimmer, nur der Atem der beiden war zu hören, und da ihm nichts geschah und er auch müde wurde, gab Remus seinen inneren Widerstand schließlich auf und schlief ebenfalls ein.


Am nächsten Morgen öffnete der Werwolf die Augen und stellte fest, dass er ein bisschen sehen konnte. Die Augenbinde war verrutscht und gab ihm die Möglichkeit, mit dem linken Auge seine Umgebung mustern zu können. Snapes Schlafzimmer sah ganz normal aus. Schrank, Kommode, Vitrine, Teppich, ein Plattenspieler. Hm... Wer hätte gedacht, dass sich der Slytherinhausvorstand antike Muggeldinge ins Haus stellte? Was wußte er überhaupt von ihm?
Offengestanden nicht viel. Er hatte ihn sieben Jahre lang als Schulkameraden gehabt und ein Jahr lang als Kollegen. Dennoch wußte er praktisch nichts über ihn. Von sich aus erzählte er nichts und auch auf Nachfrage bekam man bestenfalls einen missbilligenden Blick. Er war eigentlich ein Fremder, wenn man so wollte. Ein Fremder mit dem er in einem Bett lag.
Severus mußte immer noch hinter ihm liegen und er lauschte seinem gleichmäßigem Atem. Das hieß der Tränkemeister schlief noch.
In Zeitlupe und jederzeit darauf gefasst, dass ihn Schmerz überspülen würde, zog er die Arme unter der Decke hoch und betrachtete seine Handgelenke. Sie waren ein wenig gerötet aber nicht sehr. Er hätte aufgrund des Silbers mit wesentlich ärgerem gerechnet. Es tat nicht mal weh. Sehr seltsam.
Womöglich waren diese speziellen Bänder so gearbeitet, dass sie nur eine gewisse Zeit lang wirkten. Die Befehle des Vortags, unter anderem auch ´sich nicht zu rühren`, wurden nicht mehr erzwungen. Das war schon mal anders als bei denjenigen, von denen er gelesen hatte. Auch waren die Armreifen recht schlicht, teuer ja, jedoch nicht mit den klassischen Symbolen geschmückt. Das alles änderte aber auch nichts daran, dass sie aus zweiwertigem Silber sein mussten und trotzdem schmerzten sie ihm nicht. Es wurde immer seltsamer. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er ihre Authentizität angezweifelt. Aber er wußte es eben besser. Sie hatten ihn am Vortag in Agonie gestürzt, auch wenn sie jetzt noch so harmlos wirkten.
Snape brummte hinter ihm leise im Schlaf, wachte allerdings nicht auf.
Ganz langsam und vorsichtig drehte sich Remus zu ihm um, sah dem Schlafenden ins Gesicht.
Er wirkte ganz friedlich und harmlos. Man sollte gar nicht meinen, wie zynisch und verletzend er werden konnte. Aber gestern hätte er ihm wirklich wehtun können, nur, dass er es nicht tat. Sei es jetzt Mitleid oder vielleicht auch die Befolgung des Snape´schen Ehrenkodexes: Er hatte Remus willentlich kein Haar gekrümmt, auch wenn er ihm als Geschenk gemacht worden war. Alleine schon nach dem Auspacken des durchsichtigen Nichts von Geschenkpapierstoff hätte sich Sev einfach entblößen und in ihn eindringen können. Stattdessen hatte er ihn nur ein wenig aufgezogen, Salben an ihm ausprobiert und ihn nach einem gefütterten Abendessen ins Bett zum Schlafen gebracht. Remus hatte Todesängste ausgestanden, bis jetzt noch unbegründet.
Hm...
Sein Unterbewusstsein hatte während der ganzen Überlegungen gewissenhaft auf die Atmung des Anderen geachtet, um mitzubekommen falls dieser aufwachte. Entsprechend wußte er auch gleich was Sache war, als sich Severus zu rühren begann. Schnell machte Remus eine Geste mit dem Kopf gegen die Matratze die seine Augenbinde wieder richtig rückte ? für mehr reichte die Zeit nicht ? und stellte sich schlafend. Severus' ganzes Verhalten machte klar, dass er nicht erkannt werden wollte und so konnte Remus auch nicht einschätzen wie Snape reagierte, wenn er begriff. Nämlich, dass der von ihm so wenig geschätzte Lupin eben das schon längst hatte.



Kapitel 2

Kapitel 4

 

Zurück