Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 19: Verrat



Harry und Ron saßen zusammengekauert auf dem Fenstersims. Harrys Kopf lag auf Rons Schulter. Er döste vor sich hin.

"Harry, geh von meiner Schulter weg!", knurrte Ron.

"W-was?", fragte Harry verschlafen, fuhr hoch und rieb sich unter dem Umhang seine Augen. "Wie spät ist es?", fragte er leise. Ihm tat der Hintern weh. Zudem war es ziemlich kalt, da es schon fast Winter war.

"Halb eins", raunte Ron zurück.

"Schon so spät? Mein Hintern ist schon total abgefroren! Was geht da drin denn ab? Ist Stella noch nicht herausgekommen?"

"Nein! Ich möchte mir besser nicht vorstellen, was da drin abgeht!" Ron gluckste bei dem Gedanken, was Stella und Snape da wohl gerade miteinander anstellten.

"Sollen wir gehen?", fragte Harry, der allmählich ein schlechtes Gewissen bekam. Ron überlegte gerade noch hin und her, als sie Geräusche hinter der Tür vernahmen.

"Sei bloß ruhig!", murmelte Harry und starrte gebannt auf die Tür.

***



Stella kuschelte sich in Severus Armbeuge und strahlte ihn an. "Das war wunderschön, Severus!"

"Ja", antwortete er leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt!"

Stella nickte. "Ich auch noch nicht." Wieder küssten sie sich.

"Ich glaube, es ist besser, wenn du in dein Zimmer gehst! Nicht, dass noch jemand etwas merkt!"

"Wie geht es jetzt weiter?", fragte sie leise und sah ihn sehnsuchtsvoll an.

Severus seufzte. Das wusste er ja leider auch nicht. "Ich habe keine Ahnung!"
Stella setzte sich auf und saß an der Bettkante, ihren Rücken ihm zugewandt. Sie spürte wieder seinen Blick im Nacken und alleine die Vorstellung, wie er sie jetzt anschaute, verursachte ihr ein Erschaudern. Dann spürte sie wieder seine zärtlichen Hände, die langsam vom Hals hinab ihre Wirbelsäule entlang strichen.

"Ich möchte gar nicht gehen!", murmelte sie mit geschlossenen Augen. Es fühlte sich so schön an.

"Es ist besser so!", sagte Severus und gab ihr einen Kuss in den Nacken.

"Wann sehen wir uns wieder?"

"Ich glaube, du musst dir in Zaubertränke einige Fehler einfallen lassen, damit ich dir eine Strafarbeit aufbrummen kann", sagte er mit einem leicht amüsierten Ton.

Stella grinste. "Gute Idee!"

Nachdem sie sich angekleidet hatte, führte Severus sie zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Er spähte hinaus, um sicherzugehen, dass Niemand im Flur war und ließ Stella an sich vorbeitreten. Leider übersah er die Decke, an der sich ein Geist befand, der ausnahmsweise mal wirklich ruhig war. Sie standen im Flur und Severus zog sie noch einmal an sich um sie zu küssen. Stella klammerte sich in seine Umarmung.

"Ich bin sehr glücklich, Stella!", erklang seine warme Stimme an ihrem Ohr.
"Ich auch!" Sie schenkten sich noch einmal einen verliebten Blick und Severus zog die Tür hinter sich zu.

***



Stella war nun alleine im Flur. Sie seufzte und lehnte sich kurz an die kühle Wand. Noch einmal ließ sie sich das gerade Geschehene durch den Kopf gehen. Es war so wunderschön gewesen. Sie fing sich wieder und machte sich auf den Weg zum Gryffindor-Turm um schlafen zu gehen. Obwohl sie sehr zweifelte, überhaupt ein Auge zumachen zu können!

Sie lief ziemlich nahe an dem Fenstersims vorbei und streifte etwas. Es fühlte sich an wie ein Fuß! Verwundert blickte sie sich um.

Unter dem Tarnumhang hielten Ron und Harry entsetzt die Luft an. Stella stand direkt vor ihnen. Jetzt würden sie auffliegen!

"Ist da wer?", fragte Stella ängstlich. Sie überlegte, wieder bei Snape zu klopfen, beschloss dann aber, selbst herauszufinden, was es war. Vorsichtig griff sie nach vorne und fühlte etwas weiches. Etwas oder jemand quietschte. Sie fühlte Stoff und zog fest daran.

Stella sah mit Sicherheit genauso entsetzt aus wie die Beiden. Harry und Ron starrten sie mit offenen Mündern an.

"Ihr?", rief sie entsetzt. Sie blickte auf den Umhang, den sie nun in der Hand hielt. Sie schluckte schwer. Würde jetzt alles auffliegen?

"Hallo Stella!", murmelten die Beiden schuldbewusst.

"Was macht ihr hier? Wie lange sitzt ihr hier schon?" Ihre Stimme wurde schrill. Sie musste sich wieder fangen, sie wollte nicht, dass Severus herauskam.

"Schon eine ganze Weile!", sagte Harry leise. Er betrachtete Stella kurz. Ihre Wangen waren gerötet und ihr Haar war ziemlich durcheinander.

"Also auch gerade?", fragte sie leise. Beide nickten.

"Äh, ich glaube", meldete sich nun Ron zu Wort, "wir sollten besser mal aus der Gefahrenzone verschwinden, nicht dass Snape noch herauskommt!"

Schweigend liefen die drei nebeneinander her. Stella war total aufgewühlt. Sie musste doch erst einmal das alles verarbeiten und jetzt lief sie da plötzlich neben Harry und Ron her!

Die fette Dame starrte die Drei mürrisch an. "Was fällt euch ein, mich so spät zu wecken? Wieso seid ihr nicht in euren Betten?"

"Wir, wir waren noch so lange in der Bibliothek!", antwortete Stella rasch und hoffte, dass das Portrait ihr die Lüge abkaufte.
"So, so! Bibliothek?" frage sie argwöhnisch. "Passwort?", murrte sie dann und sah sie immer noch sauer an.

"Bohnenstange!", antwortete Ron und immer noch vor sich hin meckernd klappte das Portrait zur Seite und sie betraten den Gemeinschaftsraum. Vor dem erkalteten Kamin ließen sich die Drei nieder und es entstand eine peinliche Stille.

Stella hatte nicht den geringsten Wunsch, sich vor ihnen zu rechtfertigen. Sie wollte endlich in ihr Bett und das gerade Erlebte noch einmal im Kopf verarbeiten. Sie wollte an Severus denken und an nichts anderes.

"Stella ..", begann Harry vorsichtig. Er wusste auch nicht so recht, was er sagen sollte. Anscheinend war sie wirklich in Snape verliebt.

"Was ist, Harry?", fragte sie mit matter Stimme und starrte mit leerem Blick in den erkalteten Kamin.

"Äh, liebst du ihn?"

"Willst du eine wirkliche Antwort?"

Er nickte. "Ja, ich glaube schon!"
"Ja."

"Oh!", entfuhr es Harry nur.

"Und nun?", fragte Stella ihn. "Wollt ihr mich anschwärzen?"

Harry und Ron sahen sich kurz an und schüttelten dann den Kopf. "Wir verstehen zwar nicht deine Motive, aber wir sind bestimmt keine Verräter!", antwortete er ihr leise.

Stella atmete beruhigt auf. "Danke! Aber, bitte, behaltet es für euch, ja?"

"Natürlich!", rief Ron.

"Ehrenwort!", fügte Harry hinzu.

"Ich glaube, wir sollten allmählich mal schlafen gehen", erklärte Harry. "Wir hatten schließlich alle eine harte Nacht hinter uns!" Er grinste Stella breit an, die nun ihrerseits heftig errötete, während Ron glucksend im Sessel saß.

Stella stand auf und wich ihren Blicken aus. Ohne sie noch einmal anzusehen, lief sie in ihr Zimmer. Lavender schlief tief und fest und sie war froh, dass sie ihr im Moment nichts erzählen musste. Sie musste das jetzt selbst erst einmal verarbeiten.

***



"Professor Dumbledore!", brüllte eine schrille Stimme durch Dumbledores Schlafzimmer. Dieser sah sich verschlafen um und stand auf. Der Direktor zog sich seinen gelben Morgenmantel über und rückte sich seine weiße Schlafmütze zurecht und stieg in seine blau-weiß karierten Hausschuhe. Langsam schlürfte er zu seiner Tür und fragte sich, wer ihn zu dieser Zeit störte. Er öffnete und Peeves kam hereingestürzt.

"Direktor!", rief dieser hastig.

"Peeves, was gibt es denn so Wichtiges um diese Uhrzeit?", fragte Dumbledore mit krächzender Stimme.

Der Geist flog immer zu vor ihm hin und her. "Ich habe interessante Neuigkeiten für Sie, Sir!", sagte er herausfordernd.

"Und die wären?", fragte dieser und verschränkte seine Arme vor der Brust.

"Was", zischte Peeves, "würden Sie dazu sagen, wenn ein Lehrer und eine Schülerin ein Techtelmechtel hätten?" Er grinste den Direktor fies an. Er freute sich diebisch, Snape verpetzen zu können.

"Wen meinst du!"

"Wollen Sie es wirklich wissen?"

"Peeves, jetzt rede endlich!"

Er stoppte vor Dumbledore sein Rumgezappel und starrte ihn durch seine wässrigen Augen an. Dann schrie er aus Leibeskräften:

"SNAPE und diese AUSTAUSCHSCHÜLERIN!!!!!!!"

Dumbledore erstarrte einen Moment, besann sich dann und rief Peeves zur Ruhe. Dieser wirbelte wieder um den Direktor umher und brabbelte freudig vor sich hin.

"Hätten Sie das gedacht, dass sich Professor Snape an einer Schülerin vergreift?"

"Was hast du gesehen?", fragte Dumbledore etwas aufgebracht und ließ sich auf sein Bett fallen.

"Sie haben sich geküsst!" Peeves tat so als ob er einen imaginären Geist in seinen Armen halten würde und spitzte seine Lippen und tat so, als ob er küssen würde. "Darf ich zu Professor Snape und ihm sagen, dass er seine Sachen packen soll?", fragte er lechzend. Er konnte es kaum abwarten, endlich losflitzen zu können.

"Du wirst gar nichts!", donnerte Dumbledore und legte einen Erstarrungs-Zauber über Peeves, da er sonst befürchten musste, dass dieser durchs ganze Schloss jagte, um rauszuschreien, was er gesehen hatte.

Albus Dumbledore atmete tief ein und überlegte, was an der Sache wohl alles wahr war. So etwas konnte sich Peeves nicht einfallen lassen, so intelligent war er nicht. Also musste daran doch etwas Wahres sein.

"Ich werde morgen früh gleich mit Severus reden, dann wird sich schon alles klären!" Er legte sich wieder schlafen, konnte aber partout nicht einschlafen, da er sich Gedanken machte, wie es weitergehen sollte, wenn die Beiden wirklich etwas miteinander hatten.

'Noch nie gab es in Hogwarts so etwas! Wie soll ich nur handeln?'

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