Second Chance

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite

Kapitel 2: Vertrauen und Verrat



Snape schlief in dieser Nacht nicht gut. Er lag endlose Stunden lang wach im Schlafsaal nachdem er zurückgekehrt war und fragte sich wie er diese unmögliche Aufgabe ausführen sollte. Als er schlief träumte er von dem Mann, den er in der ersten Nacht gesehen hatte, den Voldemort mit dem Cruciatusfluch belegt hatte. Das war sein Schicksal wenn er versagte. Und es wäre nur der Anfang.

Keine Lösung zeigte sich ihm, während er dalag und an die dunkle Decke starrte. Wie auf der Welt sollte Dumbledore beschließen ihn einzuladen? Würde er sich wie ein Gryffindor verhalten müssen um Voldemorts Befehlen zu folgen? Snape konnte nicht entscheiden ob das besser oder schlimmer war als der Cruciatusfluch.

Endlich schlief er ein, aber es schien er hätte kaum die Augen geschlossen, bevor jemand seine Schulter schüttelte.

"Severus, aufstehen! Wir müssen in 5 Minuten zum Frühstück." Snape versuchte Martin Avery wegzuschieben, aber sein Freund blieb hart. "Wo warst du gestern nacht?"

Da setzte sich Snape auf. "Gestern Nacht?" Er sah sich im Schlafsaal um, aber die anderen waren schon weg.

"Yeah. Ich bin gegen Mitternacht aufgewacht, und du warst nicht da. Die Gryffindorbande gejagt, wie?"

Snape zwang sich zu einem Lachen. "Yeah."

Er sagte Avery nicht, wo er gewesen war. Snape wusste gut, dass sein Geheimnis nur so lange sicher war, wie er der einzige war, der es kannte. Avery wollte vielleicht ebenfalls ein Todesser werden, aber das bedeutete nicht, dass Snape ihm trauen konnte. Schnell stand Snape auf und warf seinen ziemlich zerknitterten Umhang über. Er kämmte sich die Haare zurück, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht um sich aufzuwecken und folgte dem ungeduldigen Avery hinauf in die Große Halle.

Als er in die Halle kam erinnerte sich Snape plötzlich daran, dass sie an diesem Abend das UTZ-Examen in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten. Das war alles was er brauchte. Er wünschte sich, er wäre noch im Bett. Der Morgen schien vorbei zu rauschen, während er in der Bibliothek saß und angestrengt für die Prüfung lernte, dabei die Uhr an der Wand beobachtete und versuchte, nicht an die Vereinigung gegen Voldemort oder die Todesser zu denken. Er ignorierte Lupin, der mit Potter ebenfalls in der Bibliothek lernte.

Snape war entschieden endlich zu beweisen, daß er der Beste in Verteidigung gegen die dunklen Künste war. Wenn das Examen nur an einem andere Tag gewesen wäre, oder besser noch, bei Vollmond! Dann hätte er gar keine Konkurrenz gehabt. Er spielte mit dem Gedanken, wieder Silberpulver auf Lupins Besitztümer zu kippen, aber etwas hielt ihn zurück. Er konnte es sich nicht leisten, jetzt erwischt zu werden, nicht wenn er in die Vereinigung kommen wollte. Um sich aufzuheitern erinnerte er sich daran, wie Lupin zurück gesprungen war als er die mit Silber überzogenen Bücher berührt hatte.

"Kommst du nicht zum Mittagessen?", fragte Avery vorsichtig. Snape hatte den Vormittag damit verbracht, wütend jeden anzufahren, der seine Arbeit unterbrochen hatte. Nun sah er nicht einmal auf.

"Nein. Verzieh dich." Snape blätterte eine Seite in seinem Buch um und ging durch die Anweisungen für die Flucht vor einer Sirene. Er gähnte weit und fühlte etwas in seinem Magen flattern. Hinter sich hörte er fröhliche Stimmen und brauchte sich nicht umdrehen um zu wissen, dass Lupin mit Black, Potter und Pettigrew zum Mittagessen ging. Er blätterte so schnell durch die Seiten des Buches, dass eine davon unter seinen Fingern riß und das Buch vor Schmerz aufschrie. Snape schlug es zu und nahm eine lange Rolle Pergament, seine Notizen über Gegenflüche. Er fing an zu lesen, und murmelte dabei leise vor sich hin.

Die Zeit verging so schnell, viel schneller als in der letzten Nacht, als er wach gelegen hatte. Die Glocke, die UTZ-Schülern sagte, dass sie noch 10 Minuten hatten, um in den Prüfungsraum zu gehen, klingelte laut. Snape sprang auf. Er hatte seine Notizen gelesen und vor Langeweile halb geschlafen. Nun sprang er auf die Füße und eilte in die Große Halle, wo die Prüfungen durchgeführt wurden.

Die langen Tische, die normalerweise die Halle füllten, waren von vielen Einzeltischen ersetzt worden, auf denen die Prüfungsbogen und besonders verzauberte Federn lagen, die davon abhalten sollten, zu schummeln. Snape ging an einen der Tische am vorderen Ende und setzte sich. Es war nur der schriftliche Test; sofort danach würden sie einer nach dem anderen zu Professor Hale und jemandem vom Prüfungsausschuss gehen und die praktische Prüfung ablegen müssen.

Es war, wie der Name es versprach, erschöpfend, ebenso wie die praktische Prüfung, die folgte. Als es vorbei war zogen sich Snape und seine Freunde in den Gemeinschaftraum der Slytherins zurück um sich auszuruhen. Er hatte einige Minuten lang nur in einem Sessel am rauchenden Feuer gesessen, als eine Stimme in seine stille Sorge brach.

"Severus, ich würde gerne mit ihnen sprechen."

Snape sah auf und in das Gesicht von Professor Rigel, dem Hauslehrer von Slytherin. "Ja, Sir?"

"Professor Dumbledore möchte Sie sofort in seinem Büro sprechen."

Snape holte tief Luft. Er wusste mit Sicherheit was geschehen würde. Wie auf der Welt hatte Dumbledore es herausgefunden? Er hatte äußerste Vorsicht walten lassen, er hatte in den fünf Wochen, die er seit er Voldemort seinen Schwur geleistet hatte, in Hogwarts gewesen war, nie auch nur einen Hinweis über seine Zugehörigkeit abgegeben.

"Ja, Sir", sagte er dumpf. Nun war es vorbei. Er stand aus dem Ledersessel auf. Er ignorierte die besorgten und überraschten Blicke seiner Freunde und ging still aus dem Gemeinschaftsraum.

Er kannte den Weg in Dumbledores Büro, denn als Vertrauensschüler hatte er sich oft dort melden müssen. Aber nie so. Er nahm an, dass es andere Möglichkeiten gab. Vielleicht war jemand gestorben. Oder er steckte für etwas anderes in Schwierigkeiten. Aber sein Herz sagte ihm, dass es eigentlich nur eine Sache gab, für die er Schwierigkeiten haben konnte. Es gab nur eines, das so ernst war.Mit schwerem Herzen klopfte Snape an Dumbledores Türe.

"Herein!", rief eine fröhliche Stimme, und die Tür ging von selbst auf. "Ah, Severus, hervorragend. Setzen Sie sich doch." Snape setzte sich auf den Holzstuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches, und sah zu dem älteren Zauberer auf. Sein Gesicht zitterte kurz spöttisch als er bemerkte, dass Dumbledore mit einem Muggelfüller spielte.

"Wie gehen die Prüfungen?", fragte Dumbledore im Ton einer Unterhaltung. "Ist alles in Ordnung?"

"Fein danke", sagte Snape, der versuchte und dabei versagte, den Ausdruck auf Dumbledores Gesicht zu lesen. Der Direktor hätte fast alles denken können. Aber es war hinter Freundlichkeit und einem strahlenden Lächeln verborgen. Es sollte ihn beruhigen, aber in Wahrheit ließ es die Schmetterlinge in seinem Magen nur Purzelbäume schlagen. Snape versuchte das Gefühl zu unterdrücken. Dumbledore würde ihn nicht foltern.

"Ich freue mich das zu hören. Was war es, Verteidigung gegen die dunklen Künste heute Nachmittag? Hervorragend."

"Ja, Sir." Snape wartete, während Dumbledore den Füller fallen ließ, den er zwischen den Fingern gedreht hatte und sich bückte um ihn aufzuheben. Er war erleichtert als er sah, dass Dumbledore den Füller in einen Behälter auf seinem Tisch stellte und sich gerade hinsetzte.

"Severus, Ich muß Sie etwas fragen."

Snape wartete.

"Vielleicht haben Sie von der Vereinigung gegen Voldemort gehört?"

Snape holte tief Luft. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen was als nächstes kam. "Ja, Sir", sagte er.

"Gut. Ich würde gerne wissen ob Sie beitreten würden."

Snape hatte das Gefühl, gleich von seinem Stuhl zu fallen. Dumbledore lud ihn ein, der Vereinigung beizutreten? Er fragte sich ob er träumte. Er war nach der Prüfung sehr müde gewesen...

"Es ist keine leichte Antwort", fuhr Dumbledore fort. "Ich bin mehr als bereit, Ihnen etwas Zeit zu geben, darüber nachzudenken."

"Warum?", fragte Snape hart bevor er sich aufhalten konnte. "Warum wollten Sie, dass ich beitrete?"

Dumbledore sah einen Augenblick lang nachdenklich aus. "Nun", sagte er, "das ist eine lange Geschichte. Kurz gesagt - ziemlich harte Nuß", murmelte er leise. Snape starrte ihn an. "-Kurz gesagt, ich denke es ist, weil ich glaube, dass Sie zu einem Zauberer werden, der stark und gescheit genug ist um zu verstehen, warum wir gegen Voldemort kämpfen müssen."

Snape sah ihn misstrauisch an und fragte sich ob es eine Art Witz war, und ob Dumbledore gleich aufstehen und ihn verhaften lassen würde. Er konnte sich keine Antwort einfallen lassen.

"So, Severus. Es ist Ihre Wahl. Wollen Sie der Vereinigung beitreten?"

Einen Augenblick lang wollte Snape sich weigern. Wie konnte er der Vereinigung beitreten und irgendeinen Eid schwören, den Dumbledore von ihm wollte, wenn er schon Voldemort verschworen war? Dann gewann sein Verstand die Oberhand.

"Ja, Sir", sagte er. "Ich werde der Vereinigung beitreten."

Ein Lächeln breitete sich über Dumbledores Gesicht aus. "Hervorragend. Ich freue mich. Nun denn, es gibt einige Dinge die ich Ihnen sagen muß. Wir werden nichts anfangen, bevor die Prüfungen vorbei sind - es gibt einige andere Schüler in Ihrem Jahrgang, die ebenfalls der Vereinigung beitreten werden - aber dann werden Sie mit den Wegen vertraut gemacht, auf die wir arbeiten. Ich glaube, Ihre letzte Prüfung findet am Freitag statt? "

"Ja, Sir."

"Zaubertränke, oder?", fuhr Dumbledore fort ohne auf eine Antwort zu warten. "Nun, am Freitag Abend werden Sie mit den anderen nach dem Abendessen - sagen wir etwa halb acht - hier heraufkommen und wir können anfangen." Er lächelte. "Ich bin sicher, Sie machen sich großartig."

Mit tonloser, leerer Stimme antwortete Snape. "Danke, Sir." Er fühlte sich nicht erleichtert. Entweder führte ihn Dumbledore aus einem seltsamen Grund in eine Falle und wusste wo seine Loyalitäten lagen, und versuchte ihn zu manipulieren, oder er wusste nichts. In jedem Fall machte es sein Leben nicht leichter.

"Gehen Sie sich jetzt ausruhen, Severus. Ich habe gehört, dass Verteidigung gegen die dunklen Künste eine sehr schwere Prüfung war. Viel Glück bei den übrigen Prüfungen."

"Danke, Sir", sagte Snape wieder. Er stand auf und verließ still das Büro. Zumindest wäre er nun nicht in Gefahr, gefoltert zu werden, weil er bei Voldemort versagt hatte. Der Gedanke war nicht so beruhigend wie er gehofft hatte.



~




"Albus, bist du sicher, dass das gescheit war?" Minerva saß Professor Dumbledore in seinem Büro gegenüber und sah ihn über ihren Brillenrand hinweg düster an. "Ich meine, Snape ist nie recht mit den anderen ausgekommen, und ich weiß wirklich nicht was du in ihm siehst."

"Es ist notwendig, dass er beitritt", sagte Dumbledore. "Der junge Mann hat viel Potential. Ich will, dass es gegen Voldemort benutzt wird, nicht für ihn."

"Was? Du denkst er ist...?"

"Ich denke er hat das Potential, sich in jede Richtung zu wenden", sagte Dumbledore fest, wobei er Abschnitt was Minerva gerade sagen wollte. "Ich bin bereit, ihm mein Vertrauen anzubieten, und ich glaube, dass er sich dessen würdig erweisen wird."

Minerva zögerte. "Albus, ich denke immer noch - ich meine, ich kann nicht sahen, dass ich ihm etwas wichtiges anvertrauen würde. Wirst du ihm wirklich all die Geheimnisse der Vereinigung erzählen?"

"Nur indem man uns vertraut lernen wir, vertrauenswürdig zu sein. Severus wird es lernen." Er lächelte, und Minerva seufzte.

"Das stimmt nicht immer, sagte sie. "Die Leute lassen einen immer im Stich. Schau dir du-weißt-schon-wen an. Du hast ihm vertraut als er ein Schüler hier war, oder?"

"Natürlich kann ich mich irren, natürlich werden einige Menschen mein Vertrauen mißbrauchen. Aber ich kann deswegen nicht aufhören, Leuten zu vertrauen. Und ich denke, dass Severus mich nicht im Stich lassen wird. Du wolltest auch nicht, dass ich einem Werwolf traue, Minerva, aber Remus ist einer der besten Schüler hier."

"Nun, ja." Minerva sah aus dem Fenster und fragt sich, wie sie die Zweifel in ihrem Herzen aussprechen sollte. "Aber - nun, er ist ein Gryffindor."

Dumbledore verzog dabei leicht das Gesicht. "Und Severus ist in Slytherin. Arion war auch in Slytherin und du vertraust ihm."

"Snape ist nicht Arion."

"Nein. Severus ist er selbst, und ich traue ihm."

Minerva wollte weiter widersprechen, aber stattdessen sah sie auf die Liste hinunter. "Die anderen Vier machen Sinn… ja, Lily ist ein nettes Mädchen, sie hat es gut gemacht... ja, das ist gut, aber ich denke wirklich nicht, dass Snape passt."

Dumbledore schüttelte den Kopf. "Er wird sowieso den ersten Monat auf Probezeit sein, wie alle anderen, also hast du Zeit um deine Ängste zu beruhigen. Vertrau mit, Minerva. Ich habe ihn nicht ohne Grund gewählt."

"Schau, im Gryffindor Guardian - du weißt schon, ihr Magazin- haben sie Snape zu dem gewählt, der du-weisst-schon-wem an wahrscheinlichsten dient."

Dumbledore lachte nur. "Ja, und sie haben Sirius zu dem gewählt der 'am wahrscheinlichsten ein Massenmörder wird' und James zu dem der 'am wahrscheinlichsten den Schnatz verpasst, weil er einen gewissen Jemand sieht'. Es ist erheiternd, das Magazin, und die Schüler sehen es als Witz an, weißt du. Zumindest hoffe ich das. Ich würde nicht gerne denken, dass sie mich wirklich hinter meinem Rücken Professor Bumblebore nennen." Er kicherte leise.

Minerva verzog das Gesicht als sie sich dran erinnerte, was eben dieser Artikel über sie gesagt hatte. "Du wirst eine schwere Zeit haben, wenn du versuchst, ihn und Sirius davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen", widersprach sie.

"Aber du schlägst doch nicht vor, dass ich Sirius abweise?"

"Natürlich nicht!", widersprach Minerva. "Sirius wird - nun, wenn er lernt sich etwas besser zu beherrschen, wird er ideal sein."

"Severus ist auch ideal."

Minerva konnte sehen, dass sie einen verlorenen Kampf kämpfte. "In Ordnung, in Ordnung. Hast du mit ihnen gesprochen?"

"Severus war der Letzte." Dumbledore nahm die Liste wieder und sah sie durch. "Ja, ich habe sie ale gefragt. Sie haben alle zugestimmt."

"Okay, gut. Wann werden wir die Einführung beginnen?"

"Wenn die UTZ-Prüfungen vorbei sind. Sie haben bis Ende der Woche genug zu tun. Freitag Abend, dann werden sie sich treffen."

"In Ordnung dann." Minerva legte die Liste mit einem letzten finstern Blick auf Severus Snapes Namen weg. "In dem Fall sollte ich besser gehen und schauen wer nachsitzen muß." Seufzend ging sie zur Tür des Büros und ließ Dumbledore mit der Liste der Mitglieder der Vereinigung gegen Voldemort alleine.

Er las sie wieder und lächelte leise.



~




Snape fragte sich noch immer ob ihm jemand einen Streich spielte. Dumbledore hatte ihn eingeladen, der Vereinigung beizutreten? Es war absurd, als hätte jemand Peter Pettigrew gebeten, Quidditch für England zu spielen. Aber er wusst, dass er sich die Dinge, die Dumbledore gesagt hatte, nicht eingebildet haben konnte. Er war den ganzen Abend über geistesabwesend und hörte kaum etwas von den Dingen, die ihm seine Freunde erzählten.

Er ging früh zu Bett und fuhr jeden an der ihn fragte warum.

Er lag wach und sagte sich, dass er froh sein sollte, Voldemort nicht ohne Ergebnisse gegenübertreten zu müssen. Es war leicht gewesen, zu leicht. Konnte etwas absurder sein, fragte sich Snape, als an einem Abend den Befehl zu erhalten der Vereinigung beizutreten und am nächsten Abend dazu gebeten zu werden? Er konnte nicht glauben, dass es ein Zufall war.



~




Als Snape am Freitag abend nach den Prüfungen bei Dumbledores Büro ankam, standen schon vier Leute da.

"Was willst du?", fragte Black mit einem finsteren Blick auf ihn. "Wirst rausgeworfen, ja? Zeit wird's."

Snape sah von Black zu den anderen drei Schülern. James Potter betrachtete ihn mißtrauisch, und Lily Spencer hatte das Gesicht abgewandt.

In dem Wissen, dass sie es früh genug herausfinden würden, sagte Snape: "Ich bin hier, weil Dumbledore es mir befohlen hat." E sah, dass Lupin und Potter sich mit unausgesprochenen Fragen in den Augen ansahen.

"Warum?", wollte Potter scharf wissen.

"Geht dich nichts an", gab Snape sofort zurück. "Warum seid ihr hier?"

"Dumbledore -", begann Black, aber ein Blick von Potter schnitt ihm das Wort ab.

Die Tür zu Dumbledores Büro ging auf. "Hervorragend, ihr seid alle rechtzeitig", sagte der Direktor, als er den Kopf in den Gang streckte. "Kommt rein, dann besprechen wir die Vereinigung noch etwas."

Viermal konnte man ein Keuchen hören. Snape sah Black triumphierend an, und schob sich an Lupin vorbei ins Büro. Hinter ihm hörte er unterdrückten Widerspruch.

"Er ist nicht-."

"Wie konnte Dumbledore - ?"

"Ich glaube nicht -."

"Kommt rein, kommt rein", sagte Dumbledore. "Setzt euch." Er deutete auf die Sofas und Sessel in einer Ecke des bequemen Arbeitszimmers. Snape setzte sich auf den Stuhl der Dumbledore am nächsten stand, und sah zu wie die anderen versuchen sich so weit wie möglich von ihm weg zu setzen. Lily landete neben ihm, und dann bot Potter an, den Platz mit ihr zu tauschen. Snape hielt sein Gesicht unbewegt.

"Nun", sagte Dumbledore, "ihr habt alle zugestimmt, der Vereinigung gegen Voldemort beizutreten. Dies ist eine undankbare, gefährliche und unbequeme Aufgabe, die keine öffentliche Belohnung bietet. Das erste, das ich erklären muß ist die Geheimhaltung, die es einschließt. Das Zaubereiministerium weiß nichts von unseren Aktivitäten, abgesehen vom Zaubereiminister und den Mitgliedern, die für die Regierung arbeiten. Daher wird der Mut und eure harte Arbeit nicht belohnt werden. Ihr werdet euer Alltagsleben führen wie vorher auch; für die meisten unserer Mitglieder ist die Arbeit hier rein freiwillig."

Snape teilte seine Aufmerksamkeit zwischen Dumbledore und den anderen vier Schülern im Zimmer. Er sah, dass Potter zustimmend nickte, Lupin sah irgendwie beunruhigt aus. Black und Lily waren nicht überrascht. Snape war froh, von der Geheimhaltung zu hören. Das letzte was er brauchte war, dass alle erfuhren, dass er für diese Vereinigung arbeitete.

"Als Teil der Geheimhaltung werdet ihr unter keinen Umständen etwas von der Vereinigung jemandem gegenüber erwähnen, der kein Mitglied ist." Dumbledore sah plötzlich sehr ernsthaft aus. "Wenn ihr versehentlich etwas sagt, kommt anschließend sofort zu mir, und wir versuchen es zu richten. Ihr werdet nicht bestraft werden, wenn ihr die Wahrheit sagt. Aber wenn ihr nicht kommt um es mir zu sagen, fürchte ich, dass ich euch als Verräter betrachten muß."

Lily sah ziemlich erschrocken aus, bemerkte Snape. Sie hatte wohl nicht gewusst, wie kalt Dumbledore sein konnte. Nun, Gryffindors neigten dazu, die Welt durch eine rosa Brille zu betrachten. Snape war besorgt. Er hatte zu viele Geheimnisse zu wahren, und er hatte keine Illusionen, dass Dumbledore früher oder später klar werden würde, dass es eine Verbindung gab zwischen den Dingen die er wusste und Voldemorts Aktionen. Wenn er einen Fehler macht würde er erst Dumbledores Strafe auf sich nehmen müssen, dann die von Voldemort. Er fragte sich, welche schlimmer wäre.

Dumbledores Gesichtsausdruck hellte sich nicht auf als er fortfuhr. "Das ist das wichtigste. Das Zweite ist dieses. Ich weiß, dass das Ministerium vor kurzem die Verwendung der unverzeihlichen Flüche gegen Todesser erlaubt hat. Ich will davon nichts sehen, solange ihr für mich arbeitet. Unter keinen Umständen werdet ihre einen dieser Flüche beutzen."

Snape fragt sich, ob das die Strafe, die er von Dumbledore zu erwarten hatte wenn er versagte, leichter oder schwerer zu ertragen machen würde, in dem Wissen, dass er nicht gefoltert oder getötet würde - zumindest nicht magisch.

"Ich werde euch die anderen Mitglieder am Schuljahresende vorstellen, wenn wir hier eine Vollversammlung abhalten."

"Wie viele Leute sind in der Vereinigung, Sir?", fragte Potter neugierig.

Dumbledore runzelte nachdenklich die Stirn und zählte an seinen Fingern ab. "19, mit mir", sagte er endlich, "und mit euch natürlich." Snape vermerkte diese Anzahl in seinem Kopf. Ein weiteres Stück Information, das er an Voldemort weitergeben konnte. Es war zu leicht, dachte er wieder. Plötzlich, als hätte der Gedanke an Voldemort seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, fühlte Snape das Mal an seinem Arm kribbeln. Er war erschrocken. Er konnte das Zimmer jetzt nicht verlassen und nach Hogsmeade durchkommen, um dann nach wo auch immer zu apparieren. Er saß still da, ertrug es und hörte zu was Dumbledore sagte.

"Für den Augenblick seid ihr einfach auf Probezeit", sagte Dumbledore. "Es dauert einen Monat. Während dieser Zeit werden ich und die anderen Mitglieder der Vereinigung Ihnen gewisse Dinge beibringen, die der Stundenplan nicht deckt, Dinge die sie wissen müssen. Ich werde Sie nicht bitten, Aufgaben für die Vereinigung auszuführen, abgesehen davon, dass Sie gut aufpassen. Wenn die Sommerferien beginnen, werden Sie anfangen, für die Vereinigung zu arbeiten, nur kleine Dinge zuerst, dann immer mehr. Und dann - nun, das hängt von diesen Dingen ab. Ich nehme an, dass Sie alle sich für etwas angemeldet haben, um Ihre Zeit nach Ende der Schule zu füllen?"

Alle nickten. Snape war dabei ziemlich düster. Malfoy hatte ihm gesagt, dass er das nächste Jahr damit verbringen würde, die dunklen Künste mit einigen Todessern zu studieren, also hatte er sich auch für einen Teilzeitjob in einem Zaubererlokal in London beworben, und nun würde er von Dumbledore lernen, wie er die dunkeln Künste bekämpfen konnte.

"Hervorragend. Nun, eure Arbeit für die Vereinigung wird in eure Freizeit fallen, fürchte ich."

Dumbledore lächelte. "Ich hoffe, das ist kein allzu großes Problem für euch." Er klang als würde er mit anderen Erwachsenen sprechen, dachte Snape, nicht mit seinen Schülern.

Der Schmerz in seinem Arm war viel schlimmer geworden, so dass er darum kämpfen musste, es nicht auf seinem Gesicht zu zeigen. Er hielt die Luft an und Sirius Black sah ihn spöttisch an. Snape starrte zurück. Seine Wut schluckte den Schmerz.

"Das erste, das ich von euch will ist vielleicht das schwerste. Ich bitte um euer Wort." Dumbledore hielt wieder ernst inne. "Ich bitte euch zu versprechen, Voldemort in allem zu bekämpfen, und ihm nie beizutreten oder ihm zu helfen. Das ist die einzige Arbeit der Vereinigung, und es ist dieses Ziel, das so verschiedene Menschen wie euch dazu bringt, beizutreten. Werdet ihr das tun?"

Alle fünf Köpfe nickten. "Ich verspreche, Voldemort zu bekämpfen und ihm oder seinen Leuten nie zu helfen, nie", sagte Sirius Black wild, und die anderen wiederholten seinen Schwur. Snape war der Letzte.

Dumbledore begegnete seinen Augen mit einem durchdringenden Blick. Er fühlte sich mit dem Schmerz ins einem Arm und Dumbledores blauen Augen auf ihm doppelt als Lügner als er den Schwur sprach.

Dann lächelte Dumbledore wieder. "Ich kann sehen, dass ihr alle müde seid. Ihr habt sehr schwer für die Prüfungen gearbeitet. Bald könnt ihr euch ausruhen. Ich werde euch Bescheid sagen, wenn ich euch wieder sprechen will. Nun geht und entspannt euch."

Snape sprang auf die Füße. "Danke, Sir", sagte er schnell. Dumbledore nickte ihm zu. Das Brandmal schien ihn anzutreiben, als er Dumbledores Büro verließ. Er rannte richtiggehend in die Slytherinkerker, wo er seinen schwarzen Mantel packte. Avery saß im Schlafsaal und las etwas.

"Wo willst du so schnell hin?"

Snape hatte sich auf dem Weg herunter eine gute Lüge einfallen lassen. "Ich muß in Hogsmeade jemanden treffen", sagte er.

"Oh? Ein Mädchen?"

Snape nickte ohne wirklich zuzuhören und warf den Mantel über seine Schultern. Er zuckte zusammen als er seinen Arm bewegte. Er steckte sich den Zauberstab in den Gürtel und eilte durch die Tür.

"Viel Glück mit ihr!", rief Avery lachend.

Nun musst er hinaus ins Gelände und unter die Peitschende Weide kommen, ohne erwischt zu werden.

Snape war sehr dankbar, dass er Vertrauensschüler war. Er wusste aus langer Erfahrung, dass er, wenn er zielstrebig ging, als hätte er jedes Recht zu sein wo er hin wollte, nur wenige Leute es infrage stellen würden. Also ging er durch eine Seitentür und hinaus, wobei er den linken Arm steif an seiner Seite hielt und versuchte, den Schmerz zu verringern indem er sich weigerte ihn zur Kenntnis zu nehmen.

Zum Glück waren keiner Lehrer da. Er sah in den Himmel. Er war bewölkt. Einen Augenblick lang wurde er panisch. Was war wenn es Vollmond war? Aber als er darüber nachdachte fiel ihm ein, dass der Mond letzte Woche abgenommen hatte. Er brach einen Ast von einem Baum als er vorbei kam.



Die Peitschende Weide schlug nicht weniger um sich als sonst. Snape kniete sich hin und sah den Stamm an. Als er den Knoten sah, streckte er den Stock aus und drückte hart dagegen, der Baum erstarrte, und Snape stieg in den Tunnel, ungeschickt, weil er seinen linken Arm nicht benutzen konnte.

Er rannte durch den feuchten, stickigen Tunnel, roch den Gestank des Werwolfs in der Luft und bemerkte die Krallenspuren an den Wänden. Sein Magen drehte sich um. Er rannte so schnell er es in dem dunklen, niedrigen Tunnel konnte, während der Schmerz immer stärker wurde.

Endlich konnte er die Heulende Hütte vor sich sehen. Ohne sich die Mühe zu machen aus dem Tunnel zu steigen, hob er den Zauberstab und sprach den Zauber, der ihn zu dem Ort tragen würde, an dem Voldemort auf ihn wartete.

Sobald er disapparierte verließ der Schmerz seinen Arm. Snape war nicht klar wie sehr er ihn beeinträchtigt hatte, bis er weg war. Er konnte wieder klar denken, und er musste sich nicht unter so starker Kontrolle halten um niemanden bemerken zu lassen, dass er Schmerzen hatte. Er tauchte in einem Keller wieder auf. Auch wenn seine Augen aus dem Tunnel an das düstere Licht aus seinem Zauberstab gewöhnt waren, konnte er in der scheinbar völligen Dunkelheit nichts sehen. Die Luft im Keller war kalt und feucht, und sie roch ebenso sehr wie die im Tunnel, wenn auch ohne den Geruch des Werwolfes.

"Du bist zu spät"

Snape konnte Voldemort im dunkeln nicht sehen, aber er hatte kein Problem, die leise, zischende Stimme zu erkennen.

"Entschuldigt, mein Lord. Es lagen Schutzzauber auf Hogwarts, die mir nicht erlaubten, aus dem Inneren des Geländes zu apparieren", sagte er in der Hoffnung, dass sein Tonfall unterwürfig genug war.

"Wirklich? Ich hoffe, junger Sklave, dass du genug erfahren hast, so dass ich dich behalten will."

Snape hörte den gefährlichen Klang in Voldemorts Stimme und erstarrte. Ein Strahl aus rotem Licht schoß durch das Zimmer und verfehlte Snapes Kopf nur um Zentimeter.

"Ja, mein Lord", sagte er mit wahrer Angst in der Stimme. Er fühlte das Mal an seinem Arm wieder brennen, und sofort apparierte er in die Mitte des Kreises. Voldemorts Augen glänzten in der Dunkelheit wie die eines Tieres, aber kein Tier hatte Augen die rot glühten. Snape hob seinen Kopf um ihnen zu begegnen. Er sah einen Blitz, als Voldemort einen Geheimnisspruch um den Ort legte, auf dem sie standen.

"Nun denn... was hast du erreicht, dass ich dich nicht für dein Zuspätkommen bestrafen sollte?", fragte Voldemort mit leiser Stimme die sehr gefährlich klang. Snape war froh, dass er eine gute Antwort hatte.

"Mein Lord, ich bin ein Mitglied der Vereinigung des alten Narren", sagte Snape leise und ohne Triumph. Er wurde von einem scharfen Atemzug von Voldemort belohnt, und die Augen des dunklen Lords blitzten auf.

"Ist das so?", zischte er, wobei er fast wie die Schlange klang, die auf dem Boden im Kreis kroch. "Ich bin zufrieden mit dir, Severus."

Snape fühlte wie sich seine Schultern ein winziges bisschen entspannten. "Danke, mein Lord."

Voldemort war eine Weile still, und dachte offensichtlich nach. Snape wartete, nervös von der Stille. Endlich fragte Voldemort: "Und was weißt du sonst noch?"

"Es gibt 19 Mitglieder, und ich kenne die Namen von vier anderen. Sirius Black, Remus Lupin, James Potter und Lily Spencer. Wir haben im Augenblick alle Probezeit." Als er sprach wurde Snape unangenehm an die Schwüre erinnert, die er geleistet hatte.

"Ich verstehe." Voldemort hielt inne. Als er wieder sprach war seine Stimme leicht und sachlich. "Du wirst gut Acht geben, dass du nicht erwischt wirst. Wenn doch, wird die Strafe, die dir der alte Narr gibt, gering sein, verglichen mit dem was geschehen wird, wenn ich dich finde, und sei sicher, dass ich das tun werde."

Snape nickte, erschrocken darüber, wie schnell Voldemorts Stimmung zwischen zufrieden und drohend schwankte. "Ja, mein Lord."

"Nun, da man dir vielleicht etwas mehr trauen kann, wünsche ich, dass du einen meiner anderen Todesser bei einem Auftrag begleitest, um etwas mehr darüber zu erfahren, wie wir operieren." Er war einen Augenblick lang still, dann gab es ein "plop" neben Snape. Er wandte sich um. Seine Augen waren jetzt besser an die Dunkelheit gewöhnt. Die Gestalt von Hippolyte Blackwood war unverkennbar. Snape sah sie genau an. Sie war wirklich sehr attraktiv. Aber Hippolyte sah Voldemort direkt an.

"Ich nehme an, dass alles für deinen Auftrag nächste Woche vorbereitet ist, Hippolyte?"

"Ja, mein Lord", sagte sie mit leiser aber sicher nicht unterwürfiger Stimme.

"Gut. Du wirst Severus mitnehmen wenn du gehst." Der rote Blick legte sich auf Snape. "Du wirst Hippolyte gehorchen als wäre sie ich. Ich erwarte einen guten Bericht darüber zu hören, wie du dich benommen hast, bevor ich dir eine schwerere Aufgabe anvertraue."

"Ja, mein Lord", sagte Snape automatisch. Er hatte sich daran gewöhnt, das immer zu sagen wenn Voldemort etwas sagte, und er musste sich nur daran zu erinnern, zu den Professoren in Hogwarts nicht dasselbe zu sagen.

"Hippolyte, gib ihm die nötigen Anweisungen."

"Natürlich." Sie nannte Voldemort nicht "mein Lord," aber ihre Augen begegneten denen des dunklen Lords einen Augenblick lang.

"Ihr seid entlassen."

Voldemort sah von ihnen weg und sie apparierten beide sofort zurück zum Rand des Kreises. Nun, nachdem seine Augen an das Licht gewöhnt waren, konnte Snape sehen, dass die anderen Todesser herum standen wie immer. Malfoy rückte, damit Hippolyte mit Snape sprechen konnte.

"Wir gehen am Samstag Abend", sagt sie. "Wir treffen uns im Roten Drachen in Hogsmeade, um dreiviertel neun. Zieh dich an als würdest du mich zum Abendessen ausführen." Ein Lächeln lauerte auf ihrem Gesicht, und sie strich sich eine Haarlocke zurück. "Angenommen, dass wir überleben wirst du gegen 4 Uhr am Sonntag morgen wieder in deinem Schlafsaal sein." Sie sah ihn abschätzend an. "Ich habe noch nie gehört, dass die Todesser einen kleinen Jungen aufnahmen. Du mußt etwas besonderes sein."

"Was werden wir tun?", fragte Snape. Er beschloß, ihren letzten Kommentar zu ignorieren.

Hippolyte lächelte jetzt. Ihre Lippen bewegten und teilten sich langsam. "Wir bringen jemanden um."



TO BE CONTINUED


Kapitel 1

Kapitel 3

 

Zurück