Der Stille Tod

 

 

Zurück zu Kurz-
geschichten

 

Zurück zur 
Startseite

Autorin: Deatheater



Das war echt ungesund.

Karkaroff war gefasst worden, leider nicht vom Ministerium. Nun ja, es war mitunter äußerst nützlich, einige tödliche Gifte mit sich rumzuschleppen. Hatte leider den Nachteil, dass Voldemort außer sich vor Zorn war.

Ich durfte meine vorschnelle Tat schnell bereuen. Egal. Lucius hatte seinen Spaß, als ich mich unter Schmerzen wand.

Ich würde nicht schreien. Ich würde dich nicht um Vergebung bitten. Das tat ich nie, entweder sie würden mich töten, oder es lassen. Mir war das prinzipiell egal.

Aber der Lord war beeindruckt. Jeder andere hätte um Gnade gefleht oder zumindest geschrieen. Abgesehen davon brauchte er mich noch, wie immer. Ich war der Beste, das wusste er. Nicht einmal Dumbledore hatte eine Ahnung wie gut ich wirklich war. Ich habe mich nicht bemüßigt gefühlt es ihm je zu erklären. Dieser Mann wusste ohnehin zuviel über mich.

Voldemort beendete das Treffen und verschwand, die anderen mit ihm. Wie nett. Jetzt war ich endlich allein. Ich lag im Dreck.

Autsch! Warum versuche ich eigentlich immer mich aufzurichten, wenn ich sowieso sofort wieder in den Dreck kippe. Mein Zauberstab. Meine Finger und der restliche Körper waren mit Bewegung nicht besonders einverstanden.

Ich apparierte nach Hogwarts, das heißt an die Grenze des Schulgeländes und mehr als einmal verfluchte ich die Notwendigkeit solcher Schutzzauber. Stehen funktionierte gerade noch. Als ich den ersten Schritt machte und vornüber kippte wurde mir klar, das Gehen nicht klappte.

Ich packte meinen Zauberstab und ließ einige Zeit rote Funken rausregnen. War zwar ein Risiko, aber ich hatte vom im Dreck liegen die Nase voll.

Bald tauchte Dumbledore auf. Er zauberte eine Bahre und brachte mich in den Krankenflügel. Er versuchte ein paar beruhigende Worte zu sagen. Ich unterbrach ihn mit harter Stimme. Sentimentalitäten waren mir zutiefst zuwider. Er würde es nie lernen. Ich erzählte ihm von Karkaroff und daß ich ihn getötet hätte, bevor der irgendwelche unangenehmen Dinge erzählen konnte.

Natürlich war der Direktor nicht begeistert, das war er nie, wenn ich töten musste. Ich hatte keine Freude mehr am Töten, wie einst, aber ich erkannte und akzeptierte die Notwendigkeit meines Handelns.

Um Igor war es aber nun wirklich nicht schade. Hat eigentlich schon irgendwer Poppy gesagt, dass sie nervt. Ein Schlaftrunk, wie geistreich. Hoffentlich nicht den, den ich letzte Woche hab machen lassen. Bin mir nicht sicher, ob es überhaupt ein Schüler hingekriegt hat? Da nehme ich lieber einen aus meinen persönlichen Vorrat.

Wie überzeuge ich diese Nervensäge bloß mich gehen zu lassen. Genauso wie immer. Ich beleidige sie bis aufs Blut. Ein paar bissige Kommentare und ein tödlicher Blick von mir sollte eigentlich reichen. Den Rüffel dafür kann ich mir postwendend vom Direktor holen, auch wie immer. Meine Kerker, der einzige Ort wo man sagen könnte, dass ich mich wohl fühlen würde. Da meine Spezialmischung. Dieser Schlaftrank war um einiges besser, als der, den Poppy benutzte. War schließlich auch meiner.


Der Vorteil, des Schlaftrankes ist, dass man rechtzeitig geweckt wird. Ich hatte noch einige Schmerzen, von der vergangenen Nacht, aber auch daran war ich gewöhnt. Frühstück, eine glänzende Idee.

Auf dem Weg in die Große Halle schaffte ich es, einem Neuling Punkte abzuziehen und ihn tödlichst zu erschrecken. Ein angenehmer Ausgleich. Bis mir einfiel, dass ich heute wieder Potter und Co unterrichten durfte. Granger das wandelnde Lexikon und Ron das Wiesel. Ich konnte sie nicht leiden, aber am schlimmsten war Longbottom.

Ich kann mich noch gut daran erinnern. Lestrange wollte unbedingt, dass ich mitmische, aber ich wusste, Frank konnte nicht wissen wo sich er aufhielt. Nun ja, sich jetzt darüber Vorwürfe zu machen, ist wohl etwas spät. Neville hat wirklich nichts im Hirn.

Draco, ob der weiß was es heißt ein Todesser zu sein? Denn er ist auf dem besten Weg einer zu werden. Sein Vater und ich sind keine Freunde, wir werden nie welche sein. Aber Draco, der Junge hat was. Schade um ihn.

Ich erklärte der Klasse den Trank, welchen sie brauen sollten, aber wirkliches Interesse hatte keiner, außer Draco. Der tat wenigstens so, als ob.

Granger nervt. Da sie mich genervt hatte, verlor Gryffindor 20 Punkte. Kein schlechter Schnitt, vielleicht merkt sie es sich endlich.

Der Nachmittag war angenehmer. Die Ravenclaw waren viel leichter zu unterrichten.

Es war Abend, als mein Herr mich zu sich rief. Wie seit Wochen fast jeden Tag. Urlaub ist wohl ein Fremdwort für ihn. Sowie eine Nacht ausschlafen. Der musste sich auch nicht mit dämlichen Schülern abgeben.

Ich soll was?! Dumbledore töten! Das konnte nicht sein Ernst sein? War es aber. Ich sollte Dumbledore ermorden mit einem meiner besonderen Giften. Die Herstellung würde glücklicherweise über einen Monat dauern. Zeit, mir etwas einfallen zu lassen. Nur was?

Ich kehrte ins Schloss zurück. Noch nie hatte ich Dumbledore etwas verheimlicht. In dem Fall aber brachte ich es nicht über mich ihm zu erzählen, welchen neuen Auftrag ich bekommen hatte. Mit einer fadenscheinigen Ausrede zog ich mich in meine Räumlichkeiten zurück.

Ich begann mit dem Trank. Ich arbeitete bis in den Morgen Stunden daran. Schlafen wäre sowieso ein witzloses Unterfangen gewesen. Die kommende Woche schaffte ich es, dass der Direktor dreimal versuchte mir klar zu machen, dass ich die Schüler zu Tode ängstigen würde. Ich ignorierte ihn weitgehend.

Longbottom! Er hatte es schon wieder geschafft, seinen Kessel in die Luft zu jagen. Die Flüssigkeit, die dabei durch den Raum flog war heiß und fast die Hälfte der Schüler hatte sich verbrannt. Ich beendete die Stunde und schickte alle in die Krankenstation. Natürlich musste Longbottom die Sauerei, die er angerichtet hatte, beseitigen.

Ich arbeitete wieder an dem Gift. Wenn es fertig war, würde es schnell töten und keine Spuren hinterlassen. Leider war ich viel schneller als erwartet fertig. Ich beschloss, alle Aufzeichnungen die ich hatte, zu vernichten. Keiner sollte mehr in der Lage sein, den "Stillen Tod", so hatte ich das Gift getauft, nachzumachen. Niemand, nicht mal ich selber.

Mir war klar dass ich jahrelange Arbeit in Rauch aufgehen sah. Besser das, als diese Macht in Voldemorts Händen. Voldemort. Der Mann der mein Leben zerstört hatte und das auf vielerlei Weisen. Jetzt wollte er mir noch das Letzte nehmen, was ich hatte. Den einzigen Menschen, der es je geschafft hatte mir zu vertrauen. Meinen einzigen Freund, wenn man es so sagen will.

Ich kann das nicht. Ich kann Albus nicht töten. Eine Phiole zerbrach an der Wand. Mit einem Schlenker meines Zauberstabes brachte ich alles wieder in Ordnung. In Ordnung? Nichts war in Ordnung! Wann hatte ich das letzte Mal geschlafen? Ich wusste es nicht mehr. Schon bald würde ich töten. Viel zu bald.

Der Schulalltag wurde mir unerträglich, aber noch unerträglicher waren die Gespräche des Direktors, der ganz genau wusste, dass etwas nicht stimmte. Nur wie sollte ich es ihm sagen: "Hallo Albus, ich bin dein Mörder!"

Nein ich schwieg. Ich akzeptierte meine offizielle Verwarnung, würde sowieso bald keine Rolle mehr spielen. Weder für ihn noch für mich.



***



An diesem Abend rief der Schwarze Lord mich zu sich, er wollte wissen, wie weit ich war. Der wusste wirklich, wie gut ich war. Ich erklärte ihm meinen Plan. Wie ich vor hatte, Albus zu töten. Mir wurde beim Sprechen schlecht. Niemand bemerkte es.

Mein Lord ließ mich gehen. Er war gespannt auf das Ergebnis. Ich weniger. Nun was sollte es, morgen hatte alles ein Ende, egal wie, morgen würde es mich nicht mehr berühren.

Ich hatte wieder Unterricht, doch diesmal war ich anders: gelöster und befreiter, als sonst, denn ich wusste, dass heute alles ein Ende haben würde. Ich habe Potter sogar Punkte für sein Haus gegeben. Das war das einzige und letzte Mal in meinen Leben, obwohl der Blick den Potter gemacht hatte, es allemal wert war.

Ich stand auf dem Astronomieturm und bewunderte die Aussicht. Es war ein wundervoller Sonnenuntergang gewesen. Der letzte den ich in meinen Leben sehen würde. Ich zog mich in mein Büro zurück und schrieb ein paar Zeilen, dass ich nicht in der Lage wäre, den letzten Auftrag meines Herren auszuführen und dass er einen Zaubertränkemeister suchen müsste. Dann setzte ich die Flasche an und trank sie in einem Zug leer, und umarmte die auf mich zuflutende Dunkelheit. Nie wieder Schmerz oder Hass, nie wieder leid, nie mehr.......


 

Zurück