Lumos

 

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Kapitel 1



Ein neues Schuljahr hatte begonnen, mittlerweile schon Harrys sechstes. Er war wie immer mit dem Hogwarts Express gekommen, hatte eine der pferdelosen Kutschen genommen und war schließlich wieder „zu Hause“, denn genau das war Hogwarts für Harry - ein Zuhause.

Ron und Hermine waren mit Harry angekommen, und nachdem sie ihr Gepäck in den Turm gebracht hatten, gingen sie hinunter in die Großen Halle, um das Festessen und den Einzug der Erstklässler nicht zu verpassen. Wie immer trugen sie ihre Schulumhänge, und auf den Köpfen die Hüte. Überall hörte mal fröhliches Geschwätz, einer versuchte den anderen mit seinen Ferienerlebnissen zu übertrumpfen. Zwischendurch sah man auch einige düstere Gesichter, aber alle schienen damit einverstanden zu sein, heute in ein neues Schuljahr zu starten.

Nachdem sie am Gryffindortisch Platz genommen hatten und von allen begrüßt worden waren, ließ Harry seine Blicke umherschweifen. Sie streifen von der verzauberten Decke, die heute einen umwerfenden Sternenhimmel mitsamt einem hell leuchtenden Vollmond zeigte, über die verschiedenen Schülertische - sogar am Slytherintisch schien einmal gute Laune zu herrschen, wahrscheinlich gab Malfoy wieder mit seinen Ferienerlebnissen an - bis hin zum Lehrertisch. Die Lehrer waren alle versammelt, außer Professor McGonagall natürlich, die wie immer die Erstklässler hereinführend würde, und einem neuen Lehrer, den Harry nicht kannte. Wahrscheinlich würde er die Stelle für Vgddk übernehmen. Er sah ziemlich langweilig aus, machte aber ansonsten einen recht netten Eindruck. Alle Lehrer waren entspannt und lachten, sogar Snape machte ein einigermaßen erträgliches Gesicht und hatte nicht wie sonst den Mund verzogen, als hätte Neville einen Trank richtig gebraut. Harry meinte sogar, ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel zu sehen.

Gerade als Harry Ron, der neben ihm saß, darauf aufmerksam machen wollte, erschien McGonagall mit den Erstklässlern. Es waren ungefähr 50 Schüler und Schülerinnen, allesamt aufgeregt miteinander tuschelnd. Hermine lächelte versonnen- wahrscheinlich dachte sie an ihren ersten Abend in Hogwarts vor sechs Jahren. Auch Harry dachte kurz daran. Dann begann die übliche Aufnahmeprozedur mit dem Sprechenden Hut, der alle Schüler in ihre Häuser einteilte. Gryffindor bekam einige nett aussehende Schüler zugeteilt, Gewinner dieses Abends war aber eindeutig Slytherin. Mindestens 15 neue Schüler wurden in dieses Haus eingeteilt, was Ron ein Seufzen entlockte.

Dann erhob sich Direktor Dumbledore und begann seine Ansprache: „Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrer! Wie immer beginnen wir heute ein neues Schuljahr. Ich heiße die Erstklässler herzlich in Hogwarts willkommen und hoffe, dass sie sich bald in ihren Häusern einleben werden. Wie immer gibt es die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, der Verbotene Wald ist nicht zu betreten, das Herumschleichen in den Gängen nach 10 Uhr ist ebenfalls verboten. Alles weitere werden die Vertrauensschüler nachher mit euch besprechen. Es gibt einen neuen Lehrer - Professor Doubt wird die Stelle für Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen. Professor Doubt wurde uns vom Ministerium sozusagen ‚ausgeliehen’. Wir hoffen, dass Sie gut mit ihm zurecht kommen werden. Außerdem gibt es einen neuen Schüler für die sechste Klasse.“ Bei diesen Worten gab es ein allgemeines Gemurmel im Saal, neue Schüler für höhere Klassen waren selten in Hogwarts. Ein großer Junge schritt durch den Gang nach vorne, von allen Augen begleitet und neugierig gemustert. Er war groß, hatte eine gesunde, leicht gebräunte Gesichtsfarbe und lange, tiefschwarze Haare. Außerdem war er gertenschlank und gab alles in allem eine sehr elegante Erscheinung ab.

„Die glücklichen Mädchen in seinem Haus“, seufzte Hermine. Ron wollte sich schier totlachen, aber Harry zog nur eine Augenbraun nach oben. Das waren aber neue Töne von Hermine.. Sie bemerkte es. „Naja, er sieht aus als wäre er sehr intelligent...“, setzte sie hinzu.

Und sie hatte recht - der Junge wirkte, als wäre er sehr intelligent. Er bewegte sich schnell und sicher, keine Spur von seinem eigenen, gelegentlich linkischen Stolpern, wie Ron neidisch feststellte. Als er vorne angekommen war, blieb er stehen. Dumbledore nickte ihm freundlich zu. „Das ist Lumos LaCroix. Er hat bis letzten Sommer Beauxbaton in Frankreich besucht, musste aber aus familiären Gründen nach England umziehen. Um seine Ausbildung zu vollenden, ist er nun zu uns gekommen. Ich hoffe, dass ihr ihn gut aufnehmen werdet.“ Dann winkte er Lumos zu, dass er sich auf den Stuhl setzen sollte und Professor McGonagall setzte ihm den Sprechenden Hut an.

„Hm. Sehr schwer. Von der familiären Seite gehörst du eindeutig nach Slytherin. Aber wenn ich mir dich so anschaue.. du bist intelligent.. hast Mut.. und viel Verstand.. Ich weiß nicht, ob Slytherin.. Nein. Du gehörst viel eher nach GRYFFINDOR!“, schrie der Hut.

In dem Moment hörte man vom Lehrertisch einen Knall, gefolgt von leisem, aber bitterbösen Fluchen. Harry sah nach vorne und bemerkte, dass Professor Snape seinen Weinkelch umgeworfen hatte und nun mittels seine Zauberstabs die Flecken aus seiner Robe und der Tischdecke entfernte.

Währendessen war der Junge - Lumos, wie Harry sich erinnerte, an seinen Tisch gekommen und stand hinter Harry. Auf der anderen Seite von Harry war noch ein Platz frei. „Hi. Kann ich mich hierhin setzen?“, fragte der Junge freundlich.

Hermine riss bei seiner Stimme die Augen auf - Lumos hatte eine wirklich bemerkenswerte Stimme. Sie war seidenweich, sehr tief und er hatte sehr leise gesprochen. Die Stimme klang wie Samt und Seide, was Harry auf unangenehme Weise an Snape erinnerte - seine Stimme klang fast genauso, natürlich nur viel dunkler.

„Natürlich. Setz dich. Ich bin Harry Potter, das ist Hermine Granger und das Ron Weasly.“

Der Junge lächelte. „Hi, danke. Ich bin Lumos LaCroix, aber das hat euer Direktor ja eben schon gesagt. Ich habe schon einiges von euch gehört, ihr scheint hier wirklich eine Art ‚Berühmtheit’ zu sein.“

Harry grinste. „Ja, das hören wir gelegentlich..“

Hermine unterbrach ihn. „Und du kommst wirklich aus Frankreich? Dann musst du ja französisch sprechen.“

Lumos lächelte sie freundlich an. „Ja, ich komme aus Frankreich. Ich bin dort aber nur zur Schule gegangen, meine Eltern sind Engländer gewesen. Deswegen spreche ich auch Englisch, aber Französisch natürlich auch.“

„Warum bist du nach Frankreich in die Schule gegangen und nicht gleich nach Hogwarts?“, fragte Ron.

„Meine Eltern wollten das so. Sie meinten, dass eine andere Umgebung gut und sich- äh, na ja, einfach besser für mich wäre.“

Hermine runzelte die Stirn. Sicherer? Aber sie wollte Lumos nicht weiter mit Fragen quälen, außerdem war gerade das Essen gekommen.

Sie aßen und lachte dabei. Sie erzählten sich ihre Ferienerlebnisse, Harry erzählte von ihren vorherigen Schuljahren, Ron von den Lehrern und Lumos „opferte“ sich und sprach mit Hermine etwas französisch, damit sie austesten konnte, ob sie es wirklich konnte. Sie hatte in den Ferien einen Sprachkurs besucht und war nun sehr stolz, dass Lumos ihre Aussprache lobte.

Nachdem das Essen vorbei war, nahmen Hermine, Ron und Harry Lumos unter ihre Fittiche und brachten ihn zum Gryffindorturm. Unterwegs begegneten sie Draco und seinen Kumpanen. „Ach, die dämlichen Gryffindors mit ihrem neuen Franzosen. Na, Schlammblut, schon Feuer geleckt?“, ätzten sie herüber.

Lumos blieb wie angewurzelt stehen und starrte Malfoy an. Ron zupfte ihn am Ärmel, damit er weiterging, aber Lumos blieb stehen und trat einen Schritt auf Draco zu. „Malfoy Junior, welche Freude. Na, hast du deine Zunge nicht im Griff?“ Dann trat er noch einen Schritt näher und flüsterte ihm blitzschnell etwas ins Ohr, worauf Dracos Gesichts jegliche Farbe verlor und er einen Schritt zurückwich. „Das wagst du nicht!“ rief der Junge.

Lumos lächelte. „Willst du es ausprobieren?“

Hermines Blick hüpfte zwischen Draco und Lumos hin und her. Sie mussten schon mal miteinander zu tun gehabt haben, keine Frage. Nur wo, und unter welchen Umständen? Und was hatte Lumos gesagt, was Draco so aus der Fassung geworfen hatte? Im Blick des Slytherin lag pure Panik und Lumos’ Lächeln hatte etwas von der kalten Grausamkeit, die ihr immer Angst einjagte. Und irgendwo hatte sie so ein Lächeln schon einmal gesehen. Nur wo..?

Dann drehte Lumos sich um, warf seine langen schwarzen Haare nach hinten und zupfte Harry am Ärmel. „Sorry, könnt ihr mir den Weg in den Schlafsaal zeigen? Ich bin sehr müde.“

Harry nickte, und Lumos gähnte demonstrativ. Dann warf er Draco einen letzten, vernichtenden Blick zu und folgte den anderen in den Turm.

„Man, dem hast du es aber gegeben“, freute sich Ron unterwegs.

„Hmm“, machte Lumos. Als sie vor dem Portraitloch ankamen, bestaunte Lumos erst einmal die dicke Dame und macht ihr einige französische Komplimente. Das Bild kicherte verlegen, und freute sich sehr darüber. Dann fragte sie Harry nach dem Passwort.

„Goldregen“, sagte Harry bestimmt und das Bild ließ sie in den Gemeinschaftsraum. „Du musst dir das Passwort gut merken, sonst kommst du nicht hinein.“

Lumos nickte. „O.K. Wo sind denn die Schlafsäle?“

Sie verabschiedeten sich von Hermine, Harry mit einem „Gute Nacht!“, der schon sehr müde aussehende Ron mit einem „Nacht...“ und Lumos mit einem „Bon Nuit“, was Hermine zum Kichern und ihr den Neid sämtlicher weiblicher Gryffindors einbrachte.

Dann zeigte Harry Lumos den Schlafsaal. „Hier ist mein Bett, wo deins ist weiß ich nicht. Wir müssen schauen, welches leer ist.“ Er zog die Vorhänge des Bettes links neben sich zur Seite. „Das hier scheint es zu sein. Rechts neben mir schläft Ron. Geh ihm einfach nach, er zeigt dir, wo die Waschräume sind.“

Nachdem sie ihre Schrankkoffer ausgeräumt hatten und bettfertig waren, schwatzten sie noch lange im Gemeinschaftsraum, so lange, dass Ron in einem Sessel vor dem Kamin einschlief und Harry ihn gemeinsam mit Lumos ins Bett bringen musste. Dann legten auch sie sich hin und schließlich schliefen sie ein, gespannt darauf, was das neue Schuljahr bringen würde.


Kapitel2

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