Beyond the Heart

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite



Erzählt von Severus Snape:



Den ganzen folgenden Tag habe ich das Gefühl, dass Harry durch ein Wechselbad der Gefühle geht. Er scheint seltsam abwesend und vergisst andauernd etwas, so als hätte er etwas völlig anderes im Kopf. Und er ist immer sehr nahe bei mir. Er verbringt so viel Zeit mit mir, wobei er Dinge tut, die er eigentlich nicht mag, so dass ich glaube, dass er krank zu sein scheint. Vielleicht ist es wegen seinem gestrigen Zusammenbruch, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass dem nicht so ist. Ich glaube vielmehr, dass er etwas plant. Etwas wichtiges, das er eigentlich nicht tun möchte, das er aber tun muss. Das quält mich. Er quält mich.

Irgendwann nach einem weiteren ausgewogenen, gesunden Abendessen, das ich zubereitet habe, verschwindet er allerdings und lässt mich in meinem Tränkeraum alleine. Er bleibt eine halbe Stunde weg und als er dann zurückkommt, hat er einen traurigen, verzweifelten Gesichtsausdruck und seine Hand umklammert fest ein Pergament.

"Papa?" Das Wort rutscht, mit tiefer Sehnsucht dahinter, über seine Lippen."Kannst du mit mir kommen? Ich möchte dir etwas zeigen."

Ich sehe ihn fragend an und nicke, ziehe dann den Kessel von dem magischen Feuer. Das muss es sein. Die Sache die ihn so quält.

Er führt mich zu der Treppe und sagt "Wohnzimmer". Als die Treppe plötzlich erscheint und auf den Wohnzimmerboden hinabtaucht bekommt er einen unglaublich unheimlichen Gesichtsausdruck. Aber wie schon früher, nehme ich es nicht richtig wahr, sondern folge ihm leise zu der Tür der Bibliothek. Dort bleiben wir stehen und Harry dreht sich zu mir um und umarmt mich fest und beinahe unglücklich. Dann entfernt er sich mit einem plötzlich leeren Gesicht und wieder so tapfer wie sonst.

"Geh einfach durch diese Tür und du wirst es finden."

Er ist überraschend ruhig, als er dies sagt, zeigt keinerlei Emotionen. Aber seine Augen verraten ihn, schreien die Seelenqual, die er in Wirklichkeit fühlt, heraus.

"Nimm dies", sagt er und hält mir das gefaltete Pergament entgegen. "Aber öffne es nicht, bevor du die Bibliothek betreten hast."

Und bevor ich irgendetwas sagen kann, öffnet er die Tür und rennt praktisch davon, lässt mich erstaunt in den Raum blicken. Darinnen wartet ein junger Mann auf mich. Etwas über 1,85 m groß, etwas kleiner als ich und gebaut wie ein Treiber. Sein schwarzes Haar reicht fast bis zu seiner Taille und seine Haut ist so goldbraun wie meine. Aber was mich am meisten gefangen nimmt sind seine blassgrünen Augen. Die Augen seiner Mutter. Denn er kann nur Donal sein.

Es gibt einfach keine Worte um die Gefühle zu beschreiben, ihn hier gesund und munter stehen zu sehen, mit einem wundersamen Gesichtsausdruck, so wie seine Mutter. Seine Augen drücken die Zögerlichkeit aus, die große Freude, die Angst mich zu treffen und ich empfinde dasselbe. Wir wissen nicht was wir tun sollen.

"Donal?", frage ich zögernd, ein Zittern in der Stimme, das ich doch sonst nicht habe.

Er schaut mich mit großen Augen an, dann trifft er anscheinend eine Entscheidung. So wie er wahrscheinlich denkt 'Das ist mein Vater', denke ich 'Das ist mein Sohn'.

"Vater", bringt er einfach hervor und kommt zu mir.

Wir sehen uns gegenseitig ein paar Sekunden in die Augen und versuchen gegenseitig in unsere Seelen zu schauen. Können wir wieder eine Familie sein? Da wir unser Leben lang voneinander getrennt waren, werden wir vielleicht nie die Nähe erreichen, wie sie wäre, wenn wir immer eine Familienbeziehung gehabt hätten. Aber ich werde mein Bestes versuchen, dies zu erreichen, wenn wir uns dazu entscheiden, dies zu tun und ich denke, Donal wird es auch. Denn ich kann es in der Luft fühlen, in seinen Augen lesen. Wir möchten uns kennen lernen. Und das wird einer langer Weg werden. Und wenn Harry und ich innerhalb eines Monats eine Familie wurden, dann haben Donal und ich sicherlich auch eine Chance.

Ich weiß nicht wer von uns beiden sich zuerst bewegt hat, aber plötzlich umarmen wir uns und freuen uns, uns endlich zu treffen. Glücklich, dass wir die unausgesprochene Entscheidung, zu versuchen eine Familie zu werden, getroffen haben. Zusammen mit Harry.

"Es ist so wunderbar dich endlich zu sehen", sagt er heiser. "Ich wollte dich schon seit so langer Zeit kennen lernen...."

Es gibt keine Worte für die Schuldgefühle, die ich in diesem Moment empfinde. Was ist, wenn er es nicht weiß? Was ist, wenn er mich hasst? Donal ist nicht wie Harry, seinem Alter weit voraus.

"Es tut mir leid", sage ich leise. "Ich hätte da sein sollen...."

Weiter komme ich nicht, als Donal sich von mir löst und mich mit grimmigem Gesichtsausdruck unterbricht.

"Gib dir nicht die Schuld", sagt er streng. "Ich glaube, Harry hat dir schon gesagt, dass du es nicht mehr rückgängig machen kannst."

Überraschung durchflutet mich. Überraschung, dass Donal mir keine Schuld gibt, Überraschung, dass Harry ihm von unserem kleinen Gespräch erzählt hat.

"Ich weiß", füge ich ruhig hinzu. "Hat Harry es dir erzählt?"

"Nein", sagt Donal. "Aber die Zwischentöne waren offensichtlich. Er liebt dich wirklich. Liege ich richtig, wenn ich sage, ich habe einen Bruder?"

"Du hast nichts dagegen?", frage ich überrascht.

Ich will nicht auf das Vertrauen verzichten, das Harry mir gegeben hat. Donal mag mein blutsverwandter Sohn sein, aber ich will Harry nicht wegen einer geringfügigen Abneigung gehen lassen. Aber es scheint so, als würde es gar nicht soweit kommen.

"Nein", sagt er sanft. "Ich würde es toll finden, einen Bruder zu haben."

Dann verdüstert sich sein Gesicht. "Aber er schien schrecklich geweint zu haben, als er ging, um dich zu holen", fügt er hinzu. "Ist irgendetwas passiert?"

Und plötzlich ergibt alles einen Sinn. Sein seltsames Benehmen heute, sein Zusammenbruch gestern. Dies ist der Grund für alles. Ich fluche und zerre das Pergament aus meiner Tasche, entfalte es und lese es.



"Papa!

Ich denke es ist an der Zeit für mich zu gehen, wenn dein richtiger Sohn, Donal, wieder zurück in deinem Leben ist. Zuerst hatte ich geplant zu gehen, ohne dir etwas zu sagen, aber dann habe ich mich entschieden, dir diesen Brief dazulassen.

Ich nehme an, du hast Donal inzwischen getroffen. Er ist ein netter junger Mann und ich denke, ihr werdet euch mögen. Außerdem ist er dein Sohn.

Ich habe Honey in dem Zimmer, das du mir gegeben hattest eingesperrt, damit sie mir nicht folgen kann. Du kannst sie nun Donal geben.

Da der Verschlusszauber, den du für den Kristall verwendet hast, zu fortgeschritten für mich ist, kann ich ihn nicht alleine entfernen. Aber ich werde dir den Kristall sobald als möglich zurückschicken.

Zum Schluß möchte ich dir noch sagen, dass dieser Monat der glücklichste meines Lebens war und ich hoffe, dass du glücklich werden wirst.

In Liebe, Harry."



Danach fluche ich erneut und schocke Donal vielleicht mit meiner unflätigen Sprache. Er wirft einen flüchtigen Blick in mein panisches Gesicht und ergreift dann die Notiz, um sie selbst zu lesen. Eine halbe Minute später schockt er mich mit seiner unflätigen Sprache. Dann stürmen wir beide gleichzeitig aus dem Zimmer und die Treppe empor. Ich knalle die Tür auf und werde von einer unglücklichen Honey angefallen. Irgendwie hab ich wohl vergessen Harry zu sagen, dass Honey alleine entscheidet, bei wem sie sein will. Ich streichele sie abwesend.

"Er ist gegangen", sagt Donal mit Kummer in seiner Stimme.

"Nein", sage ich einfach, noch immer abwesend. "Ich weiß wo er ist."



Erzählt von Harry Potter



Ich habe das alles gut geplant. In dem Moment, in dem Sev in das Zimmer geschaut hat, bin ich weggerannt, die Treppen hoch in mein Zimmer. Dort habe ich meine Sachen gepackt, wobei ich Sev Zeit gab, sich an mich zu erinnern, zu mir zu kommen. Aber ich wusste, dass er nicht kommen würde. Nichts kann das spezielle Band zwischen Eltern und Kind brechen. Was ich mit ihm geteilt habe ist nichts im Vergleich dazu.

Ich habe auch schon entschieden wohin ich gehen werde. Sirius hat mir erzählt, dass er im Moment bei Remus in dessen Landhaus wohnt und dorthin werde ich nun gehen. Nicht auf meinem Feuerblitz, sondern mit Flohpulver. Ich hoffe nur, dass er ans Flohnetzwerk angeschlossen ist.

Da ich Sev und Donal nicht stören will, beschließe ich die Feuerstelle in Sevs Zimmer zu benutzen. Ich habe das Flohpulver bereits von unten mitgenommen, so dass ich es nur noch ins Feuer werfen, den Schrankkoffer hinterher quetschen und selbst hineingehen muss. Dann bin ich fertig, um zu gehen.

"Remus Lupins Landhaus!", rufe ich laut, und schicke meine Worte in den heftigen Wirbel grüner Flammen.

Glücklicherweise dauert es nicht allzu lange und bald schon falle ich aus einer winzigen offenen Feuerstelle. Der Schrankkoffer purzelt hinter mich. Es gibt einen lauten Knall als wir landen, welcher die beiden wohlbekannten Gestalten von Remus und Sirius ins Zimmer kommen und dorthin starren lässt, wo ich liege.

"Könntet ihr mir bitte aufhelfen?", frage ich und schaue in ihre verblüfften Gesichter.

Rasch kommen sie zu mir. Sirius nimmt den Koffer von mir, während Remus mir aufhilft und mir hilft, all den Schmutz und Ruß von meiner Kleidung abzuklopfen. Dann stellen sich beide vor mich und sehen mich neugierig an.

"Warum bist du hier Harry?", fragt Sirius freundlich. "Stimmt irgendwas nicht mit Severus?"

Ich bemerke die neue Anrede von Sev, aber im Augenblick muss ich ehrlich sagen, dass es mich momentan nicht kümmert.

"Er will mich nicht länger in seinem Haus haben", sage ich einfach, obwohl diese Worte höllisch in mir schmerzen.

Daraufhin wechseln Sirius und Remus einen langen Blick und zu meiner Überraschung sieht Sirius nicht wütend deswegen aus. Ich hätte gedacht, dass er sofort auf ihn losgehen würde. (Hi Ari und Angel. Schaut euch den roten Satz mal an. Es klingt so, als ob Sirius auf Remus losgehen würde, ich denke aber, dass Sev damit gemeint ist. Oder Ari?) In diesem Augenblick frage ich mich wirklich worüber sie vor ein paar Tagen in der Bibliothek gesprochen haben.

"Warum denkst du das?", erkundigt sich Remus vorsichtig.

Ich blicke zu Boden. Ich habe wirklich kein Recht traurig zu sein, da ich es war, der Donal wieder in sein Leben zurückgebracht hat.

"Ich habe Sev's Sohn gefunden und ihn mit seinem Vater wiedervereinigt", sage ich. "Sie sind nun zusammen."

Sie wechseln erneut einen langen Blick und als ob Sirius ihm telepathisch etwas mitgeteilt hätte, lächelt Remus mich rasch an und verschwindet. In dem Moment kommt Sirius mit ernstem Gesicht zu mir.

"Ich denke, wir müssen reden", sagt er ernst.

Ich bin verwirrt und schaue auch so drein, als mein Patenonkel mich aus dem Zimmer die Treppen empor und in ein kleines behagliches Wohnzimmer führt, wo er mir ein Zeichen gibt, dass ich mich auf die Couch setzen soll, während er neben mir Platz nimmt. Er schaut mir einige Momente lang in die Augen, dann beginnt er zu sprechen und hält dabei den Blickkontakt.

"Harry, was ist die Bedeutung von 'Familie'?", sagt er sanft, wobei er sich meiner wachsenden Verwirrung sehr wohl bewusst ist.

Familie? Warum redet er jetzt von Familie?

"Das sind diejenigen, die man sehr innig liebt", antworte ich gehorsam. "Nicht nur Eltern, Geschwister und Verwandte, sondern auch jeder andere, der einem sehr eng am Herzen liegt."

Sirius lächelt schwach über meine Erklärung, aber diese strenge Aura um ihn herum vermindert sich nicht ein kleines bisschen.

"Exakt", stimmt er sanft zu. "Nun, was fühlst bei mir? Würdest du mich als Familie betrachten?"

Ich begreife nicht, wohin er versucht mich zu dirigieren, denn ich denke irgendwie nicht, dass Sirius wegen seines eigenen Liebesbedarfs darüber spricht.

"Ich liebe dich, du bist mein Patenonkel", antworte ich daher verwirrt. "Natürlich betrachte ich dich als meine Familie."

"Und Hermine, Ron und Sev?", fährt er fort.

"Sie auch."

Sirius ergreift jetzt meine Hand. Den Ernst der Situation betrachtend, verstehe ich noch immer nicht.

"Würdest du uns je verstoßen, wenn dein Vater wieder lebendig würde, selbst wenn er es von dir verlangen würde?", fragt er schlicht.

"Nein", antworte ich augenblicklich. "Ich würde niemals..."

Meine Stimme verebbt. Jetzt verstehe ich.

"Siehst du worauf ich hinaus will?", sagt Sirius freundlich.

Ich blinzele, innerlich schlage ich mich selbst dafür, dass ich so dumm war.

"Ja", sage ich leise. "Selbst wenn Sev seinen Sohn zurückbekommen hat, würde er mich nicht automatisch aus seinem Herz und seinem Heim verbannen."

"Das ist richtig", sagt Sirius, mit einem Lachen in seiner Stimme. "Und wenn ich mich erinnere, dass deine Halskette richtig funktioniert, dann sollte Sev...."

Weiter kommt er nicht, als eine kalte, entsetzte Stimme von unten zu hören ist.

"Wo ist er Remus?"

Es ist Sev und ich habe ihn noch nie zuvor so wütend gehört.


Kapitel 6

Kapitel 8

 

Zurück