Beyond the Heart - Kapitel 6

 

 

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Kapitel 6



Wir finden uns in seinem Schlafzimmer wieder, Donal sitzt in einem Sessel, ich auf dem Bett. Eine Stille hat sich über den Raum gelegt, da wir beide nicht so ganz wissen, wie wir anfangen sollen. Wie kam ich auf die Idee, ihn mit seinem Vater wieder zu vereinigen, den er nie gekannt hat und der seine Mutter ermordet und seine Schwester zu Tode gefoltert hat?

"Du kennst meinen Vater", beginnt Donal schließlich, Neugier klingt aus seiner Stimme. "Und bevor du fragst, ich weiß was er getan hat. Ich verstehe, dass er nicht dieselbe Person ist, die er war, als er jene schrecklichen Sachen tat. Obgleich ich zugeben muss, dass es leichter ist, dies zu akzeptieren, weil ich meine Mutter oder Schwester nie gekannt habe. (Anmerkung der Autorin: Falls ihr denkt, dass er es zu einfach akzeptiert, dann bedenkt 1) dass er achtzehn Jahre alt ist und 2) dass er es sein ganzes Leben lang gewusst hat und somit Zeit hatte, sich darüber klar zu werden.) Was ich wissen möchte ist: wie ist er jetzt?"

Ich sehe ihn ernst an. Es ist eine schwierige Frage für jemanden der sowohl Sevs gute wie auch seine schlechten Seiten ganz persönlich gesehen hat. Aber ich werde versuchen sie zu beantworten, auch wenn es schwer ist Worte zu finden, um jemanden wie Sev zu beschreiben.

"Er ist intelligent," fange ich langsam an. "Unheimlich sogar. Er kann jede Lüge, die du dir nur vorstellen kannst, durchschauen, er fühlt wenn etwas nicht stimmt. Er hat einen tödliches Temperament ebenso wie einen messerscharfen Verstand. Nach außen ist er sarkastisch, cool und unbarmherzig und er kann überraschend widerlich zu jenen Leuten sein, gegen die er einen Groll hegt. Und dies kann er über eine lang Zeit durchhalten, sogar, wenn die fragliche Person bereits gestorben ist. Als Beispiel für einen bereits Verstorbenen, meinen Vater. Als Beispiel für einen Lebenden, ich selbst, vor gar nicht allzu langer Zeit. Dies ist ein Teil seiner Persönlichkeit, aber er hat auch noch eine andere Seite, die er niemals irgendjemandem zeigt. Eine Seite, die er zu verstecken versucht. Denn in seinem Inneren ist er sehr menschlich. Er kann beides sein, verängstigt und nervös, sogar wenn er auf andere scheinbar gelassen wirkt. Er ist dir treu bis ans Ende, wenn du ihm auch treu bist. Von schneller Auffassung, vorsichtig, verschwiegen, er zieht es vor aus der Ferne zu überwachen und zu schützen und er meidet das Rampenlicht, auch wenn er es verdient hat. Der Hauptgrund dafür ist seine innerliche Scham ein Todesser zu sein. All der Selbsthass, all der Ekel. Erst kürzlich fing er an, langsam damit fertig zu werden."

Ich erwähne das Gespräch, das ich mit ihm darüber hatte nicht. Es ist zu kostbar, zu persönlich für mich, um es mit jemandem zu teilen, auch wenn der jemand sein blutseigener Sohn ist. Donal hört mir aber gut zu, ich kann es sehen. Er saugt praktisch jedes meiner Worte auf. Genauso, wie ich, wenn jemand über meine Eltern spricht. Der einzige Unterschied ist, dass sein Vater lebt und meiner nicht.

Eine stumme Träne läuft aus meinem Auge. Ich denke aber nicht, dass Donal sie bemerkt hat. Und darüber bin ich froh. Ich habe nie um meine Eltern getrauert; ich habe mich einfach gezwungen ihre Abwesenheit zu akzeptieren. Doch auch wenn ich nun mit meinen Patenonkel und mit Sev zwei Vaterfiguren habe, so kann keiner wirklich den Platz eines Elternteils einnehmen. Ich mag sie nicht gekannt haben, aber ich liebe sie noch immer. Genauso, wie ich Sirius und Sev liebe.

Um nicht loszuweinen, fange ich wieder an zu sprechen. "Wir haben unsere Friedensangebote nun gemacht." Meine Stimme ist belegt und schwer unter dem Druck meiner Tränen. "Ich hatte das besondere Privileg den Sev zu treffen, der er mal war. Ein humorvoller, freundlicher und geduldiger Mann, der ausgezeichnet kochen kann (Anmerkung der Autorin: Untersteht Euch zu lachen!) und der seinen Job als Zaubertränkelehrer liebt, auch wenn er sich nach der Position sehnt, die einst seine war."

Ich werde es nun sagen, auch wenn ich gerade anfange zu begreifen, was das für unsere Beziehung bedeuten wird. Aber ich tue es für Sev, meinen 'Papa'. Für Donal, seinen Sohn.

"Du solltest ihn treffen", sage ich sanft. "Ich denke, ihr werdet euch mögen. Und er wird sehr glücklich sein, dich zu sehen, Donal. Er hat Jahre damit verbracht, nach dir zu suchen."

Donal hat Tränen in seinen Augen und ich kann sehen, wie er sich danach sehnt, den einzigen Elternteil den er noch hat, zu treffen.

"Ich möchte meinen Vater treffen", sagt er mit erstickter Stimme. "So bald wie möglich. Ich wollte das schon so lange und nun bin ich endlich in der Lage dazu...."

Ich verstehe seine Gefühle nur allzu gut. Die Tränen werden jetzt immer stärker, ich muss weg.

"Komm morgen Nachmittag zu dem Landhaus", schlage ich vor. "Er wird dort sein."

Und er wird sich von dem Treffen erholt haben. Donal nickt und folgt mir zurück zu der Feuerstelle. Wir sprechen kein Wort und als ich wieder einmal durch das Flohnetzwerk wirbele, lasse ich meinen Tränen freien Lauf, fühle, wie sie über meine Wangen strömen. Als ich ins Wohnzimmer knalle, gebe ich mir nicht mal Mühe mich auf den Beinen zu halten, sondern breche dort auf dem Boden zusammen. Ich rolle mich zu einem kleinen Ball zusammen und lasse mich vom Schmerz überwältigen. Dem Schmerz, meine Eltern nie kennen gelernt zu haben, dem Schmerz, dass meine erste Vaterfigur auf der Flucht ist. Der Schmerz kommt von der Angst meine zweite Vaterfigur an ihren richtigen Sohn zu verlieren.

Honey hat mich gefunden und versucht mich zu trösten, indem sie ihren weichen, pelzigen Körper um meinen schlingt. Es hilft nicht viel, aber ich bin dankbar für die Gesellschaft, da der Schmerz den ich fühle eine innere Verwüstung auslöst. Aber auch Schmerz hat ein Ende. Als ich mich aufsetze und abwesend Honey streichele, während der Kristall herumnörgelt, dass ich ins Bett gehen und schlafen sollte, werfe ich einen flüchtigen Blick auf die Uhr, die Sev, genau wie Muggel, in seinem Wohnzimmer hat. Ich muss jetzt anfangen den Trank zuzubereiten. Emotionaler Schmerz ist nichts gegen den Schmerz des Cruciatusfluchs. Selbst wenn Donal in Zukunft derjenige sein wird, der den Trank zubereitet, so will ich Sev jetzt nicht leiden lassen. Ich werde mein Bestes für ihn tun, bis Donal ankommt.

Einige Zeit nach meinem Weinkrampf habe ich entschieden, was zu tun ist. Ich werde es für uns beide leichter machen, indem ich gehe, wenn er Donal trifft. Sirius wird mich in Empfang nehmen, wenn ich komme, um für den Rest des Sommers zu bleiben, das weiß ich. Und auf diese Weise wird niemand außer mir verletzt.



******




Ich schlafe schon beinahe, als Sev ankommt, den Trank fertig neben mir, mit Erdbeer- und Himbeergeschmack. Aber sobald er in den Raum appariert wache ich schlagartig auf und laufe zu ihm. Dieses Mal scheint Voldemort nachsichtig mit ihm gewesen zu sein, er wird nicht mehr als eine Tasse des Trankes brauchen. Er ist sogar fit genug, sich allein auf den Beinen zu halten, als ich ihn mit einer Umarmung und dem Trank begrüße. Aber irgendwas ist anders und ich fühle wie seine Augen mich die ganze Zeit beobachten.

Als wir endlich oben sind, weiß ich auch warum, als er mir in mein Zimmer folgt und zuschaut, wie ich unter die Decken krabbele. Dann setzt er sich auf die Bettkante und schaut mit seinen ausdrucksvollen schwarzen Augen, direkt in die meinen.

"Ich kann sehen, dass du geweint hast", sagt er einfach.

Oh nein. Daran habe ich nicht gedacht. Hör auf mich so anzuschauen. Wenn das so weitergeht, weiß ich, dass ich zusammenbrechen werden. Ich weiß es.

"Möchtest du mir erzählen warum?", fährt er sanft fort, wobei er nicht aufhört mir in die Augen zu sehen.

Ich habe mich noch nie so gefangen gefühlt, nicht einmal bei Voldemort. Sev schaut mich einfach an, bittet mich ihm etwas zu erzählen und es ist so schwer für mich ihm dies abzuschlagen. Wenn er so schaut, wenn er fragt warum irgendwer die Hausaufgaben die er aufgegeben hat, nicht gemacht hat, würde niemand in Erwägung ziehen, sie nicht zu machen.

Und deshalb breche ich zusammen.



Erzählt von Severus Snape:



Ich fühle Erleichterung und Freude, als ich zurück nach Hause appariere und Harry halbschlafend auf der Couch vorfinde. Ich glaube nicht, dass der Junge versteht wie sehr es mich quält, wenn ich nicht auf ihn achten kann. Wieviel er mir bedeutet. Ich liebe ihn nicht nur als Freund, sondern als einen besonders wertvollen Freund. Er hat es geschafft meinen Schutzschild zu durchdringen und ich glaube nun, dass ich ihn nicht mehr einfach gehen lassen kann, selbst wenn ich wollte.

Dann, als er zu mir kommt, um mir unsere rituelle Umarmung und den Heiltrank zu geben, sehe ich es. Er hat geweint. Er hat geschwollene, rote Ringe unter den Augen, und seine Augen schreien vor Schmerz, den er in sich zu verbergen versucht. Irgendetwas ist passiert, während ich weg war. Jetzt wo ich mit ihm die Treppen nach oben zu unseren Schlafzimmern gehe, fühle ich Angst und Beunruhigung. Mein Herz bittet ihn dringend mir zu erzählen was los ist, aber mein Verstand sagt mir, dass ich ihn danach fragen muss. Dieser heranwachsende Jugendliche will mich nicht belasten; er bleibt so stark wie alle Leute es von ihm erwarten. Er nimmt mehr auf seine jungen Schultern, als er tragen kann.

Als er unter die Bettdecke gekrabbelt ist, setzte ich mich taktvoll auf die Bettkante und suche nach seinem Blick. Danach spreche ich eine Weile gar nicht, schaue nur fragend in seine Augen, ob er mir erzählen möchte, was nicht stimmt. Erst als er sich weigert, spreche ich es laut aus.

"Ich kann sehen, dass du geweint hast", sage ich einfach, gebe ihm eine weitere Chance zu erzählen.

Er zuckt dabei zusammen, seine Augen blicken leicht nervös und noch schmerzvoller. Ich sehe, dass seine Verteidigung zusammenbricht. Es ist nur eine Frage der Zeit.

"Möchtest du mir sagen, warum?", frage ich freundlich und lasse meine Stimme meine Gefühle offenbaren.

Ich bin wirklich beunruhigt. Ich habe ihn nicht einmal weinen sehen, bevor er hierher kam, und hier hat er nur wegen mir geweint. Was meine Besorgnis nicht gerade leichter zu ertragen macht.

"Ich kann es dir nicht sagen."

Ich kann seine Stimme kaum hören. Sie ist so leise, so tränenschwer. Sie haben wieder angefangen zu laufen.

"Ich möchte schon, aber ich kann nicht. Es gibt sowieso nichts, was du tun könntest."

Nichts was ich tun kann? Ich grübele, aber ich drücke ihn sogleich an meine Brust, als er wieder weint. So überhöre ich beinahe die Worte, die er in meine Kleidung flüstert.

"Ich fühle mich so einsam....."

Ich sollte es wissen. Aber so wie er sagte, da ist wirklich nichts was ich tun könnte außer versuchen ihm zu versichern, dass ich da bin, dass ich immer da sein werde. Dies und mich mit dem Plan beeilen. Aber das kann warten, denke ich, als mir ebenfalls Tränen in die Augen treten. Ich habe in den letzten Tagen viel geweint. Anderseits habe ich bei weitem noch nicht genug geweint in meinem Leben. Doch irgendwie weiß ich, dass Harry diese Nacht derjenige ist der getröstet werden muss, denn im Augenblick leidet er mehr Schmerzen als ich.


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