Regrets

 

 

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Autor: Black Fire

Übersetzt von: Angel




Es ist schon lange her nicht wahr?

Du würdest es vermutlich nicht glauben, aber ich habe mich immer gefragt, was wohl aus dir geworden war. Es gab Gerüchte über dich, und wenn ich mir dich heute ansehe, befürchte ich, dass sie der Wahrheit entsprachen.

Seltsam, dass wir uns gerade hier, an diesem Ort, wiedersehen.

Du siehst mich kaum an.

Hasst du mich noch immer?

Du siehst aus, als ob du es tätest. Und doch wirst du mir helfen. Warum siehst du mich nicht an und sagst hallo?

Dumbledore sagte bereits, dass es schwierig sein könnte, nebeneinander zu arbeiten. Keiner von uns hätte damit je gerechnet, oder? Severus?

Ich hätte dich gleich wiedererkannt. Gross, lange schwarze Haare, und du bis heute noch schlanker, als du es je warst, und noch immer trägst du schwarze Roben.

Ich erinnere mich noch daran, als ich dich im Zug nach Hogwarts, in unserem ersten Jahr, gesehen hatte. Du warst der Einzige von uns, der alleine gekommen war. Keine besorgten Eltern, die sich auf dem Bahnsteig herumdrückten. Du sahst schon da recht unheimlich aus, als du in diesem grossen Buch last und eine schwarze Robe trugst, dein Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. (Was du sofort bleiben liessest, als dich jemand weibisch nannte. War das sogar Sirius gewesen, der das getan hatte?) Du warst der Einzige von uns, der niemals modische Muggelkleidung getragen hatte. Ich fürchtete mich vor dir, vor deinen stechenden Augen, welche direkt durch mich hindurch zu sehen schienen. Ich dachte, dass du herausfinden würdest, was ich war - was ich bin.

Leute redeten über dich mit gedämpften Stimmen, fürchtend dass du einer deiner schrecklichen Flüche, die du kannst, an ihnen ausprobieren könntest, oder war das auch nicht mehr als ein Gerücht? Das glaubte ich zwar nicht und tue es noch immer nicht.

Ich hätte immer gerne gewusst, was in deinem Kopf vorging.... wünschte, dass ich deine Gedanken lesen könnte. Heute, denke ich, dass ich es besser nicht weiss, was du weisst - du siehst aus, als wenn das Leben recht hart zu dir war.

Ich hasse es, daran zu denken, dass ich einen Unterschied in deinem Leben hätte machen können, dass ich es hätte einfacher machen können.

Aber hätte ich das wirklich gekonnt?

Ich bezweifle es.

Du hast jeden eingeschüchtert, und ich denke, dass wir beweisen wollten, dass wir dich nicht fürchteten.

Aber was ist mit heute? Ich bin mir sicher, dass sich alle Schüler vor dir fürchten. Ist es das, was du willst?

In einer Position mit Macht sein und Leute erschrecken?

Du machtest es nie jemandem leicht, dich zu mögen. Nicht damals und auch nicht jetzt.

Ich frage mich, wie du damit umgehst, dass Harry so sehr seinen Eltern ähnelt. So wie ich dich kenne, wird er den Zaubertränkeunterricht eine Qual finden.

Ist das alles unser oder dein Fehler?

Wir waren jung und dumm. Und brutal. Ich gebe es zu.

Es tut mir leid das zu sagen, aber du warst ein leichtes Ziel. Ein Einzelgänger, seltsam und so anders, und du hast es immer falsch gemacht, wenn du dazugehören wolltest.

Und ich war zu glücklich Freunde wie James, Sirius und Peter zu haben, als dass ich mich wirklich um dich sorgte. Nun sind sie alle weg und wir beide sind allein.

Das Problem ist, ich kann nicht ändern was geschehen ist und du scheinst nicht an etwas wie ‚vergeben und vergessen' interessiert zu sein. Vielleicht trieben wir es zu weit und verletzten dich zu sehr. Ich weiss nicht. Ich wusste nie, was du dachtest, oder fühltest. Aber denk nicht, dass ich die Tränen in deinen Augen nicht sah, wenn wir dir wieder einen neuen Streich spielten, dich auslachten. Oftmals ging ich zurück, wenn's die anderen nicht bemerkten, um mich zu entschuldigen, sicher zu gehen, dass du in Ordnung warst. Aber ich habe dich nie gefunden. Auch wenn ich es hätte, hättest du mir denn zugehört? Ich weiss es nicht.

Du und diese Slytherin-Gang --- Ich verstand nie, warum du es auf dich nahmst und Zeit mit ihnen verbrachtest. Aber ich tue es jetzt. Zumindest haben sie dich für dein Wissen über die Dunklen Künste respektiert. Und wenn du mit ihnen zusammen warst, haben dich die Leute gefürchtet, oder dich wenigstens aus Furcht, dass du sie verfluchen oder vergiften könntest, respektiert.

Ist es nicht so?

Ich hoffe wirklich, dass an den Gerüchten, die ich über dich gehört habe, nicht viel Wahres dran ist. Aber ich fürchte, sie entsprechen der Wahrheit. Es ist alles wahr, oder?

Deine Augen meiden mich. Denke nicht, dass ich es nicht bemerkt habe.

Ich sehe mehr als du denkst.

Hab ich immer getan.

Ich wusste, ‚die Grippe' (welche die offizielle Erklärung war, aber nicht die wirkliche) war nicht der Grund, warum du in Kräuterkunde zusammengebrochen bist und für einige Wochen krank warst.

James wusste es ebenfalls. Er hatte dir zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, das Leben gerettet.

Ich weiss nicht, ob es dir Dumbledore jemals gesagt hat.

Du hast James niemals dafür gedankt, oder? Du schienst ihn nur noch mehr zu hassen, genauso als hätte er dich verletzt und nicht dein Leben gerettet.

Ich fühle mich noch immer schuldig wegen dieser Nacht und ich denke, dass die anderen mit mir einig wären, dass es dumm und schrecklich war, was sie getan haben. Auch bei jemandem, den wir dachten zu hassen. Ich habe dich nie gehasst. Ich mochte dich nicht, aber ich habe dich nicht gehasst. Auch Sirius tat es nicht, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Er ist nicht herzlos.

Du hast mir nie geglaubt, dass ich mit der Sache nichts zu tun hatte.

Ich schwöre ich hatte es nicht. Ich hätte es nie geschehen lassen. Ich sagte es dir. Dumbledore sagte es dir.

Aber du warst bereits jenseits des Zuhörens.

Dermassen wütend.

Immer so wütend und hasserfüllt.

Du hasstest dich mehr, als alles andere. Das tust du noch immer, oder? Warum siehst du mir nicht in die Augen? Hast du Angst vor dem, was ich in ihnen sehen könnte?

Du willst mich nicht hier haben.

Weil ich ein Werwolf bin, oder weil ich weiss, wie du als Kind warst und nun die Veränderungen in dir sehen kann?

Du siehst heute müde und erschöpft aus. Nicht genug geschlafen? Kannst du nicht schlafen, oder willst du nicht schlafen?

Dumbledore spricht mit dir, lächelt dich an. Du lächelst nicht zurück. Wann war das letzte Mal, als du lachtest, oder lächeltest? Nicht ein sarkastisches Lachen, ein richtiges ehrliches Lachen?

Zumindest ist jemand freundlich zu dir.

Dumbledore war immer besorgt um dich. Das kann ich sagen. Er sah die Gefahr, aber ich denke, er konnte dich nicht früh genug retten. Du hast es nicht erlaubt, schätze ich.

Du hast es nie jemandem erlaubt, nahe genug an dich heranzukommen, um dir zu helfen.

Du bemerktest, dass ich dich ansah und zum ersten Mal trafen sich unsere Augen.

Nur für eine Sekunde.

Die gleichen schwarzen Augen, aber trotzdem verändert.

Stechend wie immer, schnell alles in sich aufnehmend... aber nicht mehr länger die Augen, die ich kannte.

Die Augen glitzernd vor ungeweinter Tränen und Wut. Deine Augen verfolgten mich im Klassenzimmer, wenn ich etwas Sirius und James zuflüsterte.

Deine Augen sind kalt und leer geworden. Hohl.

Sie machen mich schaudern.

Gequälte Augen. Bittere Augen.

Ich frage mich, was du gerade jetzt über mich denkst.

Vermutlich denkst du über diese Nacht nach. Du hast es nicht vergessen, kannst es nicht vergeben.

Ich verstehe es jetzt, wenn ich in deine Augen sehe.

Eigentlich weiss ich es schon lange Zeit, aber ich wollte es nicht glauben.

Dich belastet nicht, dass du in jener Nacht hättest sterben können.

Dich belastet, dass du damals nicht gestorben bist.

ENDE


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