Die Rückkehr - Kapitel 2

 

 

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 Kapitel 2


Der Morgen war grau und so fühlte sie sich auch als sie durch das Fenster schaute. Sie würde geprüft werden, eine Prüfung die ein ganzes Jahr dauern sollte. Er war als trüge man neun Monate lang den Sprechenden Hut auf dem Kopf. Natasha seufzte, sie war ein wenig traurig. Es wäre viel angenehmer, Professor Sprouts Assistentin zu sein. Oder Professor McGonagalls... doch abgesehen davon dass Zaubertränke schon immer ihr Spezialgebiet waren, hatte Dumbledore betont, dass nur Severus Snape wirklich irgendwelche Hilfe brauchen konnte. Sie erinnerte sich an Snape als einen sehr strengen Lehrer, doch auch klug und scharfsinnig. Der Snape, der jetzt Zaubertränke unterrichtete sah genauso aus, war aber verbitterter und streitsüchtiger. Zumindest war das ihr Eindruck nach dem Schuljahrsanfangs- Bankett.

Natasha ging langsam in Richtung Kerker, wo einige Minuten später ihre "Prüfung" beginnen sollte. Unterwegs bemerkte sie, dass viele Schüler sie ansahen, als wäre sie ein verurteilter Sträfling, der auf die Guillotine zuging. Sie lächelte. Snape war kalt und nicht sehr freundlich, doch sie wusste, dass er ein erfahrener Meister der Zaubertränke war, er wusste viel und sie wollte soviel wie möglich von ihm lernen. Mit einem Hauch von Hoffnung und Mut betrat sie den Kerker und näherte sich Snape, der an seinem Tisch las.

"Guten Morgen, Professor!"

Er brauchte einige Zeit um sie anzuschauen, doch als seine Augen die ihren trafen, fühlte Natasha ihr Herz in die Hose sinken. In seinen Augen spiegelte sich soviel Bitterkeit, dass sich ihre mit Tränen füllten. Das erstaunte ihn.

"Entschuldigung, Professor, ich.. das heißt... die Ereignisse der letzten Tage in meiner Familie habe mich doch etwas bewegt und..."

Snapes Ausdruck hatte sich geändert und plötzlich wurden seine Augen kalt wie Eis. Die Kälte erfüllte auch ihre Seele.

"Es wird nicht wieder vorkommen...", sagte Natasha ruhig.

"Miss Rice, ich verstehe, daß der Tod ihres Vaters und die lange Krankheit ihrer Mutter ein schweres Kreuz sind, das Sie zu tragen haben", sagte Snape erstaunlich sanft, "aber wenn Sie es mit Schülern zu tun haben, müssen Sie ihren Respekt verdienen. Ein Schreibaby kann kaum Autorität gewinnen oder jemandem Vertrauen vermitteln. Ich hoffe Sie können sich vor der zweiten Klasse beherrschen, die gleich eintreten wird."

"Ich verstehe. Ich verspreche mich zusammenzureißen." Sie war von seiner Kälte so schockiert, dass sie sich dadurch nicht verletzt fühlte.

Während der Stunde, an der sie mehr als Beobachterin als als Assistentin teilnahm, fragte sich Natasha wie jemand so hart sein konnte. Doch sie konnte nicht umhin seine perfekte Technik und die Genauigkeit seines Unterrichts zu bewundern. Zwischen Mitleid und Bewunderung sagte sie auf Wiedersehen und verließ eiligst das Schloß, nachdem sie ein kleines Sandwich aus der Küche geholt hatte. Sie saß unter einem Baum, nicht weit von Hagrids Hütte, der seine Kürbisse goss und dazu ein altes Lied pfiff.

Natasha biss ins Sandwich und Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Sie musste sich in Zaum halten! Was würde Snape von ihr denken, wenn sie sich vor den Schülern wie ein Kleinkind benahm? Sie versuchte nicht an ihre Mutter zu denken, die es liebte Kürbisse zu züchten, als Natasha noch ein kleines Mädchen war.

Hagrid bemerkte sie und etwas, was wie ein Lächeln aussah, veränderte sein Aussehen. "Natasha! Was machst denn du da so allein? Magst mit mir drinnen ein Teechen schlürfen...?"

"Tut mir leid Hagrid, ich muss in den Kerker zurück. Die nächste Stunde wird hart, die Sechstklässler von Ravenclaw lernen den Welk-mach-Trank und seine Gegenmittel."

"War klar, dass du mal hier als Lehrer nach Hogwarts zurückkehren wirst, Nat", sagte Hagrid." "Hast schon immer neue Tränke und ihre Gegenmittel gefunden. Keine Krankheit ohne Gegenmittel!!"

Sie versuchte zu lächeln, doch Hagrid hatte seinen Schnitzer schon bemerkt.

"Äh, ich bin sicher, wenn du mehr Zeit gehabt hättest, hättest du auch was gegen die Krankheit deiner Mama gefunden, Nat..."

Sie kannte Hagrid gut, sie wusste, dass er dabei keine schlechten Nebengedanken hegte. Er vertraute trotz allem auf ihre Fähigkeiten. Er hatte immer gedacht sie wäre so intelligent und doch... war sie gescheitert. Sie konnte das Heilmittel nicht rechtzeitig finden. Das Heilmittel zu finden war ihr einziges Ziel im Leben, deshalb hatte sie so eifrig studiert, und deshalb war sie wieder hier. Wenige Leute hier wussten, dass die Krankheit ein Merkmal war, das von ihren Vorfahren mütterlicherseits vererbt wurde, dass eines Tages auch Natasha oder eines ihrer Geschwister erkranken konnten. 

Sie war entschlossen die Vergangenheit ruhen zu lassen und lächelte Hagrid an. "Ich nehme die Einladung zum Tee an, ich habe aber nur Mittwoch frei."

"Gut! Und ich mach ein paar Karamelbonbons, die mochtest du doch so gerne."

Natasha lächelte. Sie hatte Hagrid nie gesagt, dass sie seine Bonbons mochte, sie war nicht fähig falsches vorzutäuschen oder zu lügen. Sie stand auf und schüttelte die Krümel von ihrem Gewand. "Bis Mittwoch, Hagrid!"



***




Hermine merkte, dass etwas völlig anders war. Die Anwesenheit von Snapes zierlicher und bleicher Assistentin, welche die Zutaten durchsah und bei der Kontrolle der Tränke half, hatte einen großen Wandel im Unterricht gebracht. Er verlief so seltsam ruhig, dass sogar Neville mutig genug war Snape um Hilfe zu bitten. Snape sah aus als versuche er verzweifelt sich am Riemen zu reißen, warum auch immer, und diese Zurückhaltung machte ihn ein gutes Stück weniger verächtlich gegenüber seinen Schülern. Sogar Ron bemerkte, dass etwas anders lief. Wo blieben seine sarkastischen Bemerkungen seine "Zehn Punkte von Gryffindor" Rufe...?"

"Jo, er hat sich verändert!", sagte Harry. "Für gewöhnlich sah er aus wie ein Vampir, jetzt ist er zur Mumie mutiert."

"Er hat die ganze Zeit versucht bei ihr Eindruck zu schinden, er hält sich wohl für besonders machtvoll", rief Ron.

"Für mich war das die beste Zaubertränkestunde, die ich in Hogwarts hatte", meinte Hermine. "Und das war nicht nur, weil Snape weniger gemein zu uns war. Miss Rice ist so freundlich und weiß eine Menge, sie ist eine große Hilfe.

Harry musste ihr zustimmen. Zaubertränke wurde nun wirklich interessant. Doch am Freitag würden sie schließlich eine Verteidigung-gegen-die-dunklen-Künste-Stunde haben, und Harry konnte sich denken, dass sich Snape ohne Natasha frei genug fühlen würde, all sein angestautes Gift gegen ihn zu spritzen.



Mittags stattete Hedwig ihm einen Besuch ab. Sie trug einen Brief von Hagrid. Er schrieb, dass er wusste sie würden einen freien Nachmittag haben. (Augenscheinlich hatte ein Schüler es fertig gebracht einen Leuchter auf Professor Flitwicks Kopf fallen zu lassen, während er zauberte.) Hagrid lud sie auf eine Tasse Tee ein.

"Lasst uns ihn besuchen. Wir könnte über Snapes eigenartiges Benehmen heute sprechen", sagte Hermine.

"Ich hoffe Hagrid hat dieses Jahr nicht wieder so ein Monster parat. Ich habe die Nase voll von Babydrachen und Riesenspinnen...", murmelte Ron.



***




Er blickte aus dem Fenster und seine Augen ruhten gespannt, wie von einem Magneten angezogen, auf der zerbrechlichen Person im Sonnenschein, die wie eine Fee ging. Sie würde Hagrid einen Besuch abstatten... Er fühlte sein Herz Capriolen schlagen. Es war so ein Gefühl wie schleichendes Gift, wie eine Droge und er wusste nicht, ob er dagegen ankämpfen sollte. Er würde sie nie haben können, nie. Dieser Gedanke steigerte seine Sehnsucht noch und er fühlte sich besiegt. Etwas in ihm wollte diesen Traum genießen, diesen Traum träumen, der nie Wirklichkeit werden würde. ‚Lass es einen Traum bleiben, das macht nichts.' Doch nein, es war nicht möglich. Er sollte sich davor hüten, dass so ein verrückter Gedanke ihn je wieder ergriff. 



Sie ging im Sonnenschein, schwebte, als sie das Gefühl hatte jemand würde sie beobachten. Sie war nicht mutig genug aufzuschauen, sie wollte sich nicht versichern. Sie versuchte ein Schuldgefühl zu verdrängen. Sie war hier zu lernen, zu forschen, etwas herauszufinden. ‚Irgendetwas..., ich kann nicht mein ganzes Leben auf der Suche verbringen...' Aus einer plötzlichen Eingebung heraus hob sie ihren Kopf und war nicht überrascht darüber was sie sah. Sie fühlte sich so klein angesichts eines Monsters, ohne Mut sich ihm entgegenzustellen, zu ungeschickt um im Kampf dagegen anzutreten. Sie versuchte schneller zu laufen, objektiver zu sein, selbstbewusster, stärker, weniger sie selbst.



Er brachte ein Lächeln zusammen. Sie war anbetungswürdig. Sie würde immer vor ihm fliehen, wie die Maus vor der Katze. Doch als sich ihre Augen trafen wurde ihm klar, dass er nicht mehr ohne das Gefühl von Fülle und Ruhe, das sie über ihn ausbreitete leben könne. So kurze Zeit, nur wenige Tage, und er fühlte schon sie wäre ein Teil von ihm. Es war als kannte er sie schon immer. Sein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. Benutzte sie einen Liebeszauber? Dann lachte er auf. Welches Mädchen, welche Frau wäre so blöd, dass sie von ihm geliebt werden wollte?



***




Natasha kam an Hagrids Hütte an, ihr Puls raste und ihre Wangen hatten sich rötlich gefärbt. Sie klopft an die Tür und Hagrid antwortete sofort. "Hi, Nat!! Fang und ich haben heute ne Menge Besucher", sagte er freudig.

Sie bemerkte, dass drei Gryffindor-Viertklässler schon beim Teetrinken saßen.

"Kennst sie schon. Das sind Harry, Ron und Hermine, Hogwarts unbesiegbares Trio!"

"Natürlich kenne ich die", lachte Natasha.

Harry und Ron hatten dieselbe Frage auf den Lippen. Warum hatte Hagrid sie eingeladen um mit Snapes Assistentin Tee zu trinken? Hermine dagegen schien es für die natürlichste Sache der Welt zu halten.

"Miss Rice, ich habe gerade über Sie gesprochen. Ich habe Harry gesagt, dass Zaubertränke diese Woche echt wunderbar war."

Natasha wurde rot.

"Oh, Hermine, Professor Snape ist so klug und er ist so ein fähiger Lehrer, ich bin einfach glücklich jemandem so begabten zu assistieren", sagte sie leise, ihre Augen leuchteten.

Ron schaute sie an, als ob sie nicht ganz dicht wäre und Harry bemühte sich krampfhaft nicht zu lachen. Harry dachte sie wäre wohl zu unbedarft, oder sie würde vorgeben, Snape wäre so wunderbar, damit niemand sie bemitleidete.

Hermine schien auch überrascht, doch fuhr sie fort. "Ich habe gehört Sie waren Vertrauensschülerin, Miss Rice."

"Ja, leider nicht Schulsprecherin. Meine Schwester Pandora und mein Bruder Ciaran haben dieses Amt bekleidet. Doch waren die immer klüger und disziplinierter als ich", sagte Natasha bescheiden.

"Zu welchem Haus gehörten Sie denn?", fragte Harry plötzlich.

Natasha schien sich über die Frage zu amüsieren aber antwortete sofort.

"Gryffindor, warum?"

"Nichts, nichts..."

Harry achtete danach nicht mehr auf das Gespräch. Er bekam mit, dass Ron über Charly sprach, doch seinen Gedanken waren woanders. Eine Frage konnte er nicht loswerden. Er wusste, dass sein Vater in Gryffindor war, so erschien es ihm immer logisch, dass seine Mutter das auch war, er hatte das nie in Frage gestellt. Aber war es vielleicht möglich, dass seine Mutter eine Ravenclaw oder Hufflepuff war? Oder, dachte Harry nervös, eine Slytherin? Natasha war die einzige Gryffindor in ihrer Familie, das war sehr ungewöhnlich. Sie war ziemlich seltsam, freundlich aber seltsam, sie fragte nicht einmal nach der Narbe oder guckte wie die anderen. Sie war sanft und nachdenklich und gleichzeitig benahm sie sich so als hätte sie etwas zu verbergen, als wäre sie stets auf der Hut.

"Harry", flüsterte Hermine und stieß ihn an.

"Was, oh ja", antwortete Harry, der gerade die Frage wie ein Echo wahrnahm, "ich bin Sucher."

"Ich war Torhüterin", sagte Natasha, die ein Karamelbonbon in der Hand hielt. "Ich war nicht besonders gut. Ich habe eine Schwester, die war Jäger für England."

"Echt?" fragte Ron, "wie heißt sie?"

"Laila, Laila Rice. Sie hatte mit den Quidditch aufgehört um unserer Mutter beizustehen..." Natashas Augen umwölkten sich, ihre Stimme brach.

Hagrid räusperte sich, fühlte sich unbehaglich und sagte das erste was ihm in den Sinn kam. "Harry weißt du wie Natasha aussieht? Wie deine Mutter! Natasha du siehst Harrys Mama wirklich ziemlich ähnlich..."

Die junge Frau schüttelte ihren Kopf als käme sie in die Wirklichkeit zurück. "Nein, nein Hagrid, wirklich. Lily Potter war berühmt für ihre Schönheit? Und ich..."

"Er hat recht", unterbrach Harry impulsiv. "Ihre Augen sind wie ihre.., ich meine ... den Photos nach..", wisperte er und sah traurig drein.

Nun fühlte sich Natasha unbehaglich, da sie nichts zu sagen wagte. Oder, so dachte Harry, weil ihre Kiefer von Hagrids Karamellen verklebt waren. Hermine merkte, dass das Gespräch nicht mehr so erfreulich wie vorher verlief und entschied es wäre an der Zeit sich strategisch zurückzuziehen.

"Ja, wir müssen jetzt gehen, nicht wahr Jungs? Professor McGonagall hat uns gestern eine Menge aufgegeben und dies Jahr ist besonders schwer, wir sollten keine Zeit verlieren."

Ron rollte mit den Augen, aber er sagte nichts, vielleicht, weil Natasha aussah als würde sie sich über Hermine amüsieren.

Sie ließen Hagrid und Natasha allein mit Fang.



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