Seltsame Wege

 

 

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Kapitel 6: Kleinkrieg und Hunger



Sie hasste ihn. Wäre sie sich vorher nicht ganz sicher gewesen, nun war sie es auf jeden Fall. Nicht nur, dass er ihr Abend für Abend die schlimmsten Dienste auftrug, nein, er ignorierte sie im Unterricht. Ihre Hausarbeiten bekam sie immer mit spitzen Bemerkungen versehen zurück und er machte sie im Besonderen immer vor Draco nieder.

So ging das nun schon seit vier Wochen. Sie hatte seitdem kaum eine Nacht wirklich schlafen können. Müde und abgespannt fühlte sie sich. Und sie wurde von Tag zu Tag reizbarer. Irgendwann musste das ja schief gehen.

"Miss Granger, haben Sie schon die Fliesen im Waschraum der Lehrer geputzt?"

Hochgezogene Augenbrauen, giftige Tonlage und vor allen Dingen: die Arme in die Seite gestützt. Er war in Bestform. Das ständige Herabwürdigen der Gryffindorschülerin hatte ihn in eine ausgeglichene Gemütslage versetzt. Es war einfach herrlich, einen persönlichen Leibsklaven zu haben. Nichts anderes war sie in den letzten Wochen für ihn geworden. Er liebte sein Leben. Und er liebte es, sie fertig zu machen.

Eigentlich hätte er schon längst aufgehört, aber sie wollte ja auf keinen Fall klein beigeben. Selbst er fühlte sich ein wenig... unbehaglich, wenn er sie wie ein Schatten ihrer Selbst durch die Flure schlurfen sah. Aber wenigstens war er damit das Problem Malfoy losgeworden.

Er ließ dem jungen Mädchen kaum Freizeit und manchmal fragte er sich, wie sie das alles unter einen Hut bekam. Doch sie beklagte sich nie. Sie sah ihn zwar mit ihrem Todesblick an und ihre Stimme klang immer gehässig wenn sie mit ihm sprach, aber sie gab einfach nicht auf. Es wäre so einfach - sie müsste sich eigentlich nur endlich unterwerfen.

Stattdessen sabotierte sie ihn. Zumindest war er sich sicher, dass sie es war. Vor zwei Wochen erhielt er seine gesamte Unterwäsche verfärbt in Pink zurück. Die Hauselfen schworen, damit nichts zu tun zu haben. Man fand eine Kontaktanzeige für Transvestiten unter seinem Namen in der hiesigen Zeitung, seine Schuhe waren eines Morgens voller Haferschleim. Die Liste war endlos, aber er regte sich nicht auf. Alles was sie ihm antat, zahlte er hundertfach zurück.

Es gab nur eine einzige Sache, zu der er sich nicht herabließ - er beleidigte niemals ihre Abstammung und er verkniff sich jegliche Bemerkung über ihr Aussehen. Aber sonst war alles erlaubt.

Natürlich hatten sämtliche Lehrer und sogar einige Schüler ihm gut zureden wollen, aber er machte unverdrossen weiter. Man tuschelte hinter ihrem Rücken, lachte über sie. Doch ihm war es egal. Er hatte mehr Spaß bei ihren Auseinandersetzungen, als er früher je gehabt hatte und das war es wert. Längst hatte er es aufgegeben ihrem Haus Punkte abzuziehen. Selbst Strafarbeit gab er ihr keine. Nein, er quälte sie lieber mit Arbeit und total unnötigen Aufgaben. Es war einfach herrlich.

"Nein, Professor Snape. Ich weiß nicht genau wo er ist. Sie können mir ja sicher auch nicht weiter helfen..."

Abschätzend glitt ihr Blick über seine ungepflegten Haare und sie rümpfte ein wenig ihr kleines Näschen.

'Ah, sie ist in Angriffslaune. Warum nicht?'

"Entgegen Ihrer Vermutung weiß ich sehr wohl, wo er liegt. Aber ich kann verstehen, dass Sie es nicht wissen."

Jetzt sah er sie abschätzend an und sein Gesicht zierte ein höhnisches Lächeln.

"Schließlich trifft sich Mr. Malfoy nur mit seinen besonderen Freundinnen davor!"

Er konnte sehen, dass diese Spitze gesessen hatte. Ihr Gesicht wechselte sehr anschaulich die Farbe und eine steile Falte zwischen ihren Augen zeigte ihren Unmut.

"Vielen Dank für diese nette Erkenntnis. Es erstaunt mich, dass Sie scheinbar wirklich erahnen können, was ein normaler junger Mann so mit Mädchen macht!"

'Hah! Das wird ihm eine Lehre sein!'

Innerlich war er leicht zusammengezuckt. Doch äußerlich blieb er völlig ruhig. Er hätte dieses Gespräch ja gerne weiter geführt, aber musste unterrichten. Und so ließ er sie mit einer unendlichen Liste von Aufgaben zurück.

Dumbledore machte sich ernsthaft Sorgen. Miss Granger war unausgeglichen und abgemagert. Sie passte im Unterricht mehr schlecht als recht auf. Ein Wunder, dass ihre Noten immer noch so gut waren. Er wusste, er müsste bald eingreifen.

'Was tut er ihr nur an?'

Dennoch war ihm nicht verborgen geblieben, wie sie sich rächte. Über die pinkfarbene Unterwäsche hatte man im Lehrerzimmer noch tagelang gelacht. Es schien Severus sehr gut zu gehen. Er war ausgeglichen und manchmal sah man ihn sogar lächeln.

Na ja, eigentlich nur die Mundwinkel ein wenig heben, aber es war schon ein großer Fortschritt.

'Vielleicht sollte ich doch noch ein wenig warten?'

Es war endlich Halloween! Wieder fand ein großer Ball statt und sogar Snape hatte ein Einsehen und gab Hermine für diesen besonderen Abend frei. Während die meisten Lehrer im Schloss mit den Schülern feierten, zog es Severus nach Hogsmeade.

Er wollte sich mal wieder total sinnlos betrinken und vielleicht auch das ein oder andere weibliche Wesen umschmeicheln. Schließlich verlernt man so etwas doch nie... oder?

Der Abend war schneller vorbei als man dachte und es war schon weit nach Mitternacht.

Professor Snape kam gerade den Weg aus Hogsmeade und hatte ziemlich viel Alkohol getrunken. Er war zwar noch weit davon entfernt völlig dicht zu sein, aber beschwipst war er auf jeden Fall. Letztlich hatte er doch darauf verzichtet, eine Frau zu umschmeicheln. Es war einfach keine dabei gewesen, die ihn auch nur im entferntesten gefallen hätte - oder der er gefallen hätte.

Der Mond erhellte den Verbotenen Wald und es war immer noch angenehm warm. Als er am Seeufer entlang schlenderte, entdeckte er nicht weit im Wasser eine zarte Gestalt. Das Mondlicht brach sich tausendfach in den elfenhaft schönen Zügen, das feuchte Haar kringelte sich anmutig um die nackten Schultern und fein perlten Wassertropfen den schlanken Hals hinab zwischen das Tal ihrer kleinen runden Brüste.

'Ich habe wohl doch mehr getrunken als mir gut tat.'

Das göttliche Geschöpf bewegte sich ruhig im Wasser und schien ihn nicht zu bemerken.

'So bezaubernd schön. Das ist sicher eine von diesen Nymphen!'

Ein sinnliches Prickeln kroch durch seinen Körper und er konnte seinen Blick nicht abwenden. Sie schwamm ungestört und geräuschlos durch das fast schwarze Wasser.

'Gott, ist sie schön!'

Der Alkohol benebelte ihn leicht und ließ alles noch unwirklicher, noch phantastischer wirken. Er war verzaubert und längst vergessene Sehnsüchte wurden in ihm wach. Während er sie weiter mit brennendem Blick beobachtete, begann er mit unsicheren Fingern seine lange schwarze Robe aufzuknöpfen. Darunter trug er einen schwarzen Dreiteiler.

'Ich will dieses Geschöpf spüren.'

Sie schwamm nun näher zum Ufer und er wartete schon auf sie. Sein Körper brannte vor Erwartung und ein Ziehen zwischen den Schenkeln hatte eingesetzt. Er wollte diese Frau. Diese zarte helle Haut mit seinen Händen entweihen, seine Zähne in ihrem Hals versenken und sich an ihr erregen, verbrennen - vergehen.

Dann stieg sie langsam, ganz in den Moment versunken, aus dem Wasser. Der Mond beschien ihre cremige Haut und ließ die Tropfen Wasser unwirklich schön erstrahlen. Sie trug ein durchsichtiges Hemdchen, das gehalten von dünnen Trägern, feucht an ihrem ansonsten nacktem Körper klebte.

'Sie ist makellos. So jung, so unschuldig!'

So stand er im Schatten der Bäume, fast unsichtbar, unentdeckt von dieser Nymphe. Brennend vor Verlangen, mit kochendem Blut - er trat heraus aus der Dunkelheit.

Er würde sie sich nehmen, seinen glühenden Leib an dem ihren kühle. Seine Lippen würden ihre Haut erobern, seine Hände... Zitternd vor Hunger konnte er sich kaum noch beherrschen.

'Gleich....!'

Nun stand sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Der leichte Wind trug ihren süßen Duft zu ihm herüber. Er konnte nicht länger warten. Alles in ihm schrie nach Erlösung.

In diesem Moment drehte sie sich zu ihm um.

Plötzliches Erkennen auf beiden Seiten. Entsetzen auf der Einen, Zorn auf der Anderen.

Hastig umschlang sie sich mit ihren Armen, wollte die Blöße ihrer Nacktheit vor seinen grausamen, schwarzen Augen verstecken. Doch der Anblick hatte sich längst in sein Gedächtnis gebrannt.

'Welch grausamer Scherz!'

Noch immer voller Verlangen, nicht einmal die Wut konnte diese Gefühle dämpfen. Das Bedürfnis nach Vereinigung.

Ihre großen grünen Augen sahen ihn panisch an und eine tiefe innere Stimme schrie.

'Nimm sie dir! Es macht keinen Unterschied! Du willst es doch!'

Ja, er wollte sie. Selbst jetzt noch, wo alles wie ein Alptraum wirkte.

Er war der Stärkere, sie war nur ein zierliches junges Mädchen. Hier würde sie niemand schreien hören, niemand würde ihr zur Hilfe eilen. Er musste es nicht unterdrücken, nicht wieder verzichten...

Sollte sie sich doch wehren - es störte ihn nicht. Niemand musste es je erfahren. Ein Zauber, und sie würde sich an Nichts erinnern - es einfach vergessen. Egal was er mit ihr machen würde.

'Ja! Tu es!'

Mit wenigen Schritten überwand er den Abstand zwischen ihnen. Mit flackerndem Blick sah er auf die kindliche Gestalt hinab. Sie begann zu zittern und schloss für einen Augenblick die Lider.

Hart umfassten seine Hände ihre schmalen Oberarme und drückten zu. Aufwimmernd öffnete sie ihre Augen und er sah die Tränen in den Smaragden schimmern.

'Nur ein wenig! Nur kosten...!'

Sein Blick fest mit ihrem verankert, beugte er langsam, Millimeter für Millimeter, sein Haupt. Er konnte schon ihren zittrigen Atem auf seinem Gesicht spüren. Sein Verlangen pochte heiß und drängte sich fordernd an den weichen Stoff seiner Hose.

'So nah!'

Noch einmal verstärkte er seinen Griff. Sie gab einen klagenden Laut von sich, schwieg ansonsten aber weiter.

"Miss Granger!"

Seine Stimme klang heiser, sein Blick war brennend. Diese, so unerwartet grausame Wendung des Abends schien jegliche Kraft aus ihr zu ziehen. Mit einem leisen Seufzen wurde sie ohnmächtig.

Bevor ihr junger Leib jedoch den Boden berührte, hob er sie auf seine Arme und trug sie in seine persönlichen Gemächer. Fast sanft legte er sie auf das Sofa vor dem Kamin. Ein hellstrahlender Körper auf blutrotem Samt.

Mit dem Zauberstab war sie bald getrocknet und ein Riechgläschen brachte sie ins Bewusstsein zurück.

Ihre Lider öffneten sich flatternd und als sie ihn erblickte, schloss sie sie wieder. Als wollte sie etwas sagen, bewegten sich ihre Lippen, doch kein Ton entkam.

'OH mein Gott! Das kann doch alles nicht wahr sein!'

Seine kalten Worte durchbrachen ihre Gedanken.

"Was treiben Sie mitten in der Nacht am See?"

"..."

"Was wäre gewesen, wenn Sie jemand anderes so gefunden hätte?"

Seine Stimme klang hart und forderte eine Antwort, über die sie einfach nicht nachdacht hatte.

"Ich..."

Er beugte sich über sie, stützte sich mit der Hand über ihren Kopf an der Lehne ab und sah sie unverwandt an.

"Sie sind eine Närrin!"

Seine freie Hand legte sich auf ihr nacktes Knie und seine Finger strichen über die weiche Haut. Ohne zu zögern schob er den Saum des Hemdchens höher und seine Hand berührte jeden Zentimeter neuer Haut.

'Noch ein wenig höher und ich kann sie spüren...'

"Professor, bitte!"

Ihre Stimme war leise, empört und ängstlich, die Augen weit aufgerissen. Eine helle Tränenspur glitt über ihre Wangen.

Er wollte mehr! Noch tiefer beugte er sich, so dass seine Lippen die ihren fast berührten.

"Angst?"

Er klang so samtig und zugleich spöttisch. Gefährlich! Sie hatte Angst. Mehr als je zuvor.

Abrupt richtete er sich auf, die Hand verschwand von ihrem Schenkel.

"20 Punkte Abzug für Gryffindor, wegen nächtlichem Herumtreiben. Ich erwarte Sie morgen Abend um 19 Uhr in meinem Büro. Sie sind unvorsichtig. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich alles erzwingen können... Sie sollten nicht nackt baden, wenn Sie sich nicht verteidigen können!"

Ein kurzer Blick auf ihre bebenden Lippen, dann wand er sich wieder ab.

"Sie werden Ihre Strafe noch erhalten. Und jetzt gehen Sie!"

Mit zittrigen Knien taumelte sie zur Tür.

"Miss Granger!"

Sie drehte sich ihm zu, doch er war immer noch dem Kamin zugewandt. Eine große schwarze Gestalt, die sich düster vom Feuer abhob.

"Sie sollten Ihre Kleidung mitnehmen!"

Hochrot griff sie nach ihrer Robe und verschwand.

Er hatte es nicht getan. Obwohl er es mehr als alles andere gewünscht hatte. Doch er fand kein Vergnügen dabei, sich aufzuzwingen. Das hatte er mehr als einmal bei Voldemort tun müssen und es hatte ihn nur Ekel abgerungen.

'Miss Granger...'

Niemals hätte er gedacht, dass sie so wundervoll, so makellos schön ist. All die grausamen Dinge, die er ihr angetan hatte. Jedes fiese Wort, jede kleine Gemeinheit - es schien auf einmal so kindisch.

Alles hatte sich geändert. Als er sie im See sah, wollte er nur eines. Er wollte sie besitzen.

Ein trauriges Lächeln huschte über sein Gesicht. Er war diesen Kleinkrieg schon lange müde. Aber sobald sie den Mund öffnete, und ihre kleinen Spitzen gegen ihn verschoss... dann wollte er sie brechen. Wollte ihr das Gefühl der Sicherheit und jedes Selbstbewusstsein rauben.

'Ich denke, das habe ich jetzt erreicht.'

Doch es war nicht geplant gewesen - nicht so. Fast hätte er sich vergessen und das durfte nicht sein. Seine Gedanken wandten sich wieder Hermine zu.

Sie hatte sicher eine große Zukunft vor sich. Wenn, so wie bei ihr, Schönheit und Intellekt gepaart mit Ehrlichkeit zusammen trafen... nun, dann war sie das Perfekteste, was er je erlebt hatte.

Und vielleicht hatten ihre Beleidigungen damals so weh getan, weil er gerne mehr für sie gewesen wäre. Ihr Mentor, ihr Ratgeber... ihr Liebhaber?

Es war eine wirklich ungünstige Situation.

Er könnte ihr so vieles beibringen. Unter seiner Obhut würde sie alles erreichen. Obwohl ihre Abstammung eher nieder war und sie noch dazu eine Gryffindor, würde er es tun. Sie würde ein Maß an Genialität erreichen, das dem Seinen angemessen war.

Nun musste er nur beginnen, ihr Vertrauen zu erlangen.



***




Sie wusste nicht, wie sie in ihren Schlafraum gekommen war. Ihre Haut brannte, wo er sie berührt hatte und eine unfassbare Empörung machte sich in ihr breit.

'Das darf er nicht!'

Hermine roch noch immer den honigduftenden Atem, gemischt mit dem herben Geruch seines Körpers. Eine schwarze Strähne hatte ihre Stirn berührt, seine Fingerspitzen fast ihren nackten Schoß.

Übelkeit brach hervor und sie erreichte gerade noch das Badezimmer. Würgend übergab sie sich, zitterte vor Abscheu.

Doch diese galt ihm nicht allein.

'Erst Draco, jetzt Snape... warum tun sie das?'

Es war noch nicht lange her, als Malfoy sie in eine der Nischen gedrängt hatte. Sofort waren seine Hände und seine Lippen auf ihrem Körper. Sie liebte Draco, aber er machte ihr Angst. Fordernd und grob war er gewesen. Erst ein paar vorbeigehende Schüler hatten sie errettet, bevor mehr passierte.

Doch ihm konnte sie verzeihen, denn er mochte sie doch. Sie müsste nur endlich nachgeben, ihm erlauben ihr nahe zu sein.

'Eigenartig, dass ich gerade jetzt wieder an ihn denke.'

Er hatte ihr gesagt, dass eine Beziehung möglich wäre. Sie müsste nur mehr erlauben, Sex erlauben.

Hermine wollte so gerne mit ihm zusammen sein, doch gleichzeitig fühlte sie sich überfordert. Und nun hatte Snape sie berührt. Sie wusste gar nichts mehr, nur dass sie nicht das Maß an Ekel verspürt hatte, was sie empfinden sollte.

Und das machte ihr wirklich Angst...


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