Snape-Fiction

 

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Jahreswechsel von Arsinoe


Silvester-Challenge auf www.severussnape.de.vu

Disclaimer: Alle bekannten Orte und Personen gehören J.K. Rowling! Mir gehört nur die Idee zu dieser Geschichte mit der auch keine finanziellen Interessen verbunden sind.

Zeit: Ein Silvesterabend nach Band 6!

Warnungen: A/U


Jahreswechsel

Pfeifend heulte der Wind um die kleine Holzhütte. Sie war alt, verwittert, teils mit Steinen ausgebessert und ziemlich windschief. Sogar das Dach war schon reich mit Moos überwuchert. Dies bot den einzigen Vorteil, dass sie im Sommer von den Felsen, zwischen denen sie lag, kaum mehr zu unterscheiden war. Doch der Sommer war nur sehr kurz und nicht wirklich Sommer zu nennen in diesen Gestaden. Gerade mal drei kurze Monate währte er und war nun schon lange vorüber. So lange, dass es einem schon nicht mehr wahr erschien.

Auch nun war die kleine Hütte kaum von ihrer Umgebung zu unterscheiden. Tief verschneit lag sie in der völligen Dunkelheit der Polarnacht in ihren Felsen verborgen. Vielleicht würde im Sommer wieder jemand hier heraufkommen und sie entdecken. Doch jetzt im Winter gewiss nicht. Nicht einmal eine der vielen halbwilden Ponyherden, die jahrein jahraus die Insel durchstreiften, kam jetzt hier herauf. Sie waren nun alle in der Nähe der Menschen. Der guten, rechtschaffenden Menschen, in der Nähe von Futter, Wärme und ein wenig Licht in dieser undurchdringlich scheinenden Dunkelheit, die hier auf Island, so dicht am Polarkreis fast ewig zu währen schien.

Der Wind nahm an Stärke weiter zu und orgelte erbarmungslos in den schneebedeckten Felsen des isländischen Hochlandes, welches eigentlich unbewohnt war. Unbewohnt und im Winter ohnehin völlig verlassen, bis auf diese eine kleine, vergessene und verlassene Hütte am Fels. Vor einigen Sommern war sie mal für Ausflügler genutzt worden, die als Touristen nach Island kamen und dann natürlich unbedingt eine Reittour mit den berühmten Islandponys über die Insel machen wollten. Doch irgendwann war sie eben in Vergessenheit geraten.

Dies war der zweite Vorteil, den sie den beiden Personen bot, die nun ihr hausten. Sie hatten sie zufällig entdeckt, als sie hierher gekommen waren, genauer gesagt, geflüchtet. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie hierher gelangt, gerade kurz bevor der Winter die ganze Insel wieder verschluckt hatte. Im Schutze der langen dunklen Tage hatten sie sich die Hütte ein wenig hergerichtet und sich mit Vorräten versorgt.

Nun jedoch war es schon lange her, dass sie einmal unter anderen Menschen gewesen waren, auch wenn es für beide ein Kinderspiel gewesen wäre, einfach in die Nähe der Inselhauptstadt zu apparieren. Doch beide mieden die Gesellschaft anderer Menschen soweit es nur ging.

Der Wind rüttelte an den festverschlossenen Holzfensterläden und türmte den Schnee vor der Haustür auf. Durch eine Ritze im Holz eines der Fensterläden konnte man hinaussehen. Am Fenster stand ein magerer großer blonder Junge und versuchte durch das Schneetreiben etwas zu erkennen. Eigentlich ein recht aussichtsloses Unterfangen, doch manchmal bildete er sich ein, das ferne Glitzern der Lichter Reykjavíks zu erkennen. Er sah blass aus und unendlich traurig.

Ganz ähnlich sah der erwachsene Mann aus, der an der Feuerstelle saß und ein wenig die Glut anstachelte, damit sie nicht verlosch. Zu stark brennen durfte sie aber auch nicht, damit niemand vielleicht einmal Rauchschwaden aus dem kleinen Kaminrohr ihrer Behausung steigen sah.
Der Mann war ebenfalls sehr groß und wirkte nicht minder ausgemergelt. Das einzige was verriet, dass es sich bei diesen beiden Einsiedlern nicht um Vater und Sohn handelte, war das schwarze Haar des Erwachsenen.

Die armselig dünne Hand des Mannes ergriff mit Hilfe eines Handtuchs eine kleine Kupferkanne, die über den Flammen gehangen hatte und schenkte heißes Wasser in zwei Blechbecher welche auf dem Tisch inmitten der Hütte standen. "Komm Draco, trink etwas Tee...", forderte die Stimme des Mannes. Sie klang sanft und freundlich, doch wohnte ihr auch die Kraft inne Befehle zu sprechen, so es nötig wäre.

"Danke....", kam es leise und heiser von dem Jungen am Fenster. Aber er mochte sich noch nicht umwenden.
"Bitte Draco... der Tee ist heiß und er würde dir gut tun... du hast heute wieder kaum etwas gegessen... unsere Vorräte werden viel länger reichen, als ich erwartete, wenn du weiterhin wie ein Spätzchen isst", versuchte der Mann es mit etwas Humor. Doch obwohl er es beabsichtig hatte, so klang der Satz nicht einmal ein kleines bisschen komisch.
"Du isst ja auch nicht gerade viel", versuchte der Junge zu argumentieren. Nun, wo er einen ganzen Satz ausgesprochen hatte, hörte man der Heiserkeit seiner Stimme deutlich an, dass er geweint hatte.
'Wieder geweint', korrigierte sich Severus Snape in Gedanken.

Draco wandte sich endlich vom Fenster ab und kam zum Tisch herüber. Es gab nicht viele Möbelstücke in dieser schlichten Hütte. Den Tisch und zwei Bänke. Eigentlich waren es mal vier gewesen, doch die anderen beiden waren von den beiden Zauberern in Betten verwandelt worden, damit sie jeder eine Schlafstelle hätten. Dann gab es noch eine lange Anrichte, welche sie zum Vorratsschrank umfunktioniert hatten. Und das war auch schon alles, was sie an Möbeln hatten.

'Man sollte nicht meinen, dass ausgerechnet Draco Malfoy, der ein großes Anwesen, ein Landgut gewohnt ist, der stets für sein Prahlen bekannt war... sich nun hier wohl fühlt, in der Einsamkeit und Spärlichkeit einer kleinen Berghütte....', dachte Severus und ergriff seinen Becher. 'Ich hätte nie geglaubt, dass wir uns im Herzen so ähnlich sind...'

Nun, wo der blonde Junge sich auch setzte und seinen Becher nahm, konnte Severus deutlich die Tränenspuren sehen. Draco hatte zwar offenbar versucht, sie vorher zu verwischen, doch wie so oft war es ihm nicht gelungen und Severus wusste genau, dass er nur ein Wort sagen brauchte, damit neue Tränen nachkämen. Er schwieg daher zunächst. Nicht nur aus Rücksicht auf den Jüngeren, sondern auch, weil er festgestellt hatte, wie sehr ihn selber das Sprechen dann quälte, wenn sie über das sprachen was in Hogwarts an jenem Abend vorgefallen war, als er den Zauberstab hob und jenen Unverzeihlichen Fluch sprach.

Die Worte des alten Mannes hallten beiden noch in den Ohren und beide wußten, dass er Recht gehabt hatte. Beide waren keine kaltblütigen Killer, beide hatten im Grunde ein gutes Herz und waren nur durch unglückliche Zufälle und Schwäche dorthin geraten wo sie dann gelandet waren: bei den Todessern.

Natürlich hätten sie nun ein leichteres Leben dort führen können, nachdem sie jene große Tat vollbracht hatten. Doch in beiden war etwas zerbrochen. Draco hatte es erst nicht wahrhaben wollen, doch es war geschehen. Er hatte Dumbledore in Worten anlügen können, aber das war auch schon alles. Er hatte sich Snape nach ihrer Flucht von Hogwarts anvertraut... anvertrauen müssen. Ihm war egal gewesen, was mit ihm geschah, was Snape mit gemacht hätte und... er war so überrascht gewesen, über die Reaktionen und die Folgen seines Geständnisses, dass er manchmal, wenn er eine gute Nacht hatte und träumte all jenes sei nicht geschehen gewesen, kaum glauben konnte, dass er sich, nach ihrer spektakulären Flucht in einem Muggelflugzeug bei welcher sie nicht mehr mitgenommen hatten als ihre Zauberstäbe und die Kleidung, die sie am Leib trugen, nun in einer vergessenen kleinen Hütte in Island befand.

Es war eine spontane Idee Severus' gewesen, hierher zu kommen. Ein Ort an welchem kein Todesser je suchen würde. Wer war schon so selbstmörderisch in eine lebensfeindliche Eiswüste zu gehen, um sich dort zu verstecken.

Sie hatten keine Uhr, keinen Kalender... sie wollten solche Dinge nicht haben, waren zufrieden, nicht zu wissen wie spät es war und glücklich damit, dass jeder Tag Dienstag war... oder Samstag, so wie sie es vielleicht gerade wollten. Ein paar Vorräte hatten sie sich aus Reykjavík besorgt, aber sie vermieden es häufiger dort hin zu gehen als unbedingt notwendig.

Draco trank einen Schluck Tee und hob langsam den Kopf. "Entschuldige...", sagte er beschämt. "Es tut mir leid, dass ich schon wieder...." Er brach ab.
"Es tut dir leid, dass du wieder weinen musstest?" fragte Severus Snape, mit einer für ihn ungewohnt sanften Stimme.
Draco nickte stumm. "Ich... ich musste wieder an...."
"Deine Mum denken?" beendete der dunkelhaarige Zauberer den Satz für ihn.
Wieder nickte Draco. "Was sie wohl macht..... und wie es ihr geht... ich habe Angst, dass sie...zerbricht...", flüsterte er dann tapfer.

Sanft legte sich die magere Hand des Älteren über die des Jüngeren. "Dies hier ist nicht das Ende... wir werden es überstehen... solange Potter nur lebt und bereit ist zu kämpfen... solange er seinen Mut findet und noch die Kraft hat, solange gibt es noch Hoffnung... und dann werden wir zurückkehren.... das heißt... du wirst zu deiner Mum gehen können", versuchte er zu trösten. Gleichzeitig fiel sein Blick auf seine Hand und ihm wurde bewusst, wie oft er und Albus sich so gegenüber gesessen hatten.

Severus schluckte... im Geiste sah er den mächtigen alten Zauberer vor sich, seine alte Hand beruhigend über die des Jüngeren gelegt. Nie hatte er geglaubt, dass er mal derjenige sein würde, der jemanden beruhigte. Er, den doch eigentlich keiner mochte, nicht mal die Schüler seines eigenen Hauses in Hogwarts hatten ihn je wirklich anerkannt. Er war nur jemand der nützlich war, aber sobald sein Nutzen sich erschöpft hatte, wurde er beiseite gestoßen. Er fühlte bei diesen Erinnerungen Tränen in sich aufsteigen. Doch er würde sie zurückhalten... niemals würde er vor Draco weinen. Dazu hatte er sich selbst zu gut unter Kontrolle.

Und doch war da dieser scharfe, brennende Schmerz, der sich unaufhaltsam in seine Seele fraß und ihn zu verschlingen versuchte. Der Schmerz darüber, dass er nun niemanden mehr hatte, an den er sich anlehnen konnte. Bisher hatte er Trost daraus gezogen, dass er trotz allem jemand war, der noch jemand anderem Trost spenden konnte.
Aber was war mit ihm? Was blieb für ihn zurück?

"Severus?" Die Stimme des blonden Jungen ihm gegenüber hatte auf einmal einen anderen Klang. War es Überraschung oder gar Neugier? Es hatte eine Weile gebraucht, bis er Draco dazu gebracht hatte, dass sie einander nun richtig duzten und es gefiel ihnen inzwischen beiden. Es war ein kleines bisschen Vertrauen, ein kleines bisschen Normalität in dieser verrückten Welt.

"Ja, Draco?" antwortete er und erschrak selber, als er bemerkte, wie brüchig seine Stimme klang.
"Du... du... du denkst auch gerade an ihn, nicht wahr? Und... an.... Zuhause?" fragte der blonde Junge schüchtern. Es war fast so, als würde er befürchten sofort bestraft zu werden, bestraft für die Anmaßung, diese Worte eben ausgesprochen zu haben.
"Ja...", antwortete Snape knapp und um Härte in seiner Stimme bemüht.

Draco nahm einen Schluck Tee und genoss, dass Severus' Hand noch immer auf der Seinen ruhte. Es war bei weitem kein Gefühl einer romantischen Liebe, welches ihn durchfloss, sondern einfach nur ein Gefühl von Trost und Geborgenheit und Verständnis... Schicksalsbrüder, deren Wege eigentlich so verschieden begannen, so unterschiedlich verliefen und sich dennoch so glichen, dass sie sich trafen und nun parallel verliefen. Zwei Wesen, die unterschiedlicher kaum sein konnten und doch verband ihre Seelen etwas, etwas ganz besonderes, welches sich erst in jener Nacht damals offenbart und sie seitdem aneinander gebunden hatte. Er fasste sich etwas Mut und sagte leise: "Darf ich dir eine Frage stellen?"

Severus blickte von seiner Tasse auf und rang sich ein Lächeln ab. "Sicher, Draco... ich werde mich bemühen zu antworten..."
"Ich habe dir soviel von mir erzählt seit wir hier sind... und vieles wusstest du ja auch schon vorher über mich.... aber... über dich... gibst du kaum etwas preis... über dein Leben und....", die Stimme des Jungen brach. Er sprach einfach nicht weiter, traute sich nicht. Er wusste nicht, welche Reaktion er zu erwarten hatte.

Es war ganz still im Raum. Das Feuer knisterte ein wenig in der Feuerstelle, der Wind pfiff orkanartig durch die zerklüfteten Felsen der rauen Islandberge. "Ich habe kein Leben mehr... ich habe in jener Nacht alles verloren... meinen Rückhalt, meine Zuflucht, mein einzig wahres Zuhause, das ich je hatte, meinen besten und einzig wahren Freund...", kam es plötzlich sehr leise über die Lippen Snapes. "Ich habe dir nicht viel erzählt, weil es nicht viel zu berichten gibt. Wie könntest du verstehen, wie es ist ein ewiger Außenseiter zu sein, der bereit ist alles zu tun, um nur einmal, ein einziges Mal Beachtung zu finden... nicht einmal Anerkennung... ich erkannte zu spät, wohinein ich geraten war... und dann... dann ließ ich mich sogar auf diesen Irrsinn ein.... ich.... tat, was.... getan werden musste... und...." Der schwarzhaarige dünne Mann verstummte. Die Teetasse in seiner Hand zitterte ein wenig und ebenso zitterte die Hand unter der des blonden Knaben.

"Doch... ich... ich kann es mir ausmalen... nicht besonders gut vielleicht... aber ich tue mein Bestes... und ich...ich habe Augen im Kopf...", antwortete Draco leise.
"Sieht man mir meinen Lebenswandel etwa jetzt schon an?" Snape lachte leise und es sollte bitter klingen.
"Du schläfst nicht, du isst kaum... du hast selbst nachdem wir hierher kamen kaum Ruhe gefunden, hast dich nächtelang übergeben oder heimlich... wenn du meintest ich merke es nicht, Tränen vergossen oder aus Verzweiflung versucht dir Wunden zuzufügen, damit nur der körperliche Schmerz endlich den in deiner Seele überwiegen würde....", offenbarte Draco.

Severus blieb einfach der Mund offen stehen, als er diese Worte vernahm. Ja, es schien ihm sogar fast so, als würde der Wind plötzlich leiser heulen und die Fensterläden nicht ganz so arg klappern. Niemand hatte je zuvor vermocht ihm so in die Seele zu schauen, niemand hatte ihn je beobachtet, denn es gab nie jemanden dem er wichtig genug gewesen wäre, mit Ausnahme einer einzigen Person und diese war durch seine eigene Hand gestorben.

"Du...du... hast mich...wieso....warum?" stotterte der einstige Tränkelehrer des Zaubererinternats Hogwarts verwirrt, überrascht und völlig verunsichert wie er reagieren sollte.
"Ja, das habe ich... weil ich... weil... ich mir überlegen wollte... wie...wie ich dir am besten helfen kann", antwortete Draco hastig.
"Und...und warum wolltest du mir helfen?" bellte Snape beinahe, da er einfach nicht mehr Herr seines Gefühlslebens war.
"Tun Freunde das denn nicht? Richtige Freunde? Richtige, echte Freunde halten immer zusammen, gehen durch dick und dünn und können durch nichts und niemanden getrennt werden... das hast du mir doch gesagt...", erwiderte Draco nun überraschend ruhig.

"Ja... das ist schon richtig Draco... aber... aber ich... ich habe doch niemanden mehr... ich hatte nur einen Freund der das je für mich getan hat und du weißt was ich ihm dafür angetan habe... tun musste", antwortete Snape und musste sich auf die Lippen beißen. Ein Wort mehr und Trauer und Verzweiflung würden ihn übermannen. "Ich habe keine Freunde mehr... auf dieser Welt ist doch gar kein Platz für jemanden wie mich....", brach es dennoch aus ihm heraus und er zog seine Hand von der des blonden Jungen.

Im gleichen Moment hörte sie das dumpfe Grollen eines Kanonenschusses. Es kam unten aus Reykjavík, vom Hafen. Die beiden sahen sich überrascht an. Dann hielt Draco Severus' Hand fest und legt sie andere auch noch darauf. "Doch... du hast noch einen Freund... mich..." Er schluckte, kaum dass er es ausgesprochen hatte und Severus starrte vollkommen verwirrt auf seine Hand und dann in Dracos blaue Augen. Sie waren nicht kühl und spöttisch, wie die seines Vaters, oder wie sie in der Schule so oft ausgesehen hatten... sie waren ganz anders... warm, freundlich, ehrlich... sie erinnerten ihn, ja sie sahen aus wie.... wie Dumbledores Augen. Blau, glitzernd, freundlich und warmherzig.

"Du... du hast immer gesagt, dass du mein Freund bist... dass wir beide Freunde sind... du warst immer für mich da seit wir hier sind und... und das ist keine einseitige Sache...egal, was du bisher erlebt hast... was andere dir gesagt und nicht gehalten haben... ICH bin dein Freund und werde es immer sein... und deshalb will ich auch für dich da sein...", erklärte der magere blonde Junge und seine Hände umschlossen die des dünnen schwarzhaarigen Mannes.

Nur Sekundebruchteile später hörten sie, wie der Wind ihnen die Geräusche von Feuerwerkskörpern, Raketen, Böllern und anderem aus der Stadt zu ihnen herauftrug. "Die Muggel unten... sie...sie feiern wohl den Jahreswechsel...", flüsterte Severus. Seine Stimme klang auf einmal tränenerstickt und er sah nicht mehr hoch. Er konnte nicht glauben, was sich in dieser Nacht gerade abgespielt hatte, was er hier vielleicht gefunden hatte, was im Begriff war sich anzubahnen.

"Wollen... wollen wir mal schauen, ob wir was sehen?" flüsterte Draco, da er nicht wusste, was er sonst sagen konnte.

Severus nickte stumm und erhob sich. Mit der freien Hand fuhr er sich über die Augen, flüchtig, wie Draco es sonst oft tat, wenn er geweint hatte und dies verbergen wollte. Er rang sich ein Lächeln ab. "Hast du bemerkt wie die Zeit vergangen ist?"
"Nein... überhaupt nicht... ich... hatte auch nie an Feiertage gedacht... wir... wir hatten ja nicht viel zu feiern...", gestand Draco.
"Nein, das hatten wir wahrlich nicht....", antwortete Severus.

Sie öffneten die Tür einen kleinen Spalt und spähten hinaus. Weit entfernt über der Stadt sahen sie Raketen tanzen, die ihre ganze Pracht in den Himmel spieen. "Für Muggel nicht schlecht, was?" versuchte Severus einen kleinen Scherz.
"Ja... nicht übel... es lässt einen fast vergessen, dass man so weit weg ist von... von... von allem", antwortete Draco. "Wusstest du, dass es bei den Muggeln Brauch ist, sich gute Vorsätze für's neue Jahr zu machen... hab ich mal von Granger gehört...", fügte er noch hinzu.
"Ja... und was wollen wir uns vornehmen?" lächelte Snape.
"Das wir immer Freunde bleiben werden... egal was geschieht....", antwortete Draco.

Severus schluckte vor Rührung, denn er hatte nie gedacht, dass dies jemals wieder jemand zu ihm sagen würde und vor allem, dass er es so meinen würde. Er drehte sich Draco zu und umarmte den großen, dünnen Jungen spontan, ehe er selbst wusste wie ihm geschah. Und der Junge erwiderte die Umarmung.

Beide wussten nicht, wie lange sie so beieinander gestanden, sich im Arm gehalten und geweint hatten. Zum ersten Mal, hatten sie sich ihrer Tränen nicht schämen müssen, hatten Halt gesucht, gefunden und sogar selber gegeben. Das Feuerwerk war längst verloschen und auch ihr kleines Kaminfeuer in der Hütte lag in den letzten Zügen, als sie sich endlich lösten.

"Vielleicht ist dies der Ort, der uns vorbestimmt war", meinte Draco als sie sich trennten.
"Ja... vielleicht sollten wir beide tatsächlich zusammen hierher kommen, vielleicht ist dieser absonderliche Ort in dieser rauen Wildnis für solche Sonderlinge, wie wir sie geworden sind bestimmt....", lächelte Severus. "Die Zeit wird es uns zeigen...."

Und als sie hochblickten, da war es als gäbe der Himmel ihnen einen Zeichen, als wolle er ihnen zeigen, dass er ihnen vergäbe und ihnen den Platz gönne, den sie sich ausgesucht hatten, denn von einer Sekunde zur anderen tanzten bunte Bänder von Polarlichtern am Himmel. Kein Mensch in den Siedlungen schenkte ihnen mehr Beachtung, denn alle waren bereits wieder in ihren Häusern. Nur zwei einsame Menschen, die vor ihrer kleinen, armseligen Behausung standen wurden Zeuge dieses wunderschönen Schauspiels, als der Himmel nur ihnen ein ganz eigenes Feuerwerk an Farbenpracht bot.





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