Sünden der Väter

 

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Kapitel 8:
Kofferpacken und andere Katastrophen





Die Wochen verflogen wie der Wind. Während Professor Malfoy ununterbrochen versuchte, den Schülern die nötigen Grundlagen beizubringen und für Deutschland zu interessieren und die anderen Professoren den Unterricht der Sechst- und Siebtklässler ebenfalls auf den Ausflug hin gestalteten, kam der Tag der Abreise immer näher.

Die Gerüchte, die in der Schule umgingen, wurden derweil immer skurriler. Zum einen hieß es, Snape wäre schwul und hätte ein Verhältnis mit Lupin, denn Snape benahm sich schließlich, nach Ansicht der Schüler, mehr als merkwürdig gegenüber dem neuen Professor, vor dem er (Snape) jedes Mal, wenn die beiden sich begegneten, zu flüchten schien und ,Schutz´ bei Lupin suchte, sei es mit einem Gespräch oder einem Platztausch.
Zum anderen wurde gemutmaßt, dass Snape in Wirklichkeit jemand anderer wäre, der durch den Vielsafttrank nur so aussehen würde wie der Zaubertränkemeister. Die Tatsache, dass sein Benehmen im Unterricht und gegenüber den Schülern nicht die geringste Änderung erfahren hatte, schien dabei gänzlich unter den Tisch zu fallen. Und das Rätsel um sein neues Äußeres war auch noch nicht gelöst.

Hermine und Draco hatten es in der Zwischenzeit, dank des ,Kärtchenabends´, wie Hermine ihn nannte, auf eine mehr oder weniger zivilisierte Ebene geschafft. Harry und Ron hatte sie weder von dem peinlichen Vorfall im Bad, noch von Dracos Dank erzählt, da sie wusste, dass das wieder zu neuen Problemen zwischen den Erzfeinden geführt hätte, und schließlich lag das nicht in ihrer Absicht. Im Gegenteil, sie hatte ihn nach dem Quidditchspiel Gryffindor gegen Slytherin aus Versehen sogar vor den beiden verteidigt, denn die beiden schoben den Sieg Slytherins wieder einmal den unlauteren Methoden der ,Schlangen´, im besonderen Draco, zu.

***



Hermine saß in ihrem Zimmer und packte ihre Sachen für die am nächsten Tag anstehende Abreise. Sie ging bereits zum fünften Mal ihre logisch ausgearbeitete Liste durch, um festzustellen, ob sie irgendetwas vergessen haben könnte.
"Hab ich, hab ich auch, pack ich morgen früh noch ein…"
Von der anderen Seite des Gemeinschaftsraums hörte sie Draco herumfluchen: "Du sch***- argh!"

Sie legte die Liste beiseite und wollte nach dem rechten schauen. Nachher hatte Krummbein vielleicht wieder etwas angestellt und dann konnte sie sich den ganzen Abend sein Gezeter anhören. Und dazu hatte sie auf jeden Fall keine Lust. Als sie den Gemeinschaftsraum durchquerte, sah sie Krummbein auf dem Sofa liegen, das hieß, er war nicht schuld an Dracos ,Misere´.
Nein, Hermine, das machst du nicht. Du sagst ihm nur höflich, aber bestimmt, dass er etwas leiser sein soll. Was gehen dich schon seine Probleme an.

Doch kaum hatte sie geklopft, war ihr Vorsatz vergessen und sie hörte sich wie von selbst sagen: "Draco? Alles ok?" Nein!
"Natürlich ist alles in Ordnung. Was geht dich das eigentlich an? Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Schlammblut!", keifte er zurück und zuckte zusammen. So hätte das eigentlich nicht klingen sollen.

Hermine war verletzt; sie hatte doch nur helfen wollen. "Ach, sind wir wieder auf DER Ebene gelandet? Dann mach doch, was du willst."
Shit. Das hast du ja wieder sauber hingekriegt. Draco ließ sich auf sein Bett fallen. Er hatte sie wieder verletzt, dass wusste er. Aber was hätte er auch sagen sollen?
Eigentlich schon, ich hab hier nur ein kleines Problem mit dem Packen? Wie hätte das bitteschön ausgesehen? Draco Malfoy zwischen fünf Koffern und einem Schlachtfeld von Sachen sitzend und unfähig auch nur einen Koffer zu zubekommen, gerettet von einer Gryffindor-Besserwisserin, die auch noch ganz zufällig seit mehreren Jahren die beste Freundin dieses Potter-Jungen, alias Erzfeind Nr. 1, war. Auf keinen Fall, er hatte schließlich auch seinen Stolz.
Was machst du dir eigentlich für Gedanken? Kann dir doch egal sein, wie sie sich jetzt fühlt. Als ob er sich mit ihr anfreunden könnte, oder auf ihre Gefühle achten würde. Er war ein Slytherin und kein Gryffindor, daran ließ sich eh nichts ändern.

***



Anderenorts auf einer kleinen Lichtung. Das Mondlicht, das hin und wieder durch die dichten Wolken brach, fiel durch das Blätterwerk der herbstlichen Bäume auf vier dunkelgekleidete Gestalten.
"Was bringst du mir?", fragte die Figur, deren schwarze Umhangkapuze das Erkennen jeglicher Gesichtszüge verhinderte. Sie war mit dem Rücken zu ihrem Ansprechpartner gewandt und bemerkte deshalb nicht dessen verstörtes Gesicht. Im Schatten eines Baumes, sich leicht an einen Stamm anlehnend, stand eine weitere Person, die das Treiben, das sich vor ihr abspielte, leicht amüsiert beobachtete.

Die anderen beiden Gestalten knieten nieder, während Wurmschwanz durch seine graue Maske hindurch ängstlich stotterte: "V-verzeiht, junger Herr, a-aber mir blieb nicht g-genug Zeit u-und ich konnte nicht he-herausfinden, o-ob und w-wo sie sich getroffen haben."
Die Wolken schoben sich wieder vor den Mond und verdunkelten die Lichtung, so dass nur noch die Konturen der vier Personen auszumachen waren. Der ,junge Herr´ drehte sich langsam zu seinen Untergebenen um und schwieg. Diese wussten nur zu gut, was dies zu bedeuten hatte. Verzweiflung zeichnete ihre Gesichter.

"Vergebt mir", wimmerte Wurmschwanz. "G-gebt mir noch eine Chance, ich werde euch sicher nicht noch einmal ent-"
"Du willst mir also sagen, dass es meine Schuld ist, dass du versagt hast", stellte der junge Herr mit einem kaum vernehmbaren, aber dennoch furchteinflößenden Flüstern fest.

Wurmschwanz erblasste hinter seiner Maske. "Nicht doch, junger Herr, das - das habt ihr falsch verstanden."
"Jetzt bin ich sogar der deutschen Sprache nicht mächtig. Wie ich sehe, zweifelst du anscheinend an meinem Verstand."
Wurmschwanz, der verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, konnte durch das fehlende Licht nicht sehen, wie sein Gegenüber den Zauberstab hob.
"Du hast mich das letzte Mal enttäuscht. Avada Kedavra."

Vergeblich versuchte der Ex-Rumtreiber zu fliehen. Die grünlich schimmernde Energie traf ihn in den Rücken, umhüllte ihn und mit einem letzten Quieken fiel der Körper leblos zu Boden.
"Du siehst, was mit denen passiert, die mich enttäuschen. Geh!", befahl der junge Herr dem anderen zitternden Mann vor ihm. Dieser nickte nur und mit einem leisen plop war er verschwunden.

"Arius, Arius." Die letzte Person trat aus dem Schatten der Bäume. "Sei doch nicht immer so ungehalten", tadelte sie belustigt.
Arius schaute zu seinem Freund und seufzte, beziehungsweise schaute er zu dem sich auf ihn zu bewegenden Schatten, denn das war das einzige, was er aufgrund der Dunkelheit erkennen konnte.

"Was heißt hier ungehalten?! Hättest du das ertragen? So etwas erbärmliches, unwissendes und feiges hab ich noch nicht gesehen. Und sein Versagen bot mir doch regelrecht an, ihn zu bestrafen", schmunzelte er und fügte noch mit einem hämischen Grinsen hinzu: "Ich habe mich schon viel zu lange mit seiner nutzlosen Person beschäftigt. Sie langweilte mich. Wie mein Vater ihn so lange ertragen konnte ist mir ein wahres Mysterium."
"Das Leben eines Diktators in spe ist schon hart."
"Und kostet viel Energie. Wie wär's, wenn wir noch schnell was Essen gehen? Ich hab' irgendwie einen Mordshunger."
"Wie immer."

Daraufhin entschwanden beide und das wieder hervorkommende Mondlicht, das die Lichtung erhellte, fiel auf den zurückgelassenen Körper des Toten.




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