Man sieht nur mit dem Herzen gut

 

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Kapitel 14: Kennen lernen die Erste

 

Severus ging nervös in seinem Büro auf und ab, immer wieder sah er auf die Uhr. Warum brauchte Zeit immer solange wenn man es gar nicht gebrauchen konnte?
Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenzucken.
Als er die Tür öffnete stand Kolleen davor und lächelte ihn an, mit einer einladenden Handbewegung machte er die Tür frei und ließ sie eintreten.
Severus schloss hinter ihr die Tür und blieb zögernd stehen. Also in seinem Büro sollten sie sicherlich nicht bleiben, das wäre ja schon ziemlich, nun ja, ungemütlich.
„Kommst du mit nach nebenan?“ Er ging einige Schritte zu der Tür, die zu seinem Wohnzimmer führte.
Kolleen drehte sich etwas überrascht zu ihm. „Äh, ja natürlich. Gerne.“
Severus öffnete die Tür und ließ sie vorgehen.

Als Kolleen den Raum betrat wusste sie auch nicht was sie erwartete hatte, aber zumindest nicht das was sie sah. Es war ein relativ kleines Zimmer, dessen eine Wand fast vollständig von einem Kamin in Anspruch genommen wurde, vor dem ,wie es scheinbar in Hogwarts überall war, zwei dicke große Sessel standen, die noch größer waren als in seinem Büro. Sonst war der Raum recht einfach und doch gemütlich. Viele Bücherregale zierten die Wände und ein kleiner Tisch stand unter einem der schmalen Fenster.
„Schön“, war das einzige was Kolleen dazu einfiel.
„Danke. Setz dich doch.“ Er deutete auf die Sessel. Sie tat wie ihr geheißen und nahm in einem der großen Sessel platz.
„Was möchtest du trinken?“
„Ein Butterbier wäre jetzt toll!“
„Nun damit kann ich leider nicht dienen, Wein könnte ich dir anbieten, Kürbissaft und eine Auswahl erlesener Zaubertränke aus eigener Herstellung hätte ich auch noch, also?“
Kolleen musste lachen. „Nun gut dann nehme ich wohl den Wein.“
Er grinste sie an, was für sie zwar ungewohnt aber keineswegs unangenehm war, und holte eine Flasche Rotwein und zwei Gläser aus einem der vielen kleinen Schränke.
Als sie beide die Gläser in der Hand hielten stießen sie an und als Kolleen den ersten Schluck nahm war sie überrascht von dem Geschmack des Weins. Er war süß und war es doch nicht zur selben Zeit. Aber vielleicht, schoss ihr durch den Kopf, ist das bei Severus immer so. Seine Stimme unterbrach ihre etwas wirren Gedanken.
„Schmeckt er nicht? Du verziehst das Gesicht so?“
„Nein, er ist wunderbar! Wirklich lecker.“ Sie lächelte ihn an.
„Das freut mich zu hören.“ Er atmete tief aus und schien beruhigt zu sein.
„Sag mal was willst du eigentlich machen wenn du mit der Schule fertig bist?“
Mit einem „Herrje“ begann Kolleen zu erzählen, was dann zu einem zweistündigen Gespräch führte, das so ziemlich alles beinhaltete, nur nicht ihre Zukunftspläne. Sie lachten viel gemeinsam und sie war fasziniert wie unterschiedlich Menschen manchmal sein können.

„Oh Gott, Severus, es ist gleich elf! Ich muss gehen!“
Sie sah das Lachen in seinem Gesicht etwas erstarren. „Schade, aber natürlich hast du Recht.“ Er stand auf und reichte ihr die Hand um ihr hoch zu helfen, was sie lächelnd annahm.
Als sie an der Bürotür standen hielt Kolleen inne.
„Danke für den Wein und den schönen Abend.“
„Hör bloß auf dich zu bedanken, wenn das jemand hier nötig hat dann bin ich es! Also danke!“
„Na gut, ganz wie du meinst. Gute Nacht dann und wir sehen uns morgen!“ Sie öffnete die Tür und trat hinaus.
„Dir auch eine gute Nacht und bis morgen....“
Sie ging los und als sie sich an der Treppe noch mal umdreht sah sie Severus noch immer in der Tür stehen, mit einem Lächeln verschwand sie auf der Treppe.

***



Die nächsten Tage sahen sie sich nur auf den Gängen oder im Unterricht. Die Zaubertrankstunden hatten sich wieder relativ normalisiert.
Jedes Mal wenn sie sich auf dem Flur begegneten huschte ein kleines fast unmerkliches Lächeln über Severus' Gesicht was sicher niemand sah wenn man nicht darauf achtete, aber Kolleens Herz machte doch jedes Mal einen Hüpfer.
Es ging ihr wirklich wieder ausgesprochen gut, seit längerem ließen die anderen Mädchen sie in Ruhe und auch ihre Schwester war nicht dauernd in ihrem Kopf.
So beschloss sie ausnahmsweise auch am Sonntag, wie alle anderen, nach Hogsmeade zu gehen.

Gerade kam sie aus der Buchhandlung und ging die schmale Straße in Richtung Hogwarts hinunter als sie am Arm gepackt und zur Seite gezogen wurde. Beinahe hätte sie geschrieen, doch erkannte sie früh genug wer es war.
„Severus! Kannst du nicht einfach was sagen? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“
Er lenkte sie weiter, bis sie endgültig in der noch engeren Nebenstraße standen.
„Entschuldige bitte, ich wollte nur nicht, dass uns jemand sieht.“
Kolleen wunderte sich zwar etwas, sagte aber nichts weiter. „Trotzdem schön dich zu sehen.“
Er lächelte sie an, wurde jedoch gleich wieder ernst. „Danke, ich hab leider nicht viel Zeit. Eine Frage: Hast du heute Abend Zeit für mich?“
Die freudige Überraschung war ihr sicherlich ins Gesicht geschrieben, doch versuchte auch sie möglichst ernst zu bleiben.
„Ja, habe ich. Wieso? Was hast du vor?“
„Ich dachte mir, dass ein wenig Nachhilfe in Astronomie dir nicht schaden würde.“
„Ich versteh nicht ganz was du meinst“
„Nun ich habe mir erlaubt mich mal unauffällig umzuhören und deine Noten in diesem Fach lassen ja zu wünschen übrig. Und ein Spaziergang bei Nacht am See wäre dem sicherlich zuträglich….“
Kolleen musste schmunzeln, schlecht war sie in Astronomie wirklich nicht, vielleicht würde es eine zwei oder drei werden, offensichtlich suchte Severus nach einem Grund.
„Soso, meinst du, na wenn das ein Lehrer sagt wird es wohl stimmen.“
Während sie sprach erkannte sie die inzwischen bekannten kleinen Falten um seinen Mund, die ein unterdrücktes Lächeln signalisierten.
„Schön, dann um neun in der Eingangshalle?“
„Ja gerne, ich bin da.“
Severus wendete sich schon zum Gehen. „Also bis dann!“ Im Gehen drehte er sich noch einmal um und mit einem Lächeln sagte er: „Ich freu mich!“
Dann ließ er eine übers ganze Gesicht strahlende Kolleen in der kleinen Straße stehen und verschwand hinter der nächsten Ecke.

Mit beflügeltem Schritt ging sie zurück nach Hogwarts und ihre Stimmung wurde noch mehr dadurch gehoben, dass niemand ihres Jahrgangs sie blöd anmachte und das den ganzen restlichen Nachmittag.
Alles lief wunderbar, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie den Gemeinschaftsraum verließ. Kaum hatte sie die ersten Schritte Richtung Einganghalle getan, als sie schon die ersten Schritte hinter sich hörte.
Ohne sie zu beachten ging sie weiter, das musste ja nichts mit ihr zu tun haben, war auch völlig unwahrscheinlich.
Und doch, auf allen Fluren und Gängen blieben sie hinter ihr und etwa im zweiten Stock wusste sie auch wer es war: Anna und Emily aus ihrem Zimmer - was auch immer die beiden wollten……
Kolleen sah auf die Uhr, es war zehn vor neun als sie die Mamortreppe betrat und die beiden waren noch immer hinter ihr. Irgendwie müsste sie die loswerden - und dann kam die hoffentlich rettende Idee.

Kapitel 13

 

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