Shadowtrolls

 

 

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Kapitel 1




Hagrid strahlte die Fünftklässler an, die sich vor seiner Hütte versammelt hatten. Was hatte er für einen wundervollen Ausflug für sie geplant. Einen Ausflug in den Verbotenen Wald durch den Sumpf eine Meile westlich des Waldrandes. Der Schulleiter persönlich hatte ihm vorgeschlagen, die Kinder über magische Geschöpfe durch praktische Übungen zu unterrichten.

Mit Dumbledores Hilfe hatte er also folgende Aufgabe ausgearbeitet: einen wilden Grindeloh fangen. Er erwartete weder, dass die Schüler tatsächlich einen Grindeloh fangen würden, geschweige denn, überhaupt einen sehen. Aber der gut überwachte Ausflug in diesen Winkel des Waldes war der Schwerpunkt der Aufgabe.

Professor Hooch hielt sich in Bereitschaft, ihre Flugklasse hatte sie auf das große Feld in der Nähe von Hagrids Ausgangspunkt verlegt. Außerdem wussten auch McGonagall und Flitwick über den Ausflug Bescheid und waren bereit, sich jederzeit aufzumachen. Snape war nicht mit von der Partie, da er sich gerade in den Räumen des Schulleiters verbarg, um sich von einigen Unfällen zu erholen, die er am vorigen Wochenende erlitten hatte.

Nicht dass all die Vorkehrungen wirklich notwendig gewesen wären. Hagrid hatte bereits letzte Woche die Sechstklässler ohne Probleme in den Wald und wieder zurück gebracht. Eine Gruppe hatte ein verlassenes Grindelohnest gefunden, doch abgesehen davon gab es keine weiteren Entdeckungen. Besser war allerdings, dass beide Gruppen Firenze gesehen hatten (der einfach nur neugierig auf die Schüler gewesen war) und hatten eine Vielzahl wilder magischer Pflanzen identifiziert.

Hagrid war vorsichtig genug gewesen und hatte nicht erlaubt, irgendwelche der eben erwähnten Pflanzen zu sammeln. Snape hatte ihn vor den Gefahren, Pflanzen ohne die nötige Ausstattung zu pflücken, gewarnt. Der Wildhüter hatte auf seiner zweiten Wanderung selbst einige hübsche Exemplare von "Althenas" für den Zaubertränkemeister gesammelt und ein aufrichtiges Danke dafür bekommen. Es ist ein seltenes Kraut und gerade getrocknet ist es ein heilendes Vermögen.

Mit einem Blick über die Schüler, eine Gruppe von Gryffindors und Slytherins, erlangte Hagrid ihre Aufmerksamkeit und händigte ihnen einige Käfige, Netze und Rucksäcke mit nützlichen Dingen und Wasserschläuchen aus.

„Wir gehen gemeinsam hinein. Keiner läuft vom Pfad weg oder von der Gruppe! Habt ihr alle die Karte von letzter Woche angeschaut?", fragte er mit abschätzender Stimme. Ein paar schuldbewusste Blicke und Hermines breites Lächeln. Er grinste das übereifrige Mädchen ebenfalls an.

"Gut. Wir werden dann auf dem Hauptpfad zu den Sümpfen vorstoßen. Auf geht's! Fang!", rief Hagrid seinen Saurüden.

Mit einem Nicken übernahm Hermine die Führung. Sie hatte die Karte aus dem Unterricht sehr sorgfältig studiert, ebenso einige weitere aus der Bibliothek. Harry und Ron blieben dicht hinter ihr und der Rest der Klasse folgte ein wenig gedehnt dahinter, mit Hagrid, der die Nachzügler antrieb.

"Ist das nicht aufregend?", grinste Hermine ihre Freunde an.

"Richtig, in den Verbotenen Wald huschen, ist immer ganz oben auf meiner Liste!", entgegnete Ron spitz. Harry lachte.

"Oh, da sind wir drüber hinweg. Es wird überhaupt nichts passieren. Wir sind so laut, die Grindelohs werden alle gut versteckt sein, wenn wir noch eine Viertelmeile von ihnen weg sind. Ich bezweifele sogar, dass wir auch nur ein paar Kaninchen sehen werden, bei dem Lärm, den wir machen", äußerte sich Harry. Das war allerdings wahr. Die Schüler hinter ihnen unterhielten sich. Sie waren bereits einmal mit Snape im Wald gewesen, auch wenn es ein anderer Teil gewesen war. Auf dieser Route gab es mehr Bäume, doch es war ein sonniger Nachmittag und der Pfad war deutlich markiert.

"Mann, das ist ziemlich laaangweilig!", erklang eine schleppende Stimme hinter ihnen. Sich leicht umdrehend, erkannte Harry Draco Malfoy und seine kleine Gruppe. Seinen Verstand auf "Ignorier sie einfach" schaltend, hielt er mit seinen Freunden Schritt.

Draco war nicht glücklich darüber, keine Antwort zu erhalten. Er stupste Goyle an und folgte weiter dem Pfad.

"Sehr fader Stoff, durch den Sumpf zu latschen!", legte Crabbe los.

"Ich habe gehört, die Sechstklässler haben Firenze gesehen," äußerte Harry sich an Ron gewand, der sich wegen der Slytherins dicht hinter ihm immer mehr anspannte.

"Ja", stieg Hermine mit ein. "Er kam herunter und hat sich mit beiden Gruppen unterhalten. Ich würde ihn auch liebend gern treffen!"

"Pfff! Übergroße Pferde", spottete Goyle. Dies zog einen wütenden Blick von Ron nach sich, bevor Harry ihn zurückhalten konnte.

"Ignorier sie einfach, Ron", flüsterte Hermine wieder und wieder in einer fortwährenden Litanei. Das funktionierte den Großteil des Pfades entlang. Als sie zu einer Gruppe aufragender Felsen kamen verstummten beide Gruppen augenblicklich.

"Höhlen", führte Draco mit ein wenig Aufregung aus. "Ich habe sie auf der Karte markiert gesehen. Ich vermute, etwas muss in ihnen leben!"

"Oh richtig, Malfoy!", legte nun Ron los, obgleich beide, er und Malfoy mit sehr sanften Stimmen sprachen.

"Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass viele Kreaturen in Höhlen leben", erwiderte Draco schlagfertig. Dann huschte ein hinterhältiges Grinsen über sein Gesicht und er fing an mit seinen Kameraden zu plaudern, wobei er die Gryffindors vor sich ignorierte.

Der Rest des Weges zu den Sümpfen war vergnüglicher. Dracos Gruppe war hinter den Rest der Klasse zurückgefallen. Das Nest, das die Sechstklässler entdeckt hatten fanden sie leicht und folgten weiter dem morastigen Grund, in den einige Schilfrohre gestoßen waren. Es war ihnen nicht erlaubt, weiter in den Sumpf zu gehen, als entlang der deutlich markierten Ränder.

Hermine hatte angehalten, um ihre Karte hervorzuziehen und sie mit einigen anderen Leuten zu teilen, um den Rand des Sumpfes und das umgebende Gebiet aufzuzeigen. Harry bemerkte die felsigen Höhlen und wie das Land direkt jenseits von ihnen steil abfiel.

"Das sieht nicht grade sicher aus", kommentierte Ron. "Es sieht aus, als ob es dort recht scharf abwärts fällt."

Hagrid trat hinter sie und warf einen Blick auf die Karte. "Tut es. Das Land fällt dort sehr plötzlich steil ab. Sehr viel loser Untergrund und ein paar Gruben und Abgründe. Ich hatte dort einmal einen bösen Sturz", sagte er. "Glück für mich, dass Snape und dieser Heiler, Barnes, mich gefunden haben. Lasst euch das 'ne Lehre sein! Selbst jemand wie ich kann schnell in 'nen Haufen Schwierigkeiten geraten!" Hagrid bewegte sich an den Sumpfrand und sah hinüber zu dem verlassenen Nest.

"Ich denke, ich schau mal da drüben", kommentierte Draco gerade laut genug, dass die Schüler es hören konnten. "Ich bezweifele, dass es sehr gefährlich sein könnte. Dieser Trottel kann schon in Schwierigkeiten geraten, wenn er sich nur die Schuhe zubindet", grinste er affektiert.

"Oh, das lässt du schön bleiben! Wenn Hagrid sagt, es ist gefährlich, dann ist es verdammt gefährlich! Du solltest nirgendwo hin wandern, Malfoy!", schnappte Ron wütend.

"Oh richtig. Das Wiesel hat Angst. Ist ja klar!" Draco und seine Kumpanen lachten höhnisch. "Du bleibst einfach hier wo es sicher und nett ist, Weasley! Lass die richtigen Zauberer gehen und sich umschauen!" Er drehte sich um und wanderte den Pfad hinab.

Harry packte Ron bei der Schulter. "Lass ihn gehen Ron. Die wollen nicht streunen, die wollen dich nur aufreizen". erklärte er.

Ron befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff, blieb aber bei ihm. "Ja, weiß ich. Aber es macht mich rasend. All die Sachen über Hagrid sagen und so", grummelte Ron gereizt.

Die Gruppe folgte dem Pfad entlang des Sumpfrandes und der Nachmittag strich vorüber. Als sie endlich auf den Pfad zurückkehrten, der zum Schloß zurückführte, trat ein Zentaur aus dem Unterholz und kam auf Hagrid zu. Es war nicht Firenze. Dieser Zentaur war älter, eine graubärtige Kreatur, deren Flanken weiße Flecken aufwiesen.

"Sei gegrüßt, Hagrid!", rief der Zentaur.

Hagrid blickte auf und stutzte. "Chiron! Hab dich ja eine Ewigkeit nicht gesehen! Ich, ich bin geehrt", und zur Überraschung der Schüler verneigte sich Hagrid so tief wie er konnte.

"Schön dich zu treffen, Hagrid von Hogwarts. Ich sage dir, du musst dich beeilen auf deinem Weg. Es ist nicht sicher hier", sagte Chiron. Er ruhte ein Hinterbein aus und schlug aufgeregt mit dem Schweif.

"Warum? Ich war schon viele Male in den vergangenen Wochen hier", begann Hagrid.

Chiron erhob seine Hand. "Es tut mir leid, dass ich so hastig bin, aber hier ist Gefahr ganz in der Nähe. Einige Schattentrolle haben in dieser Gegend gejagt und leben nun versteckt in den Höhlen und den Abgründen. Du hast gerade genug Licht um sicher zurück zukommen. Ich werde vorangehen", nickte der alte Zentaur und drehte sich leicht um.

"Bist du sicher Chiron? Fang und ich können vorgehen", bot Hagrid an, aber der Zentaur schüttelte seinen Kopf. Er bewegte sich nach vorn und winkte den Schülern, ihm zu folgen. Sie bewegten sich den Pfad hinab zur Schule.

Einige nervenaufreibende Minuten später passierten sie die zu Tage tretenden Felsen. Schon sammelten sich überall in den Winkeln willkürlich vorhandene Felsblöcke. Direkt jenseits von ihnen fiel der Boden steil ab. Jeder seufzte erleichtert auf, als sie wieder im helleren, dünner bewaldeten Gebiet waren.

"Hey, habt ihr Malfoy gesehen?", fragte Ron scharf. Hermine und Harry fingen an, alle Schüler zu überblicken.

"Nein, ich sehe, weder Crabbe noch Goyle", sagte Harry.

"Waren sie noch da, als Chiron kam?", fragte Hermine unbehaglich. Keiner der Jungen konnte sich daran erinnern, sie vor diesem Zeitpunkt gesehen zu haben.

"Sie haben sich darüber unterhalten das Land jenseits der Felsen zu erkunden", sagte Ron vorsichtig. Harry blickte seinen Freund flüchtig an.

"Oh nein! Ihr zwei geht nicht zurück!", begann Hermine.

"Nur zu den Felsen, das ist alles", sagte Harry.

"Nicht jenseits davon. Wir gehen nur zu den Felsen und rufen", fügte Ron hastig hinzu.

Widerwillig stimmte Hermine zu und das Trio ließ sich zurückfallen, wobei sie Hagrid und Fang auswichen. Sie bewegten sich rasch durch die sich verstärkenden Schatten und schafften es innerhalb weniger Minuten zu den Felsblöcken.

"HEY MALFOY!", rief Ron.

"CRABBE? GOYLE!", schrie Harry. Sich näher heranbewegend hörten sie Kichern.

"Schön, schön, die Baby-Gryffindors haben doch etwas Courage." Draco kam mit spöttischem Grinsen hinter einer großen Felserhebung hervor.

"Malfoy, ein Zentaur kam und hat uns gewarnt, dass wir den Wald noch vor Sonnenuntergang verlassen sollten", fing Harry in verärgertem Tonfall an.

Dracos Grinsen verbreiterte sich.

"Ooooh, ein Zentaur kam! Wie beeindrucken, Potter. Hier ist nichts außer ein paar Felsen", spottete Draco.

"Schau, Chiron sagte etwas über Schattentrolle und", begann Hermine, doch sie endete nicht, denn dies rief eine Reaktion bei Draco hervor.

"Schattentrolle?", fragte er, seine Nervosität war diesmal ernsthaft. "Was hat er gesagt?"

"Irgendwas darüber, dass Schattentrolle hier in der Nähe jagen", sagte Ron. "Was? Hast du Angst Malfoy?", fügte der Rothaarige noch spöttisch hinzu.

"Verdammt Weasley, hast du keinen Verstand? Denk mal nach, weißt du überhaupt nichts über Schattentrolle?" Malfoy leckte seine Lippen und blickte sich um.

"Nicht wirklich", sagte Ron, "abgesehen von Schatten und dass sie kein Licht brauchen."

"GOYLE! CRABBE! KOMMT JETZT!", brüllte Draco. In einiger Entfernung sahen sie die beiden Jungen aus ihren Verstecken trampeln und zu ihnen kommen.

"Schattentrolle brauchen kein volles Licht; sie jagen in der Schattenzeit: abends und in der Morgendämmerung. Sie sind ekelhafte Kre....", sagte Draco, doch seine Stimme erstarb.

"Was?", fragte Ron, drehte sich um und sah wie sich etwas bewegte, was nicht Crabbe oder Goyle war.

"Rennt!", zischte Malfoy. "Rennt einfach!"

Sie fielen in einen schnellen Sprint, krabbelten und rutschten über Dreck und lose Felsen. Sie waren etwas neben dem Pfad und als ein riesiger Schatten sich ihnen auf dem Pfad näherte, machten sie sich aus dem Staube und entfernten sich immer tiefer in den Wald.

Hagrid zählte die Köpfe, als sie sich dem Waldrand näherten. Er sah kurz auf, als Malfoy durch die Bäume auf dem Pfad brach, zitternd und außer Atem.

"Was, was hat Sie ins Schwitzen gebracht, Mr. Malfoy?", fragte Hagrid rasch, als Crabbe und Goyle sich ihren Weg pflügten und zitternd vor dem Halbriesen zum Stehen kamen.

"T-t-trolle! Ja-ja-jagten uns. Potter hat angehalten um Granger zu helfen", brachte Malfoy hervor. Hagrids Gesicht verzerrte sich, doch er verfiel nicht in Panik.

„Geht ins Schloß! Holt Dumbledore! SOFORT! Crabbe, geh und hol Professor Hooch. Sag ihr, ich brauch jetzt ihre Hilfe! Los, ab mit euch! Goyle, Longbottom", Hagrid sah wie der verängstigte Gryffindor aufmerksam lauschte, "bringt die Klasse ins Schloss zurück und zählt nach. Wenn irgendwer fehlt, sagt es einem Lehrer und schickt ihn schnell los! RENNT!"

Die vier Jungen rannten voran, die Klasse dicht hinter ihnen. Chiron hatte sich bereits einige Momente zuvor wieder in den Wald verflüchtigt, nichts von der Katastrophe ahnend, die sich anbahnte. Hagrid pfiff nach Fang und sprintete zurück in den Wald.

Draco schaffte es in Rekordzeit in die Räume des Schulleiter. Sein Vater hatte den Schulleiter kürzlich getroffen und Draco das Passwort verraten. Er stolperte in den Bürobereich und blickte sich um.

"Direktor? Direktor?!", rief er außer sich. Da war eine Bewegung auf der Couch. Prof. Snape stand langsam von dort wo er sich ausgeruht hatte auf und sah den verängstigten Schüler an.

"Mr. Malfoy?", fragte er und erstickte ein Gähnen.

"Professor! Hagrid braucht Hilfe! Schattentrolle sind im Wald", brachte Draco hervor, seine Worte überschlugen sich. Snape legte seine Hände auf die Schultern des Schülers.

"Beruhige dich, Draco. Was ist mit den Trollen im Wald!" Snape wartete bis Malfoy sich gesammelt hatte.

"Da jagen Schattentrolle im Verbotenen Wald in der Nähe der Sümpfe, in dem felsigen Gebiet, wo Hagrid vor einer Weile verletzt wurde. Hagrid sagte, Sie und Dr. Barnes hätten ihn gefunden", brachte Draco hervor. "Ich wusste nichts von den Trollen. Ich wollte nur Potter dazu bringen, zurück zu den Felsblöcken zu kommen, um ihn zu erschrecken. Dann haben sie uns von den Schattentrollen erzählt und ich, ich habe etwas panisch reagiert und wir rannten und Granger fiel und nun sind sie verloren im Wald und die Schattentrolle werden sie kriegen!"

Das war mehr als Snape auf einmal aufnehmen konnte. Malfoy war besorgt darüber, dass Potter und seine Freunde von den Trollen gefangen werden könnten? Er gab zu, dass er sie unabsichtlich in Gefahr gelockt hatte? Er starrte den Jungen einen Moment lang an und realisierte, dass seine Furcht vor den Trollen größer war, als sein Hass auf die Gryffindors. Snape würde unbedingt später mit Draco reden müssen!

"Sir, Hagrid braucht Hilfe! Er hat mich zu Dumbledore geschickt!" Draco zog drängend am Ärmel des Professors.

"Richtig. Dumbledore ist unten bei Prof. McGonagall, in ihrem Büro. Geh dorthin! Sag ihm, dass ich schon losgegangen bin, um zu helfen!" Snape drehte sich um und rief seinen Zauberstab zu sich. Draco klappte der Mund auf.

"Wie wollen Sie das tun?" Er schnappte nach Luft.

"Keine Zeit! GEH! Hol den Schulleiter!" Und er schob Draco die Treppen vor sich her hinunter, als er sich aufrappelte um den Turm zu verlassen.

Der Zaubertränkemeister rannte die gesamte Strecke des Rasenfeldes bis zum Waldrand. Sobald er über die Schulgrenze gestolpert war apparierte er zu einem Punkt in der Nähe des Sumpfes. Er kannte die Gegend vom Kräutersammeln her sehr gut. Die Idee auf Schattentrollen zu stoßen gefiel ihm ganz und gar nicht, aber er hatte seinen Zauberstab und ein ganzes Arsenal von Zaubersprüchen, um sich zu schützen. Hagrid hatte nur Fang.

Leise zu sein, war keine Alternative. In jedem Fall jagen Schattentrolle mehr nach Geruch, als nach Geräuschen oder Sicht.

"POTTER!", brüllte der Zauberer in die sich verdichtende Dunkelheit. "Granger!" Er begann den Weg zu den Felsen einzuschlagen.

Einen besonders großen Felsbrocken umrundend, hörte er Schreie! Verflucht! Snape bewegte sich schneller.

Bald strauchelte er über loses Schiefergestein in der Nähe des Bruchlandes wo Hagrid abgestürzt war. Vor sich sah er einige Menschen.

Und Trolle. Insgesamt drei. Sie zogen ein großes Etwas, oder jemanden über den Boden während Die schreienden Leute brüllten und versuchten, sie mit Flüchen aus ihren Zauberstäben aus der Fassung zu bringen. Nichts was ein Schüler, nicht einmal der berüchtigte Potter ihnen entgegenschleudern könnte, könnte auch nur einen einzigen Schattentroll genug verletzen. Drei waren unmöglich.

"LUMOS!", brüllte Snape, formte ein heißes, weißes Licht über der Senke wo die Schüler sich zusammendrängten. Die Trolle kreischten und ließen Hagrid fallen, als sie vor dem brennenden Licht davon stolperten. Der Zaubertränkemeister bewegte sich rasch zu Hagrid.

"Potter, Granger, Weasley! Kommt hierher ins Licht, JETZT!" Snapes Stimme war kommandierend und die drei Schüler kamen geschwind, hautnah zu ihm und Hagrid. Ein knappes Stöhnen vom Wildhüter versicherte Snape, dass er in Ordnung kommen würde.

"Noch irgend jemand hier draußen?", fragte Snape und hielt den Zauberstab hoch; die Helligkeit des Lichtes zerstörte die Schatten.

"Nein Sir. Ich denke nicht. Malfoy rannte davon mit Crabbe und Goyle", begann Harry.

"Sie sind in Sicherheit Professor", ächzte Hagrid und versuchte sich aufzusetzen. "Sie haben es rausgeschafft. Fang?" Ein Winseln erklang als der Saurüde zu seinem Herren kroch.

Fauchen am Rande des Lichtkegels scheuchte alle auf.

"Keine Panik! Verlasst nur nicht das Licht!", zischte Snape. "Schattentrolle werden außerhalb des Lichts bleiben. Wir werden warten bis der Schulleiter kommt und uns hier rausholt. Und dann können wir uns unterhalten."

"Warum gehen wir nicht einfach?", fragte Ron und ergriff Snapes Robe.

"Weil ich es nicht allein schaffe. Hagrid ist verletzt und wir sind zu viele, um alle immer gleichmäßig mit Licht zu bedecken. Es wird uns hier schon gut gehen, Weasley. Albus wird das Licht sehen." In seiner Furcht versprach er sich und nannte den Schulleiter beim Vornamen.

Das Fauchen nahm zu; das Licht hatte mehr Trolle angelockt. Vielleicht ein halbes Dutzend hatte hier in loser Gemeinschaft gejagt. Frisches Fleisch so nah und doch unerreichbar war quälend und frustrierend.

Hermine und Harry arbeiteten daran, Hagrid zum Sitzen zu kriegen. Er war auf den Kopf geschlagen worden und ziemlich benebelt. Ron blieb dicht bei Snape und beobachtete die Schatten. Das Licht blieb hell, nahm nicht zu oder ab. Der Junge bekam mehr und mehr Angst wegen der Geräusche und Bewegungen in den Büschen. Langsam zog er seinen Zauberstab hervor bis er ihn in der Hand hatte und bereithielt. Snape sah nach unten.

"Weasley, nein! Tu es nicht!", warnte ihn der Zauberer. Doch zu spät. Ron peitschte seinen Zauberstab nach unten.

"Stupefy!", schrie er. Sein Zauberstab, alt und angeknackst, versagte und der Fluch traf Snape direkt in die Rippen und ließ ihn einige Meter zurücktaumeln. Sein Zauberstab fiel, noch hell, neben Hermine, die ihn umgehend auffing und hochhielt. Fauchen und Grunzen schwollen an als sie sahen, dass etwas den Zaubertränkemeister ergriff. Hermine machte Anstalten einen anderen Spruch zu beschwören.

"NEIN!", brüllte Snape, "BEHALT DAS LICHT! BLEIBT IN DEM LICHT!", und er wurde in die Schatten gerissen.

"PROFESSOR!", schrieen Hermine und Harry zusammen, sich aneinanderkauernd als Ron stumm auf die Knie fiel. Hagrid bedeckte sein Gesicht.

Angespannte Minuten verstrichen und schließlich war die gesamte Umgebung in helleres Licht getaucht, als vier Besen zu ihnen hinunterstiegen, jeder Reiter trug einen hellleuchtenden Zauberstab.

Dumbledore. Natürlich. Bei ihm Hooch, McGonagall und Flitwick. Alle vier Erwachsenen kamen heran. Hooch und Flitwick beobachteten weiterhin die Büsche als Dumbledore und McGonagall sich der verängstigten Gruppe zuwandten. Das Fauchen war ein wenig zurückgewichen.

"Sie haben Professor Snape!", brachte Harry heraus, und wies auf die Falle jenseits von ihnen und die Knurrlaute. Ohne ein weiteres Wort schritt Dumbledore auf die Gegend zu, wo Harry hingedeutet hatte und verschwand außer Sicht. Ein Schmerzensgebrüll ertönte, dann Schreie. Doch ob sie menschlich oder von Trollen stammten war nicht zu sagen.

Plötzlich blitzte ein Licht auf, das heller war als die Sonne und es herrschte Totenstille. Kein Knurren. Kein Fauchen. Keine Schreie. Lange Minuten vergingen. Alle Augen waren auf den Punkt gerichtet, wo der Professor und der Schulleiter verschwunden waren. Das Licht verringerte sich, doch es ging nicht aus.

Ein Rascheln von Blättern alarmierte sie und ließ herumfahren. Die Schüler zog es enger zu den Erwachsenen. Sie mochten zwar innerhalb des Lichts sicher sein, doch unter schützenden Armen auf ihren Schultern stehen und die Wärme eines größeren Körpers spüren, fühlte sie viel besser an. Zweige wurden zur Seite gedrückt und Dumbledore trat ins Licht.

Der Schulleiter hatte seinen äußeren Umhang ausgezogen; hatte ihn um die Person gewickelt, die er trug. Er bewegte sich rasch ins Licht, legte seine Last ab und kniete sich neben sie.

"Minerva, bring die Kinder zurück in die Schule. Ich muss Severus in die Klinik nach Hogsmeade bringen", sagte Dumbledore ernst. Er hielt Snape komplett verdeckt.

"Ist er...", fing McGonagall an, aber der Direktor schüttelte seinen Kopf.

"Ich weiß es nicht. Bring die Schüler zurück Minerva." Dumbledore zog Snape auf seinen Schoß und apparierte.

Mit den vier Besen zwischen ihnen steuerten die vier Erwachsenen und die drei Kinder zurück zum Schloß. Hagrid nahm Dumbledores Besen und griff nach Fang, während die Schüler hinter den anderen Professoren herkletterten.

Leise bewegten sich alle ins Schloß und hinauf in das Büro des Schulleiters. McGonagall hörte jedem Kind genau zu, als es seine Geschichte erzählte, bis sie zufrieden war. Sie schickte sie hinunter zum Abendessen und beriet sich kurz mit ihren Kollegen. Es war unkompliziert genug. Punkte würden abgezogen und Strafarbeiten würden vergeben werden.

Später.

Schweren Herzens gingen sie hinab in die Große Halle und warteten auf Neuigkeiten aus Hogsmeade.

Schattentrolle waren absonderliche Wesen. Sie jagten in Banden von drei bis zehn, niemals alleine. Sie rissen ihre Beute nicht, sondern folgten einem umständlichen Ritual, das in ihren Genen eingelagert war.

Zuerst beriechen sie ihre Beute (ist sie tot oder lebendig, obgleich sie lebendige bevorzugen). Dann reißen sie das Fell (oder die Kleidung) herunter und beriechen es wieder. Dann lecken sie für gewöhnlich den Schweiß ab, um das Salz zu schmecken. Dann lassen sie ihr Mahl ein wenig sitzen bevor sie Stücke herausreißen, um es zu essen.

Es ist kein angenehmer Vorgang für die Beute.

Die Schattentrolle, die Snape ergriffen hatten, waren hungrig und frustriert. Sie hatten ihn sehr schnell beschnüffelt und waren dabei das Salz von seiner Haut zu sammeln, als Dumbledore eintraf. Sie hassten es ihr hart erkämpftes Mahl herzugeben; aber als der Schulleiter seine Kraft enthüllt hatte, waren alle Trolle im Licht erstarrt. Das Heulen hörte abrupt auf, als die Hälse zu Stein wurden. Dann war es ein leichtes, Snape aus dem Griff der Statuen zu befreien und den säureartigen Sabber auf seiner Haut zu neutralisieren.

Einfach. Richtig.

Der Zaubertränkemeister hatte entschieden, dass er tot sei; er hatte die Leere der Bewusstlosigkeit vor dem Schmerz der sicher folgen würde gewählt. Er hatte mehrer Quetschungen und einige Knochen waren durch die raue Behandlung gebrochen. Dumbledore fragte sich, ob der Schock auch seinen Willen gebrochen hatte.

Sie apparierten direkt in die Klinik; ziemlich riskant, aber dies war ein Notfall. Er überraschte die diensthabende Schwester, die sich jedoch schnell erholte und keine Zeit verlor, Jeffrey Barnes nach vorne zu holen. Snape wurde in eine Badewanne mit warmem medizinisch behandeltem Wasser gelegt und beide, Heiler und Schulleiter arbeiteten mit ihm.

Dumbledore erklärte was mit den sechs Trollen geschehen war. Er wusste nicht wie Snape geschnappt worden war; das war etwas für später. Als Snape gründlich gewaschen und abgespült aber noch immer in der Wanne war, untersuchte Barnes ihn und teilte seinem Vater, der sich zu ihnen gesellte hatte, die Verletzungen mit. Der ältere Barnes sammelte die Tränke die gebraucht wurden, um die gebrochenen Knochen und die Muskel- und Gewebeverletzungen zu heilen, zusammen.

Die Tränke wurden gemixt und dann dem bewusstlosen Mann eingeflösst. Als das erledigt war, ließen sie ihn schweben und wickelten ihn vorsichtig ein; zerschmetterter Arm und Schulter fest verbunden, Rippen stramm bandagiert. Dann wurde der ganze Körper mit warmen Decken umwickelt. Schließlich nahm Jeffrey ihn, setzte sich auf eine Couch und hielt ihn vorsichtig fest. Nach der "Trollbehandlung" würde Snape viel Trost brauchen.

Die Heiler und der Direktor sahen sich an.

"Er muss an einem sicheren Ort sein", begann der ältere Heiler.

"Vorzugsweise mit viel Licht!", beeilte sich Jeffrey hinzuzufügen.

"Kann er bewegt werden?", fragte Dumbledore. Beide Heiler machten rasch eine visuelle Einschätzung.

"In acht Stunden, wenn die Tränke an seinen physischen Verletzungen gearbeitet haben", entschied Jeffrey.

"Er wird mindestens zwölf Stunden schlafen." Er muss genesen und dann vorsichtig aufgeweckt werden", fügte James hinzu.

"Ich werde nach Hogwarts zurückkehren und den Kamin öffnen", bot Dumbledore an. Wieder nachdenkliche Blicke.

"Nein, wir werden ihn mit einer Kutsche bringen. Das Flohnetzwerk ist zu unangenehm. Wir können mit der Kutsche fliegen", sagte Jeffrey.

"Soll ich bleiben?", fragte Dumbledore und strich freundlich mit seiner Hand über Snapes schlaffes Gesicht.

"Wenn Sie möchten, aber er wird so bald nicht aufwachen. Es wäre besser wenn Sie nach Hogwarts zurückkehren und schlafen. Wir werden ihn morgen früh bringen", sagte James während er begann Abfälle wegzuräumen und verstreute Zutaten wegzustellen.

"Albus, Severus wird Sie brauchen, wenn wir ihn aufwecken", fügte Jeffrey hinzu. "Er wird sehr durcheinander sein. Aufzuwachen und zu erwarten auseinandergerissen zu sein, ist unter keinen Umständen angenehm."

Dumbledore zögerte. Er wollte bleiben und derjenige sein, der Snape hielt, während er schlief. Aber er wusste, die Heiler würden die Nacht hindurch an ihm arbeiten, um den Heilungsprozess mit ihren eigenen Energieimpulsen fortzusetzen. Sie mussten wissen, dass Snape am Leben war und er musste genau wissen, wie die Trolle es geschafft hatten ihn zu kriegen.

Licht an sich war das einzige, was man brauchte um Schattentrolle in die Enge zu treiben. Er konnte sich nicht erklären, wie Snape aus dem Lichtkegel fallen konnte. Sicher hatte er nicht versucht sie alle allein zu bekämpfen. Das wäre höchst dumm und Dumbledore konnte einfach nicht akzeptieren, dass der Meister der Zaubertränke das getan hatte!

Wenn irgendetwas Snape angegriffen hätte und so gezwungen hätte von der Gruppe weg zu gehen. Das wäre die einfachste Erklärung. Der Schulleiter hielt mitten im Gedankengang inne. Versuchen die Gründe herauszubekommen ohne die Tatsachen zu kennen, würde ihn nur noch mehr verwirren.

"Ich werde zurückgehen. Ich kann zumindest herausfinden, wie die Trolle ihn aus dem Licht herauslocken konnten", sagte Dumbledore als er sich hinüberbeugte und freundlich Snapes Schläfe küsste.

"Schlaf und erhol dich gut, Kind", murmelte der Schulleiter. "Ich werde morgen früh für euch bereit sein", sagte er zu den Heilern.

"Erwarte uns zwischen 8.30 oder 9.00 Uhr", antwortete James und bot ihm einen sauberen Umhang für den Rückweg an.
Kapitel 2

 

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