phoenixfedern

 

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Kapitel 16


Als ich die Augen aufriss, starrte ich an eine dunkel getäfelte Decke, die mir bekannt vorkam. Durch das Fenster fiel die Morgensonne, und selbst aus dem Bett heraus konnte ich den hellblauen Himmel sehen. Vollkommen verwirrt schaute ich mich in meinem Zimmer um. Wo... Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Daheim. Das, was für mich jetzt wohl ein Zuhause war, es wohl in Zukunft sein würde. Mein Haus. Snape Manor.

Trotzdem ich die ganze Nacht durchgeschlafen hatte, war ich vollkommen erschöpft. Um wieder zu mir selbst zu kommen setzte ich mich auf, fuhr mir mit den Händen durch die komplett verschwitzten Haare und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Mein Kopf schmerzte.

Schließlich raffte ich mich auf, stieg aus dem Bett und eilte über den Parkettboden zum Fenster. Weit öffnete ich es, und ließ die kalte Winterluft ins Zimmer, in der Hoffnung, so vielleicht die Geister der Vergangenheit zu verdrängen. Um vielleicht wieder vollkommen zurück zur Realität zu finden. Dann machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer.

Dort angekommen, wusch ich mir das Gesicht, und suchte nach einer Haarbürste. Während ich das Badezimmer musterte, fiel mein Blick auf den Spiegel, und blieb dort hängen.

Ich hatte mir noch nie besonders gefallen. Und ich war auch nie besonders gut aussehend gewesen. Man konnte mich ansehen, das schon, aber ansonsten... Es gab schönere Männer. Wesentlich schönere. Aber früher hatte ich mich wenigstens im Spiegel ansehen können, ohne entsetzt zu sein. Und jetzt? Ich war alt geworden. Mein Gesicht war mager geworden, eingefallen, was meine Nase nur noch mehr betonte. Trotzdem ich in den letzten Wochen viel geschlafen hatte, sah ich immer noch erschöpft aus. Ausgelaugt. Wie jemand, der zu viele Jahre gesehen hatte. Und dabei war ich, im Gegensatz zu anderen, noch jung... Das einzige, was mich ein wenig tröstete war, das meine langen Haare nach wie vor kohlrabenschwarz waren. Keine Spur von Grau. Wenigstens das.

Seufzend griff ich nach der Haarbürste, die - wie zum Trotz - direkt vor meiner Nase gelegen hatte. Meine Haare waren verschwitzt, verklebt und fürchterlich verknotet. Immer wütender versuchte ich meine schwarzen Strähnen zu bändigen, aber es wollte mir einfach nicht gelingen. Fluchend zog ich die Bürste durch einen besonders dicken Knoten, der einfach nicht aufgehen wollte. Schließlich gab ich auf, knallte die Bürste zurück auf das Waschbecken und verließ das Badezimmer. Manchmal ärgerte ich mich wirklich über diese Frisur...

Mit nichts weiter als einer Morgenrobe bekleidet wanderte ich in Richtung Küche, um mir ein Frühstück zu holen. Irgendetwas würde ich schon finden, und wenn nicht, würde ich eben nichts essen. Im Kühlschrank, den ich erst gestern aufgefüllt hatte, fand ich schließlich Milch und Cornflakes, und entgegen meiner sonstigen Frühstücksgewohntheiten, setzte ich mich damit und einer Tasse schwarzen Kaffees an den Tisch.

Während ich mein Frühstück verspeiste, wanderten meine Gedanken wieder ab. Ich war kein Frühstücksmensch, im Gegenteil. Als Schüler hatte ich es vermieden, morgens etwas zu essen, und wäre nicht Albus Dumbledore gekommen und hätte meine ganzen Gewohntheiten durcheinander geworfen, hätte ich das später auch fortgesetzt. Allerdings erlaubte meine Pflicht als Hauslehrer es mir später nicht mehr, den allgemeinen Mahlzeiten fern zu bleiben - außer mir schien keiner in der Lage gewesen zu sein, meine Schüler zu bändigen. Was mir nach wie vor unverständlich war. Und außerdem durfte ich mir immer ewige Vorträge zum Thema "Meine Gesundheit" anhören... Albus wäre ein wundervoller Vater gewesen, dessen war ich mir immer sicher gewesen. Wäre...

Den Kopf auf die rechte Hand gestützt, starrte ich in meine Schüssel. Albus... ich hatte sein Grab immer noch nicht besucht. Bei seiner Beerdigung war ich noch in Sankt Mungos gewesen, und jetzt? Nach meiner Entlassung hatte ich erst mal mein Leben wieder einigermaßen in eine geordnete Reihe bringen müssen. An sein Grab hatte ich bis jetzt noch nicht gedacht. Verdammt, was war ich für ein schrecklicher Mensch. Ich brachte es ja noch nicht einmal fertig, das Grab meines besten Freundes und Mentors zu besuchen.

"Verflucht", murmelte ich leise, während ich innerlich den Entschluss fällte, den überfälligen Besuch heute nachzuholen.

Während ich noch in die Flocken starrte, die in der weißen Milch schwammen, löste sich eine meiner dicken, verfilzten Haarsträhnen aus ihrer Position hinter meinen Ohren, und fiel über mein Gesicht direkt in die Schüssel. Eine Sekunde lang starrte ich auf die Strähne, die direkt in der Milch schwamm, dann sprang ich auf, griff zum nächsten Messer, und schnitt sie auf Kienhöhe ab. Schließlich lehnte ich an der kalten Wand, in der einen Hand die abgeschnittene Strähne, in der anderen das Messer, und begann hysterisch zu lachen. Ich ließ beides fallen, rutschte an der Wand hinunter, und kauerte mich auf die eiskalten Fliesen, das Gesicht in den Händen verborgen, immer noch hysterisch lachend. Und in dem Moment, in dem ich begriff, was ich tat, begann ich zu weinen.

Kapitel 15

Kapitel 17

 

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