Von Mördern und Verrätern

 

 

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Kapitel 32: Vorhof zur Hölle


"Du hast es so gewollt, Severus", murmelte Malfoy noch einmal, bevor er sich von ihm wegdrehte und durch die Tür verschwand."

Severus schloss erneut die Augen, versuchend sich etwas zu sammeln, während er seine Gedanken schweifen liess. Malfoy war kein Anfänger und wusste genau, wie lange er den Crutiatus auf jemanden halten konnte, ohne irreparablen Schaden anzurichten. Severus hatte darauf gehofft, den Mann manipulieren zu können, doch nun, da seine Absicht bekannt war, würde er dies nicht mehr so schnell schaffen.

Er würde alle Kraft brauchen, die er noch sammeln konnte, um die Schmerzen durchzustehen und nicht doch noch zu zerbrechen. Aber er war auch kein Anfänger. Er kannte den Fluch und hatte schon oft genug darunter gestanden und er hatte einen stärkeren Willen, als ihm Malfoy und selbst Voldemort zutrauten. Er würde es durchhalten ohne zu flehen. Es war sein Spiel und würde sein bisher einziger wirklich wichtiger Sieg sein.

Die Schmerzen in seinem Körper verblichen langsam aber stetig, wenn auch die Trockenheit in seinem Mund, die Schmerzen und seiner Kehle und das langsam aufkommende Durstgefühl ihn quälten.

Er wurde in die Wirklichkeit zurückgerissen, als ihn etwas Hartes unvorbereitet und mit voller Wucht in den Bauch traf und ihm die Luft aus den Lungen trieb. Es war, als würde er mit tausend Nadeln traktiert, in einem scharf gebündelten Schmerz und er rollte sich instinktiv ab, seinen verletzlichen Unterleib mit den Armen schützend. Während er sich auf die Seite drehte, wanderte der beißend schmerzende Strahl zu seiner Schulter und er erwischte eine Mundvoll einer kalten Flüssigkeit. Das Ganze geschah zu unerwartet, dass er von atmen auf schlucken umstellen könnte und ein Teil der Flüssigkeit fand den falschen Weg seinen Hals herunter. Das Wasser, als was er die Flüssigkeit erkannte, brannte höllisch in seiner Luftröhre und dein Körper reagierte mit einem Hustreflex, der ihn durchschüttelte und ihn in sich zusammenkauern liess.

Kurz danach verschwand der heftige Wasserstrahl wieder, doch es dauerte noch eine gute Minute, bis Severus das ganze falsch geschluckte Wasser aus deiner Lunge gehustet hatte und keuchend nach Luft schnappte.

Er war total durchnässt und sein Haar hing wie ein durchweichter Vorhang um sein Gesicht.

"Jetzt kann man ihn zumindest wieder anfassen", hörte er Malfoys von Abscheu triefende Stimme. "Nehmt ihm das Shirt ab."

Starke Hände ergriffen seine Oberarme und rissen ihn unsanft auf die Beine und von der Wand weg in die Mitte der Zelle, noch bevor er richtig begriff, was geschah. Nicht gewillt, ein unnötiges Zeichen von Schwäche zu zeigen, brachte er seine Knie dazu sich durchzudrücken und sein Gewicht zu tragen.

Er sah auf und beobachtete, wie eine grosse, fleischige Hand vorne sein schwarzes Seidenhemd packte und es mit einem Ruck aufriss, sodass einige der Köpfe weggeschleudert wurden, als der Faden nachgab. Jemand anderes packte den Stoff hinten am Kragen und zog ihn so heftig über seine Schulter, dass Severus beinahe das Gleichgewicht verlor und leicht stolperte. Er sah zu seiner Linken und bekam gerade mit, wie Crabbe seinen Griff von ihm löste, und ihm den Ärmel schmerzhaft von den nach hinten verrenkten Armen riss, so dass auch an der Manschette der Knopffaden riss. Severus reagierte nicht auf das leichte Brennen, als die Haut an seiner Hand durch den darüber scheuernden Stoff gereizt wurde und das Protestieren der Gelenke, die unnatürlich herumgerissen wurden. Crabbe hielt ihn wieder fest, als ein genauso massiger wie dümmlich und desinteressiert dreinschauender Goyle die Handlung mit dem anderen Ärmel wiederholte, als würde diese simple Handlung all seine Konzentration und Intelligenz fordern. Und auch er erneuerte seinen schmerzhaft festen Griff um Snapes Arm gleich wieder.

Severus ignorierten die beiden und fixierte Malfoy, der bei der Tür stand und ihm fies entgegenlächelte. Severus bedachte den Mann mit einem seiner berühmt berüchtigten starrenden Blicke, die er am liebsten dazu gebrauchte einen Schüler einzuschüchtern, und er versuchte seinen Blick nicht auf die silberfarbenen Ketten zu heften, die Malfoy locker in seiner rechten Hand hielt. Was zur Hölle wollte der Mann überhaupt damit? Severus hatte noch nie erlebt, dass man einen Gefangenen fesselte, ehe man ihn unter den Crutiatus stellte. Das machte es doch sicherlich weniger genugtuend für einen kranken Geist wie Malfoys, wenn das Opfer sich nicht unter Schmerzen winden konnte.

Der blonde Zauberer hatte aber nach wie vor dieses erwartungsvolle und überhebliche Lächeln auf dem Gesicht und liess sich von Severus' Blick nicht beeindrucken. Langsam kam er näher, bis er einen knappen Meter vor Snape stehen blieb. Er hob wie beiläufig die Hand mit den Ketten, als würde er seinem früheren Freund etwas eher bedeutungsloses zeigen wollen.

"Streck bitte deine Arme aus, Severus."

Snape versteifte sich unmerklich und ballte die Fäuste, ohne auf Lucius freundlich ausgesprochenen Befehl zu achten. Er würde nicht nachgeben, sich nie unterwerfen.

Malfoy seufzte leise, doch er hatte den Ausdruck in den Augen, als hätte er nichts anderes erwartet.

"Crabbe, Goyle?"

Die Hände um seine Oberarme verstärkten ihren schraubstockartigen Halt noch, als die zwei imposanten Todesser einen Schritt neben ihn traten und seine Unterarme ebenfalls fassten, diese gewaltsam hochreissend.

Der Zaubertränkemeister versuche erst gar nicht sich dagegen zu wehren, wissend, dass er keine Chance hatte, gegen die Kraft der Beiden. Er begnügte sich damit, sie nicht zu beachten und weiterhin Lucius und die Augen zu starren. Dieser lächelte wieder und änderte seinen Griff um die Ketten. Severus senkte den Blick nicht von Malfoys Gesicht und sah auch nicht, was der Mann machte, doch er hörte das unheilverkündende Klicken der verschiedenen Kettenglieder, als sie gegeneinander schlugen und dann spürte er, wie sich kalte, breite Metallreifen um seine Handgelenke legten und mit einem lauten ‚Klack' zuschnappten. Ein schweres Gewicht hing an den Handfesseln und als Crabbe und Goyle seine Unterarme wieder losliessen, musste er die Muskeln anspannen, damit seine Arme nicht sofort durch das Gewicht heruntergezogen wurden.

Lucius griff mit seiner freien Linken nach der schweren Kette nah an den Reifen und zog heftig daran. Das Gewicht verschwand aber Severus wurde an den Handgelenken ein Stück nach vorne gerissen, bis er nur noch Zentimeter von Malfoys Gesicht entfernt war.

"Ich breche dich schon noch, Severus", schwor Malfoy.

Dann stiess er den früheren Todesser so heftig von sich weg, dass dieser einen Schritt zurück machen musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Malfoy hielt noch immer das eine Ende der Kette in einer Hand und richtete nun seinen Zauberstab auf die Decke der Zelle direkt über Severus.

"Viniculum anulus!"

Ein bleichgelber Strahl löste sich aus der Spitze des Zauberstabes und die Oberfläche des Steins, wo der magische Strahl auftraf, verformte sich und verwandelte sich in einen goldfarbenen Ring, der aus der Decke ragte.

"Wingardium Leviosa", sagte Malfoy wieder, den Zauberstab auf sein Ende der Kette gerichtet. Snape beobachte mit ohnmächtiger Wut und Abscheu, wie sich die Metallglieder von Lucius' Hand erhoben und anmutig, wie eine sich aufrichtende Schlange, den Bewegungen des Zauberstabes folgte und zu dem Ring schwebte, wo sie sich durch dessen Öffnung fädelten, bevor sie sich wieder senkte und die Kette mit einem stetig klinkenden Geräusch hinter sich herzog um erneut in Malfoys Hand zu landen.

Snape mochte es nicht gefesselt zu sein. Als er damals vor den Augen der ganzen Schule abgeführt worden war, war das wohl einer der schlimmsten Augenblicke in seinem Leben gewesen. Nur die Tatsache, dass es ein absolutes Muss gewesen war und mit Dumbledores Gegenwart, der die Wahrheit gewusst, und ihn durch seine blosse Präsents gestärkt hatte, war es ihm möglich gewesen, nicht aus Scham im Boden zu versinken. Diesmal waren zwar keine Schüler anwesend aber auch die stärkende Kraft Dumbledores Präsents fehlte. Diesmal war er auf sich allein gestellt.

Lucius schien seinen Widerwillen zu spüren und ein befriedigtes Grinsen zog sich über sein Gesicht. Er zog mit Genugtuung an der Kette und Severus merkte den Zug an den Handschellen, als sich die Kette straffte. Doch diesmal stemmte er sich dagegen und behielt seine Arme eisern unten, während er den Blick des anderen Zauberers wieder stur erwiderte. Malfoys Augen verengten sich zu schmalen, wütenden Schlitzen und er zog heftiger an den Ketten. Die Eisenringe schnitten schmerzlich in die Haut, doch Severus spannte die Muskeln an und versteifte die Arme angewinkelt neben seinem Körper. Er war nie ein sehr athletischer Mensch gewesen oder körperlich sehr stark, aber seine Arme waren durch jahrelanges Kesselschleppen oder -heben, um eine Flüssigkeit abzufüllen, gewöhnt, starken Gewichten zu wiederstehen. In diesem Punkt war er dem vom Leben verwöhnten und niemals hart arbeitendem Malfoy überlegen. Und er wusste dies sehr genau. Noch während Malfoy einen weiteren Versuch machte, die Kette weiter anzuziehen, lächelte Severus ihn spöttisch an.

"Hast du ein Problem, Lucius?"

Das Gesicht des blonden Magiers verzerrte sich zu einer wütenden Fratze. "Crabbe!" bellte er. "Komm her!"

Der grosse Mann zu Severus' Linken bewegte sich zu Malfoy und blieb neben ihm stehen. Lucius nickte daraufhin Goyle zu Severus' Rechten zu und auf einmal rammte sich eine grosse Faust in Severus Bauch, gleich unterhalb der Rippen. Wie schon mit dem Wasser zuvor, wurde die Luft aus Severus' Lungen gepresst und er keuchte überrascht auf. Instinktiv beugte sich sein Körper um den plötzlichen Schmerz, doch genau in diesem Moment, wo er die Konzentration verlor, wurden seine Arme brutal nach oben gerissen und sein Körper wieder in eine aufrechte Position gezwungen.

Seine Sicht verschwamm, als sich gegen seinen Willen Tränen des Schmerzes in seinen Augen sammelten. Severus keuchte noch immer und versuchte den Schmerz in seinem Bauch zu unterdrücken indem er die Augen zusammenpresste und versuchte ruhig zu atmen. Die Handschellen schnitten wieder in das weiche Fleisch unterhalb seiner Handinnenseite, als die Ketten so stark angezogen wurden, dass er nur noch gerade knapp auf den flachen Fusssohlen stehen konnte, ohne eine Möglichkeit sich zu bewegen. Seine Schultergelenke begannen schmerzhaft zu protestieren in dieser unnatürlichen, verzerrten Position. Und er konnte kaum mehr, als oberflächlich atmen.

Er öffnete die Augen wieder, als er einen Körper nah vor sich spürte. Lucius hatte sich wieder genähert und aus den Augenwinkeln sah Severus, dass Crabbe die Kette jetzt in der Hand hielt. Das erklärte auch, warum er so leicht in einer solchen Position gehalten werden konnte.

"Nun wollen wir mal sehen, wie lange du diesen Stolz deinerseits aufrecht erhalten kannst, Severus."

Malfoy griff in seinen Umhang und holte eine zusammengerollte, drahtige Peitsche hervor, die er seinem ehemaligen Freund vor das Gesicht hielt. Severus gab sich alle Mühe, seine Überraschung und Nervosität zu verbergen. Was zur Hölle wollte Malfoy schon wieder mit diesem Gerät? Der Zaubertränkemeister hatte damit gerechnet mit Flüchen gefoltert zu werden, doch eine Peitsche war unerwartet und überhaupt nicht Lucius' Stil. Der machte sich sonst nie wirklich die Hände schmutzig.

Trotz seiner Bemühungen, schien Lucius seine Reaktion zu sehen oder zumindest zu erraten.

"Ich weiss, dass solche Sachen nicht mein Stil ist, Severus, aber ich unterschätze deinen Willen nicht. Du kennst meine normalen Wege jemanden so fertig zu machen, dass er mir alles sagt was ich will, aber du hast es verdient, dass ich dich mit etwas Neuem überrasche. Ich habe geschworen dich zu brechen, aber ich fürchte, dass dies nicht sehr einfach sein wird und ich zweifle, dass ich mit meinen gewohnten Methoden zum Ziel kommen werde, bevor du wahnsinnig wirst. Ich habe dir einmal gesagt, dass Folter eine Kunst ist, und ich bin ein Meister in dieser Kunst."

Malfoy trat aus Severus' Blickfeld und dieser straffte, so gut wie in seiner Position möglich, die Schulter und ballte die Fäuste, als er sich geistig versuchte auf das vorzubereiten, was kommen würde.

Dennoch, bei aller mentalen Kontrolle, traf ihn der erste Schlag wie ein Blitz und er keuchte vor Schmerz, als die Peitsche zwischen seinen Schulterblättern einen Strich von flüssigem Feuer hinterliess.

Etwas dickflüssiges, wahrscheinlich Blut, mische sich mit der noch immer nassen Haut und lief ihm den Rücken herunter. Kaum hatte er dies registriert, als die Peitsche schon wieder durch die Luft summte und seinen Rücken unterhalb der Schulterblätter bis zu den Rippen aufschlitzte. Erneut geschah es in einer Plötzlichkeit von schneidender und brennender Agonie. Kein Vergleich mit den Schmerzen des Cruciatus, doch nicht minder abschreckend, da man immer wieder eine Pause bekam um sich geistig auf eine erneute Attacke vorzubereiten. Der Körper wurde zwar nur an einer Stelle getroffen, doch der Geist verlor nicht die Orientierung, sondern bekam es scharf und in aller Einzelheit mit.

Zumindest während der ersten paar Hiebe. Irgendwann, nach dem fünften oder sechsten verschwamm Severus' Umwelt um ihn und er lebte nur noch in den sich wiederholenden Schmerzattacken auf seinem Rücken und den Seiten.

Als es dann endlich aufhörte, hing er nur noch kraftlos in den Ketten. Sein Rücken und die Rückseite seiner Beine waren durchnässt und klebrig vom Blut und er war nur noch halbwegs fähig wahrzunehmen, was um ihn herum passierte.

Ihm war schwindlig und dann liess plötzlich der Druck auf den Handgelenken nach, als er zu Boden gelassen wurde.

Severus fand keine Energie mehr um sich zu bewegen und blieb unbeweglich auf dem Bauch liegen, wo er hinfiel. Seine Sicht verdunkelte sich und das schwerelose Gefühl einer sich nähernder Ohnmacht stieg in ihm auf. Doch noch bevor er ganz versinken konnte, hörte er Malfoys Stimme wie aus weiter Ferne: "Enervate!"

Wie wenn sich jemand in seinem Geist einhaken würde, wurde er brutal ins Bewusstsein zurückgerissen. Seine Augen schossen auf und all die Gedämpftheit fiel von ihm ab und liess ihn die Schmerzen erneut in aller Klarheit spüren.

Dennoch fehlte ihm die Kraft, sich zu bewegen, als eine manikürte Hand sein linkes Handgelenk fasste und jemand einen Fluch murmelte, der den Eisenreif aufspringen und abfallen liess.

Beide Arme wurden an den Vorderarmen gepackt und unsanft hinter seinen Rücken gehoben, wo der Reif wieder um sein Handgelenk einschnappte und die beiden Hände zusammengebunden wurden. Die Haltung was unbequem an und für sich, doch mit den tiefen Rissen in Severus' Rücken, tat es höllisch weh.

Allerdings nicht so fest, wie in dem Moment, als die Kette wieder angezogen wurde und Severus' Arme hochriss. Ein kurzer Schmerzlaut löste sich aus seiner Kehle, doch die Arme wurden nur noch weiter nach oben gezogen, auf seine Schultern einen Druck ausübend, dass er das Gefühl hatte, sie würden jeden Moment auskugeln. Er gab sich die grösste Mühe, aufzustehen, um den Druck zu lindern, doch jedes Mal, wenn er es geschafft hatte, die Spannung der Ketten mit entgegenbewegen zu lindern, wurden diese weiter gestrafft. Selbst als er schon stand, wurden sie angezogen bis er dachte den Druck nicht mehr ertragen zu können und er den Boden unter den Füssen verlor.

Er stöhnte laut auf und schloss die Augen wieder. Der Druck auf die Schultern war unerträglich, während die Ringe noch tiefer in die Haut schnitten und es kaum möglich war zu atmen, durch die Art, wie sein Brustkorb überdehnt wurde.

"Crabbe, du bleibst die ersten vier Stunden. Sorge dafür, dass er nicht einschläft. Danach schicke ich jemanden, um dich abzulösen."

Eine grunzende Bestätigung erklang und danach hörte Severus die Tür wieder mit einem Knirschen auf- und zugehen.



***

Anm: Zwischen diesem und dem nächsten Kapitel gibt es ein Zwischenkapitel, welches nur auf Anfrage zugänglich ist (beinhaltet Vergewaltigung). Wer sich dafür interessiert, kann eine Mail an die Autoren dieser Geschichte schicken. Dinu & Lilith

 

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