Tortur

 

 

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Kapitel 10: Die hohe Kunst der Zaubertrankbrauerei



Etwas zittrig und außer Atem erreichte er sein geräumiges Büro, dessen hinterer Teil als persönliches Labor fungierte.
Der Anblick der schweren, kunstvoll beschlagenen Eichenholztür ließ ihm die Knie weich werden. Er pflegte sowohl Büro als auch Privatgemächer stets mit einem außerordentlich starken Zauber zu belegen, um potentielle Eindringlinge von vornherein abzuschrecken.
Jetzt hatte er sich selbst ausgesperrt, ging man einmal davon aus, daß sie seine Privatsphäre während seiner Abwesenheit respektiert hatten.

Dem Schulleiter blieb das abrupte Zaudern des Tränkemeisters nicht verborgen, und es tat ihm weh zu sehen, wie er hastig eine ausdruckslose Miene aufsetzte, damit niemand sehen sollte, wie sehr er sich schämte.

"Ich habe mir erlaubt, Miß MacGillivray schon Zutritt zu verschaffen", sagte er wie nebenbei in der Annahme, ihm aus der Verlegenheit zu helfen. "Sie wollte sich mit der Ausstattung vertraut machen."

"So." Snapes Lippen blieben der feste, schmale Strich, zu dem er sie zusammengezwungen hatte, aber seine Augen schossen Blitze.
Nicht einmal sein Büro war ihnen heilig. Er, der kaum Kollegen oder gar Schüler dort unten duldete, sollte vielleicht noch dankbar sein, daß sich diese... Buschhexe schon "mit der Ausstattung vertraut gemacht" hatte?!

Ohne ein weiteres Wort wartete er passiv darauf, daß Dumbledore die Tür öffnete. Wenn man seine Privatsphäre so wenig respektierte, wieso sollte er dann so tun, als sei das Büro noch sein Refugium?

"Guten Morgen", rief MacGillivrays schottischer Akzent hinter einem Kessel hervor, unter dem schon ein helles Feuer loderte.
Bläulicher Rauch schlug Snape entgegen, und sein Mißbehagen wuchs, als er erkannte, daß sie 'Dreifachen Wassergeist' braute.
Wollte sie sich mit ihrer überheblichen Art unentbehrlich machen? Ihm und allen anderen zeigen, daß er nichts wert war und nicht einmal die Vorräte für die Krankenstation auffüllen konnte?

"Ich bin gleich bei Ihnen!" Sie warf eine Handvoll gerebelten Taumellolchs in den Kessel, rührte behende sechsmal gegen den Uhrzeigersinn und dämpfte die Flammen mit einem graziösen Schwung ihres Zauberstabes.

"Wie fühlen Sie sich, Professor?" erkundigte sie sich, während sie gedankenverloren die Hände an einem fleckigen Tuch abwischte, das von einem Utensiliengürtel an ihrer Hüfte baumelte.
Sie trug keine Brille, da sie durch die Dämpfe ohnehin ständig beschlagen würde, und ihre roten Haare kräuselten sich wild in der feuchten, warmen Luft.

"Phantastisch", sagte Snape emotionslos, obwohl er innerlich kochte.
Sie folgte seinem anklagenden Blick auf die relativ zufällige Ansammlung verschiedener Trankzutaten auf dem Tisch und grinste unverschämt.

"Wo gehobelt wird, fallen auch Späne", sagte sie achselzuckend, räumte aber dennoch mit einem geschickten Zauber alles zurück an seinen Platz, ein Zugeständnis an seinen Hausherrenstatus.

"Ich überlasse euch jetzt der kreativen Schaffenskraft", sagte Dumbledore, der die feindselige Spannung zwischen beiden fast körperlich wahrnahm. "Vertragt euch."

Für einen kurzen Moment vereint in überraschtem Staunen, sandte ihm Snape einen wütenden, MacGillivray dagegen einen belustigten Blick nach.

"Der 'Dreifache Wassergeist' muß noch ein Weilchen köcheln", sagte die Schottin, als Snape keine Anstalten machte, sich zu rühren. "Wollen wir nicht beginnen?"

Da er noch immer nichts sagte, sondern sie mit einem Ausdruck, der vernichtender nicht hätte sein können, unverwandt anstarrte, fügte sie gastfreundlich hinzu: "Setzen Sie sich doch, Professor. Das Altamirawasser ist zwar wunderbar, aber Sie sind eine ziemlich harte Nuß."

Jetzt kam Leben in die hagere Gestalt des Zaubertränkemeisters. Mit einer Schnelligkeit, die ihm MacGillivray nicht zugetraut hatte, glitt er auf sie zu, trat so dicht vor sie, daß sie sich zurücklehnen mußte und zischte, weiß vor Zorn: "Hören Sie auf, mich in meinem eigenen Labor so gönnerhaft zu behandeln! Ich habe nicht darum gebeten, daß Sie meine Aufgaben übernehmen!"

Ihre klaren Augen bohrten sich in seine, fanden aber nichts in den dunklen Tunneln, außer bitterer Wut. Nach Sekunden des gegenseitigen Fixierens wandte sie sich brüsk ab, schob sich energisch an ihm vorbei und hob den Zauberstab.

"Bitteschön. Ich möchte sehen, wie Sie ohne Zauberkräfte Ihre Aufgaben erfüllen wollen", sagte sie achselzuckend. "Evanesco."

Der 'Dreifache Wassergeist' verschwand. Sie setzte sich rittlings auf einen Schemel und maß ihr Gegenüber mit einem undurchdringlichen Blick.

Snape war so bleich geworden, daß seine schwarzen Augen wie Fremdkörper in seinem schmalen Gesicht wirkten. Er stützte sich an der Tischkante und starrte entgeistert auf den jetzt leeren Kessel.
Wie konnte diese... abermals suchte er vergebens nach einem Schimpfwort, das stark genug gewesen wäre... es nur wagen, wo sie doch wußte, daß der Trank gebraucht wurde und er keinen Ersatz schaffen konnte? Von den verschwendeten, zum Teil kostbaren Zutaten gar nicht zu reden.

Unter normalen Umständen hätte er sie für diese Freveltat in eine Spinne verwandelt und sie dann in Formalin eingelegt, aber die Umstände waren alles andere als normal.
Am schlimmsten war, daß er ihrer Gnade ausgeliefert war. Stand er auf und ging, schadete er einzig dem Orden und natürlich sich selbst; außerdem konnten die Trankvorräte wirklich einige Ergänzungen vertragen.

Catriona MacGillivray nahm zufrieden wahr, wie ein resignierter Zug um Snapes Mundwinkel erschien. So lange er nicht einsah, daß sie sich nicht von ihm einschüchtern und herumkommandieren ließ, so lange würde sie keine Gelegenheit verstreichen lassen, ihn zu erinnern, von wessen Wohlwollen er abhängig war, obwohl dies sonst ganz und gar nicht ihre Art war.

"Ich würde den Trank, den der Dunkle Lord benötigt, auf jeden Fall mit Artemisia absinthium ansetzen", sagte Snape schließlich so bitter und kalt, daß es Catriona fast leid tat, ihn auf seinen Platz verwiesen zu haben.

Aber nein, korrigierte sie sich, es geschah ihm ganz recht, wenn er nicht in dem Maße einzustecken vermochte, wie er austeilte.

"Ich bin Ihrer Meinung. Vielleicht wäre es eine gute Idee, alles vom Wolfsbann abzuleiten", schlug sie unverbindlich vor und rückte mit dem Hocker näher an seinen Schreibtisch. Snape blieb noch immer stocksteif stehen und ignorierte ihren freundlichen Ton.
"Was wollen Sie davon ableiten außer Wermut, den ich gerade selbst genannt habe und maximal noch die Libellenflügel?" fragte er unwirsch. "Wir wollen ja eben keine zahmen Werwölfe."
Dieses inkompetente Wesen arbeitete für die Flamelstiftung? Nun ja, Tränkemeister waren rar, anscheinend konnte sich nicht einmal eine so bedeutende Stiftung ihre Mitarbeiter aussuchen.

Er schlug einen dicken, abgegriffenen Band auf. "Sie werden mir zustimmen, daß Aconitum unverzichtbarer Bestandteil sein muß?" fragte er selbstgefällig und musterte sie kühl über seine Hakennase.

MacGillivray grinste belustigt. Was sollte das werden? Ein Wissensspielchen?
"Schon die Germanen nutzten den Eisenhut zur Verwandlung der Berserker in Wölfe", prahlte sie, ohne rot zu werden. "Wie allgemein bekannt ist", fügte sie spitz hinzu und genoß die grünliche Verfärbung seines blassen Gesichtes.
"Ich empfehle weiterhin Claviceps purpurea, ebenfalls bekannt als Wolfszahn oder Mutterkorn", fuhr sie ungerührt fort und hielt seinem Todesblick souverän stand.
Langsam begann die Sache Spaß zu machen. Er ärgerte sich aber auch zu leidenschaftlich.

"Wenn Sie schon so unsäglich allwissend erscheinen möchten", sagte Snape schneidend, "wie wäre es dann, wenn Sie überlegten, in welcher Reihenfolge wir die Zutaten optimalerweise beifügen?"

Als er mit einem weiteren dicken Wälzer von dem bis an die Decke reichenden Bücherregal zurückkehrte, ließ er sich schwer auf seinen schmucklosen Stuhl sinken. MacGillivray fand, er sähe erschöpft aus, was an und für sich auch kein Wunder war, wenn man bedachte, was er durchgemacht hatte.
Trotz der fünf Schichten Kleidung, die er trug, konnte er kaum das Klappern seiner Zähne verbergen.

Ohne ein Wort zu sagen, verwandelte sie einen Schürhaken in eine Decke und breitete sie über seine Knie.

Für Sekundenbruchteile wie versteinert, wollte er schon auffahren, aber sie wedelte ungeduldig mit dem Zauberstab und warnte: "Lassen Sie es dabei bewenden, Professor. Sie möchten doch sicher vorankommen, oder? - Na also! Und dankbar müssen Sie mir auch nicht sein."

Fast schien es, als zeigte sich Erleichterung in seinen verkniffenen Zügen. Kannte er es denn überhaupt nicht, umsorgt zu werden?
Die Schottin unterdrückte ein Lächeln. Er würde es ohnehin nur mißverstehen, und für kindische Streitereien hatten sie wahrlich keine Zeit.

"Hören Sie zu", befahl der Tränkemeister schroff, als er sicher war, ohne Zittern sprechen zu können. "Ich plane, folgendes Rezept als Grundlage zu verwenden: 'Blätter des Wassereppichs, welche an Neumond geerntet, Eicheln, zu Vollmond nackt gepflückt, Eisenkraut, mit der Hand gerupft am Nachmittag sowie Blätter der Mistel vom Vorjahr, zu Mitternacht geschnitten'. Dazu noch einen Schuß Bilsenkrautbier, das sollte die Werwölfe überzeugen, daß es sich in erster Linie um Alkohol handelt, und nebenbei berauscht es kräftig. Das genügt normalerweise, um Leute von Fenrir Greybacks Schlag zu überzeugen."

"Wirklich einfallsreich", kommentierte MacGillivray beifällig und ohne Hintergedanken. Sie gönnte ihm den Triumph; im Gegensatz zu ihm fiel es ihr ganz und gar nicht schwer, Lob und Anerkennung auszusprechen, wenn sie angebracht waren.

Aufmerksam nahm sie die winzige Veränderung in seinen kalten Augen wahr; der Funke einer grimmigen Zufriedenheit schien in die unergründlichen schwarzen Seen gefallen zu sein, ohne gleich wieder zu erlöschen.

Unglücklicherweise vermochte sie ihre scharfe Zunge nicht rechtzeitig zu zügeln, so daß ihrem Mund die anzügliche Frage, ob er die Nacktsammlung eigenhändig durchgeführt habe, entschlüpfte, ehe ihr Verstand entscheiden konnte, daß manches besser unausgesprochen blieb.

Sofort verschloß sich die Tür wieder, für deren Öffnung sie gerade so schwer gekämpft hatte, und Snapes Augen wurden erneut zu einer undurchdringlichen Barriere.

"Wenn Sie mir die genannten Zutaten aufrufen würden", sagte er ausdruckslos, aber in seinem Inneren brodelte es wie in einem überhitzten Kessel.
Was bildete sich das Weib nur ein? Sie waren nicht im Urwald Brasiliens, wo man vielleicht derartige Obszönitäten tolerierte oder gar schätzte.
Eine Spinne wäre noch zu gut für sie, überlegte er, am besten machte sie sich sicher als Roter Schlupfäugiger Wunff, eingelegt in viel Formalin in einem seiner gläsernen Standgefäße.

"Ich schlage vor, mit jeweils einem halben Gramm zu beginnen", sagte dieses vorlaute Geschöpf gerade und sah ihn - wie ihm schien - provozierend an. "Ich führe Protokoll."

"Sehr schön, aber wir sparen heute und nehmen nur ein viertel Gramm", gab er aufgeräumt zurück, "und ich führe Protokoll. - Was ist, wollen Sie den Kessel nicht vorglühen?"

"Du liebe Güte!" MacGillivray rollte mit den Augen ob solcher Gewissenhaftigkeit und entzündete ein gewaltiges Feuer, das in kürzester Zeit den schweren gußeisernen Kessel in rotglühendes Metall verwandelte.

"Wünschen Sie natürliche Abkühlung, oder soll ich einen Kältezauber sprechen?" erkundigte sie sich, nur um ihn zu ärgern, denn sie wußte natürlich, daß ein Abkühlungszauber immer das Mittel der Wahl war, wenn man es eilig hatte.

Snape ließ es sich nicht nehmen, die Zutaten eigenhändig abzuwiegen und penibel mit einem kunstvoll gefertigten Silbermesser zu zerkleinern. Er ging dabei mit solcher Eleganz und Präzision zu Werke, daß sich selbst Catriona, die sich immer für routiniert und geschickt gehalten hatte, eingestehen mußte, daß hier ein Meister seines Faches Hand anlegte. Seine feingliedrigen Finger flogen wie weiße Tauben durch Kräuter und Wurzeln.

Nicht umsonst war der dürre, schwarzhaarige Bursche früher der Lieblingsschüler ihres Zaubertrankprofessors gewesen. Ganz gleich, wie sehr sie sich anstrengte, hinter Severus Snape kam erst eine ganze Weile gar nichts, bevor sie sich dann die mageren Lorbeeren mit einer gewissen Lily Evans teilen durfte.

Lange Zeit hatte sie der unrühmliche zweite Platz gewurmt, bis sie schließlich auf eigene Faust und ganz unkonventionell begonnen hatte, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Erst in freier Mitarbeiterschaft tätig, hatte sie die Nicholas- Flamel- Stiftung ziemlich schnell in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Nicht zu ihrem Unglück, wie sie immer wieder befriedigt feststellte.

"Sollte ich nicht jetzt fortfahren?" unterbrach sie Snapes fast meditative Vorbereitungen.

Der Zaubertrankmeister trat verletzt zur Seite. Niemand, der nicht am eigenen Leibe erfahren hatte, was es bedeutete, ohne Magie zu sein, konnte je begreifen, wie schrecklich es war. Die Einschränkungen gingen weit über Fragen der Bequemlichkeit hinaus.
Feuer konnte man zur Not mit der Hand entfachen, Kleidung enger nähen, aber um einen - welch Hohn - Zaubertrank zu brauen, bedurfte es nun einmal magischer Fähigkeiten.

Im Verlaufe des Tages beobachtete Severus Snape aus leeren Augen, wie sie die Grundzutaten in der von ihm gewählten Reihenfolge zugab und mit ihnen nach seinen Angaben verfuhr.
Schließlich ließ er die Feder sinken, mit der er alle Schritte protokolliert hatte.

"Das genügt für heute", sagte er kurz. "Decken Sie den Kessel ab und schließen Sie mein Büro, wenn Sie gehen."

Er drehte sich ohne ein weiteres Wort um; die schwere eichene Tür fiel dröhnend ins Schloß als er hinausging.

Auf dem leeren Korridor lehnte er sich an die kalte Mauer und schloß sekundenlang ermattet die Augen. Für einen verrückten Moment überkam ihn der verlockende Wunsch, sich auf den Boden zu setzen und vor Ermüdung und Frustration zu weinen, aber dann nahm er sich zusammen, stieß sich von der Wand ab und kehrte auf die Krankenstation zurück. Sein persönliches Unglück war für die Ausführung der Aufgabe nicht von Belang. Er mußte sich zusammenreißen und seine Pflicht tun. Wie immer.

xoxoxox

"Darf ich fragen, wie der Tag war?" erkundigte sich Madam Pomfrey förmlich, während sie die Infusion an seinen mageren Arm anschloß. "Haben Sie gegessen?"

Snape nickte schweigend. Catriona MacGillivray hatte ihnen ein reichhaltiges Stew zum Mittag besorgt, von dem er jedoch nicht sehr angetan gewesen war. Er mochte kein Stew, wollte nicht mit ihr gemeinsam essen, und vor lauter Sorge und Scham verspürte er erst recht keinen Appetit. Außerdem pflegte er immer zuerst das Essen einzustellen, wenn er überarbeitet war; alte Gewohnheiten wurde man eben nicht los.

"Kommen Sie gut voran?" Poppy Pomfreys Anteilnahme hätte rührend sein können, wenn sie nicht mit ihren Fragen Snapes wunden Punkt berührt hätte.

"Ja", sagte der Tränkemeister einsilbig und schluckte Tränen.
Ja, es war phantastisch, ständig auf anderer Leute Hilfe angewiesen zu sein, sich vor ihnen zu erniedrigen, nur um einer "größeren Sache" zu dienen. Geradezu wundervoll.

"Haben Sie Lust auf einen Nachtisch? Etwas Süßes vielleicht?" Sie gab einfach nicht auf, aber wenigstens glaubte sie, er hätte schon zu Abend gegessen.
Snape hatte keine Ahnung, wie spät es war, und es interessierte ihn auch nicht.

"Ich esse keine Desserts", sagte er teilnahmslos. Inzwischen fiel es ihm unsagbar schwer, die Verzweiflung zu verbergen. Die Schauspielerei den ganzen Tag über forderte ihren Tribut.

"In Ordnung", sagte die Heilerin sanft und reichte ihm einen Becher. "Der Kräftigungstrank, den Sie die nächsten Abende zu sich nehmen sollten", erklärte sie erbötig, obwohl sie sicher war, daß Snape am Geruch erkannte, worum es sich handelte. Immerhin hatte er das Gebräu mit Galgant und Rainfarn selbst hergestellt.

"Fügen Sie bitte zwei Meßgläser 'Traumlosen Schlaf' hinzu", sagte er so leise, daß sie Mühe hatte, ihn zu verstehen.

Snape leerte den Becher bis auf den letzten Tropfen und vergrub den Kopf zu Tode erschöpft in den Kissen. Schlafen... nichts mehr sehen und fühlen...

"Es kommt alles in Ordnung, Professor, Sie werden sehen", vernahm er Poppy Pomfreys warme, mütterliche Stimme wie durch eine dicke Watteschicht. Der 'Traumlose Schlaf' wirkte auf seinen leeren Magen wie ein K.O.-Trunk erster Qualität. Tröstende, weiche Hände streichelten zärtlich sein Haar, aber da wußte er schon nicht mehr, ob dies seiner Einbildung geschuldet war oder nicht.

xoxoxox

Unterdessen feuerte Catriona MacGillivray einen großen Kessel an und machte sich an die erneute Herstellung des 'Dreifachen Wassergeistes'. Sie hatte schließlich ihn zurechtweisen und nicht dem ganzen Schloß schaden wollen; überdies genoß sie es, in der Stille des Abends ungestört zu arbeiten.

Ihr persönlicher 'Trunk des Guten Sehens' neigte sich ebenfalls dem Ende zu, und für Remus Lupin mußte neuer Wolfsbann angesetzt werden. Sie rieb sich die Augen, strich sich eine kringelige Locke aus der Stirn und stellte zwei kleinere Kessel in die Reihe neben den großen.

Wenn sie vor Mitternacht fertig werden wollte, ließ sie besser keine Minute mehr verstreichen.
Immerhin mußte im Anschluß auch noch gewissenhaft aufgeräumt werden, sonst konnte sie den ersten Teil des Morgens wieder mit hitzigen Streitgesprächen oder, noch schlimmer, mit einem fürchterlich eingeschnappten Tränkemeister zubringen.

***
Kleine Pflanzenkunde: Taumellolch (Lolium temulentum) trägt seinen Namen nicht von ungefähr, wenngleich Vergiftungen in der Muggelwelt selten sind.
Wermut (Artemisia absinthium) ist sicher eher durch den Absinth und die "Grüne Fee" bekannt, die man sehen soll, wenn der Thujongehalt hoch genug ist.
Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) zählt zu den giftigsten, aber auch schönsten Pflanzen Europas. Die Wurzeln haben im Winter den höchsten Alkaloidgehalt.
Mutterkorn (Claviceps purpurea), ein auf bevorzugt Roggen parasitierender Pilz, führte früher oft zu Massenvergiftungen (Sankt Antoniusfeuer). Heute nutzen die Muggel die aus ihm gewonnenen Alkaloide in Pharmazie und Medizin.

Und ja, es GIBT Bilsenkrautbier auch bei den Muggeln!!!
***

Freue mich sehr über Eure Meinungen!

 

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