Die Rückkehr - Kapitel 3

 

 

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 Kapitel 3



‚Das war die einzig mögliche Lösung', dachte Snape. Er wusste, dass das letzte, was er jetzt brauchen konnte, war, sich in ein wirres schwebendes Mädchen zu verlieben. Heute Nacht würde er es zubereiten und er wäre sicher. Sicher gab es Nebenwirkungen, doch hatte er keine Wahl. In dieser Lebensphase würde er eine weitere Enttäuschung nicht verkraften.

Von der folgenden Woche an würde Fräulein Rice die Erst- und Zweitklässler selbstständig unterrichten. Er würde mehr Zeit zur Vorbereitung der Verteidigung-gegen-die-dunklen-Künste-Stunden haben. Endlich würden die Hogwarts-Schüler kapieren, was die Dunklen Künste wirklich waren. Vampire, Werwölfe? Es gab viel mehr Schrecken in dieser Zauberwelt und Severus Snape dachte jedermann sollte über das Dunkle Bescheid wissen, um das Helle besser zu finden.

Er dachte über sie nach. Plötzlich war sein Herz so schwer... doch er war entschlossen. Natasha... Trotz ihres eher ätherischen und verträumten Aussehens lernte sie so schnell. Snape war stolz und beängstigt zugleich. Es sah so aus als würde er bald seinen Job als Tränkemeister verlieren, wenn sie so gut weitermachte. In weniger als einer Woche lernte sie wie sie ihren Unterricht organisieren konnte, hatte sie ein gutes Gefühl für Timing und, auch wenn sie ein wenig zu sanft war, wusste sie doch mit den Schülern umzugehen. Und ihre Präzision, wenn sie einen Trank zubereitete! Mit Zauberhänden mischte sie die Zutaten ganz genau. Er wusste warum sie dies Fach so besonders faszinierte. Sie versuchte seit Jahren ein Heilmittel für ihre Mutter zu finden, die an einer mysteriösen Krankheit starb. Er kannte die Symptome nicht, aber er wusste dass sie tödlich war. Er wusste auch, dass Natasha trotz aller finanziellen Probleme überall nach einer Behandlung gesucht hatte. Snape stellte sich vor wie sie sich wohl gefühlt hatte, ihren Kampf und ihr Leiden, ihre Hoffnungslosigkeit...

Genug davon, er sollte diese Sentimentalitäten lieber vergessen. Er stand auf und suchte nach dem Rezept. Wo war es nur?



***



Ron, Hermione Harry und die anderen Gryffindor Viertklässler verließen das VgddK- Klassenzimmer total stumm. War Snapes Unterricht in allen Klassen so, auch bei den Erstklässlern?



"Bedrückend", rief Seamus aus.

Sie fanden nur langsam in die Realität zurück.

"Ich dachte diese Stunde würde gar nicht mehr aufhören", sagte Ron mit weit aufgerissenen Augen.

Harry konnte nicht sprechen. Er hatte sich schon gedacht, dass der Unterricht furchtbar werden würde, aber nicht so. Nicht eine Sekunde schrie oder schimpfte Snape er zog auch keinen einzigen Punkt ab. Doch der monotone Tonfall, in dem Snape die schrecklichsten Aspekte der Dunklen Künste erklärte, machte den Unterricht düsterer. Es war als hätte Snape seine Seele in der Garderobe zurückgelassen. Sogar ein Zombie wäre lebendiger gewesen.

"Ich glaube, ich mache die Hausaufgaben nur am Wochenende", sagte Hermione. "Hautabziehflüche zu lernen, würde mich nicht schlafen lassen... Wie schrecklich..!"

Die drei gingen in den Gemeinschaftsraum von Gryffindor und fanden dort Fred und George vor.

"Ihr seid so weiß wie der fast kopflose Nick. Sieht so aus als hätte euch Snapes Unterricht nicht so ganz gefallen..."

"Hör auf George, das war ein Albtraum!", sagte Ron.

"Unsere Stunde gestern war nicht besser", entgegnete Fred. "Das schlimmste daran ist, dass Snape fast wie Professor Binns klingt. Er sieht verhext aus."

"Das ist mir auch schon aufgefallen", sagte Hermione. "Er wirkt wirklich seltsam, er hat sich schon in Zaubertränke so eigenartig benommen, aber ich dachte das wäre wegen Fräulein Rice..."

"Wo wir gerade über sie sprechen, sie wird jetzt auch die glücklichen Drittklässler unterrichten. Sie sind Snape zumindest in diesem Fach los", seufzte Fred. Das wird hart, wenn wir Snape das ganze Jahr zweimal die Woche haben."



Harry konnte nur zustimmen. Er wünschte sich aus ganzem Herzen, dass er noch in der zweiten Klasse in Hogwarts war. Seit Mittwoch hatte er nicht aufgehört an Fräulein Rice zu denken. Die natürliche Freundlichkeit mit der sie mit ihm umging und die Tatsache, dass sie ein wenig seiner Mutter ähnelte, ließ Harry wünschen sie wäre seine Schwester. Wann immer er Bress Rice im Flur begegnete war er ein wenig eifersüchtig. Genauso aber fühlte er Mitleid mit ihm. Er war Waise, genauso wie Harry, und es war sicher schrecklich die Mutter und später noch den Vater verloren zu haben. 



"Willste Schach spielen?", fragte Ron.

"Wenn du mich diesmal ausnahmsweise gewinnen lässt..." ,sagte Harry ironisch.



***



In zwei Monaten hatte Natasha jeden in Hogwarts für sich gewonnen. Schüler überhäuften sie mit Geschenken, andere Lehrer boten ihr Hilfe an und strichen immer ihren Fortschritt heraus, jeder wollte dass sie glücklich war und gab dazu sein Bestes. Sie fühlte sich geliebt und angenommen, ihr Leben war glücklich bis auf zwei Faktoren:

Erstens fand sie trotz aller in der Bibliothek und anderswo verbrachten Nächte, in denen sie intensiv suchte, kein Heilmittel für die Krankheit, die sie eines Tages ereilen würde. Natasha wusste immer schon, seit sie ein Kind war, dass sie die Auserwählte in ihrer Generation war. Sie war die einzige, die wie ihre Mutter aussah, die einzige die nach Gryffindor ging, und ihr Herz war schwer, seit sie von ihrer Familiengeschichte gehört hatte. Außerdem fürchtete sie, dass auch Bress die Symptome entwickeln könnte. Sie war 14 Jahre älter als er, es war nicht unmöglich... Natashas Augen standen voller Tränen, als sie an ihren kleinen Bruder dachte; sie half ihn groß zu ziehen, sie liebte ihn so sehr.

Zweitens hinderte sie an ihrem Glück Severus Snape. Sie wusste nicht genau warum, aber seit die Symptome aufgetreten waren wusste sie, dass er einen gewissen Trank einnahm und war traurig. Aus irgend einem Grunde hatte er Angst vor ihr, aber warum? Natasha vermutete, dass es etwas mit ihrem Aussehen zutun hatte. Seit dem Nachmittag in Hagrids Hütte konnte sie nicht umhin anzunehmen, dass sich vor vielen Jahren ein anderer Junge aus Hogwarts, nicht nur James Potter, in Lily Evans verliebt hatte.

Aber warum sollte die Tatsache, dass Snape sie nun kaum anschaute und nur mit Eiseskälte zu ihr sprach, sie so traurig machen? Anfangs, als sie merkte, dass er unter dem Einfluss des Cor-Vetato-Tranks stand, hatte sie sich erleichtert gefühlt. Sie wollte nichts mit Liebe zu tun haben, nicht seit ihrer Schulzeit, als sie immer Pferdeschwanz trug und sich hinter dicken Brillengläsern verschanzte, damit sie kein Junge ansehen würde. Die Erleichterung hatte sich aber nun in Enttäuschung gewandelt, weil die abtötenden Wirkungen sich nun gegen sie richteten, und Snapes fremdartige und faszinierende Persönlichkeit wieder normal wurde. Irgendwie schaffte er es sein Herz abzuschirmen, dabei aber seine Launen zu erhalten.

Sie saß auf einem Stuhl in der Nähe seines Pultes und wartete, dass er aus Dumbledores Arbeitszimmer zurückkehrte. Sie hatte Stunden in der Bibliothek verbracht, sie konnte kaum noch die Augen offen halten, doch sie musste ihn um Hilfe bitten. Endlich hatte sie etwas herausgefunden das ihr weiterhelfen könnte, endlich... Sie hörte Schritte und ihr Herzschlag begann sich zu beschleunigen.

Er trat ein und vermied augenblicklich in ihre Augen zu schauen, indem er auf das Buch in seiner Hand blickte.

"Halten sie sich bitte kurz, Fräulein Rice, es ist spät und ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir."

"Nein Professor, das wird nicht kurz sein..."

Snape sah sie erstaunt an und sie bemerkte dass seine Augen für einen Sekundenbruchteil glänzten, als versagte der Trank. Ihm schien das auch aufzufallen, denn er schaute wieder auf das Buch und wich ihrem Blick aus. Er sah ziemlich verlegen und verstört aus, doch das dauerte nur zwei Sekunden. Kälte und Sarkasmus kehrten in sein Antlitz zurück. "Die junge Dame gibt sich also nicht zufrieden damit mir die Schüler zu stehlen, sie will sich auch noch mit mir anlegen..."

"Bitte Professor", unterbrach ihn Natasha nervös "Hören sie mich an, es ist sehr wichtig!"

Sie nahm ein weiteres Glänzen in seinen Augen wahr. Er setzte sich und sagte sanft: "Na gut, sagen Sie mir was Sie wollen."

"Sie... wissen Sie wie meine Mutter starb?"

Snape hatte eine vage Vorstellung davon, doch schüttelte er sein Haupt.

"Seit Generationen erkrankt plötzlich jemand aus der Familie meiner Mutter und stirbt. Ich habe Grund zur Annahme, dass mir das passieren wird und vielleicht meinem kleinen Bruder." Ihre Stimme wurde schwächer. "Deshalb habe ich mit Dumbledore die Vereinbarung getroffen zu kommen und mit Ihnen zu arbeiten, ich kannte ihren guten Ruf als Meister der Zaubertränke und glaubte Sie und Hogwarts Bibliothek könnten mir helfen ein Heilmittel zu finden. Dumbledore weiß alles darüber..."

Snape schaute sie nun mit einem eigenartigen Ausdruck an. Sie stand auf und ging zum Regal. "Gestern habe ich einen Verweis auf einen fungus, einen Pilz, gefunden, von dem ich noch nichts gehört hatte, den deliriuminatus. Ich dachte der Glüh-Trank und der Schlaftrank zusammen... und.. Es ist eine Hoffnung, die einzige in vielen Jahren, und... ich brauche Ihre Hilfe!" Sie betonte die letzten Worte flehentlich.

Sie hörte Snape in einem ernsten Tonfall sprechen, "Ich muss dazu die Symptome kennen..."

Sie holte tief Luft und starrte aufs Regal, Snape den Rücken zugewandt, um sich Mut zu holen. "Zuerst ist es Schlafmangel. Man kann nicht mehr als zwei-drei Stunden in der Nacht schlafen. Dann Tage oder Wochen später kann man gar nicht mehr schlafen. Man schläft nie mehr. Dann... beginnt die Person Sachen zu vergessen, zu vergessen wo oder wer sie ist. Und... Es ist schlimm... die Person fängt an zu verschwinden, als wäre sie ausradiert. Das dauert normalerweise ein zwei Monate, bei meiner Mutter dauerte es vier Jahre. Es war... schrecklich. Alles bei ihr ging ganz langsam, sie begann langsam zu verschwinden..." Natashas Stimme klang eigenartig. "Ich hoffe, wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich ganz schnell sterben...", murmelte sie.

Sie konnte nicht mehr sprechen. Tränen rollten ihre Wangen herunter. Sie bemerkte, dass Snape sich von seinem Stuhl erhoben hatte und auf das Regal zuging. Natasha konnte seinen Atem hinter ihr spüren, doch konnte sie nicht zu weinen aufhören. Sie schloss die Augen. Er streichelte ihr Haar und sie meinte der Boden würde unter ihren Füssen weggezogen. Er küsste ihren Nacken und ihr Herzschlag setzte für Sekunden aus. Die Augen immer noch geschlossen wandte sie ihm ihr Gesicht zu. Sie atmete schwer. Er küsste ihre Stirn und drückte dabei sanft seinen Körper an ihren. Sie öffnete die Augen und sah, dass auch er weinte.

Plötzlich bewegte er sich weg von ihr, als hätte er in Nesseln gegriffen. Ihr ganzer Körper erzitterte mit ihrem Herzschlag. Er lief zur Tür ohne sich umzudrehen, aber sie rannte schneller und stellte sich ihm in den Weg, direkt vor die Türe. Er starrte sie an und als könne er ihr nicht mehr widerstehen, hielt er sie so fest, dass sie kaum noch atmen konnte. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie anfangs langsam und zärtlich, Sekunden später leidenschaftlich. Während sie sich küsste, wanderten seine Hände über ihren Körper. Sie sehnte sich nach seiner Berührung und zitterte vor Verlangen. Er trug sie in sein Schlafzimmer, sagte nichts schaute ihr nur tief in die Augen; Sie wusste, dass sie nie einem anderen gehören würde. Von jetzt an war sie sein für immer und ewig, über Leben und Tod hinaus.


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