Liebe, Sehnsucht, Angst und Tod

 

 

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Kapitel 5: Verzeihen ist schwer

 

"Oh, Kate, was kann ich für sie tun?", fragte er tonlos und legte sein Buch zur Seite. Wollte sie sich jetzt etwa über Lilian beschweren? Hatte sie wieder einmal was angestellt?
"Ich muss mit dir reden, Severus!", sagte sie ernst, schloss die Tür hinter sich und setzte sich ihm gegenüber.
"Und über was wollen Sie mit mir reden? Haben Sie sich etwa wieder mit meiner Tochter angelegt?"
"Nein, nicht über deine Tochter, sondern über dich und mich will ich reden!" Als sie das gesagt hatte war ihm, als würde ihm jemand die Luft zum Atmen weg nehmen.
"Ich weiß, es ist vieles geschehen, zu viel vielleicht, aber ich will, dass es wieder so wird wie früher!", sagte sie und suchte seinen Blick, doch Severus starrte an die Decke. "Du bist doch jetzt nur hier, um mich für Voldemort auszuhorchen!", zischte er in dieser Tonart, die sie noch nie leiden konnte.
"Nein Severus, das siehst du falsch! Ich bin hier, weil ich vieles klarstellen will!", sagte sie und setzte zu einem neuen Satz an, doch Severus unterbrach sie. "Ja, du willst klarstellen, dass du ein Spion von Voldemort bist, nicht war?", zischte er.
Kate merkte, wie langsam die Wut in ihr hoch schoss. Wieso war er nur so unglaublich stur?! Sie wollte sich mit ihm versöhnen! "Ja, ich gebe zu, ich bin ein Spion! Aber nicht für du-weißt-schon-wen, sondern für Dumbledore, genau so wie du!"
"Ich soll ein Spion für Dumbledore sein? Das sagst du jetzt nur, um mich bei Voldemort anschwärzen zu können! Du warst ja schon immer so listig und hinterhältig-" Das war zu viel. Kate nahm ihre Hand und scheuerte sie ihm ins Gesicht. Sie erstarrte, als sie wahrnahm, was sie so eben getan hatte. "Oh mein Gott, Severus, das tut mir leid, ich wollte das nicht, aber du hörst mir ja einfach nicht zu! Deine Sturheit war dir schon immer im Weg gewesen!", sagte sie panisch.
Severus schaute zu ihr auf und sah, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Konnte er ihr glauben, nach all dem, was sie ihm angetan hatte? Konnte er ihr einfach wieder vertrauen? Ehrlich gesagt - er wusste es nicht. "Nur weil du jetzt auf die Tränendüse drückst, soll ich dir glauben? Für wie naiv hältst du mich?!", fuhr er sie an.
Kate sah ihm ungläubig in die schwarzen Augen. Wieso glaubte er ihr nicht? Wieso? "Wieso glaubst du mir nicht?", fragte sie mit einer sehr zittrigen Stimme.
"Nach all dem, was geschehen ist verlangst ausgerechnet du von mir, dir zu vertrauen und zu glauben!? Nach all dem, was du mir angetan hast!?" Mittlerweile schrie Severus. So wütend war er noch nie gewesen. Da kam die Person einfach nach paar Jahren wieder und verlangte, dass er ihr vertraute? Sie machte es sich echt zu einfach. Aber so springt niemand mit Severus Snape um, so nicht!
"Severus, was geschehen ist, ist nun mal geschehen! Ich kann es nicht mehr ändern, aber wir können versuchen zu vergessen, zu vergeben!", sagte sie hoffnungsvoll.
Severus lachte kalt auf. "Du verlangst von mir zu vergessen, dass du die Mutter meiner Tochter umgebracht hast! Meine Katleen! Du hast sie ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht!" Fassungslos starrte er sie an. Jetzt verlangte sie auch noch von ihm, zu vergessen, zu vergeben!
"Was hätte ich den tun sollen! Hätte ich mich Voldemorts Befehl widersetzen sollen? Hätte ich sie nicht getötet, hätte er mich getötet! Wann begreifst du das endlich, Severus! Das Leben ist ungerecht, das solltest du am besten wissen! Sei froh, dass ich deine Tochter nicht umgebracht hab'!"
Jetzt hatte sie das Fass zum überlaufen gebracht. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?! "Verlassen Sie sofort mein Büro, Professor Sare!", zischte er wütend.
"Nein, ich bleibe so lange hier, bis du endlich begreifst!" Stur verschränkte sie die Arme.
Jetzt, als Severus sie so ansah, fiel ihm auf, dass sie schon immer so war, schon als sie noch zur Schule gingen. Schon damals hatte sie ihn angeschrieen, als Lilly ihm gesagt hatte, dass sie mit Potter zusammen war und Severus sich im Jungenklo eingesperrt hatte. Sie war die Person gewesen, mit der er seine Freizeit verbracht hatte. Sie hatte sich um ihn gekümmert, als alle anderen ihn verspottet und gemieden hatten. Sie, Kate Sare! Doch das war eine andere Kate Sare gewesen. Die Kate Sare, die jetzt vor ihm saß, war eine Spionin des dunklen Lords, nur in Hogwarts, damit sie Voldemort berichten konnte, was er tat. Dieser Frau glaubte er kein Wort, kein einziges! "Ich sage es noch einmal, verlassen Sie mein Büro!" Seine Stimme hatte nun einen sehr harten Ton angenommen und sein Blick war eiskalt geworden.
Als Kate merkte, dass sie keine Chance hatte, zumindest heute nicht, stand sie auf und verließ sein Büro.
Severus ließ sich in seinen Schreibtischstuhl sinken und stöhnt laut auf. Wieso musste sich diese Person ausgerechnet jetzt wieder in sein Leben einmischen? Wieso konnte sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er musste mit Dumbledore sprechen, sofort. Es war ihm egal, wie spät es war! Dumbledore musste diese Person einfach wieder rauswerfen und zweitens musste er noch die Sache mit seiner Mutter klären!

***



"Severus, was kann ich für Sie tun?", fragte Dumbledore überrascht, als Severus sein Büro betrat.
"Ich muss mit Ihnen reden!"
Dumbledore stöhnte auf. Hatte sich Professor Sare etwa seiner Anweisungen widersetzt und Severus eingeweiht? Nein, das konnte es nicht sein, denn Severus schien irgendwie wütend zu sein.
"Ich verlange von Ihnen, dass sie Kate Sare von ihrer Lehrerpflicht entbinden, bevor sie dafür sorgt, dass Voldemort mitbekommt, dass ich ein Spion von Ihnen bin!", sagte er sehr direkt.
Gut, sie scheint es also versucht zu haben und er hatte ihr nicht geglaubt. "Severus, ich glaube kaum, dass Professor Sare das machen würde-"
"Sie würde das also nicht machen!? Glauben Sie das wirklich!? Wissen Sie, Albus, gerade war sie bei mir und wollte mir weismachen, dass sie ebenfalls ein Spion von Ihnen sei!"
Albus spürte richtig, wie aufgebracht Severus war. "Nun ja, Severus, ich muss Ihnen etwas erzählen. In den Sommerferien stand Kate auf einmal vor meiner Tür. Schon seid Voldemort Harry in seinem ersten Schuljahr angriff, spionierte sie sozusagen für mich. Sie teilte mir alles mit, was sie wusste. Sie schien sauer zu sein, was sie auch war. Sie fragte mich, ob ich wüsste, dass Sie wieder zu Voldemort zurückgekehrt seien. Als ich mit 'ja' antwortete fragte sie mich ungläubig, warum ich Sie dann hier unterrichten lasse. Dann erklärte ich ihr, dass Sie ebenfalls ein Spion von mir sind. Hätte ich es ihr nicht gesagt, hätte sie dem Ministerium einen Tipp gegeben und das würde heißen, dass sie Sie nach Askaban bringen würden. Dann bestand sie auf einmal darauf, Verteidigung zu unterrichten. Da ich so oder so noch keinen Lehrer für die Stelle hatte, sagte ich zu, unter der Bedingung, Ihnen nicht zu sagen, dass sie ebenfalls ein Spion ist."
Severus schluckte erst einmal schwer. Sie hatte also die Wahrheit gesagt. "Sie wissen doch, Dumbledore, dass Kate Lilians Mutter umgebracht hat, oder?"
Dumbledore starrte ihn an. Das hatte er allerdings nicht gewusst. "Sie hatten mir doch erzählt, dass Voldemort sie umgebracht hat!" Jetzt war er wirklich verwirrt.
"Er gab den Befehl dafür und sie führte ihn aus...", sagte Severus trocken. Es bereitete ihm immer noch große Schmerzen, wenn er daran dachte.
"Severus, das wusste ich nicht, hätte ich das gewusst, hätte ich sie auch nicht eingestellt", versicherte der verwirrte Direktor ihm. Ja, das hätte er ihm dann nicht zugemutet.
"Nun ja, vielleicht ist es gut so, Direktor, vielleicht kann ich wirklich irgendwann verzeihen, immerhin war sie jahrelang meine beste Freundin, so zu sagen."
Als Dumbledore das hörte, lächelte er. Es gab also doch Hoffnung, dass Severus sich mit ihr aussprechen würde.
"Da wäre noch etwas, Albus. Wieso haben Sie meiner Mutter gesagt, dass ich sie besuchen kommen würde?"
Dumbledore sah seinen Freund ratlos an. Hatte er das seiner Mutter gesagt? "Hab ich das?", fragte er verwirrt. Also an das müsste er sich doch erinnern.
"Das behauptet sie in ihrem Brief."
"Severus, ich versichere dir als Freund, ich habe seid Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen, noch ihr versichert, dass du sie besuchen würdest, beruhigt dich das?"
Diese Worte waren für Severus, wie das Brodeln eines Zaubertrankes, einfach beruhigend. "Ja, allerdings!", sagte er spürbar erleichtert. "Ich möchte Sie dann nicht weiter stören, Albus, gute Nacht!", sagte er und verließ das Büro des Schulleiters wieder.
"Gute Nacht...", murmelte Albus Dumbledore und lächelte leise vor sich hin.

Als Severus wieder in seinem Büro ankam ging er zuerst an den Schrank und holt eine Flasche Wein heraus. Er brauchte jetzt einen großen Schluck seines Lieblingsweines. Das war jetzt doch alles etwas viel gewesen. Sofort griff er nach seiner Feder und einem Stück Papier und begann zu schreiben.

Mutter, wenn du denkst, mich und Lilian so zu dir locken zu können, dann hast du dich geirrt. Weder freut sich mein sogenannter Vater auf den Besuch, noch hat Dumbledore mit dir gesprochen! Ich sehe keinen Grund, mich noch einmal in meinem Leben mit euch zu treffen.
Severus Snape


Ja, er würde sich nie wieder mit seiner Mutter treffen, er sah einfach keinen Grund dazu. Sollte sie doch seinen missratenen Bruder Sören zu sich rufen, er war ja schon immer Mamas und Papas Liebling gewesen! Oh, das war ja nicht möglich, denn er saß ja in Askaban. Ja, er saß in Askaban und würde nie wieder raus kommen. Zum Glück. Zu Severus' Glück!

Als ob seine Eule Saphira gewusst hatte, dass er einen Brief wegzuschicken hatte, kam sie durch das offene Fenster hereingeflattert und ließ sich auf seiner Schulter nieder. "Du kommst wie immer, wenn ich dich brauche!", sagte er mit einem kleinen Lächeln und strich ihr durchs Gefieder, woraufhin sie ihn liebevoll ins Ohr kniff. Daraufhin flatterte sie auf seinen Schreibtisch und sah ihn mit ihren großen, grünen Augen an.
"Du bringst den Brief zu meiner Mutter und fliegst daraufhin sofort wieder zurück, verstanden?", sagte er, während er ihr den Brief ans Bein band. Als Zeichen, dass sie es verstanden hatte, kniff sie ihm noch einmal liebevoll ins Ohr und flatterte dann davon.

***



Kate saß in ihrem Appartement und dachte nach. Er hatte ihr nicht geglaubt. Wieso hatte er ihr nicht geglaubt? Er musste doch wissen, dass sie seine Frau nicht mit Absicht umgebracht hatte. Wieso konnte er ihr nicht einfach vergeben, verzeihen? Könnte sie eigentlich verzeihen, wenn er ihren Mann, das heißt, wenn sie einen hätte, umbringen würde. Sie glaubte nicht. Oder doch?
"Wieso muss alles nur so kompliziert sein!", seufzte sie und stand auf. Ja, es war alles so kompliziert. Dieses Mal konnte sie nicht einfach davonlaufen, so wie vor ein paar Jahren. Sie konnte doch nicht einfach immer davonlaufen, nur wenn es schwierig wurde. Sie konnte nur noch hoffen, dass er ihr irgendwann verzeihen kann. Sie konnte nur hoffen.


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