Die schwarze Hexe - Kapitel 11: Abschied

 

 

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Kapitel 11: Abschied

Severus Snape hatte nun seit Wochen nicht von Rautgundis gehört. Er ging in Kerker2 auf und ab. Seit sie fort war, unterrichtete er mit Lupin, der zwischenzeitlich wieder ganz in Hogwarts eingezogen war, einen Teil ihrer Klassen. Ihre Sachen waren das einzige, was von ihr geblieben war. Er starrte die Wolpertinger an. In letzter Zeit hatte er lange Gespräche mit Dumbledore, wie er weiter verfahren wollte, nachdem der Geheimdienst ihm so weit auf die Pelle gerückt war. Sie hatten sich darauf geeinigt erst einmal abzuwarten, was sich so tun würde und ob Voldemort ihn noch einmal rufen würde. Er schloss den Kerker ab und ging in sein eigenes Quartier.

Er hatte gerade Feuer gemacht und sich nach einem anstrengenden Tag umgezogen - seit dem Ereignis im Borgho trug er wieder eine Kollektion an Lockheart-Roben - und die nassen Haare mit einem Schuhband zurückgebunden, als es klopfte. Genervt rief er "herein" ohne sich von der Feuerstelle umzudrehen. Zaghaft öffnete sich die Tür. "Was ist?", blaffte er, als er nicht hören konnte, dass jemand eintrat. Er drehte sich um. Vor ihm stand sein Konterfei und rührte sich nicht. 

"Was willst du?", fragte er barsch und blickte sie flüchtig an. Dann wandte er sich seiner Fensterluke zu.

"Mich verabschieden, ich gehe fort."

"Dann lebe wohl, deine Sachen sind noch in deinem Quartier."

Es war still. Rautgundis schluckte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie verwandelte sich in ihre eigene Gestalt und trat dicht hinter ihn.

"Willst du mich nicht einmal ansehen? Ich bin so weit her gekommen um dich zu sehen. Ich fahre erst morgen mittag... aber wenn du nicht willst, was solls..." 

So schnell wie sie an ihn herangetreten war, lief sie auch wieder fort. Snape hatte sie nach wenigen Schritten eingeholt und hielt sie an den Schultern fest. Er sah sie erstaunt an und schwieg. Er steckte seine Finger in ihr krauses Haar und berührte dann ihr Gesicht. "Wie..."

"Mein Vater..."
"Du hast ihn besucht?"
"Ich habe mich verabschiedet."
"Weiß er..."
"Ja. Er hatte es schon geahnt."
"Und jetzt?" 
"Geht jeder seinen Weg. Er wird sich noch einige Zeit halten, denke ich. Er ist verdammt gut informiert. Auch..."

"Auch?"
"Auch über deine Mission für Dumbledore."
"Das ist nicht dein Ernst!"
"Schon einige Jahre. Manchmal macht man Fehler sehenden Auges..."
Snape sah sie fragend an.
"Wir teilen wohl eine Schwäche..." Sie seufzte. Dann nahm sie seine Hände von ihren Schultern. "Ich gehe besser, du wolltest mich nicht sehen!" Sie bewegte sich nicht als würde sie abwarten.

"Bis morgen mittag" ,murmelte Snape vor sich hin. "Endgültig?"
"Ich wünschte, ich könnte anders. Nur noch diese Nacht und dann bin ich fort."
"Wie soll man etwas anfangen, wenn es zum Ende verdammt ist?"
Sie berührte ihn am Arm. "Bedeutet es dir nichts?"
"Ja, zur Hölle!" Snapes Augen blitzten zornig auf.
"Warum willst du es nicht wenigstens versuchen?"
"Und dann?"
"Fragst du bei allem, was man dir schenkt, ‚und dann?'"

Er schloss die Augen. Sein Puls ging hektisch, es fiel ihm schwer ruhig zu atmen.
Er zog sie in seine Arme und küsste sie heftig. Die Welt um ihn herum verschwand für einen Augenblick. 
Rautgundis flüsterte "Severl" und weckte ihn aus dem Traum. Er hielt sie ein Stück ab und betrachtete sie.
"Was trägst du da?" fragte er und griff nach dem Medaillon um ihren Hals. 

"Mandragus Zauberamulett. Wenn du willst, eine Art Testament..."
"Dann warst du doch seine Rechte Hand?" 
"Rechte Hand und Verräter sind oft ganz nahe beieinander, nicht wahr..."

Snape senkte kurz seinen Blick. "Wir haben scheins einige Gemeinsamkeiten..."
Er wirkte ernst und verschlossen. Er zog sie an sich, so eng, dass ihre Köpfe sich Seite an Seite berührten und verharrte für einen Moment still. Dann verschloss er mit einer Bewegung seines Zauberstabes die Tür und widmete sich intensiv einem leidenschaftlichen Kuss. Sie antwortete, wild vor Verlangen und versuchte ihn noch enger an sich zu pressen. Seine Augen hatten einen fast glasigen Blick und er murmelte "du hast mich mit deinem Zauber gefangen, ich bin dir völlig ausgeliefert..."

Sie lächelte. Sie war sich ganz sicher, dass sie diesen Mann wollte. Für immer und ewig. Doch das behielt sie für sich. Sie würde gehen müssen, doch sie würde ihn in ihrem Herzen mit fort tragen. Sie löste sich leicht von ihm und schaute ihn schelmisch an. "Wennst ma dei Folterkammer zeigst, zeig i dir was i so mach mit meine Gefangenen..."
Es dauerte einige Sekunden, bis er verstanden hatte, was sie meinte, dann trug er sie in sein Schlafzimmer. Er hatte keines dieser typische Hogwarts-Himmelbetten, sondern ein schlichtes Modell mit einem Gitter am Kopfende. Rautgundis grinste. Perfekt. Sie drückte ihn sanft auf sein Bett und beugte sich über ihn. Sie zog ihren Zauberstab aus einer Tasche, flüsterte "Ligatum!" und hatte plötzlich ein breites unendlich langes flaschengrünes Seidenband in ihren Händen. Ehe Snape begriff wie ihm geschah hatte sie seine Handgelenke am Gitter befestigt. Dann ebenso schnell seine Füße an den Pfosten.

"ich dachte mir, du magst ein wenig gefoltert werden..."

Seine Augen glitzerten verdächtig. Er zwang sich ruhig zu atmen und lehnte sich so entspannt wie möglich zurück. Unendlich langsam öffnete Rautgundis Knopf für Knopf seiner Robe um sie dann mit einem Zauberspruch einfach in nichts aufzulösen. Sie rückte nach oben und blickte ihn herausfordernd an. "Können wir anfangen?"

Snape schluckte. Was war das denn vorher? Mit einer einfachen Bewegung entkleidete sie sich völlig und beugte sich wieder über ihn. Sie übersäte ihn mit leichten Küssen. Dann nahm sie wiederum den Zauberstab und lachte in sich hinein, als sie "Gelato lemon" rief. Sie legte den Stab ans Kopfende, sodass ihn Snape leicht erreichen konnte und legte aus ihrer Hand eine große Kugel Eis auf seinen Bauch, die sie genüsslich auf seiner Haut bewegte. Als es zerlief, begann sie langsam es zu verzehren. Folter sollte wenn, dann immer so sein, dachte sich Snape, nahezu am Ende seiner Geduld. Er griff nach dem Zauberstab und befreite sich. Zeit für eine Revanche...


Severus Snape schlief tief und fest mit einem bezaubernden Lächeln auf seinen Lippen als Rautgundis erwachte. Sie hatte noch in den Ohren, wie zärtlich er ihren Namen ausgesprochen hatte. Sie spürte den Schmerz in ihrer Brust, der sie zerreißen wollte. "Ich liebe dich, Severus", flüstere sie leise und prägte sich sein Bild noch einmal fest ein. Dann strich sie sanft über seinen Körper und stand auf. 

Mit gepackter Tasche stand sie eine halbe Stunde später wieder neben ihm. Ein letzter Blick. Er schlief immer noch tief und fest. In der Nacht waren sie auch wirklich anders beschäftigt gewesen... Sie küsste seine Stirn und ging leise.

Als Snape erwachte, war es schon fast Mittag. Das Bett neben ihm leer. Nichts im Raum erinnerte mehr an Rautgundis. Sie war fort, heimlich, still und leise. Er war erleichtert. Er hätte auch nicht gewusst, wie er sich nach dieser Nacht von ihr hätte verabschieden sollen. Sie hatte sein Herz gebrochen. Er spürte etwas Kühles um seinen Hals und griff danach... Mandragus Amulett... Er hielt es ehrfürchtig in seinen Händen. Das war ein immens kostbarer Schatz... Er schleuderte sein Kissen an die Wand und schlug wahllos um sich, bis er weinend auf sein Bett sank. Wie nah lagen Himmel und Hölle doch beieinander... Er würde sie sicher eines Tages wiedersehen, ganz sicher und wenn er das ganze Universum nach ihr absuchen müsste...

ENDE



Kapitel 10

 

 

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