Misstrauen

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Kapitel 25: Rückkehr

Die Macht eines Menschen liegt in seiner Zunge, und Worte sind wirksamer als jedwede Art zu kämpfen.

Frei nach Merikare

Weihnachten selbst ging ziemlich unspektakulär vorbei. Dumbledore wohnte mit Hagrid dem üblichen Essen in der Großen Halle bei, während Snape ruhig im Bett lag und schlief. Dumbledores Sorgen er würde sich langweilen oder gar in depressive Stimmung verfallen zerstreuten sich schnell. Doch schon wenige Tage später stand er am Bett von Severus Snape und die wohl delikateste Phase, die Rückkehr zu den Todessern, mußte geplant werden. Sie hatten zwei volle Rufe von Voldemort ignorieren müssen. Jetzt hieß es eine glaubwürdige Geschichte zu finden, um Snape den Wiedereinstieg zu ermöglichen. In der kurzen Zeit seit Weihnachten hatte sein Spion mit der tatkräftigen Unterstützung von Hagrid wieder das Laufen gelernt, mitten in der Nacht waren er und der Halbriese im Schloß unterwegs gewesen und machten ausgedehnte Spaziergänge.
„Wie weit gehen deine Heilfähigkeiten?“ fragte er den Todesser, der im Bett lag.
„Einfach Knochenbrüche und kleinere Verletzungen“, antwortete Snape kurz.
Dumbledore nickte, Poppy hatte sich darüber beschwert, dass bei Snape einige Knochen nicht richtig zusammengewachsen waren. Sie hatte bei einer kleineren Nachbehandlung die Knochen nochmals brechen müssen und neu zusammenwachsen lassen. Snape hatte bei der Behandlung keine Miene verzogen.
„In Zukunft die Knochenbrüche bitte von Poppy behandeln lassen“, murmelte Albus und Snape nickte.
„In Ordnung, allein kannst du es nicht geschafft haben.“ Nachdenklich sah er Severus an.
Er würde weitere Narben davon tragen, da waren alte, wie hatte er diese erhalten? Snape mußte geahnt haben was er dachte, denn er antwortete: „Muggel-Ärzte, Imperius-Fluch.“
Es war an Dumbledore zu nicken, im Laufe der Zeit bewunderte er Snape in vielen Dingen. Er hatte gelernt und Lösungen gefunden für Probleme, die sich automatisch ergaben wenn man niemanden hatte der sich um einen kümmert. Doch jetzt hatte er Dumbledore, mußte den verbotenen Fluch nicht mehr anwenden.
„Muggel-Ärzte können jedoch mit vielen Dingen nicht umgehen“, murmelte Snape.
„Nachwirkungen zum Beispiel und Kombinationsflüchen?“ fragte Dumbledore.
„Zum Beispiel“, antwortete Snape leise.
„Hm Imperius, mir kommt da eine Idee. Ich muß mit Poppy reden.“ Damit ließ er den jungen Mann allein und ging auf direktem Weg zu Pomfreys Büro.

„ICH SOLL WAS?“
„Ach Poppy kommen Sie! So schwer ist das auch nicht“, versuchte Dumbledore die aufgebrachte Madame Pomfrey zu beruhigen.
Die Heilerin war von ihrem Stuhl aufgesprungen und hatte sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch abgestützt. Sie war vor Zorn rot angelaufen und wirkte wie eine Raubkatze, die sich jederzeit auf Dumbledore stürzten wollte.
„Ach nein überhaupt nicht! Ich soll nur behaupten, von Snape mit dem Imperius-Fluch belegt worden zu sein“, steigerte sie sich in ihren Zorn.
„Poppy wir brauchen eine glaubwürdige Geschichte!“ flehte Dumbledore.
„GLAUBWÜRDIG! ICH UND IMPERIUS!“ schrie sie und hatte endgültig ihre Gelassenheit abgelegt.
Sie beugte sich zu Dumbledore herüber und zischelte: „Vergessen Sie es!“
„Gut.“ Dumbledore klatschte in die Hände und stand auf. „Gut ich vergesse es und Snape!“
Er wies mit dem Finger zur Decke, als ob gleich darüber sein Büro lag. „Ich schicke ihn zurück und DANN können wir wirklich eine Beerdigung arrangieren, oder soll ich gleich die Auroren holen? Dann verschwindet er nach zwei-drei Tagen. Die Zauberergemeinschaft hat ein Problem weniger und ich habe meine beste Informationsquelle nicht mehr.“
Madame Pomfrey´s Gesichtsfarbe wechselte von rot zu weiß.
„Ja gute Idee wirklich, soll ich seine Todesser-Kollegen holen? Kein Problem, für die ist er ersetzbar. Nichts wert!“ Dumbledore machte nun eine wegwerfende Geste.
„NEIN, ganz anders, ich rufe Alastor. Wie wird er reagieren? Wenn er den Mann sieht, der vor seinen Augen gestorben ist? Vielleicht schafft Snape es dann wirklich bis nach Askaban und verschwindet nicht in den Kerkern des Ministeriums.“
Pomfrey starrte ihn entgeistert an.
Dumbledore sah sie an, wartete und schwieg.
„Das meinen Sie nicht ernst!“ flüsterte sie schließlich.
„Poppy, ich spreche die Wahrheit. Sie haben es doch gehört, die Gefangenen verschwinden und keinen kümmert es“, raunte Dumbledore nun gefaßter.
„Nein, das meinte ich nicht. Leben nichts wert? Denkt er wirklich so?“ hauchte sie schockiert.
Dumbledore nickte.
Poppy schloß den Mund und sah sich etwas verwirrt um. „Er und nichts wert?“
„Ersetzbar!“ setzte Dumbledore nochmals nach. „Für Voldemort!“
Die Heilerin zuckte beim Klang des Namens zusammen. Der alte Mann umrundete den Schreibtisch, bis er schließlich dicht vor der Heilerin stand.
„Ersetzbar für Voldemort. Nichts wert für Voldemort. Nur von Wert, wenn er tötet, Gifte braut und foltert.“ Dumbledore legte schließlich beide Hände auf Pomfreys Schultern. „Aber für MICH ist er NICHT ersetzbar. Für MICH ist er mehr wert als sein Wissen um Gifte oder um Namen.“
Lange Zeit sahen sich die beiden an.
„Wie genau haben Sie sich das vorgestellt?“ frage sie schließlich und Dumbledore lächelte.

Snape saß auf dem Boden, Madame Pomfrey saß neben ihm in einem Stuhl und Dumbledore hinter seinem Schreibtisch.
„Gut also noch mal. Severus“, sagte Dumbledore und wies auf den Todesser.
Severus nickte.
Madame Pomfrey sah etwas pikiert auf Snape. Dumbledore ahnte, dass sie es nicht für gut hieß, dass er auf dem Boden saß. Irgendwie konnte Albus Snape dieses Verhalten noch nicht abgewöhnen. Mehrfach hatte er versucht ihm einen Stuhl anzubieten, mit dem Ergebnis, dass Snape stand oder ihn anstarrte als ob er jeden Moment einen Fluch auf ihn loslassen würde.
„Ok Severus, du hast Pomfrey in Hogsmeade überrascht, sie mit dem Imperius-Fluch belegt und sie so gezwungen dir zu helfen. Poppy!“ erklärte Albus und wies beim Namen von Madame Pomfrey auf die Frau.
Die Heilerin sah von Snape zu Dumbledore. „Ich war auf dem Weg zur Apotheke in Hogsmeade, als ich ein leises Stöhnen aus einer der Seitengassen gehört habe. Ab da sind meine Erinnerungen nur noch verschwommen und... kann ich wenigstens etwas hysterisch werden?“ fragte Pomfrey.
Dumbledore lachte leise. Die Heilerin hatte sich zwar bereit erklärt das Opfer zu spielen und alles zu sagen was Dumbledore wollte, doch selbst jetzt versuchte sie die Kontrolle nicht ganz aus den Händen zu geben.
„Naja ein wenig“, gab der alte Mann nach.
„Gut, sonst würde es nicht glaubwürdig erscheinen. Dann wäre das geklärt. Ich bin dann also wann wieder wach geworden?“ hakte sie nach.
„Sobald Severus wieder gerufen wird.“ Und wie auf das Stichwort reckte Snape seinen Unterarm Albus entgegen. Das Dunkle Mal glühte rot und der Todesser atmete schneller.
„Es geht los“, murmelte Poppy und verschwand sofort aus dem Büro.
Dumbledore half Snape sich anzuziehen. Zu aller Glück war es schon später Nachmittag und alle Lehrer und Schüler waren beim Abendessen. Albus begleitete seinen Schützling bis zum Eingangstor und sah ihm nach, wie er im Wald verschwand. Severus war an Hagrids Hütte vorbeigelaufen und der Halbriese öffnete verwundert die Tür und sah zu Dumbledore hoch. Albus lehnte sich an den Torrahmen und schloß die Augen. Wenigstens lag der Schnee nicht mehr ganz so hoch. Die nächsten Stunden würden beweisen, ob es Snape schaffen würde sich bei den Todessern wieder einzugliedern.
Ein spitzer Schrei ertönte aus dem Schloß. Die Show begann. Der Direktor hörte wie die Tore zur Großen Halle aufgestoßen wurde und eine völlig aufgelöste Pomfrey in den Saal stolperte. Dumbledore schloß die großen Eingangstore, sein Auftritt. Er rannte zum Großen Saal und sah eine völlig aufgelöste Pomfrey, die sich an der Schulter von Madame Sprout, der Lehrerin für Kräuterkunde, ausweinte und immer wieder schluchzte sie herzzerreissend.
„Was ist geschehen?“ fragte Albus und versuchte irritiert auf die aufgelöste Madame Pomfrey zu starren.
„Ich weiß es nicht“, murmelte Sprout und klopfte der Heilerin auf die Schulter.
„Poppy kommen Sie, setzen Sie sich.“ Mit einer Handbewegung verscheuchte er einige Schüler von ihren Plätzen und löste die Heilerin von Sprout.
„Setzen Sie sich und erzählen Sie was passiert ist?“ Er dirigierte die Frau auf den Platz der Schüler und strich ihr sanft über die Hand.
„Imperius-Fluch! Jemand hat mich mit dem Imperius-Fluch belegt“, schluchzte sie.
Schlagartig waren alle Schüler still und die Lehrer starrten erschrocken die Heilerin an. Jetzt sah die Frau die Halle an und entdeckte Reste der Weihnachtsdekoration.
„Ist Weihnachten den schon vorbei?“ fragte sie mit einem Zittern in der Stimme.
McGonagall schlug eine Hand vor dem Mund und presste hervor: „Poppy, an was erinnern Sie sich zuletzt?“
„Dass die Muggel-Meteorologen einen schlimmen Schneesturm vorhergesagt haben. Minerva! Den wievielten haben wir?“
„Wochen. Ihr fehlen MEHRERE WOCHEN!“ fiepte Flitwick, der kleine Professor für Zauberkunst.
„WOCHEN?“ kreischte Poppy auf und fiel gekonnt in Ohnmacht.
Dumbledore konnte sie gerade noch fassen und hob sie an.
„Ich bring sie in den Krankenflügel. Minerva würden Sie bitte Alastor rufen?“ sagte der Direktor und gab seiner Stimme einen leicht grimmigen Unterton.
„Natürlich sofort.“ Die Angesprochene eilte sofort aus dem Raum.
„Der Rest begibt sich bitte SOFORT in ihre Schlafsäle. Die Lehrer geben darauf acht, dass auch alle Schüler anwesend sind!“ befahl Dumbledore und trug die ohnmächtige Madame Pomfrey aus dem Raum.
So schnell er konnte eilte er durch die Gänge der Schule in den Krankenflügel. Dort angekommen sprang die plötzlich putzmuntere Pomfrey aus seinen Armen.
„Und zufrieden?“ fragte sie spitz, in ihren Augen glomm der Schalk.
Dumbledore prustete los. „Das war HERRLICH! Wirklich! An Ihnen ist eine Schauspielerin verloren gegangen! Jetzt kommen Sie, Alastor wird nicht lange auf sich warten lassen.“
Pomfrey setzte sich in einen gemütlichen Sessel, der im Krankenflügel stand, und Dumbledore legte ihr mehrere Decken um. Da hörten sie schon Schritte vor der Tür.
„Weiter im Text“, murmelte Poppy und lächelte den Direktor an. „Ich gebe zu, es macht etwas Spaß.“
Die Tür wurde aufgestoßen und Pomfrey begann wieder zu jammern. Dumbledore tätschelte ihr in gespielter stiller Verzweiflung die Hand.
„Wird schon wieder werden“, murmelte er ihr aufmunternd zu.
„Wochen!! Wochen!“ schluchzte die Frau immer wieder.
Alastor sah erschrocken von Popy zu Albus, dem alten Mann tat es leid seinen Freund so belügen zu müssen. Aber selbst ein Alastor Moody konnte Snape nicht so schützen wie es im moment Dumbledore tat.
„ Albus ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“ Keuchte der Auror und rannte zu Dumbledore, die Hälfte seiner Auroren Gruppe hinter ihm her. Der Direktor konnte Frank Longbotten erkennen.
„ Danke Alastor. Du sieht es selber.“ Sagte Dumbledore und weis mit der freihen Hand auf Pomfrey. Auf das Stichwort hin schluchzte sie noch mehr und jammerte noch lauter.
„ Überlassen wir das Elisa sie ist besser im Befragen.“ Der Auror winkte eine Frau aus seiner Gruppe hervor. Sie war groß mit kurzen Schwarzen Haaren und wachen Blick. Die Frau lächelte gewinnend und nahm sanft die Hand von Pomfrey aus der von Dumbledore.
„ So Madame ?“ sie sah zu Dumbledore.
„ Pomfrey.“
„ Madame Pomfrey an was erinnern sie sich zu letzt?“ fragte Elisa leise.
„ Ich wollte noch Medikamente aus der Apotheke in Hogsmade holen Vor dem großen Schneesturm. Die Kinder erkählten sich doch immer so leicht.“ Sie schlucke und die Tränen rannen ihr nur so über das Gesicht, „Die Armen Kinder. Die KINDER ALBUS!“
„ Es geht ihnen gut.“ Beruhigte der Direktor.
Und Pomfrey fuhr mit ihrer Fiktiven Geschichte fort. Hier und da holten die Auroren scharf Luft und Alastor begann nervös auf einem nahen Bettpfosten mit den Fingern zu trommeln.

Im Hause der Malfoys wurde ein Todesser in eine kleine kalte Kerkerzelle geworfen und an die Wand gekettet.
„ Las dir etwas besseres einfallen Giftmischer!“ fauchte Lucius und warf die Tür ins Schloß. Der Apparierschutz lastete schwer auf den Schultern des Gefangenen.


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