Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 13: Hindernisse der besonderen Art



"Du wirst ganz sicher nicht nach Hogsmeade gehen!" Die Stimme meine Mutter hallte weit durch die Eingangshalle und ihr Zorn ließ sie beben. Ich hatte sie wohl wieder mal auf dem falschen Fuß erwischt.

"Bitte Mom. Ich will mir doch nur ein paar neue Kleider kaufen."

"Was stimmt nicht mit deinen?"

"Sie sind rosa!" Ich wurde auch lauter und schämte gleich darauf dafür. Selene war betrunken, aber ich hatte keine Ausrede für mein schlechtes Benehmen.

"Rosa ist so eine schöne Farbe. Und sie lässt dich fast wie ein Mädchen aussehen!"

Wie immer äußerst taktvoll, meine Mutter.

"Bitte! Ich brauche ein paar neue Hosen und Kleider!" Mein Betteln war zum herzerweichen, leider nur, sofern man eines hatte. In den letzten Monaten hatte ich schwer an ihrem gezweifelt.

"Nein, du bleibst hier!"

Es klang wie ihr letztes Wort, aber ich hatte noch einen letzten Trumpf.

"Aber wenn ich neue Kleider hätte, würden sich sehr viel mehr Männer für mich interessieren!"

Selene sah mich aus ihren glasigen Augen frustriert an und schwieg. Ihre schönen Lippen zu einem schmalen Strich verzogen. Es missfiel ihr eindeutig, aber ich hatte ein wunderbares Argument kundgetan.

"Und wer soll dich begleiten? Ich bin unpässlich!"

/Betrunken würde es wohl eher treffen/

Ich sagte nichts, bettelte nur weiter mit Hundeblick und hoffte, ihr doch noch einen Hauch Liebe für mich abzuringen. Tatsächlich wurde ihr Blick weicher und sie streckte die Hand aus und strich mir unsicher über die Wange. So lange hatte sie dies schon nicht mehr getan, zuletzt als ich ein Kind war. Sie war meine Mutter, und ich hatte Mitleid mit ihr. Obwohl sie noch immer wunderschön war, hatte sie ihre besten Zeiten hinter sich.

Der Alkohol hatte ihrer makellosen Haut nicht gut getan. Die versteckten Beleidigungen und die falsche Freundlichkeit, die uns hier in der Zaubererwelt entgegenkam, machten sie mürbe. Zu Anfang war sie so glücklich gewesen, hatte sich in ihrem Zuhause wohl gefühlt. Aber die wilden Gerüchte und Anfeindungen - so subtil sie auch sein mochten - hatten ihr schwer zugesetzt.

Irgendwann hatte sie mir erzählt, dass, als sie ihr Heim verließ, jeder ihren Namen kannte. Man achtete sie hoch und ihr fehlte es nie an edlen Verehrern. Unsere Familie gab den Ton an, wir waren die Spitze des Adels. Unser Wort war Gesetz. Es hatte sich alles geändert.
Hinter unseren Rücken redeten sie schlecht über uns. Sie rieben ihre Hände und warteten auf unseren Untergang.

"In Ordnung, Amalys. Du darfst gehen, aber nur, wenn du jemanden findest der dich begleitet!"

Ich war ihr unendlich dankbar und zog sie in eine enge Umarmung. Etwas zögerlich erwiderte sie diese und brach urplötzlich in Tränen aus. Was sollte ich tun? Wie sie trösten? Doch sie stieß mich schon von sich und eilte aus dem Raum, nicht ohne ihren besten Freund, die Brandykaraffe, mitzunehmen.

Noch eine ganze Weile stand ich mitten im Zimmer und sah ihr nach. Sie richtete sich zu Grunde. Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir zurück in unser altes Leben gehen würden.

***



Ich setzte mich in einen der Sessel direkt an den Kamin und wartete. Es wurde 15 Uhr. Zehn nach, viertel nach. Die Minuten krochen dahin, er verspätete sich. Die Uhr schlug halb vier und ich wartete immer noch. Ungeduldig wanderte ich auf und ab und zweifelte langsam, dass Severus Snape überhaupt noch kommen würde.

Ein Rums und grüne Flammen kündigten einen Besuch an. Tatsächlich war er es, der mürrisch seinen Umhang abklopfte und mich schließlich knapp begrüßte.

"Sind Sie fertig?"

"Ich warte schon seit einer halben Stunde!"

Er hob arrogant die Augenbraue und ich fürchtete fast, er würde sich umdrehen und wieder gehen.

"Aber das macht nichts. Ich bin fertig, wir können gehen."

"So könne Sie doch unmöglich gehen wollen?"

Den Tonfall kannte ich zu Genüge. Irgendetwas stimmte wieder nicht mit meiner Kleiderwahl. Ich sah entnervt an mir herab und zuckte lediglich mit der Schulter. "Ist doch sauber."

"Ich werde sicher nicht mit Ihnen durch Hogsmeade laufen, wenn Sie ein "I-love-Gryffindor" Pullover tragen!"

Es war also Rons Geschenk, dass ihn so aus der Fassung brachte. Ich persönlich fand den Pulli sehr hübsch und die Farben waren leuchtend und der Löwe gefiel mir besonders. Aber gut, wenn es ihm nicht passte, würde ich mich eben umziehen. Obwohl ich mich doch über ihn wundern musste, Ron meinte, das würden alle tragen!

"In Ordnung. Ich gehe mich umziehen."

Er hielt mich grob am Arm fest und zückte seinen Zauberstab. "Dafür haben wir nun wirklich keine Zeit mehr!"

Ich verzichtete darauf, ihm zu sagen, dass er sich verspätet und mit meinem Oberteil Probleme hatte, und nicht ich. Er fauchte ein paar seltsame Worte und mein heißgeliebter Pulli wurde flaschengrün.

"Hey!"

"Schon besser und nun kommen Sie!"

Statt meines stolzen Löwen prankte eine wirklich widerliche Schlange auf meiner Brust und schimmerte metallisch. Sie wand sich um ein verschnörkeltes S und ihre Augen funkelten bösartig.

"Das ist super hässlich!"

Er drehte sich ruckartig zu mir um und ich erhaschte einen Blick auf seinen Pulli. Ups! Er trug einen Ähnlichen. Ich lächelte beschwichtigend und murmelte leise eine Entschuldigung.

"Miss Xanthreos ich habe keine Zeit für Ihre Launen. Holen Sie endlich Ihre Robe und wir können gehen!"

"Robe? Ich habe keine Robe."

"Wie, Sie haben keine Robe?!"

"Wofür bräuchte ich sie auch?"

"Sie ist ein Statussymbol für Zauberer und Hexen!"

"Noch ein Grund mehr, warum ich keine haben sollte, finden Sie nicht?"

"Bei Merlins Barte! Dann kommen Sie eben so mit!"

Damit griff er in seine Tasche und holte etwas Sand heraus. Packte meinen Oberarm, zog mich an sich und fauchte wütend.

"Drei Besen!"


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