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Kapitel 11: Snapes Ungerechtigkeit

 

Der morgendliche Unterricht begann mit Verwandlungen und das war für Kolleen wie immer eine Quälerei. Dies war einfach nicht ihr Fach, egal wie sehr sie lernte, immer hatte sie Probleme mit den Sprüchen und auch wenn die richtig waren hieß das noch lange nicht, dass aus dem vorgegebenen Buch auch ein Glas wurde. Wahrscheinlicher war da ein Buch aus Glas oder ein Glas aus Papier in Leder gebunden.
Als die Stunde endlich vorbei war und Professor McGonagall ihnen einen Berg Hausaufgaben mitgegeben hatte, machte sie sich, wie der Rest der Gryffindors, auf den Weg in die Kerker.
Snape stand an der Tafel und schrieb etwas daran. Kolleen setzte sich auf ihren Platz in der vorletzten Reihe und packte ihr Buch und die Hausaufgaben aus.
Snape hatte zu ende geschrieben und wandte nun sein missmutiges Gesicht der Klasse zu. Er ließ seinen Blick etwas schweifen und man sah deutlich, wie die Gryffindors ein Stück kleiner wurden wenn er sie im Blick hatte, er kam zu Kolleen und verweilte dort. Sie sah ein Funkeln durch seine Augen blitzen.
„Miss Anderson! Kommen Sie nach vorne und referieren Sie über Ihre Hausaufgaben!“
Sie sah ihn an und reagierte nicht. Das konnte er schließlich nicht ernst meinen, sie war absolut unvorbereitet und das war bei weitem nicht die Aufgabe gewesen.
„Wird es heut noch etwas oder muss ich Gryffindor erst Punkte abziehen, damit Sie in die Gänge kommen?“
Schnell griff sie nach der Pergamentrolle mit den Hausaufgaben und ging nach vorne. Unsicher blieb sie neben ihm und der Tafel stehen.
„Ohne Aufzeichnungen Miss Anderson, das gehört zur guten Unterrichtsvorbereitung!“
Kolleen musste hilflos zusehen wie er ihr das Pergament abnahm und sich dann beinahe genüsslich erwartend an die Wand neben der Tafel lehnte. Sie hatte absolut keine Ahnung was sie sagen sollte, denn die Hausaufgaben hatte sie schon vor drei Tagen gemacht und sie hatte nun nur noch eine grobe Vorstellung davon was sie geschrieben hatte.
Etwas stotternd begann sie die Aufgabe und dann den Trank zu erklären, währenddessen wurde sie mindestens zehn Mal von Snape unterbrochen, der sie wegen Ungenauigkeiten oder schlechten Formulierungen tadelte. Noch vor dem Ende unterbrach er sie endgültig.
„Das reicht Miss Anderson! Für soviel Unvermögen einfach eine Hausaufgabe wieder zugeben werden Gryffindor fünf Punkte abgezogen! Setzen!“
Und das war nur der Anfang der schlimmsten Zaubertrankstunde, die Kolleen je hatte. Egal was es war oder welcher Trank schief ging, sie war schuld. Am Ende der Stunde hatte Gryffindor ihretwegen zwanzig Punkte weniger.
Die nächsten Tage wurden nicht besser, jedes Mal wenn sie Snape über den Weg lief, was sehr häufig war, fand er einen Grund sie anzuschreien und Gryffindor Punkte abzuziehen. Mit der Zeit hatte Kolleen das Gefühl von ihm verfolgt zu werden und nach jeder neuen Begegnung wuchs ihre Wut gegen diese Ungerechtigkeit.
Am Freitagabend kam sie gerade aus der Bücherei und war auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum, als sie das inzwischen schon allzu vertraute „Miss Anderson!!“ hörte.
Mit dem Beschluss, egal was kam einfach hinzunehmen, drehte sie sich um und sah Professor Snape auf sich zukommen.
„Würden Sie mir mal erklären was Sie um diese Tageszeit hier draußen auf den Gängen machen? Sie sollten schon lange im Gemeinschaftsraum sein!“
In Kolleens Kopf machte es irgendwo „klick“ und sämtliche guten Vorsätze waren dahin.
„Nein sollte ich nicht. Es ist noch nicht so spät.“
Snape sah sie erst verdutzt an, doch dann wurde sein Blick beinahe mörderisch. „Was haben Sie gesagt?“
Ihr Gesicht blieb eiskalt und sie sah ihm fest in die Augen. „Ich sagte, dass ich noch hier sein darf, weil es noch nicht so spät ist.“
Er trat noch einen Schritt auf sie zu. „Dafür, Miss Anderson, verliert Gryffindor zehn Punkte.“
Noch immer hielt sie seinem Blick stand. „Dass ist absolut ungerechtfertigt, Sir!“
„Das habe noch immer ich zu entscheiden!!“
„Dann sollten Sie vielleicht mal etwas länger über Ihre Entscheidungen nachdenken!“ Snape öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch Kolleen sprach einfach weiter: „Seit Dienstag bin ich bei Ihnen an allem Schuld und Sie ziehen mir völlig grundlos Punkte ab. Was hab ich denn getan? Ich....“
„Schweigen Sie!!“, unterbrach er sie schreiend. „Was fällt Ihnen überhaupt ein? Ist Ihnen klar mit wem Sie reden?“
„Ja ich rede mit meinem Lehrer, der mich ungerecht behandelt und ich mich nun dagegen wehre!“
„Das sollten Sie aber lieber bleiben lassen, denn dafür werden Sie nächste Woche bei mir nachsitzen!“
„Nein, werde ich nicht.“ Deutlich war die Überraschung in Snapes Gesicht zu sehen, doch sofort fasste er sich wieder.
„Dann sorge ich persönlich dafür, dass Sie diese Schule noch weit vor den Prüfungen verlassen! Und nun sehen Sie zu, dass Sie in Ihren Gemeinschaftsraum kommen!“
Kolleen wusste, dass sie verloren hatte und sie machte sich auf den Weg zum Gryffindorturm. Sie verfluchte Snape in allen erdenklichen Formen. Was für ein Arsch war er doch und wie sehr hatte sie sich getäuscht. Wie naiv war sie gewesen zu glauben, er habe auch eine gute Seite.

Das restliche Wochenende verlief ähnlich frustrierend. Sie hatten alle so einen Riesen Berg an Hausaufgaben, dass kaum einer der Siebtklässler zu etwas anderem kam, trotzdem ging Kolleen Snapes Verhalten nicht aus dem Kopf und das regte sie an der ganzen Geschichte noch am Meisten auf. Warum machte sie sich so einen Kopf darum??

***



Als Snape am Montagmorgen die Große Halle betrat, war er überrascht welch ein Geräuschpegel herrschte. Die Schüler waren ja schon normalerweise laut, aber an diesem Tag war irgendetwas anders, sie schienen noch aufgekratzter als sonst. Mit gerunzelter Stirn ging er zu seinem Platz und ließ sich nieder.
Kurz nachdem er sich einen Kaffee eingeschenkt hatte flogen die Posteulen herein und als Snape die vielen Umschläge sah, fiel ihm wieder ein welch ein Tag heute war. Valentinstag.....
Er verdrehte genervt die Augen, als er sah wie die Mädchen aufgeregt ihre Briefe öffneten und die Jungs sie schnell in ihrem Umhang verschwinden ließen. Wer hatte sich diesen Tag nur ausgedacht?
So schnell es ging aß er auf und verließ die Halle in Richtung Kerker.
Im Unterricht waren alle absolut unerträglich. Soviel Unruhe hatte er sonst nie in seinen Klassen, aber er konnte Punkte abziehen wie er wollte, immer wurde hier und da getuschelt.
Selbst die letzte Stunde mit den Siebtklässlern war lauter als gewöhnlich.
Er war dabei einen Trank an der Tafel zu erklären, als ihm auffiel, dass Kolleen ihn abwesend anstarrte. Obwohl er keine Ahnung hatte was das sollte, machte es ihn nervös.
„Miss Anderson!! Würden Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit dem Unterricht und nicht Ihren eigenen Gedanken zuwenden?“
Sie schreckte zusammen und blickte verlegen auf den Tisch.
Langsam reichte es ihm mit diesem Mädchen! Erst ging sie ihm nicht aus dem Kopf, dann wurde sie frech und jetzt so was!
Das Kichern zweier etwas überdrehte Gryffindormädchen brachte ihn auf ein anderes Thema.

***



Kolleen saß an ihrem Tisch im Zaubertränkeunterricht und Snape erklärte gerade irgendeinen Trank, den sie schon in der letzten Stunde verstanden hatte. Sie langweilte sich, aber ihr Blick blieb an Snape hängen. Wenn man ihn recht ansah war er wirklich gar nicht so uninteressant. Allein schon seine tiefe ruhige Stimme oder seine schwarzen Augen. Als Kolleen über die Augen nachdachte fielen ihr plötzlich so viele Momente aus den letzten Monaten ein, wo sie ihnen wohl näher gewesen war als so mancher anderer Schüler. Er beschäftigte sie mehr als sie zugeben wollte, er war anziehend, geheimnisvoll und seit seiner Umarmung war sie sicher, dass es auch einen guten Snape gab, auch wenn sie sein Verhalten der letzten Tage nicht verstand.
Sie wollte mehr über ihn wissen, mehr mit ihm zusammen sein, mehr...... „Miss Anderson!! Würden Sie bitte Ihre Aufmerksamkeit dem Unterricht und nicht Ihren eigenen Gedanken zuwenden?“
Sie schreckte zusammen und wich dem Rest der Stunde seinen Blicken aus.
Als Kolleen ihre Sachen zusammen packte und gerade gehen wollte hielt Snape sie zurück. „Einen Moment bitte, Miss Anderson!“ Sie blieb wartend an ihrem Tisch stehen. Etwas träge sah Snape von dem Pergament vor sich auf. „Heute Abend um halb neun, hier!“
„Ja Sir“, murmelte Kolleen und verließ den Klassenraum.

Kapitel 10

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