Lumos

 

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Kapitel 26: Im Keller des Ministeriums



„Steh auf, Harry! Frühstück!“ Unsanft wurden die Bettvorhänge aufgerissen, und Harry blinzelte in die Morgensonne. Er war doch eben erst eingeschlafen... „Los, komm schon.“ Vor seinem Bett stand Neville, unruhig hin- und hertretend. „Wo sind Ron und Lumos? Die waren doch gestern morgen noch da, und auf dem Ball habe ich sie gar nicht gesehen, und du warst auch nicht da, und weißt du nicht wo sie sind, weil, heute haben wir doch Zaubertränke und ohne Lumos kriege ich das nicht -“
Mit einer Handbewegung schnitt Harry den Redestrom Nevilles ab. „Die sind ähm - “ Er brauchte eine Ausrede, und zwar eine gute, alles deckende. „Die sind, also - die sind in der Krankenstation. Hermine ist auch da. Die haben irgend sowas ansteckendes, keiner darf sie besuchen. Aber das habe ich dir doch gestern schon gesagt, musst du immer alles vergessen?“ In Gedanken entschuldigte Harry sich jetzt schon bei Neville für diese, letzte, Lüge.
Neville wurde rot. „Wirklich?“
Harry nickte. „Oh, 'tschuldigung..“
„Macht nichts.“ Manchmal war das Leben wirklich unfair. Er hasste nichts mehr, als seine Schulfreunde belügen zu müssen. Aber es ging ja nicht anders.

Schnell sprang Harry, nun hellwach, aus dem Bett, schlüpfte in seine Schuluniform, wusch sich und ging dann zusammen mit Neville und Sean zum Frühstück. In der Großen Halle herrschte wieder die übliche Lautstärke. Gelächter, Gespräche, Scherze flogen hin und her, und das Gemurmel derjenigen, die lieber im Bett als auf den Beinen wären, erfüllten die Luft. Fast erschien ihm, als habe er die Leere heute morgen nur geträumt.

Am Lehrertisch herrschte eine schlechte Stimmung. Dumbledore, mit seiner unverwüstlichen Fröhlichkeit gewappnet, thronte zwar wie immer lächelnd in der Mitte, aber er war auch der einzige, der nicht vor sich hin starrte. McGonagall rührte mürrisch in ihrem Tee, Hagrid, der offensichtlich über das Verschwinden seiner Lieblingsschüler informiert war, schien den Tränen nahe zu sein, und Snape saß mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl, beide Hände an die Schläfen gepresst, als hätte er unerträgliche Kopfschmerzen.

„Die Post!“ Der einstimmige Aufschrei ging durch die Menge der Schüler, als die Posteulen in die Große Halle flogen, mit Briefen und Paketen beladen. Alle freuten sich darauf, einige liebe Zeilen von zu Hause zu erhalten - nun ja, fast alle. Eine Siebtklässlerin erhielt einen Heuler, und die ganze Halle brach in Gelächter aus, als die Stimme ihrer Mutter sie dazu ermahnte, nicht immer so viele Süßigkeiten zu essen, sich immer die Zähne zu putzen und überhaupt die Röcke nicht so kurz zu nähen. Das Hufflepuff-Mädchen schien am Liebsten im Boden zu versinken.

Harry, der nicht mit Post gerechnet hätte, wurde von einer braunen Eule überrascht, die vor ihm auf dem Tisch landete, und ihm ihr Bein entgegenstreckte, an dem eine kleine Pergamentrolle hing. Verblüfft nahm er dem Vogel das Pergament ab, und seine Neugier auf den Inhalt des Briefes wurde nicht gemindert, als er entdeckte, dass es sich bei dem Tier um eine der Schuleulen handelte.

„Du hast Post bekommen?“
Ohne aufzusehen nickte Harry und drehte die kleine Rolle in den Händen. Sie war versiegelt, ein grünes Siegel, das er schon einmal gesehen hatte. Um ein großes ‚S’ wanden sich zwei Schlangen, kunstvoll gearbeitet. Überrascht sah er auf, zum Lehrertisch, an dem Snape sich mittlerweile an einem dampfenden Becher festhielt. Der Lehrer sah kurz hoch, und widmete sich dann wieder seinem Becher und dem Versuch, sich Professor Doubt vom Leib zu halten, der aufgeregt auf ihn einredete.

Neugierig auf den Inhalt der Pergamentrolle zerbrach er das kunstvolle Siegel und rollte sie auf. Die Nachricht war denkbar kurz gefasst. In einer kunstvoll geschwungenen Handschrift, mit einer blassgrünen Tinte geschrieben las er:


Mr. Potter,

auf Wunsch des Direktors werden Sie für den heutigen Schultag freigestellt. Sie begleiten mich nach London zum Ministerium, um Mr. Weasly und Ms. Granger abzuholen. Halten Sie sich um 9.15 vor dem großen Kamin bereit und verhalten Sie sich unauffällig.

S. Snape



„Kurz und bündig“, murmelte er, während er die Rolle wieder einrollte und in seinem Umhang verstaute. Seine Rechnung der vergangen Nacht schien aufzugehen: Er würde Hermine und Ron - und natürlich Lumos - aus dem Ministerium abholen. Dann wäre eines seiner zwei Probleme gelöst. Das es das Geringere der beiden war störte ihn weniger.

Unauffällig - wie, bitte schön, stellte Snape sich das vor? Er hatte Neville Longbottom neben sich. Er brauchte eine Ausrede - schon wieder. Wenn das hier vorbei war, nahm er sich vor, würde er die Ausreden, die ihm immer dann, wenn er sie nicht brauchte, einfielen, aufschreiben. Ungewollt musste er grinsen. Wäre er Lockhart, würde er darüber dann ein Buch schreiben. „Meine besten Ausreden“, der neue Bestseller. Wie gut, dass er nicht Lockhart war...

Als seine Freunde ihr Frühstück beendet hatten, stand er mit ihnen auf. Auf dem Weg zum Unterrichtsraum McGonagalls - als erste Stunde stand ‚Verwandlungen’ auf dem Stundenplan - blieb er stehen und klatschte sich die Hand an die Stirn. „Meine Hausaufgaben! Die habe ich im Turm vergessen. Ich bin gleich wieder da!“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf dem Absatz um und entfernte sich von der Gruppe Schüler.
„Aber beeil dich!“, hörte er noch irgend jemanden rufen, dann bog er um die nächste Ecke und war verschwunden. „Zu einfach, um wahr zu sein. Glück gehabt“, murmelte er. Ein Blick auf die nächste Uhr verriet ihm, dass er nur noch eine Viertelstunde hatte. Die Glocke läutete schon zum Unterrichtsbeginn. Gerade als er sich in Richtung Turm aufmachen wollte, kam ihm McGonagall entgegen.

„Guten Morgen“, grüßte er schüchtern. Was, wenn sie nicht wusste, wohin er wollte?
Sie nickte ihm zu. „Guten Morgen, Mr. Potter. Ich weiß schon. Viel Glück im Ministerium.“ Dann ging sie an ihm vorbei in Richtung Klassenzimmer.

Eine Viertelstunde später - er hatte sich im Turm seinen dicken Umhang geholt - lief er die große Treppe hinunter und trat vor den großen Kamin. Ein kleines Feuer wärmte die Eingangshalle, aber sonst war niemand zu sehen. Ein Flügel des großen Schulportals stand offen und er hörte leise Stimmen hindurch. Als er in den freien Raum zwischen Tür und Wand trat, schlug ihm ein kalter, klarer Luftschwall entgegen. Der Himmel war wundervoll hellblau, mit einigen weißen Wolken und es war klirrend kalt. Vor dem Tor lehnten Snape und Dumbledore, beide in dicke Roben gewickelt. Dumbledore trug eine - zum Umhang absolut unpassende - Pelzmütze, während Snape eine große, weite Kapuze an seinem Umhang hatte. Überhaupt war Snapes Umhang absolut ungewöhnlich für den sonst immer in tiefem schwarz gekleideten Mann. Gearbeitet aus einem schweren, dunkelgrünen Stoff, waren viele Silberfädchen eingearbeitet, die sich zu einem Muster vereinigten, das in der Mitte das Slytherinwappen bildete. Das sah sehr... offiziell aus. Und warm. Dumbledore bemerkte ihn als Erster.

„Guten Morgen, Mr. Potter. Wie schön, dass Sie pünktlich sind. Dann wollen wir mal...“ Lächelnd wandte der alte Zauberer sich um und begann die Treppe hinaufzusteigen. „Komm schon, Severus.“
Ohne ein Kommentar folgte Snape ihm die Treppe hinauf, und streifte oben angekommen die Kapuze vom Kopf. Harry war inzwischen schon an den Kamin getreten. „Guten Morgen, Sir. Ich nehme an..?“
Dumbledore grinste. „Ja, Harry, Flohpulver.“
Harry konnte nicht verhindern, dass sein Gesicht sich zu einer Grimasse verzog.
„Keine Sorge, das war nicht meine Idee.“ Offensichtlich hatte Snape seinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet.

Währenddessen hatte Dumbeldore einen kleinen Beutel von seinem Gürtel abgelöst und reichte ihn Snape. „Bitte schön.“
Ohne ein Kommentar nahm Snape den Beutel an sich, öffnete ihn und hielt ihn Harry hin. „Mr. Potter, sprechen Sie deutlich. Ich habe nicht die geringste Lust, Sie in der Nocturngasse zu suchen.“

In der Hoffnung, ob der Erinnerung an seine erste Bekanntschaft mit Flohpulver und der Nocturngasse vor einigen Jahren, nicht rot anzulaufen, griff Harry in den Beutel. „Winkelgasse oder Ministerium?“
„Ministerium. Einkaufen können Sie privat, Mr. Potter.“

Sich auf die Lippe beißend griff Harry in den Beutel, nahm eine Handvoll des feinen Pulvers und warf es in die Flamme. „Ministerium für Zauberei. London“, rief er so deutlich, wie er nur konnte, und stieg in die nun grünen Flammen. Dann spürte er den Sog des Flohnetzwerkes und die wilde Herumwirbelei begann.

Als er endlich den - seiner Meinung nach - richtigen Kamin fand, und aus den Flammen stolperte, war er komplett durcheinander gewirbelt. In der Hoffnung, dass niemand seine Flüche hörte, ging er einige Schritte von dem Kamin weg und sah sich dann um.

Er schien den richtigen Kamin gewählt zu haben. Er stand in einer riesigen Eingangshalle. Der Kamin, aus dem er gestolpert war, war aus weißem Marmor gearbeitet, wie alles um ihn herum. Der Kamin befand sich, neben vielen anderen seine Art, an der kurzen Seite der Halle. Auf der gegenüberliegenden kurzen Seite befangen sich ebenfalls Kamine. Die lange Seite, die rechts von ihm lag, war an der ganzen Seite mit hohen Türen ausgestattet. Durch das Glas in den Türen konnte er die großen Säulen sehen, die vor dem Gebäude standen. Linker Hand von ihm befanden sich ebenfalls Türen, diesmal kleinere und unterschiedlicher Machart. Die meisten schienen zu den Büros zu führen, aber sie hatten keinen Glaseinsatz, weswegen er nicht sehen konnte, ob seine Vermutung stimmte. Die anderen Türen, mit Glaseinsatz, führten anscheinend in eine andere Halle, in der sich eine lange Reihe Schalter befand. Über dem Kamin der gegenüberliegenden kurzen Seite hing ein riesiges Wappen, das eine aufgehende Sonne darstellte - das Wappen des Ministeriums.

Durch die Halle eilten viele Hexen und Zauberer. Manche waren in offizielle Roben gekleidet, und ebenso wie die komplett in weiß gekleideten Auroren maßen sie ihrer prachtvollen Umgebung keine weitere Bedeutung zu. Sie schienen hier zu arbeiten. Im Unterschied dazu standen die anderen Hexen und Zauberer, die wohl irgendetwas zu erledigen hatten. Sie blieben noch stehen, bestaunten noch das Wappen und die Decke, die aus weißen und lachsfarbenen Marmorquadern zusammengesetzt war. Sie bildeten ein buntes Farbengemisch, das stark mit den weißen Roben kontrastierte. Keiner war in schwarz gekleidet.

Hinter ihm züngelten die grünen Flammen wieder hoch, und Snape stieg aus dem Kamin. In einer Harry unbekannten Sprache zischend - er hätte geschworen, dass Snape herzhaft fluchte - klopfte er sich etwas Asche von der Robe und sortierte sich dann. „Genug gestarrt?“, erkundigte er sich bei Harry. Als dieser dann nickte, richtete Snape sich auf, hob den Kopf und machte sich auf den Weg zu einer der Türen.

Sie fielen auf. Es war nicht das erste Mal, dass Harry angestarrt wurde, aber diesmal waren die Blicke nicht nur bewundernder Art. Die meisten Leute betrachteten ihn, erkannten, wer er war und musterten dann Snape. Spätestens dann wurden ihre Minen sorgenvoll und fast schon ängstlich. Außerdem war Snape der Einzige, der dunkel gekleidet war - ein Kontrastpunk in all dem weiß.

Zielstrebig und ohne auf die Blick der Leute zu achten, steuerte Snape auf eine der hölzernen Türen zu, öffnete sie und wartete auf Harry. Schnell beeilte sich der Junge und schlüpfte durch die Tür, die hinter ihnen zufiel.

Sie befanden sich auf einem langen Gang und Harrys Vermutung, dass hinter den undurchsichtigen Türen Büros lagen, schien bestätigt. An einer langen Empfangstheke saß eine Hexe, neben ihr lehnten zwei Auroren. Sie unterhielten sich, verstummten aber, als Snape an die Theke trat.

„Sie wünschen?“
Snape zog ein Papier aus seinem Umhang, und reichte es der Hexe.
„Aha. Professor Snape.. wir haben Sie schon erwartet. Und das ist...?“ Alle Augen richteten sich auf Harry.
„Ähm, Harry Potter.”
Überrascht zog die Hexe die Augenbrauen nach oben. „Harry Potter... und Professor Snape. Seltsame Mischung. Sie werden oben erwartet. Sam, bring sie rauf.“

Einer der Auroren - ein junger, blonder Zauberer - löste sich aus der Gruppe. „Hier entlang.“ Ohne ein weiteres Wort wandte Snape sich um und folgte ihm, Harry vor sich herschiebend.

Sie liefen einige Gänge entlang, gelangten zu einer verzauberten Treppe, ähnlich der, die zu Dumbledores Büro führte, und ließen sich hinauftragen. Vorbei an schillernden Fenstern, die einen Ausblick über die verschneite Winkelgasse - denn an deren Ende lag das Ministerium - boten, und großen, sich bewegenden Bildern, welche die Heldentaten des Ministeriums darstellten. Als sie an einem besonders großen, punkvollen Bild entlangkamen, das einen Auror im -siegreichen - Kampf über einen dunklen Zauberer darstellte, meinte Harry hinter sich ein abfälliges Schnauben zu hören. Der junge Auror wandte sich ebenfalls um und es schien Harry, als würde er Snape am Liebsten mit Blicken erdolchen. Er musste sich nicht umdrehen, um Snapes Gesichtsausdruck zu erraten und nur wenige Sekunden später senkte der Auror den Blick wieder. Ein Blickgefecht mit Snape hatte noch niemand gewonnen.

Schließlich stiegen sie von der Treppe hinunter, und der Auror klopfte an einer schweren Tür, an der ein goldenes Schild hing. F. Flake, stellvtr. Oberbefehlshaber, stand in zierlichen Lettern in das Schild eingeprägt. Ein leises ‚Treten Sie ein’ ertönte, und der Auror öffnete die Tür. „Sir, das Abholkommando für die Schüler ist da.“ Dann gab der Auror den Weg in das Büro frei. Ohne ein weiteres Wort ging Snape an ihm vorbei, und nachdem beide das Büro betreten hatten, schloss sich die Tür hinter ihnen.

Vor einem schweren, breiten, aus dunklem Holz gearbeiteten Schreibtisch, standen zwei breite Sessel, rot bezogen. Hinter dem Schreibtisch war eine Bücherwand, voller alter Bücher, aber auch neuerer, links davon ein breites Fenster mit schönen Ausblick. Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann, den Harry etwa in Snapes Altersklasse angesiedelt hätte. Sein rötlich-blondes Haar war kurzgeschnitten und nach hinten gekämmt, und in seinen blauen Augen stand ein Ausdruck, der Harry nicht gefallen wollte.

„Bitte, setzen Sie sich.“ Der Auror räumte den vor sich liegenden Aktenstapel zur Seite, und nachdem er Snape die Hand geschüttelt hatte und sie sich in die breiten Sessel gesetzt hatten, musterte er sie kurz. „Mr. Potter.. wie schön, dass Sie mitgekommen sind. Ein Gryffindor, und in Schuluniform. Wie lange habe ich das nicht mehr gesehen? Sie müssen wissen, dass ich selbst in Gryffindor war.“ Er blinzelte Harry zu, und er erkannte, dass auf dem Schreibtisch des Mannes ein kleiner, vergoldeter Schnatz lag. Der Mann folgte Harrys Blickrichtung und grinste breit. „Ja, meinen Lieblingsschnatz habe ich immer in der Nähe.. wissen Sie, Mr. Potter, damals..“ Bevor der Auror aber zu näheren Ausführungen kommen konnte, durchschnitt Snapes Stimme die seine hart. „Mr. Flake, darf ich Sie daran erinnern, dass ich und Mr. Potter nicht zum Spaß hier sind?“
Einen Augenblick schnappte Flakes Blick zu Snape, die blauen Augen verengten sich und Harry sah in ihnen ein kurzes Aufflackern von... Wut? Hass? Aber so schnell wie es gekommen war, verschwand es auch wieder, und er lächelte. „Natürlich. Ich muss erst Ihre Personalien aufnehmen, bevor ich Sie runterschicken kann..“
Seufzend, aber absolut kommentarlos diktierte Snape Flake seine Personalien, legte ihre Bescheinigung von Dumbledore und ein Papier vor, auf dem Harry die Unterschrift von Cornelius Fudge zu erkennen glaubte. Dann diktierte er Flake seine Daten, und schließlich erhielt jeder ein Papier, das sie zum Durchgang ermächtigte.

„Gut. Nachdem jetzt das Mindestes geklärt ist, kann ich Ihnen sagen, dass Sie zwei mitnehmen können. Die Papiere und alles habe ich hier, ich werde sie dem Auror, der Sie hinunter begleitet, aushändigen. Ansonsten haben Sie eine Stunde Besuchszeit... da Sie im Namen Albus Dumbledores hier sind, machen wir natürlich gerne ein Ausnahme“, erklärte der Auror mit einem zuckersüßen Lächeln.
Harry hörte ein kleines Geräusch neben sich. Irrte er sich, oder hatte Snape gerade... gezischt?? Der Gesichtsausdruck seines Lehrers war jedenfalls komplett unlesbar.

Die Tür öffnete sich wieder und ein anderer Auror betrat das Büro. Flake händigte ihm eine grüne Akte aus, und wies ihn an, beide sicher hinunter und wieder hinaufzubringen. Dann standen sie auf, Snape und er schüttelten sich die Hand und Harry folgte dem Auror nach draußen. Bevor jedoch Snape das Büro verlassen konnte, rief der inzwischen stehende Auror ihn zurück. „Ach ja, und Severus... vergessen Sie niemals: Wir sehen alles..“
Süffisant lächelnd drehte Snape sich um. „Ja, Frank - nur schade, dass Sie im Rücken keine Augen haben. Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht umdrehen...“ Dann verließ er das Büro.

Aus den Augenwinkeln sah Harry noch, dass Flake herumwirbelte und hinter sich sah, wo nichts zu sehen war. Dafür hob sich auf seinem Schreibtisch ein Buch einige Zentimeter in die Luft. Als das Büro außer Sichtweite war, sah Harry das Snape seine linke Hand waagrecht hielt und dann zu einer Faust ballte. Hinter sich hörte er noch das Geräusch, mit dem das Buch auf dem Schreibtisch aufschlug. Der Auror sah sich um und schaute Snape an, der unschuldig die Schulter zuckte und seine leeren Hände zeigte.

Sie setzten ihren Weg fort, die sich bewegende Treppe hinunter, an den Fenstern und Bildern vorbei und dann immer tiefer in das Innere des Ministeriums herab. Je weiter sie nach unten kamen, desto mehr Wachposten schienen aufgestellt zu sein. Dafür versiegte der Strom an Büroangestellten, die bist jetzt überall herumgewuselt waren. Vor einer Tür blieben sie stehen.

„Geben Sie bitte Ihre Zauberstäbe ab. Tragen Sie sonst irgendwelche Waffen?“
Harry schüttelte den Kopf und händigte dem Auror seinen Zauberstab aus, der sich dann nach links wand und Snapes Zauberstab einsammelte. Beide Stäbe übergab er einer Aurorin, die ihnen zwei Nummern nannte. „Sind Sie Handmagier?“
Ob der Unmöglichkeit der Frage - er war erst sechzehn Jahre alt, ein Alter, in dem er unmöglich Handmagier sein konnte, schüttelte Harry lachend den Kopf. Zu seiner Verwunderung schüttelte Snape ebenfalls den Kopf. ‚Er lügt’, dämmerte es Harry. Durch die kleine Einlage mit dem Buch eben hatte Snape deutlichst bewiesen, dass er sehr wohl Handmagier war. Der Auror öffnete die Tür und ging voraus, in geringem Abstand gefolgt von Snape und Harry. „Ich mag keine verbunden Hände.“ Snape hatte gerade laut genug gesprochen, damit Harry ihn verstand. Überrascht sah Harry zu seinem Lehrer hoch, der kurz die Schultern zuckte und seine Schritte beschleunigte.

Vor einer mit Eisen beschlagenen Tür hielten sie an und wurden an einen anderen Auroren übergeben. „Hier, pass auf sie auf. Befehl von oben. Die Schüler, zwei mitnehmen. Viel Spaß.“ Dann verschwand ihr vorherige Führer und der andere begann, die schwere Tür aufzuschließen, die sowohl mit normalen Schlössern, als auch mit Bannzaubern belegt war.

Harry spürte, dass Snape neben ihm nervös wurde. Er hatte den Kopf gesenkt und schien sichtlich darauf konzentriert zu sein, nicht irgendwelche nervösen Gesten zu machen. Nie hätte Harry gedacht, dass der am meisten gefürchteste Lehrer der Schule durch so etwas Banales wie eine Tür nervös werden könnte, oder Probleme damit hätte, die Nervosität zu unterdrücken.

„Wo sind wir?“ Harry hatte leise sprechen wollen, aber seine Stimme hallte merkwürdig, als der Auror den letzten Zauber entfernte, der die Tür verschlossen hielt. Während die Tür langsam aufschwang, und einen gekachelten Gang freigab, wandte er sich um und lächelte. „Das hier, Mr. Potter, ist ein Gefängnis des Ministeriums. Ich weiß nicht, was Ihren Direktor geritten hat, Sie hierher zu schicken - vor allem in dieser Begleitung, aber na ja. Denn hier sitzt ziemlich übles Gezücht ein - Death Eater und so weiter. Kommen alle nach Azkaban, später. Ihre Freunde sind hier auch untergebracht, zur Sicherheit. Denn hier kommt keiner, der mal bei seinem schwarzen Chef war und erwischt wurde, wieder raus. Keiner, Mr. Potter.“


-_-_-_-


Author’s Notes: Das war lang. Das längste Kapitel, das ich bis jetzt geschrieben habe.. sechs Seiten! Dafür hab ihr ja auch lange genug warten müssen, nicht wahr?
JA, ich musste einfach einen Handmagier aus Snape machen. : p Kein Zauberstabgefuchtel, nein, eine nette Handbewegung..

Für Angel, danke fürs Nachpicksen. Du wolltest was neues, du kriegst es.

S/fayet ( dafayet@hotmail.com )

06.01.2002


Kapitel 25

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