Von Mördern und Verrätern

 

 

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Kapitel 10: Snapes Verhaftung

Das Frühstück am nächsten Morgen entwickelte sich für Harry zu einem wahren Spiessrutenlauf. Er war absichtlich früh am Morgen aufgestanden und ins Badzimmer gegangen, wo er sich in einem Toilettenabteil eingeschlossen hatte, um zu warten, bis alle seine Klassenkameraden verschwunden waren. Er hatte keine Lust in den Grossen Saal zu gehen und wieder die selben mitleidigen und neugierigen Blicke zu ertragen wie am Abend zuvor. So sass er mit angezogenen Beinen auf dem Klodeckel und lauschte, wie ein Schüler nach dem anderen den Raum betrat und sich für den Tag bereit machte. Er war sich nicht sicher ob er es sich nur einbildete, aber die Geräusche, die die anderen Jungs diesen Morgen veranstalteten, schienen irgendwie gedämpft. Niemand lachte oder alberte herum wie üblich. Als wenn sie gewusst hätten, dass er hinter der geschlossenen Tür wartete und Rücksicht auf seine Gefühle nehmen wollten. Aber das war kaum möglich. Selbst wenn Ron erraten hätte, warum er diesen Morgen fehlte und wo er sich versteckt hielt, würde sein Freund wohl kaum einen Kreuzzug durch die anderen Räume starten, um auch die anderen Schüler davon zu unterrichten. Dennoch wurde die geschwungene Messingklinke zu seinem Abteil kein einziges Mal berührt.

Während der ganzen Zeit, als Harry hörte wie sich die anderen leise unterhielten, war er ziemlich angespannt. Er versuchte nicht hinzuhören, was sie sagten. Er wollte bloss alleine sein, und erst als die Badezimmertür hinter dem letzten Schüler zugefallen war und sich eine eigentümliche Stille über den fliesenverkleideten Raum senkte, atmete Harry erleichtert durch und gab seine verkrampfte Haltung auf. Er liess seine Füsse auf den Boden fallen, erhob sich von dem Klo und öffnete die Abteiltür.

„Da bist du ja endlich.“

Überrascht fuhr Harry herum. Gegen die Tür des Nachbarklos gelehnt stand Ron, Hände in seinen Hosentaschen vergraben und die rechte Schulter gegen die Tür hinter sich gelehnt.

„Oh!“, rief Harry aus, zu perplex um etwas intelligenteres hervorzubringen. Er schluckte und versuchte die Überraschung zu unterdrücken. „Wa...was machst du hier?“

Ron zuckte lässig mit der rechten Schulter. „Ich warte hier schon, seit du dich vor einer Stunde hierhin verkrochen hast.“

„Ich will allein sein“, knurrte Harry.

„Das ist mir bewusst, aber ich wäre ein schlechter Freund, wenn ich dich alleine lassen würde.“ Ron stiess sich von der Klotür ab und legte eine Hand freundschaftlich auf Harrys Schulter. „Nun komm schon mein Freund. Du kannst dich nicht für immer verkriechen. Spätestens für den Unterricht musst du wieder unter andere Leute. Oder hattest du vor, die Stunden auch sausen zu lassen?“

Diesmal war es Harry, der mit den Schultern zuckte. Wenn er ehrlich war, dann hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht. Er hatte nur allein sein wollen. Doch nun musste er zugeben, dass es mehr als gut tat zu wissen, dass er nicht allein war. Ron würde ihm helfen und ihm den Rücken stärken, egal was auch passierte. „Ich weiss auch nicht“, gab Harry schliesslich zu. „Ich wollte bloss alleine sein.“

„Lass uns nach unten gehen Harry“, munterte ihn Ron auf. „Du hast Freunde. Ausserdem war Sirius auch Hermines und mein Freund, lass uns helfen.“

„Ich habe keinen Hunger und keine Lust mich von allen anstarren zu lassen“, sagte Harry verbittert.

„Harry, du bist ein Sturkopf. Komm nach unten, es wird dir gut tun unter Leuten zu sein. Ich werde dafür sorgen, dass dich keiner dumm anmacht. Ausserdem habe ich Hunger und ohne dich gehe ich nicht.“ Rons Stimme verriet, dass er langsam die Geduld verlor.

„Okay, ich komme mit. Aber ich werde nichts essen“, gab sich Harry geschlagen.

***



Trotz Ron, der dicht hinter ihm ging, betrat Harry den Essenssaal mit einem mulmigen Gefühl. Dadurch, dass er so lange im Badezimmer gewartet hatte waren all die anderen Schüler bereits an ihren Tischen versammelt. Doch als er nun den Raum betrat, verstummte ein Grossteil der Gespräche und Harry fand sich wieder unfreiwillig im Zentrum des allgemeinen Interesses. Doch die Blicke, die er bekam, beschränkten sich nicht nur auf den Gryffindortisch. Die Hufflepuffs sahen ihm bestürzt, die Ravenclaws neugierig und die Slytherins mit unverhüllter Abscheu entgegen. Allerdings, und zu seinem Erstaunen war auch so etwas wie Sorge und Unwohlsein in den Blicken der letzteren. Die alte Weisheit stimmte also doch, dachte Harry bitter. Nichts war schneller als das Licht in diesem Universum -- ausser Gerüchte. Es war unübersehbar, dass Hermines und Rons Erklärungen um Sirius und seine Ansprache später im Gryffindorturm schon die Runde durch alle Häuser gemacht hatte.

Harry machte sich auf den Weg zu seinem Platz am Gryffindortisch. Er bemerkte wie verschiedene Leute versuchten ihn anzusprechen. Doch Ron erstickte diese Versuche bereits im Keim, wofür Harry ihm mehr als dankbar war.

Harry setzte sich an seinen Platz gegenüber Hermine, dicht gefolgt von Ron, der sich neben ihm auf seinen Stuhl fallen liess.

„Harry ich finde es gut, dass du trotz dieser Geschichte herunter gekommen bist.“ Hermine hatte von der ganzen Diskussion zwischen Ron und Harry nichts mitbekommen, da sie sich zu diesem Zeitpunkt im Mädchenschlafsaal aufhielt, worüber Harry froh war, denn, obwohl sie eine liebe Freundin war und immer sein Bestes wollen würde, er hätte Hermines schnippische Art nur schwer ertragen.

Das Frühstück ging auch etwas unruhiger vonstatten als üblich. Eine unangenehme, angespannte Aura hing über der Grossen Halle, von der anscheinend noch nicht einmal die Lehrer verschont blieben. Lupin hatte ein finsteres Gesicht aufgesetzt und sah selten von seinem Teller auf. McGonagall, Sprout und die anderen Lehrer versuchten zwar normal zu erscheinen, aber auch sie schienen seltsam nervös. Der schlimmste war allerdings Dumbledore. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Er stocherte wohl in seinem Essen herum, aber nicht ein einziges Mal sah Harry, dass der Schulleiter seine Gabel zum Mund führte und tatsächlich etwas aß. Auch ihm war nicht zum Essen zumute. Er war schon stolz auf sich selber, dass er es schaffte, einigermassen gerade zu sitzen und nicht auf die, meistens Sirius- und Snape-orientierte Kommentare zu reagieren, die zu ihm hinüberdrangen.

Doch dann schnitt ein lautes Knarren der grossen Holztür am Eingang die Gespräche auf einen Schlag ab. Die beiden schweren Holzflügel waren zur Seite geschwungen und drei Personen betraten den Raum mit festem Schritt. Harry, Ron und Hermine erkannten den jungen Mann, der in der Mitte der beiden anderen ging, sofort.

„Percy?“ riefen alle drei wie aus einem Munde.

Harry störte es nicht im geringsten, dass seine Stimme am lautesten war und dass die ganze Schule ihm zuhörte. Er sah zu wie Percy und die beiden anderen, ihm unbekannten Männer, entschlossen zu dem Lehrertisch schritten und vor Dumbledore stehen blieben.

Die beiden unbekannten Männer, ein dicker, kleiner Mann mit einer Halbglatze und ein anderer, elegant aussehender, mit einem übergrossen Schnauzer, der Harry unangenehm an Onkel Vernon erinnerte, blieben einige Meter vor dem Lehrertisch stehen und bloss Percy trat bis direkt vor den grossen Tisch und sah zu Dumbledore auf.

„Mr. Weasley“, begrüsste ihn Dumbledore mit mühsam gefasster Stimme.

“Professor Dumbledore. Ich wünschte ich würde Sie unter glücklicheren Umständen wiedersehen. Sie haben dem Ministerium gestern eine Eule geschickt und die Auroren Mr. Mayweather und Mr. Bruce sind mit mir hergeschickt worden um Professor Snape zu verhaften.“

Von der Seite der Slytherins erklangen vereinzelte laute Proteste, doch weder Percy noch die beiden Auroren zuckten auch nur mit der Wimper.

„Er ist in seinen Räumen eingeschlossen“, sagte Dumbledore mit gebrochener Stimme. „Kommen Sie bitte mit mir mit.“ Er stand langsam auf und ging um den langen Lehrertisch herum zu Percy.

Die anderen Lehrer sahen sehr betroffen dem Direktor hinterher, aber niemand folgte dem alten Zauberer. Wahrscheinlich hatte Dumbledore es so gewollt, und dies störte Harry mehr als ihm lieb war. Als die kleine Gruppe auf ihrer Höhe den Mittelgang entlangging, sprang er auf. Hermine und Ron folgten seinem Beispiel und beäugten ihn besorgt und auch Dumbledore stoppte und sah zu ihm hinüber. „Harry?“

„Ich will mitkommen.“ Harry wusste, dass der Direktor ihn sicherlich auch nicht dabei haben wollte, wenn selbst die anderen Lehrer nicht bei Snapes Verhaftung dabei sein sollten. Doch zu seiner Überraschung, nickte der Direktor nach einem Moment des Nachdenkens nur leicht und lächelte ihn verstehend an. „In Ordnung, Harry. Ihr drei könnt mitkommen, aber haltet euch im Hintergrund.“

Wieder ertönten einige entrüstete Aufrufe, vor allem von den Slytherins, doch auch diesmal wurden sie nicht beachtet. Harry fühlte einen Anflug von Betretenheit, aber auch nur einen Anflug. Er hatte das Recht, zu sehen, wie Snape für den Mord zur Rechenschaft gezogen wurde.

Noch als sie den Erwachsenen zielstrebig zu dem Ausgang folgten, lehnte sich Ron zu ihnen hinüber. „Das wird doppelt peinlich für den fettigen Bastard. Sein am meisten gehasster Schüler ist bei seinem Absturz dabei.“ Ron wirkte sehr selbstgefällig und auch Harry fühlte warme Genugtuung bei dem Gedanken.

„Danke, dass Sie die Dementoren nicht mitgebracht haben, Mr. Weasley“, wandte sich Dumbledore an Percy, als sie die Grosse Halle verlassen hatten und durch die weiten geschwungenen Gängen Richtung Kerker gingen.

„Sie haben in Ihrem Brief ausdrücklich gesagt, dass Sie die Dementoren nicht auf dem Schulgelände dulden. Ich kann mich ausserdem noch gut erinnern, welches Fiasko es das letzte Mal gegeben hat, als die Dementoren hier platziert wurden um Black zu fangen.“

„Irgendwie ironisch“, meldete sich der kleine, dicke Mann, Mr. Mayfeather zum ersten Mal zu Wort, „dass wir nun hier sind, um den Mann zu verhaften, der den Mörder beseitigt hat.“

Harry wollte bei dieser Bemerkung schon nach vorne stürmen und den Mann angreifen, aber Ron und Hermine, die dies hatten kommen sehen, hielten ihn an den Armen zurück. „Dumbledore lässt uns nicht mitkommen, wenn wir uns nicht zurückhalten“, brachte Ron zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Das ernüchterte Harry ein wenig und er entspannte seinen Körper leicht, dennoch hielt er aber einen wütenden Blick auf dem Mann, der durch den kurzen Fussmarsch schon langsam ausser Atem kam und sich mit einem weissen Taschentuch immer wieder den Schweiss von der Stirn tupfte. Wie konnte ein so unsensibler Mann, der so untrainiert aussah, überhaupt Auror werden, schoss es beiläufig durch Harrys Gedanken.

Bald darauf betrat die Prozession die Kerker und Dumbledore blieb kurz vor Snapes Tür stehen und schloss die Augen, als ob er innere Kraft sammeln würde, das hier durchzuziehen.

Dann atmete er tief durch und sprach einen Gegenfluch für die Versiegelung und öffnete die Tür dann. Er betrat den Raum ohne weiteres Zögern. Die drei Männer vom Ministerium zückten erst vorsorglich ihre Zauberstäbe und folgten ihm dann mit strengen Gesichtern. Harry wechselte einen Blick mit seinen Freunden, bevor auch sie in das Zimmer traten.

Snape sass, wie das letzte Mal, in dem gepolsterten Sessel, bequem zurückgelehnt und ein offenes Buch in den Händen. Und wie letztes Mal sah er relativ unbeteiligt auf die Menschen, die in sein Zimmer traten. Erst als er auf Percy sah, hoben sich seine Augenbrauen geringschätzend. „Weasley? So, dann hat der alte Mann wirklich das Ministerium eingeschaltet? Aber scheinbar bin ich nicht wichtig genug, dass man mehr als einige rangniedrige Angestellte schickt, um die Sache zu klären.“

Percy wirkte unangenehm berührt unter Snapes dunklen Blick. Auch er hatte sieben Jahre lang gelernt die Blicke und Stimme des Zaubertränkemeisters zu fürchten. Snape hatte es zu einer Kunst entwickelt, dass die Schüler um ihn herum immer das Gefühl hatten, etwas sehr schlimmes getan zu haben. Scheinbar verlor sich dieses tief eingenistete Gefühl auch nicht, wenn man die Schule abschloss.

„Severus...“, begann Dumbledore gequält, aber Percy schien sich wieder zu fangen und unterbrach den Direktor mit wütender Stimme und funkelnden Augen.

„Severus Snape. Sie haben sich schuldig gemacht, einen der Unverzeihlichen Flüche gegen einen Mitmenschen angewandt und somit den Tod eines anderen Zauberers herbeigeführt zu haben. Sie stehen daher ab sofort unter Arrest und werden bis zu Ihrer Verhandlung in Askaban in Haft genommen.“

Diese Worte aber durchbrachen endlich die kalte Maske des Lehrers und er sprang wütend aus seinem Sessel auf; das Buch fiel in einem Haufen von geknickten Blättern zu Boden. „Wie können Sie es wagen, mich zu verhaften. Ich habe der Zaubererwelt einen Gefallen getan. Black war ein gesuchter Verbrecher. Ihr könnt mich dafür nicht nach Askaban schicken.“

Percy zeigte sich nicht von Snapes Ausbruch beeindruckt. Er hatte seine Angst scheinbar überwunden und nun war ein Ausdruck von Genugtuung in seinen Augen. Er langte in seine Robe und holte ein Pergament hervor, das er gewichtig aufrollte und ablas. „Auf Beschluss des Ministeriumsausschusses vom 13.11.1981 wurden Sie von dem Vorwurf freigesprochen, ein aktiver Todesser gewesen zu sein. Es ist allerdings zweifellos bewiesen worden, dass Sie mit dem dunklen Lord involviert gewesen waren, deshalb wurde Ihnen auferlegt unter keinen Umständen einen der Unverzeihlichen Flüche anzuwenden. Sie hätten Black auch ohne weiteres auf eine andere Art festsetzen können.“

Die Wut fiel auf einen Schlag wieder von Snape ab und er lächelte kalt. Harry schluckte schwer. Jetzt erinnerte er ihn wieder an den Mann, der gestern angesichts eines Mordes nur irre gelacht hatte. Harry fror plötzlich. Er hatte schon immer Abneigung und manchmal sogar Furcht gegenüber Snape gefühlt, doch nun machte er ihm höllisch Angst.

Snape lächelte noch immer schief und kreuzte seine Arme vor seiner Brust. „Ich kenne diese Vorlagen, aber ich hätte nie gedacht, dass die ‚gute’ Seite so schnell vergisst, wer ihr einen Gefallen tut.“ Snape hatte das Wort ‚gute’ verächtlich ausgespuckt und einen bedeutungsvollen, geringschätzigen Seitenblick auf Dumbledore geworfen, dessen Blick sich noch mehr verdüsterte ob der Anspielung.

„Dass die Umstände ungewöhnlich sind, ist uns auch bewusst. Leider wird die ganze Geschichte sich nicht vor der Öffentlichkeit verbergen lassen. Deshalb, und weil Dumbledore dazu gedrängt hat, werden Sie den Kuss der Dementoren nicht sofort erhalten, sondern werden eine faire Verhandlung kriegen.“

„Oh wie gütig von Ihnen Albus“, lachte Snape sarkastisch.

„Severus, bitte. Ich weiss, dass ich dir etwas schulde, deshalb werde ich dafür sorgen, dass du fair behandelt wirst. Aber mehr kann ich nicht tun. Du hast etwas zu schreckliches getan und musst dafür gerade stehen. Es tut mir wirklich leid, mein Junge.“

Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts, fand Harry. Dumbledore wirkte am Boden zerstört.

„Treten Sie bitte vor!“ befahl Percy mit fester Stimme. Seine Wut schien wieder vollkommen unter Kontrolle, aber der genugtuende Blick in seinen Augen blieb. Snape starrte ihn erst nur hasserfüllt an, trat aber dann einen Schritt nach vorne.

Mr. Mayfeather und Mr. Bruce flankierten ihn sofort und richteten drohend ihre Zauberstäbe auf ihn. Percy trat hinter ihn und fasste Snapes Handgelenke, um sie auf seinem Rücken zu fesseln, stutzte aber, als er ein weisses Taschentuch sah, das wie ein Verband um den rechten Handballen des Zaubertränkemeisters geknüpft war. Er hob die Hand und drehte sie leicht, sodass Harry einige rote Flecken auf dem Stoff auf der Handinnenseite bemerkte. „Sind Sie verletzt? Brauchen Sie medizinische Behandlung bevor wir aufbrechen?“ Percy schien nicht wirklich besorgt um Snapes Wohlbefinden, aber es war ersichtlich, dass er seine Pflicht ernst nahm und den Gefangenen heil abliefern würde.

Snape schnaubte nur. „Ich brauche sicherlich keine medizinische Hilfe wegen einem Geplänkel mit einem Schüler.“ Dabei sah er hochnäsig zu Harry. Dieser erwiderte den Blick kalt. Snape war schon unglaublich, fand er. Selbst in dieser Situation behielt er seine Überheblichkeit noch. Dennoch wunderte er sich. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er Snapes Hand auch verletzt hatte, so wütend war er gewesen, als er ihn angegriffen hatte.

Doch Percy wandte sich nun wieder seiner Aufgabe zu. Er fasste Snapes Handgelenke und überkreuzte sie auf dessen Rücken, bevor er den Zauberstab auf die Gelenke richtete und mit einem Spruch zusammenfesselte. Während der ganzen Handlung zuckte Snape aber nicht mit der Wimper und fixierte bloss Harry weiterhin hasserfüllt. Harry erwiderte den Blick eisern.

Erst als Percy seinem ehemaligen Lehrer einen leichten Stoss in Richtung Tür gab und dieser kurz stolperte, bevor er mit erhobenem Kopf Richtung Tür ging, als wäre er weder gefesselt noch unter Bedrängnis von drei Ministeriumsabgesannten, löste Snape den Blickkontakt.

Auf dem Weg durch die Gänge begegneten sie niemandem, aber das änderte sich, als sie in die Eingangshalle einbogen. Es sah so aus, als hätte sich die ganze Schule dort versammelt um zu sehen, wie der Lehrer abgeführt wurde. Sie bildeten eine breite Gasse vom Korridor zu dem Eingangsportal, aber Harry sah die Schüler die Wände und Treppen in mehreren Reihen säumen. Sogar Lupin und die anderen Lehrer standen neben dem Eingang, wobei Hagrid sie alle weit überragte. Auf ihren Gesichtern war Bestürzung zu lesen, genau wie auf den Gesichtern der Slytherins. Zusammen mit kaum zurückgehaltener Wut. Snape selber allerdings wirkte mit jedem Schritt wütender. Doch wanderte sein Blick weder nach links noch nach rechts. Erst als das Portal geöffnet wurde und grelles Tageslicht in die alte Halle strömte, drehte sich Snape plötzlich auf der Sohle um und starrte Dumbledore mit blitzenden Augen an. „Ich hoffe, Sie sind jetzt zufrieden, Direktor. Sie sind mich vielleicht los geworden, aber ich schwöre, dass Sie dafür büssen werden. Ich habe mein Leben für Sie riskiert und Sie haben mich verraten. Aber Sie werden irgendwann an meine Warnung denken, glauben Sie mir. Ich kann Sie wahrscheinlich nicht mehr selber bestrafen, aber Sie werden untergehen. Und an dem Tag, an dem der dunkle Lord über Sie siegt, werde ich lachen. Egal wo ich mich dann befinde, ob in meiner Zelle oder in der Hölle.“

„Der ist ja wirklich durchgeknallt“, bemerkte Ron entgeistert. „Total ausser Kontrolle.“

„Er muss aus irgend einem Grund den Verstand verloren haben. Sonst würde er sich nicht selber so belasten“, bestätigte Hermine. „Ich frage mich nur was passiert ist, das ihn hat durchdrehen lassen.“

„Interessiert mich nicht“, knurrte Harry. „Er hat Sirius umgebracht und egal warum er es getan hat, Sirius wird nichts mehr zurückbringen können.“

Dumbledore, obwohl er direkt bei ihnen stand, reagierte nicht auf sie, sondern starrte weiterhin nur mit wässrigen Augen Snape an. „Severus...“, schaffte er es gerade noch schmerzvoll hervorzubringen, aber der Zaubertränkemeister hatte sich schon wieder umgedreht und lief mit hoch erhobenem Kopf seinen drei Bewachern voran aus der Tür

 

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