Tage des Glücks - Kapitel 1

 

 

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Kapitel 1



Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien in Hogwarts. Ein Freudentag, auf den sich alle Schüler und Lehrer gleichermaßen das ganze Jahr über gefreut haben. An Tagen wie heute war an Unterricht kaum zu denken. Es war üblich, dass die Lehrer am letzten Tag des Schuljahres vielleicht den Lehrplan des nächsten Jahres erklärten, so dass sich einige der wenigen auf das nächste Jahr vorbereiten konnten. Die Siebtklässler hatten bereits nach den Endprüfungen keinen Unterricht mehr. So konnten sie in Ruhe ihren Abschied planen und darauf warten, bis sie endlich ihre Abschlusszeugnisse in den Händen halten konnten.

Überall fand kein Unterricht statt, außer vielleicht in den Kerkern...

Severus Snape stand gereizt und verärgert ,wie des öfteren, im Zaubertränkeklassenraum und verfolgte, unbeirrt von der Tatsache, dass für ihn nun auch bald die Ferien beginnen würden, den Lehrplan.

"Die Tatsache, dass morgen die Ferien beginnen, bedeutet nicht, sich auf den sich bei Ihnen nicht vorhandenen Lorbeeren ausruhen zu können! Das Schuljahr wird erst offiziell beim Bankett beendet, also wird bis dahin noch gearbeitet!"

Die Schüler hatten sich bereits auf die Ferien gefreut, jedoch nun, als sie Professor Snape mit einem besonders langen Stück Kreide zur Tafel schreiten sahen, wurde ihnen nur allzu gut bewusst, dass sie einen Großteil ihrer nun kommenden Freizeit damit beschäftigt seien würden, über ihren Aufsätzen zu brüten.

Professor Snape schrieb und schrieb und schrieb, bis selbst der kleinste Flecken Tafel mit seiner akkuraten und scharfen Handschrift übersät war mit irgendwelchen Aufgaben über die Verwendung von Trollblut in Zusammenwirkung mit getrocknetem Rhododendron.

"Und wenn ich Ihnen sage, dieser Aufsatz hier soll einen Umfang von vier Pergamentrollen á einem Meter betragen, dann nehme ich keinen an, der nur drei Seiten (sein Blick fiel gefährlich auf Neville) und erst recht keinen über sechs Seiten (nun wanderte sein Blick sofort auf Hermine).

Hermine schluckte hart und ihr überfiel ein Gefühl von Übelkeit. Sie wusste nur allzu gut, dass sie ein echtes Problem hatte, sich in Aufsätzen kurz zu halten, aus Angst etwas Endscheidendes vergessen zu haben.

"Mister Potter, was verbinden Sie mit einer Arabidopsis thaliana?"

Harry schreckte auf. Er wusste nicht das geringste von einer Arabi... Gerade fragte er sich, ob es vielleicht wegen dem "Ara" um einen Papagei handeln konnte, jedoch letztendlich verwarf er diesen Gedanken. Er hatte keine Lust, sich ausgerechnet in Snape´s Unterricht zu blamieren.

Man konnte nun sehen, dass Severus Snape in bester Stimmung war, als Harry zögerte. Und den Zaubertränkemeister in allerbester Stimmung zu sehen, bedeutete für die meisten Schüler bestimmt nichts Gutes. Dies entfiele natürlich, sei man in Slytherin.

"Ich weiß es nicht, Professor." Harry war sehr darum bemüht, seine Stimme nicht ins Stottern zu bringen. Denn Harry wollte dieses Schuljahr nicht als geplagtes Opfer Snapes beenden. Ihn umklammerte schon ein Hauch von Verzweiflung, wenn er daran dachte, wo er sich am morgigen Tage befände.

Professor Snape übersah, wohl eher aus Absicht, Hermines Arm, dessen Bewegungen bereits an einen Zitteraal ähnelte. Sein Blick schweifte durch die Klasse. Er sah einen Großteil der Schüler in andere Richtungen blicken, aus Angst, er könnte sie fragen. Doch dann sah er einen einzigen Schüler, der ebenso wie Hermine, die Antwort wusste.

"Ja, Mister Malfoy?"

Dracos wissender Blick und das hämische Grinsen in seine Richtung sagte Harry nur, dass der Tag nur noch schöner werden konnte.

"Die Arabidopsis thaliana ist auch als Ackerschmalwand bekannt. Sie erscheint auf den ersten Blick als vollkommen nutzlos. In der Muggelwelt wird die Ackerschmalwand als Unkraut bezeichnet. Jedoch hier in der Zaubererwelt ist sie von großer Bedeutung: Die Arabidopsis thaliana ist für viele Zaubertränke eine Grundzutat. So wird diese Pflanze zum Beispiel gegen Fieber oder Schlaflosigkeit eingesetzt. Dennoch ist sie auch in Verbindung mit den dunklen Künsten kein unbeschriebenes Blatt. Man denke nur an den Wahnsinnstrank."

Snape wunderte es nicht im Geringsten, dass Malfoy die dunklen Künste ansprach. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis er selbst Draco als Todbringer einweihen müsste. Er wusste nur zu gut, wie er innerhalb dieser kurzen Zeit Dracos Leben zerstören würde.

"Sehr gut Mister Malfoy, Zehn Punkte für Slytherin!"

"Nun, Mister Potter, können Sie mir erklären, wieso Sie auf diese Frage keine Antwort wussten? Ich muss es wohl doch innerhalb meines Unterrichtes erwähnt haben, da Sie soeben eine derart genaue Antwort erhalten haben. Haben Sie einen Hörfehler oder haben Sie meinen Unterricht nicht genügend verfolgt?"

Harrys Magen verkrampfte sich. Er wusste nur zu gut, dass Snape ihn provozieren wollte. Fast genauso gut, wie er wusste, was nun geschehen würde...

"Zehn Strafpunkte für Gryffindor, für Ihr Unwissen und für das Fehlen geistiger Anwesenheit in meinem Unterricht!"

Einige der Schüler sahen nun zum dutzenden Male auf das Stundenglas, dessen Sand immer langsamer zu rieseln schien. Doch nun waren nur noch wenige Sandkörner übrig, die leise das Ende des Unterrichts verkündeten.

Auch Severus bemerkte dies und wartete noch die wenigen Sekunden ab.

"Wenn Sie ihre Tische geräumt haben, können Sie gehen. Vergessen Sie jedoch nicht, Ihre Aufgaben anzufertigen."

So verließ er den Unterrichtsraum und schritt in sein Büro. Er ließ sich in seinen Sessel fallen und hörte dem eifrigen Aufräumen im Nebenzimmer zu. Die Schüler wollten nun so schnell den Raum verlassen, wie sie konnten.

Er schüttelte nur geistesabwesend seinen Kopf und bemerkte erst jetzt seinen Raben. Dieser musste innerhalb der letzten Stunde gekommen sein. Severus ging zu einem Schrank, holte etwas Rabenfutter hervor und gab es ihm. Nun sah er auch den Brief. Er hob ihn auf, setzte sich an seinen Schreibtisch und öffnete ihn. Mit einem kurzen Lächeln registrierte er die allzu gut bekannte und schwungvolle Schrift.

Lieber Severus,

ich hoffe, dir ergeht es gut und dass dieses Jahr nicht allzu anstrengend für dich war.

Ich freue mich bereits auf deinen Besuch.

Es ist in letzter Zeit so vieles geschehen und ich freue mich schon besonders darauf, dir alles erzählen und dich wiedersehen zu können.

Du hast uns sehr gefehlt.

Liebe Grüße, Mum

Nun ja, nicht nur die Schüler würden dieses Jahr zurück nach Hause zu ihren Eltern fahren. Ja, auch er freute sich schon. Es lag wohl daran, dass sein Zuhause nicht annähernd so groß wie Hogwarts war. Nein, nicht im geringsten. Es war ein kleines, altes Backsteinhaus, dessen Mauern vom Efeu überdeckt war. Doch in diesem kleinen Haus wurde er vollkommen akzeptiert und geliebt. In seinem Zuhause wurde er vermisst, wenn er nicht da war. Dies konnte er bestimmt nicht von Hogwarts behaupten. Er war sich sicher, dass es eine große Feier unter den Schülern (und auch unter manchen Lehrern) gäbe, sollte er einmal gehen.

Er schüttelte nur den Kopf und dachte nun an das Spiel "Snape explodiert", das er bei einem Gryffindor gefunden hatte. Dieser bekam einen derartigen Punkteabzug für sein Haus, so dass Gryffindor im Kampf um dem Hauspokal nun an dritter Reihe stand.

Um sich abzulenken, erhob er sich und ging in seine privaten Räume. Jeder Schüler hätte wahrscheinlich geschworen, dass es überall noch erschreckender aussähe, als in seinem Büro. Doch diese hatten Unrecht. Nun, es gab ausschließlich schwere alte Möbelstücke. Alle waren aus edlem Ebenholz geschnitzt. In seinem Wohnzimmer konnte man einen Blick auf den wunderschönen offenen Kamin werfen. Die Regale waren mit Büchern überfüllt, so wie der große Lehnsessel einen gemütlichen Eindruck machte. Auf einem Tisch konnte man ein Glas und eine angebrochene Flasche Holunderwein erkennen.

Severus schritt in sein Schlafzimmer und zauberte einen Koffer hervor. Diesen stellte er auf sein Bett und öffnete seinen Kleiderschrank. Nun, er konnte natürlich auch seine Sachen mit einem simplen Zauberspruch packen, jedoch war ihm nicht danach zumute.

Schließlich sah er auf seine Uhr und bemerkte, dass das Bankett in wenigen Minuten beginnen sollte. Er hasste Unpünktlichkeit, besonders an sich selbst.

Also schritt er schnell aus der Tür und machte sich auf den Weg in die Große Halle.


 Kapitel 2

 

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